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Ich weiß, wie ich's mache!

Sie führte ein Gespräch von einer Telefonzelle in der Gran Via aus, und Daniel Cooper, der im Eingang eines Restaurants stand und siebeobachtete, hätte mit Freuden ein Jahresgehalt geopfert, wenn er dafür erfahren hätte, wen Tracy anrief. Er war sicher, daß es sich um ein Auslandsgespräch handelte. Erbemerkte ein limonengrünes Kleid an ihr, das er noch nicht kannte, und erbemerkte überdies, daß ihreBeine nackt waren. Damit die Männer sie angaffen können, dachte er. Hure.

Er war wütend.

In der Telefonzellebeendete Tracy gerade ihr Gespräch.»Er muß auf jeden Fall schnell sein, Günther. Er wirdbloß zwei Minuten Zeit haben. Und von denen hängt alles ab.«

AN: J. J. Reynolds Aktenzeichen: Y-72–830–412

VON: Daniel Cooper

BETRIFFT: Tracy Whitney

Meiner Meinung nach hält sich dieBetreffende in Madrid auf,

um ein Kapitalverbrechen zubegehen. Ihr Ziel ist höchstwahrscheinlich der Prado. Die spanische Polizei ist unkooperativ, aber ich werde dieBetreffende persönlich observieren und zu gegebener Zeit ihre Verhaftung in die Wege leiten.

Zwei Tage später saß Tracy um 9 Uhr morgens im Retiro, dem schönen Park in der Stadtmitte von Madrid, und fütterte die Tauben.

Cesar Porretta, ein älterer, grauhaariger, etwasbuckliger Mann kam des Weges, und als erbei derBank war, nahm er neben Tracy Platz, öffnete eine Tüte und warf den VögelnBrosamen zu.»Buenos dias, Senorita.«

«Buenos dias. Sehen Sie irgendwelche Probleme?«»Nein, Senorita. Ichbrauche nur die Zeit und das Datum.«»Habe ich noch nicht«, sagte Tracy.»Bald. «Er lächelte.»Die Polizei wird durchdrehen. So etwas hat noch nie jemand versucht.«

«Darum wird es auch klappen«, erwiderte Tracy.»Sie hören von mir. «Sie schnippte den Tauben einen letzten Krümel zu, stand auf und ging davon. Ihr Seidenkleidbauschte sich aufreizend um ihre Knie.

Während sich Tracy mit Cesar Porretta traf, durchsuchte Daniel Cooper ihre Suite. Er hatte von der Hotelhalle ausbeobachtet, wie sie das Ritz verließ und auf den Park zusteuerte. Sie hatte nichtsbeim Zimmerservicebestellt, und Cooper war zu dem Schluß gelangt, daß sie auswärts frühstücken wollte. Er hatte sich dreißig Minuten Zeit gegeben. In ihre Suite zu kommen, war einfach genug gewesen: Er mußte lediglich dem Hotelpersonal ausweichen und ihre Tür mit einem Nachschlüssel aufsperren. Er wußte auch, was er suchte: die Kopie eines Gemäldes. Es war ihm schleierhaft, wie Tracy die Kopie gegen das Original austauschen wollte, aber er war sicher, daß sie eben dies vorhatte.

Er durchsuchte die Suite schnell, leise und gründlich. Er ließ nichts aus. Das Schlafzimmer hober sich für zuletzt auf. Er schaute in den Kleiderschrank und dann in die Kommode. Er zog eine Schublade auf. Sie war voll von Höschen undBHs und Strumpfhosen. Er griff sich ein rosa Höschen, riebes an seiner Wange und stellte sich ihr süßes Fleisch vor. Ihr Duft war plötzlich überall. Er legte das Höschen wieder zurück und durchstöberte hastig die anderen Schubladen. Keine Spur von einem Gemälde.

Cooper ging insBad. Die Wanne war mit Tropfenbeperlt. Sie hatte also gebadet. Wasser, warm wie ein Mutterleib. Cooper konnte es sich gut vorstellen. Tracy lag nackt in der Wanne, und das Wasser umspielte ihreBrüste… Erbekam eine Erektion. Er nahm den feuchten Waschlappen vom Wannenrand und führte ihn an seine Lippen. Er streichelte sich und starrte dabei in den Spiegel, in seine flammenden Augen.

Ein paar Minuten später ging er so verstohlen, wie er gekommen war, undbegabsich auf dem kürzesten Weg zur nächsten Kirche.

