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«Hören Sie auf mich, Tracy«, sagte Jeff ernst.»Lassen Sie die Finger davon. Erstens kommen Sie nicht heil durch den Garten. In der Nacht wird immer ein höllisch scharfer Hund losgelassen.«

Tracy lauschte jetzt aufmerksam. Jeff schien tatsächlich etwas zu planen.

«Alle Fenster und Türen sind mit Alarmdrähten versehen. Die Alarmanlage ist direkt mit der Polizeiwache verbunden. Und selbst wenn Sie es schaffen würden, ins Haus zu gelangen — da drin ist ein wahres Spinnennetz von unsichtbaren Infrarotstrahlen.«

«Das weiß ich«, sagte Tracy ein wenigblasiert.

«Dann wissen Sie sicher auch, daß der Alarm nicht ausgelöst wird, wenn Sie in den Strahl treten, sondern wenn Sie aus dem Strahl treten. Die Infrarotsensoren spüren die Wärmeveränderung. An irgendeinem Punkt geht die

Alarmanlage unweigerlich los.«

Das hatte Tracy nicht gewußt. Wie hatte Jeff es erfahren?

«Warum erzählen Sie mir das alles?«

Jeff lächelte, und Tracy dachte, nie habe er attraktiver ausgesehen.»Ich will nicht, daß Sie geschnappt werden, Herzogin. Ich habe Sie gern um mich. Wir könnten wirklich gute Freunde werden, Tracy.«

«Da irren Sie sich«, widersprach Tracy. Sie sah, wie JeffsBegleiterin nahte.»Hier kommt Ihre Süße. Viel Vergnügen.«

Als Tracy ging, hörte sie Jeffs Partnerin sagen:»Ich habdir ein Glas Champagner mitgebracht, damit du die Tablette leichter runterkriegst, Süßer.«

Nach dem Souper — das aus mehreren Gängenbestand und äußerst üppig war — nahm der Graf de Matigny Tracybeiseite.»Sie sagten, daß Sie gern einenBlick auf meine Gemälde werfen würden. Wäre es Ihnen jetzt recht, Herzogin?«

«Mit dem größten Vergnügen«, antwortete Tracy.

DieBildersammlung des Grafen war ein regelrechtes Privatmuseum. Italienische und niederländische Meister, französische Impressionisten und Picassos in Hülle und Fülle. Die lange Galerie war eine Augenweide, ein Fest der Farben und Formen. Monets und Renoirs, Canalettos und Guardis, ein exquisiter Memling, ein Rubens und ein Tizian und fast eine ganze Wand voll Cezannes… Die Sammlung war von unschätzbarem Wert.

Tracybetrachtete dieBilder lange und genoß ihre Schönheit.»Ich hoffe, daß sie gut gesichert sind.«

Der Graf lächelte.»Dreimal haben Diebe versucht, an meine Kunstschätze heranzukommen. Der erste ist von meinem Hund getötet und der zweite zum Krüppel gebissen worden. Der dritte sitzt eine langjährige Gefängnisstrafe ab. Das Château ist eine uneinnehmbare Festung, Herzogin.«

«Freut mich zu hören, Graf.«

Von draußen kam plötzlich helles Licht.»Das Feuerwerkbeginnt«, sagte der Graf.»Ich glaube, es wird Ihnen gefallen. «Er nahm Tracys weiche Hand zwischen seine ledrigen, dürren Finger und führte sie aus der Galerie.»Ich fahre morgen früh nach Deauville. Ich habe dort eine Villa, direkt am Meer. Übers nächste Wochenende habe ich ein paar Freunde eingeladen. Wollen Sie auch kommen?«

«Im Prinzip sehr gern«, sagte Tracybedauernd,»aber mein Mann wird allmählich nervös. Erbesteht darauf, daß ich nachBrasilien zurückkehre.«

Das Feuerwerk dauerte fast eine Stunde, und Tracy nutzte den Umstand, daß die Gäste abgelenkt waren, um das Château auszukundschaften. Was Jeff gesagt hatte, stimmte genau: Die Chancen für einen erfolgreichen Einbruch waren fast gleich Null, doch eben das schien Tracy verlockend, ja unwiderstehlich. Sie wußte, daß sich im Schlafzimmer des Grafen Juwelen im Wert von zwei Millionen Dollar und ein halbes Dutzend Meisterwerke derbildenden Kunstbefanden, darunter eine Zeichnung von Leonardo da Vinci.

Das Château ist eine Schatzkammer, hatte Günther Hartog gesagt. Die Schutzvorkehrungen sind dementsprechend. Unternehmen Sie nichts, bevor Sie einen todsicheren Plan haben.

Nun, ich habe einen Plan, dachte Tracy. Ober todsicher ist oder nicht, wird sich morgen herausstellen.

