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Tracy schaute ihm in die Augen.»Und… stimmt's vielleicht nicht?«

Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich.»Na, dann viel Glück.«

«Gute Nacht, Jeff.«

Tracybeobachtete, wie er sich umdrehte und aus dem Hotel ging. Wahrscheinlich machte er sich jetzt auf den Weg zu Suzanne. Die arme Frau.

Der Concierge sagte:»Guten Abend, Baroneß. Hier ist eine Mitteilung für Sie.«

Die Mitteilung stammte von Professor Zuckerman.

Adolf Zuckerman hatte ein Problem. Ein sehr großes Problem. Er saß imBüro von Armand Grangier und hatte so entsetzliche Angst, daß er sich, wie er zu seinem Leidwesen feststellen mußte, in die Hose gepinkelt hatte. Grangier war derBesitzer eines illegalen, von reicher Kundschaftbesuchten Spielcasinos in einer eleganten Villa in der Rue Frias. Im

Gegensatz zu den vom Staat überwachten Spielbanken konnte hier unbegrenzt hoch gesetzt werden, und darum strömten die Roulette- und Kartenspielsüchtigen in die Rue Frias, um ungehemmt ihrer Leidenschaft zu frönen. Zu Grangiers Kundschaft gehörten arabische Prinzen, englische Adlige, fernöstliche Geschäftsleute und afrikanische Staatsoberhäupter. Spärlichbekleidete junge Damen schritten durch die Räume, umBestellungen für Champagner und Whisky entgegenzunehmen. Die Getränke kosteten nichts, denn Armand Grangier wußte, daß die Reichen es mehr als alle anderen Menschen zu schätzen wußten, wenn sie etwas umsonstbekamen. Grangier konnte es sich auch leisten, spendabel zu sein. Seine Roulettescheiben waren einbißchen manipuliert und seine Karten ein wenig gezinkt.

Im Casino wimmelte es meistens von schönen jungen Frauen inBegleitung älterer, vermögender Herren, und früher oder später fühlten sich die Frauen zu Grangier hingezogen. Er war ein Winzling von Mann mit vollkommenen Gesichtszügen, sanftenbraunen Augen und sinnlichem Mund. Er maß einszweiundsechzig, und diese Kombination — gutes Aussehen und zierliche Statur — wirkte auf die Frauen wie ein Magnet. Er zollte allen seine gut geheuchelteBewunderung.

«Ich finde Sie unwiderstehlich, cherie«, pflegte er zu sagen,»aber leiderbin ich gerade rasend in jemand anderen verliebt.«

Und das stimmte. Dieser Jemand wechselte zwar von Woche zu Woche, weil es inBiarritz einen endlosen Vorrat an schönen jungen Männern gab, aber Armand Grangier vergönnte jedem seinen kurzzeitigen Platz an der Sonne.

GrangiersBeziehungen zur Unterwelt und zur Polizei waren immerhin so gut, daß er sein Casino ungestörtbetreiben konnte. Er hatte ganz unten als kleiner Falschspieler angefangen, dann mit Drogen gehandelt, und nun gebot er über seine eigene Pfründe inBiarritz, und wer sich ihm entgegenstellte, fand zu spät heraus, wie gefährlich dieser Mann sein konnte.

Adolf Zuckerman wurde jetzt von Armand Grangier ins Kreuzverhör genommen.

«Erzähl mir mehr von dieserBaroneß, die du zu der Sache mit dem Schatzschiffbequatscht hast.«

An der Wut in Grangiers Stimme erkannte Zuckerman, daß etwas verkehrt gelaufen war, ganz furchtbar verkehrt.

Er schluckte und sagte:»Sie ist verwitwet, und ihr Mann hat ihr einen dickenBatzen Geld hinterlassen, und sie hat gesagt, daß sie hunderttausend Dollar investiert. Sobald wir das Geld haben, sagen wir natürlich, mit demBergungsschiff ist was passiert und wirbrauchen noch mal fünfzigtausend. Dann wieder hunderttausend und so weiter… du weißt schon, wie immer.«

Er sah den verächtlichen Ausdruck in Armand Grangiers Gesicht.»Was… was gibt's denn für Probleme, Chef?«

«Die Probleme«, sagte Grangier hart,»sind folgende: Ich habe eben einen Anruf von einem meiner Jungs in Parisbekommen. Er hat einen Paß für deineBaroneß gefälscht. Sie heißt in Wirklichkeit Tracy Whitney und ist Amerikanerin.«

Zuckermanbekam plötzlich einen trockenen Mund. Er leckte sich die Lippen.»Sie… sie war wirklich interessiert, Chef.«

«Ach was! Sie ist eine Superganovin! Du hast versucht, eine Schwindlerin zubeschwindeln!«