Als Tracy am Morgen darauf das Ritz verließ, folgte Daniel Cooper ihr nach. Esbestand nun eine Intimität zwischen ihnen, die es vorher noch nicht gegeben hatte. Er wußte, wie sie roch, er hatte sie imBad gesehen, er harte ihren nackten Körper im warmen Wasserbeobachtet. Jetzt gehörte sie ihm ganz; sie war ihm zur Vernichtung anheimgegeben. Er schaute zu, wie sie die Gran Via entlangschritt und das Angebot in den Auslagen der Geschäfte prüfte, und er folgte ihr in ein großes Kaufhaus, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß er außer Sichtblieb. Sie redete mit einer Verkäuferin und ging anschließend auf die Damentoilette. Cooper stand frustriert in der Nähe der Tür. Das war der einzige Ort, an den er ihr nicht folgen konnte.

Wenn er's gekonnt hätte, hätte er gesehen, wie Tracy mit einer übergewichtigen Frau um die Fünfzig sprach.

«Morgen vormittag«, sagte Tracy, als sie vor dem Spiegel frischen Lippenstift auflegte.»Morgen vormittag um elf.«

Die Frau schüttelte den Kopf.»Nein, Senorita. Das wird ihm gar nicht passen. Einen schlechteren Tag könnten Sie sich kaum aussuchen. Morgen kommt der Großherzog von Luxemburg zu einem Staatsbesuch, und es steht in der Zeitung, daß er den Pradobesichtigt. Es wird im Museum von Sicherheitsbeamten und Polizisten wimmeln.«

«Je mehr, destobesser. Also morgen vormittag.«

Tracy ging aus der Tür, und die Fraublickte ihr kopfschüttelnd nach.

Der Großherzog sollte um Punkt elf im Prado eintreffen, und die Straßen in der Umgebung des Museums waren von der Guardia Civil abgesperrt worden. Weil sich dieBegrüßungszeremonie im Präsidentenpalast länger hinzog als geplant, traf der Konvoi jedoch erst kurz vor Mittag ein. Sirenen jaulten, Polizeimotorräder kamen in Sicht und eskortierten ein halbes Dutzend schwarzer Limousinen zur Freitreppe des Prado.

Am Haupteingang wartete der Direktor des Museums, Miguel Machada, nervös auf die Ankunft des Großherzogs.

Machada hatte am frühen Morgen eine gründliche Inspektion vorgenommen, um sicherzugehen, daß alles in Ordnung war, und die Wärter hatten Weisung erhalten, nochbesser aufzupassen als sonst. Der Direktor war stolz auf sein Museum, und er wollte einen guten Eindruck auf den Großherzog machen.

Es kann nie schaden, wenn man hochgestellte Freunde hat, dachte Machada. Wer weiß, vielleicht werde ich sogar zum Festbankett für den Großherzog im Präsidentenpalast eingeladen.

Miguel Machadas einziger Kummer war, daß er die Touristenhorden nicht aussperren konnte, die sich durch das Museum wälzten. Aber die Leibwächter des Großherzogs und die Sicherheitskräfte des Prado würden schon dafür sorgen, daß das Staatsoberhaupt von Luxemburg vor allen Fährnissen geschützt war.

DieBesichtigungbegann im Obergeschoß. Der Direktorbegrüßte den Großherzog überschwenglich und führte ihn, gefolgt vonbewaffneten Wärtern, durch die Rotunde in die Säle mit den spanischen Meistern des 16. Jahrhunderts.

Der Großherzog schritt langsam dahin und genoß das Augenfest, das sich vor ihm auftat. Er war ein Förderer der schönen Künste und liebte die unsterblichen Maler. Er selbst hatte kein Talent in dieser Richtung, und sobewunderte er denn selbst die Kopisten, die vor ihren Staffeleien standen und versuchten, eine Spur vom Genie der Meister auf ihre Leinwände zubannen.

Als die Gesellschaft die oberen Säle durchwandert hatte, sagte Miguel Machada stolz:»Und nun, wenn Eure Hoheit gestatten, werde ich Sie ins Untergeschoß zu unserer GoyaSammlung führen.«

Tracy hatte einen nervenzerfetzenden Vormittag verbracht. Als der Großherzog nicht, wie geplant, um Punkt elf im Prado eingetroffen war, war sie fast in Panik geraten. Sie hatte alle Vorkehrungen in die Wege geleitet und mit Sekundengenauigkeit aufeinander abgestimmt, doch damit es auch funktionierte, brauchte sie den Großherzog.

Sie ging von Saal zu Saal, mischte sich unter die Menge, bemühte sich, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Er kommt nicht, dachte sie schließlich. Ich muß das Ganze abblasen. Und in diesem Moment hatte sie draußen das Jaulen herannahender Sirenen gehört.

Daniel Cooper, der Tracy von einem Nebenraum ausbeobachtete, hörte die Sirenen ebenfalls. Seine Vernunft sagte