Выбрать главу

Henri Rendell dachte angestrengt nach.»Schlechte Presse — nein, das muß wirklich nicht sein. Erklären Sie doch Ihrer vorgesetztenBehörde, was passiert ist, und schaffen Sie sich den Lucas diskret vom Hals. Sie könnten ihn jabei Sotheby's oder Christie's zur Auktion geben.«

Machada schüttelte den Kopf.»Unmöglich. Dann würde die ganze Geschichte publik.«

Ein Leuchten trat in Rendells Gesicht.»Vielleicht haben wir Glück. Vielleicht weiß ich jemand, der den Lucas kauft. Er sammelt seine Fälschungen und ist ein sehr verschwiegener Mann.«

«Ich wäre dasBild gern los. Ich möchte es nie wiedersehen. Eine Fälschung unter meinen herrlichen Kunstschätzen. Am liebsten würde ich es verschenken«, sagte Machada verbittert.

«Das wird nicht nötig sein. Der Mann, von dem ich sprach, dürfte durchausbereit sein, etwas dafür zu zahlen — um die fünfzigtausend Dollar, nehme ich an. Soll ich ihn anrufen?«

«Das wäre sehr freundlich von Ihnen, Senor Rendell.«

Bei einer eilig einberufenen Konferenz der Museumsbehörde faßte man denBeschluß, es sei um jeden Preis zu verhindern, daß eines der Spitzenwerke des Prado als Fälschung entlarvt werde. Man kam überein, daß es das Klügste wäre, dasBild so unauffällig und schnell wie möglich abzustoßen. Die Männer in ihren dunklen Anzügen verließen schweigend den Raum. Keiner sprach auch nur ein Wort mit Machada, der wie einbegossener Pudel dastand.

Am Nachmittag wurde ein Handel abgeschlossen. Henri Rendell ging zurBank von Spanien und kehrte mit einembestätigten Scheck über fünfzigtausend Dollar zurück, worauf ihm der in ein Stück Leinwand gewickelte Lucas übergeben wurde.

«Die Museumsbehörde wäre außer sich, wenn dieser Zwischenfall publik würde«, sagte Machada verschämt,»aber ich habe meinen Vorgesetzten versichert, daß Ihr Mann verschwiegen ist.«

«Darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Rendell.

Er ging aus dem Museum, nahm ein Taxi, ließ sich in eine Wohngegend im Norden Madrids fahren, betrat ein Haus, trug die Leinwand eine Treppe hinauf und klopfte an eine Tür im dritten Stock. Sie wurde von Tracy geöffnet. Hinter ihr stand Cesar Porretta. Tracyblickte Rendell fragend an, und Rendell grinste.

«Sie konnten es kaum erwarten, dasBild loszuwerden!«frohlockte er.

Tracy umarmte ihn.»Kommen Sie rein.«

Porretta nahm dasBild und legte es auf einen Tisch.

«Und jetzt«, verkündete er,»werden Sie gleich ein Wunder erleben — einen wiederauferstandenen Goya.«

Er griff nach einer Flasche Methylalkohol und öffnete sie. Tracy und Rendellbeobachteten, wie Porretta einen Wattebausch mit dem Lösemittel tränkte und ihn vorsichtig gegen dieBuchstaben von Lucas Signatur drückte. Der Namenszug verblaßte allmählich. Darunter erschien der von Goya.

Rendellblickte die Signatur voll Ehrfurcht an.»Brillant!«

«Es war Miß Whitneys Idee«, sagte derBuckligebescheiden.»Sie hat mich gefragt, obes möglich wäre, die Originalsignatur mit einer falschen Signatur zu übermalen und über die wieder den echten Namen zu schreiben.«

«Und er hat den Dreh gefunden«, sagte Tracy lächelnd.

«Es war lächerlich einfach«, wehrte Porretta ab.»Hat nicht mal zwei Minuten gedauert. Erst habe ich die Originalsignatur mit einer Schicht feinster weißer Möbelpolitur abgedeckt, um sie zu schützen. Darüber habe ich Lucas Namen mit einer rasch trocknenden Acrylfarbe gemalt, und darüber Goyas Namen mit Ölfarbe und etwas Dammarfirnis. Als die obere Signatur entfernt wurde, tauchte Lucas Name auf. Wenn sie weiter gegangen wären, hätten sie entdeckt, daß darunter Goyas Originalsignatur versteckt war. Aber das haben sie natürlich nicht getan.«

Tracy überreichte den zwei Männern je einen dicken Umschlag und sagte:»Ich möchte Ihnen von Herzen danken.«

Henri Rendell zwinkerte ihr zu.»Wenn Sie mal wieder einen Kunstexpertenbrauchen — bitte, jederzeit.«

Porretta fragte:»Wie wollen Sie dasBild außer Landes schaffen?«

«Ich lasse es hier von einem Kurier abholen. Warten Sie auf ihn. «Sie schüttelte denbeiden Männern die Hand und verließ die Wohnung.

