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«Der ist plemplem!«hatte Ramiro gezetert.»Ich habe Arbeitskräfte und Zeit und Geld für die Überwachung dieser Tracy Whitney vergeudet. Er hat steif und festbehauptet, sie wollte was aus dem Prado stehlen, und sie hat sich als harmlose Touristin entpuppt — ich habe es ja von Anfang an gesagt!«

Das Gespräch hatte Inspektor Trignant zu dem Glauben gebracht, daß sich Daniel Cooper in Tracy Whitney getäuscht hatte. Es lag nicht der kleinsteBeweis gegen sie vor. Daß sie sich zu der Zeit, zu derbestimmte Straftaten inbestimmten Städten verübt worden waren, in diesen Städten aufgehalten hatte, war keinBeweis.

Und so hatte der Inspektor, als Daniel Cooper ihn aufgesucht und gesagt hatte:»Tracy Whitney ist in Paris und muß rund um die Uhr überwacht werden«, recht kühl erwidert:»Wenn Sie mir keinenBeweis dafür liefern, daß diese Frau einbestimmtes Verbrechenbegehen will, kann ich leider nichts machen.«

Cooper hatte ihn mit seinen flammendenbraunen Augen gemustert und gesagt:»Sie sind ein Schwachkopf. «Worauf ihm der Inspektor die Tür gewiesen hatte.

Und nun hatte Cooper wiederbegonnen, Tracy auf eigene Faust zu observieren. Er folgte ihr, wohin sie auch ging: in Geschäfte und Restaurants, durch die Straßen von Paris. Er schlief kaum, er aß kaum. Daniel Cooper konnte es nicht dulden, daß Tracy Whitney ihnbesiegte. Sein Auftrag war erstbeendet, wenn sie hinter Schloß und Riegel saß.

Tracy lag an diesem Abend imBett und überdachte den Plan für den nächsten Tag. Sie wünschte sich, es wäre ihrbesser gegangen. Sie hatte Aspirin genommen, aber ihre Kopfschmerzen wurden dadurch nicht gelindert. Es schien unerträglich heiß im Zimmer. Sie schwitzte. Morgen ist es vorbei. Die Schweiz. Da gehe ich hin. In die kühlenBerge der Schweiz.

Sie stellte den Wecker auf 5 Uhr, und als er klingelte, war sie in ihrer Zelle im Southern Louisiana Penitentiary for Women und Old Iron Pants schrie:»Aufstehen!«, und der Korridor hallte vom Schrillen der Glocke wider. Tracy erwachte mitBeklemmungsgefühlen. Das Licht tat ihr in den Augen weh. Sie mußte sich zum Aufstehen zwingen, schleppte sich insBad, blickte in den Spiegel. Ihr Gesicht war fleckig und etwas gerötet. Ich darf nicht krank werden, dachte Tracy. Heute nicht. Es gibt soviel zu tun.

Sie versuchte, das Pochen in ihrem Kopf zu ignorieren, und zog sich langsam an: einen schwarzen Overall mit tiefen Taschen, Schuhe mit Gummisohlen und eineBaskenmütze. Ihr Herz schlug unregelmäßig, aber sie wußte nicht, obdas an der Aufregung lag oder an der Krankheit, die sie ausbrütete. Sie fühlte sich elend. Der Hals tat ihr weh. Auf dem Tisch lag das Tuch, das Jeff ihr geschenkt hatte. Sie griff danach undband es sich um.

Der Haupteingang zum Hotel Plaza Atheneebefindet sich in

der Avenue Montaigne, der Lieferanteneingang — gleich um die Ecke — geht nach der Rue duBoccador. Ein schmaler Korridor mit Mülltonnen führt zur Straße. Daniel Cooper, der in der Nähe des Haupteingangs auf Wacht stand, sah nicht, wie Tracy durch den Lieferanteneingang verschwand, aber er spürte unerklärlicherweise, daß sie fort war, und zwar im Moment, in dem es geschah. Er eilte auf die Avenue hinaus undblickte in alle Richtungen. Tracy war nirgendwo zu sehen.

Der graue Renault, der Tracy am Lieferanteneingang abgeholt hatte, steuerte auf die Place de l'Etoile zu. Es herrschte wenig Verkehr zu dieser Stunde, und der Fahrer, ein pickeliger junger Mann, sauste in eine der zwölf Avenuen, die sternförmig von diesem Platz ausgehen. Ich wollte, er würde nicht so rasen, dachte Tracy. Ihr wurde schlechtbei diesem Tempo.

