«O doch.«
«Auf unser Abenteuer. «Der Professor hobsein Glas.
Tracy tat es ihm nach und sagte:»Möge es sich als so lukrativ erweisen, wie ich's im Gefühl habe.«
Sie ließen die Gläser klingen. Tracy schaute in den Raum und erstarrte. An einem Tisch in der hintersten Ecke saß Jeff Stevens und beobachtete sie amüsiert. Neben ihm eine
attraktive, üppig mit Schmuckbehangene Dame.
Jeff nickte Tracy zu, und sie lächelte, weil sie sich daran erinnerte, wie sie ihn zum letzten Mal vor dem Château gesehen hatte, mit dem dummen Hund auf demBeifahrersitz. Da habe ich ihm eins ausgewischt, dachte sie glücklich.
«Wenn Sie mich jetztbitte entschuldigen würden«, sagte Zuckerman.»Ich habe eine Menge Dinge zu erledigen. Sie hören von mir. «Tracy streckte ihm huldreich die Hand entgegen, und er küßte sie und verschwand.
«Wie ich sehe, hat Ihr Freund Sie verlassen, und ichbegreife nicht, warum. Sie sehen alsBlondine doch einfach hinreißend aus.«
Tracyblickte auf. Jeff stand an ihrem Tisch. Er nahm in dem Sessel Platz, in dem Adolf Zuckerman gesessen hatte.
«Herzlichen Glückwunsch«, sagte Jeff.»Der Einbruchbeim Grafen war genial.«
«Aus Ihrem Mund ist das ein sehr, sehr hohes Lob, Jeff.«
«Siebringen mich um einen Haufen Geld, Tracy.«
«Oh, Sie werden sich daran gewöhnen.«
Er spielte mit dem Glas vor sich.»Was wollte Professor Zuckerman von Ihnen?«
«Sie kennen ihn?«
«Könnte man sagen, ja.«
«Er… äh… er wollte nur ein Schlückchen Champagner mit mir trinken.«
«Und Ihnen von seinem Schatzschiff erzählen?«
Tracy war plötzlich auf der Hut.»Woher wissen Sie das?«
Jeffblickte sie verwundert an.»Sie werden mir doch nicht etwa sagen wollen, daß Sie ihm die Story abgekauft haben? Das ist der älteste Schwindel der Welt.«
«In diesem Fall nicht.«
«Sie glauben ihm also?«
Tracy sagte steif:»Es steht mir zwar nicht frei, darüber zu reden, aber der Professor scheint zuverlässige Informationen zu haben.«
Jeff schüttelte ungläubig den Kopf.»Tracy, der will Sie leimen. Wieviel sollten Sie denn in den versunkenen Schatz investieren?«
«Das kann Ihnen völlig schnuppe sein«, erwiderte Tracy abweisend.»Es ist ganz allein meine Sache… und mein Geld.«
Jeff zuckte die Achseln.»Richtig. Aber sagen Sie späterbloß nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.«
«Es könnte nicht zufällig sein, daß Sie selbst an diesem Schatz interessiert sind?«
Jeffbreitete in gespielter Verzweiflung die Arme aus.»Warumbegegnen Sie mir immer mit solchem Mißtrauen?«
«Ganz einfach«, antwortete Tracy.»Weil ich allen Grund dazu habe. Was war das für eine Frau vorhin?«Sie hatte es kaum gesagt, da wünschte sie sich, die Frage wieder rückgängig machen zu können.
«Suzanne? Eine guteBekannte.«
«Natürlich reich.«
Jeff schmunzelte.»Um ehrlich zu sein… ich glaube tatsächlich, daß sie einbißchen Geld hat. Wenn Sie morgen mit uns zu Mittag essen wollen, der Koch auf ihrer Yacht im Hafenbereitet eine exzellente…«
«Nein, danke. Ich käme nicht im Traum darauf, Siebeim Essen zu stören. Was drehen Sie ihr denn an?«
«Das ist streng privat.«
«Glaube ich Ihnen aufs Wort. «Es klang schroffer, als Tracy vorgehabt hatte.
Siebetrachtete Jeff über den Rand ihres Sektglases hinweg. Er war wirklich verdammt attraktiv, hatte ebenmäßige, gutgeschnittene Gesichtszüge, schöne graue Augen mit langen Wimpern und das Herz einer Schlange. Einer sehr klugen Schlange.
«Haben Sie je daran gedacht, einenbürgerlichenBeruf zu ergreifen?«fragte Tracy.»Sie wären wahrscheinlich sehr erfolgreich.«
Jeffblickte schockiert drein.»Was? Und all das aufgeben? Ich glaube, Sie machen Witze.«
«Waren Sie immer schon ein Gauner?«
«Ein Gauner? Ichbin Unternehmer«, sagte Jeff rügend.