Auf dem Rückweg ins Ritz war Tracy in Jubelstimmung. Das war alles nur eine Frage der Psychologie, dachte sie. Sie hatte gleich gemerkt, daß es unmöglich sein würde, dasBild aus dem Prado zu stehlen, also mußte sie die Leute an der Nase herumführen und sie in eine Verfassungbringen, in der sie es loswerden wollten. Tracy stellte sich das dumme Gesicht vor, das Jeff Stevens machen würde, wenn er erfuhr, daß er den kürzeren gezogen hatte, und sie mußte schallend lachen.

Sie wartete in ihrer Suite auf den Kurier, und als er eintraf, rief sie Cesar Porretta an.

«Der Kurier ist jetzt da«, sagte Tracy.»Ich schicke ihn gleich zu Ihnen, damit er dasBild abholt. Sehen Siebitte zu, daß er…«

«Was?«schrie Porretta entgeistert.»Ihr Kurier hat dasBild doch schon vor einer halben Stunde abgeholt!«

31

PARIS

Mittwoch, 9. Juli, 12 Uhr

In einem Privatbüro in der Nähe der Rue Matignon sagte Günther Hartog:»Ich kann ja verstehen, Tracy, wie Ihnen wegen Madrid zumute ist, aber Jeff Stevens war nun mal vor Ihnen da.«

«Nein«, berichtigte Tracy erbost.»Ich war vor ihm da.«

«Aber er hat dasBild abgeliefert. Der Puerto istbereits auf dem Weg zu meinem Kunden.«

All die Planungen, all die Vorkehrungen — und Jeff Stevens hatte sie ausgetrickst. Er hatte die Hände in den Schoß gelegt und sie die Dreckarbeit machen und das ganze Risiko tragen lassen, und im letzten Moment hatte er sich dieBeute geschnappt und sich heimlich, still und leise verdrückt. Oh, was mußte er über sie gelacht haben! Ununterbrochen! Sie sind etwas ganzBesonderes, Tracy. Sie konnte das Gefühl der Demütigung nicht ertragen, das sie überfiel, wenn sie an den Flamenco‑Abend in derBodega dachte. Mein Gott, um ein Haar wäre ich mit dem Kerl auch noch insBett gegangen.

«Ich habe nie geglaubt, daß ich jemand umbringen kann«, sagte Tracy zu Günther,»aber Jeff Stevens würde ich mit dem größten Vergnügen abstechen wie ein Schwein.«

Günther antwortete milde:»Ach, du meine Güte. Hoffentlich nicht in diesemBüro. Er kommt nämlich gleich hierher.«

«Was?«Tracy sprang auf.

«Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß ich etwas für Sie habe. Aber Sie werden einen Partnerbrauchen. Und meiner Meinung nach ist Jeff Stevens der einzige, der…«

«Lieber sterbe ich!«fauchte Tracy.»Jeff Stevens ist ein hundsgemeiner…«

«Ach, Sie reden von mir?«Jeff stand in der Tür und strahlte.»Tracy, Sie sehen noch phantastischer aus als sonst. Günther, mein teurer Freund, wie geht es Ihnen?«

Diebeiden Männer schüttelten sich die Hand. Tracy stand daneben, von kaltem Zorn erfüllt.

Jeff schaute sie an und seufzte.»Sie sind wahrscheinlich etwas sauer auf mich.«

«Etwas! Ich…«Ihr fehlten die Worte.

«Tracy — also, wenn ich das mal sagen darf… Ich finde, daß Ihr Plan glänzend war. Ehrlich. Einfach glänzend. Sie haben nur einen kleinen Fehler gemacht. Trauen Sie nie einem Schweizer, dem der rechte Zeigefinger fehlt.«

Tracy holte tief Luft undbemühte sich, nicht zu explodieren. Sie wandte sich Günther zu.»Ich rede später mit Ihnen, Günther.«

«Tracy…«

«Nein. Was es auch ist, ich will nichts damit zu tun haben. Nicht, wenn er mitmacht.«

Günther sagte:»Wollen Sie es sich nicht wenigstens anhören?«

«Es hat keinen Sinn. Ich…«

«In drei Tagen schickt DeBeers ein Päckchen Diamanten im Wert von vier Millionen Dollar mit einem Transportflugzeug der Air France von Paris nach Amsterdam. Ich habe einen Kunden, der diese Steine unbedingt erwerben möchte.«