«Aber… aber warum hat sie dann ja gesagt? Warum hat sie mir keinen Korbgegeben?«

Armand Grangiers Stimme war eisig.»Ich weiß es nicht, Professor. Aber ich werde es herausfinden. Und wenn ich es herausgefunden habe, schicke ich die Dame zum Schwimmen in dieBucht. Mich hält niemand zum Narren. Jetzt lang dir mal das Telefon her, Professor. Sag ihr, ein Freund von dir hätte angeboten, die Hälfte des Gelds aufzubringen, und daß ich auf dem Weg zu ihrbin. Schaffst du das?«

Zuckerman antwortetebeflissen:»Sicher, Chef. Da mach dir nur gar keine Gedanken.«

«Ich mache mir aber Gedanken«, sagte Armand Grangier langsam.»Ich mache mir eine Menge Gedanken über dich, Professor.«

Armand Grangier konnte Rätsel nicht ausstehen. Das Lügenmärchen vom versunkenen Schatz tat seine Wirkung schon seit Hunderten von Jahren, doch darauf fielen nur leichtgläubige Kretins herein. Eine Superganovin schluckte eine solche Geschichte einfach nicht. Und das war das Rätsel, das Grangier zu schaffen machte. Er hatte die Absicht, es zu lösen, und wenn er es gelöst hatte, würde er die Frau anBruno Vicente weiterreichen. Vicente spielte gern einbißchen Katz und Maus mit seinen Opfern, bevor er sie erledigte.

Armand Grangier ließ sich von seinem Chauffeur zum Hotel du Palais fahren, stieg aus seiner Limousine, betrat die Hotelhalle und näherte sich JulesBergerac, einem weißhaarigenBasken, der hier schon seit seinem fünfzehnten Lebensjahr arbeitete.

«In welcher Suite logiert dieBaroneß Marguerite de Chantilly?«

Es war eine strikte Regel, daß der Concierge die Zimmernummer von Gästen nicht verriet, aber für Armand Grangier galten Regeln dieser Art nicht.

«Suite 312, Monsieur Grangier.«

«Merci.«

«Und Zimmer 311.«

Grangier hatte sichbereits zum Gehen gewandt. Nunblieber stehen.»Was?«

«DieBaroneß hat auch noch das Zimmer neben ihrer Suite.«

«Aha. Und wer ist da drin?«

«Niemand.«

«Niemand? Sind Sie sicher?«

«Ja, Monsieur. Es ist immer abgeschlossen. Nicht einmal die Zimmermädchen dürfen rein.«

Grangier runzelte verwirrt die Stirn.»Haben Sie einen Hauptschlüssel?«

«Natürlich. «Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, langte der Concierge unter den Empfangstisch, griff sich einen Hauptschlüssel und gabihn Armand Grangier. Julesbeobachtete, wie Armand Grangier zum Aufzug schritt. Einem Mann wie Grangier schlug man nichts ab.

Armand Grangier näherte sich der Suite derBaroneß. Die Tür war angelehnt. Er stieß sie ganz auf und trat ein. Der Salon war leer.»Hallo! Ist da jemand?«

Eine melodische Frauenstimme drang aus einem anderen Raum:»Ichbin imBad! Dauert nur noch eine Minute. Bitte, schenken Sie sich einen Drink ein.«

Grangier machte einen kleinen Streifzug durch die Suite und schlenderte ins Schlafzimmer. Wertvoller Schmuck war nachlässig auf einer Frisierkommode ausgebreitet.

«Ich komme sofort!«rief die Stimme aus demBad.

«Lassen Sie sich nur Zeit, Baroneß.«

Von wegenBaroneß, dachte Grangier erbittert. Egal, was für ein Spielchen du da treibst, cherie — es wird in die Hose gehen. Er spazierte zu der Tür, die zum angrenzenden Zimmer führte. Sie war abgesperrt. Grangier zog den Hauptschlüssel aus der Tasche, sperrte sie auf und trat ins Zimmer, das von einem eigenartigen, muffigen Geruch erfüllt war. Der Concierge hatte gesagt, es sei unbewohnt. Warumbrauchte die sogenannteBaroneß dann dieses Zimmer? GrangiersBlick wurde von etwas gefangengenommen, das hier seltsam fehl am Platz schien. Ein dickes, schwarzes Kabel schlängelte sich von einer Steckdose aus über denBoden und verschwand in einem Wandschrank. Die Tür war gerade so weit offen, daß das Kabel nicht eingeklemmt wurde. Neugierig ging Grangier zu dieser Tür und öffnete sie.

An einer Leine hingen an Wäscheklammern HundertdollarNoten zum Trocknen. Auf einem Schreibmaschinentisch darunter stand ein Gerät, das mit einem Tuch zugedeckt war. Grangier schlug das Tuch zurück. Eine kleine Druckerpresse mit einer noch druckfeuchten Hundertdollar‑Note. Neben der Presse einige Stapel Papier — genau das Format der amerikanischen Währung — und ein Papierschneider. Auf demBoden lagen mehrere nicht ganz regelmäßig zugeschnittene Scheine.