Die folgende Nacht war kühl und wolkig, und die hohen Mauern um das Château wirktenbedrohlich. Tracy stand im Schatten. Sie trug einen schwarzen Overall, Schuhe mit Gummisohlen und Glacehandschuhe. Über der Schulter hatte sie eine Umhängetasche. Sie mußte einen Moment lang an die Mauern des Gefängnisses denken, und es lief ihr unwillkürlich ein Schauer über den Rücken.

Tracy hatte den Mietkombi am hinteren Ende des Schloßgartens geparkt. Von der anderen Seite der Mauer kam ein tiefes Knurren, das sich zum wütendenBellen steigerte, als der Hund in die Luft sprang und anzugreifen versuchte. Tracy stellte sich den muskelstarken, schweren Körper und die tödlichen Zähne des Dobermanns vor.

Leise rief sie jemandem im Kombi zu:»Jetzt!«

Ein schmächtiger Mann in mittleren Jahren, ebenfalls ganz in Schwarz, stieg aus dem Wagen. Er hielt ein Dobermannweibchen am Halsband fest. Die Hündin war läufig, und aus demBellen im Garten wurde plötzlich ein erregtes Gewinsel.

Tracy half mit, die Hündin auf das Wagendach zu heben, das annähernd so hoch war wie die Mauer.

«Eins, zwei, drei«, flüsterte Tracy.

Nun warfen diebeiden die Hündin über die Mauer. Ein kurzesBlaffen, dann Schnupperlaute. Dann hörte man die Hunde rennen. Und dann war alles still.

Tracy wandte sich ihrem Komplizen zu.»Gehen wir.«

Der Mann, der Jean Louis hieß, nickte. Tracy hatte ihn in Antibes gefunden. Er war ein Diebund hatte die meiste Zeit seines Lebens im Gefängnis verbracht. Eine Geistesleuchte war er nicht, aber er hatte eine Spezialbegabung für Schlösser, Alarmanlagen und Safes — also der richtige Mann für diesen Job.

Tracy trat vom Wagendach auf die Mauerkrone, rollte eine kleine Feuerleiter aus und hakte sie an der Mauerkante fest. Dann stieg sie mit Jean Louis nach unten. Château und Garten sahen völlig anders aus als am Abend zuvor. Gestern war alles hell erleuchtet und von lachenden Gästenbevölkert gewesen. Jetzt war alles dunkel und düster.

Jean Louis folgte Tracy über den Rasen und hielt dabei ängstlich nach den Hunden Ausschau.

Am Château rankte sich jahrhundertealter Efeu empor, der vom Parterrebis zum Dach reichte. Tracy hatte ihn am Vorabend unauffällig getestet. Und als sie nun einen Ast mit ihrem vollen Körpergewichtbelastete, hielt er sie. Siebegann zu klettern und warf einen flüchtigenBlick in den Garten. Von den Hunden keine Spur. Tracy schickte ein Stoßgebet zum Himmel. O daß sie nur lange miteinanderbeschäftigtblieben!

Als Tracy das Dach erreicht hatte, winkte sie Jean Louis und wartete, bis er neben ihr war. Sie knipste eine Taschenlampe an, undbeide sahen ein Oberlicht, das natürlich von innen verriegelt war. Tracybeobachtete, wie Jean Louis in seinen Rucksack langte und einen Glasschneider herauszog. Erbrauchte nicht einmal eine Minute, um die Scheibe säuberlich zu entfernen.

Tracy schaute nach unten und sah, daß der Weg in den Speicher durch ein Geflecht von Alarmdrähtenblockiert war.»Schaffst du das, Jean?«flüsterte sie.

«Kein Problem. «Er langte wieder in seinen Rucksack und zog eine dreißig Zentimeter lange Leitung mit Erdungsschellen anbeiden Enden heraus. Er stellte fest, wo der Alarmdraht anfing, isolierte ihn abund verband eine der Erdungsschellen mit dem Ende des Alarmdrahts. Dann holte er eine Kneifzange aus dem Rucksack und trennte den Draht durch. Tracy erstarrte. Sie rechnete damit, daß die Alarmanlage losging, aber esblieballes ruhig. Jean Louisblickte auf und grinste.»Fertig.«

Irrtum, dachte Tracy. Jetzt fängt's erst richtig an.

Über eine zweite Feuerleiter stiegen sie durch das Oberlicht in den Speicher hinunter. So weit, so gut. Sie waren im Château. Doch als Tracy daran dachte, was noch vor ihnen lag, bekam sie Herzklopfen.

Sie zog zwei Infrarotbrillen aus der Tasche und gabeine davon Jean Louis.

Tracy hatte einen Weg gefunden, den Dobermann abzulenken, aber der Infrarot‑Alarm war ein weitaus schwierigeres Problem. Wie Jeff gesagt hatte, befand sich im Haus ein wahres Spinnennetz von unsichtbaren Strahlen.