«Und wie sind Sie… äh… Unternehmer geworden?«
«Ichbin mit vierzehn von zu Hause durchgebrannt und zu einem reisenden Vergnügungspark gegangen.«
«Mit vierzehn?«Das war der ersteBlick, den Tracy hinter die Fassade des weltläufigen Charmeurs warf.
«Es hat mir gutgetan. Da habe ich erfahren, was freier Wettbewerbist. Als dann der herrliche Vietnamkrieg ausbrach, bin ich eingezogen worden und habe mich weiterbilden dürfen. Das Wichtigste, was ich dabei gelernt habe, war wohl, daß dieser Krieg die größte Gaunerei der Welt war. Im Vergleich dazu sind Ihre und meine Aktivitäten der reinste Dilettantismus. «Er wechselte unvermittelt das Thema.»Mögen Sie Pelota?«
«Wenn das eine Spezialität von Ihnen ist, die Sie anderen Leuten aufschwatzen wollen — nein danke.«
«Pelota ist einBallspiel, Tracy. Ich habe zwei Karten für morgen abend. Suzanne kann nicht. Wollen Sie mitkommen?«
Ehe sie sich's versah, hatte Tracy ja gesagt.
Sie aßen in einem kleinen Restaurant, tranken Wein, sprachen über Politik undBücher und Reisen, und Tracy stellte fest, daß Jeff erstaunlich viel wußte.
«Wenn man mit vierzehn auf sich selbst angewiesen ist«, sagte er,»begreift man ziemlich schnell. Erst merkst du, was dich selbst treibt, und dann, was die anderen treibt. Eine Gaunerei ist so was Ähnliches wie Jiu‑Jitsu. Beim Jiu‑Jitsu nutzt du die Kraft deines Gegners, um zu gewinnen. Undbei
einer Gaunerei nutzt du seine Gier. Den ersten Schritt unternimmst du selbst, und den Restbesorgt er für dich.«
Tracy lächelte. Sie fragte sich, obJeff auch nur ahnte, wie ähnlich sie einander waren. Es machte ihr Freude, mit ihm zusammenzusein. Aber sie war sicher, daß er nicht zögern würde, sie übers Ohr zu hauen, wenn sich die Gelegenheit dazubot. Vor diesem Mann mußte man sich hüten, und sie hatte die Absicht, das auch zu tun.
Der Pelota‑Platz lag ein wenig außerhalbvonBiarritz. Aufbeiden Seiten des Spielfeldsbefanden sich hohe grüneBetonwände. Als Tracy und Jeff eintrafen, brannte das Flutlicht, und die Zuschauerbänke waren gutbesetzt. Das Spielbegann.
Mitgliederbeider Mannschaften schmetterten denBall abwechselnd gegen dieBetonwand und fingen ihn, wenn er zurückprallte, mit ihren Cestas auf — langen, schmalen, am Arm festgebundenen Körben. Das Spiel war schnell und gefährlich.
Immer mehr Zuschauer kamen, es herrschte ein ziemliches Gedränge auf denBänken, und Tracy wurde gegen Jeff gedrückt. Falls er es überhaupt wahrnahm, so ließ er sich nichts davon anmerken.
Tempo und Wildheit des Spiels schienen sich von Minute zu Minute zu steigern. Die Zuschauer schrieen.
«Ist das so gefährlich, wie es aussieht?«fragte Tracy.
«O ja. DerBall saust mit 150 km/h durch die Gegend. Wenn er Sie am Kopf trifft, sind Sie tot. Aber es kommt selten vor, daß ein Spieler denBall verfehlt.«
Die Spieler waren Könner. Siebewegten sich flink, anmutig und mit perfekter Körperbeherrschung. Doch dann schmetterte plötzlich einer denBall im falschen Winkel gegen die Wand, und er sauste direkt auf dieBank zu, auf der Tracy und Jeff saßen. Die Zuschauer gingen in Deckung. Jeff zog Tracy hastig zuBoden und warf sich über sie. Sie hörten, wie der
Ball Millimeter über ihren Köpfen durch die Luft pfiff und gegen eine Seitenwand knallte. Tracy fühlte Jeffs Körper, und sein Gesicht war ihrem sehr nah.
Er hielt sie einen Moment in den Armen, dann stand er auf und half ihr auf dieBeine. Und nun waren siebeide mit einem Mal verlegen.
«Ich… ich glaube, das war genug Spannung für heute«, sagte Tracy.»Ich möchte jetztbitte ins Hotel zurück.«
Sie verabschiedeten sich in der Hotelhalle voneinander.
«Es war ein schöner Abend«, sagte Tracy zu Jeff. Sie meinte es ernst.
«Tracy, Sie lassen sich doch nicht auf ZuckermansBlödsinn mit diesem Schatzschiff ein, oder?«
«Doch.«
Jeffbetrachtete sie eine Weile.»Sie glauben immer noch, daß ich es auf das Gold abgesehen habe, ja?«