Dreißig Minuten später kam der Wagen mit einer wüsten Vollbremsung vor einem Lagerhaus zum Stehen. Auf dem Schild über der Tür standBRUCERE & CIE. Tracy erinnerte sich, daß Ramon VaubansBruder hier arbeitete.

Der junge Mann machte die Tür des Renault auf und sagte:»Vite!«

Als Tracy aus dem Wagen stieg, erschien ein Mann in mittleren Jahren mit dauergewelltemblonden Haar.»Folgen Sie mir, Mademoiselle«, sagte er.

Tracy stolperte ihm ins Lagerhaus nach, an dessen Ende ein halbes Dutzend Container, gefüllt und verplombt, auf den Abtransport zum Flughafen wartete. Daneben eine Kiste mit Segeltuchplane, in der noch etwas Platz war.

«Da rein. Schnell! Wir haben keine Zeit.«

Tracy war weich in den Knien. Sie schaute die Kiste an und dachte: In die kann ich nicht rein. Da sterbe ich.

Der Mannblickte sie fragend an.»Ist Ihnen nicht wohl?«

Jetzt war der rechte Moment auszusteigen.»Doch, doch, alles in Ordnung«, murmelte Tracy. Es warbald vorbei. In ein paar Stunden würde sie auf dem Weg in die Schweiz sein.

«Gut. Hier, nehmen Sie das. «Der Mann gabihr ein Klappmesser, ein zusammengerolltes, dickes Seil, eine Taschenlampe und ein kleinesblaues, mit rotemBand umwickeltes Kästchen.»Das ist das Duplikat des Diamantenpäckchens«, sagte er.

Tracy holte tief Luft, trat in den Container und setzte sich. Sekunden später fiel die große, schwere Plane über die Öffnung. Tracy hörte, wie sie festgezurrt wurde.

Sie konnte die Stimme des Mannes kaum mehr verstehen.»Von jetzt an kein Wort, keineBewegung und keine Zigarette.«

«Ichbin Nichtraucherin«, wollte Tracy erwidern, aber sie hatte nicht die Kraft dazu.

«Bonne chance. Ich habe ein paar Löcher in die Wände der Kiste gebohrt, damit Sie atmen können. Vergessen Sie nicht zu atmen. «Der Mann lachte über seinen Scherz. Seine Schritte entfernten sich. Tracy war allein im Dunkeln.

Es war eng in der Kiste, verdammt eng. Eine Garnitur Eßzimmerstühle und ein Tisch nahmen fast den ganzen Raum ein. Tracy hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen. Ihre Haut glühte, und das Atmen fiel ihr schwer. Ich habe mir irgendwas geholt, dachte sie, aber das muß warten. Ich habe zu arbeiten. Ich muß mich auf andere Dinge konzentrieren.

Sie konzentrierte sich auf Günthers Stimme: Siebrauchen sich überhaupt keine Sorgen zu machen, Tracy. Wenn die Fracht in Amsterdam ausgeladen wird, bringt ein Lastwagen Ihren Container zu einem Lagerhaus in der Nähe des Flughafens. Jeff wird dort auf Sie warten. Geben Sie ihm die Diamanten und kehren Sie zum Flughafen zurück. Am Swissair‑Schalter liegt ein Ticket nach Genf für Siebereit. Verlassen Sie Amsterdam so schnell wie möglich. Wenn die Polizei von dem Rauberfährt, riegelt sie die ganze Stadt ab. Es kann nichts schiefgehen, aber für den Fall eines Falles haben Sie hier die Adresse und den Schlüssel eines sicheren Hauses in Amsterdam. Es ist unbewohnt.

Tracy mußte gedöst haben, denn sie schreckte hoch, als der Container vomBoden gehoben wurde. Eine schwingendeBewegung, und Tracy stützte sich an den Seitenwänden ab. Der Container kam auf etwas Hartem zum Stehen. Eine Tür knallte, ein Motor röhrte, und einen Augenblick später fuhr der Lastwagen los.

Es ging zum Flughafen.

Der Plan war auf die Sekunde genau ausgeklügelt. Der Container mit Tracy sollte ein paar Minuten vor Eintreffen des De‑Beers‑Containers auf der Laderampe stehen. Der Lastwagenfahrer hatte Weisung, eine Richtgeschwindigkeit von 70 km/h zu halten.

An diesem Morgen schien der Verkehr auf der Straße zum Flughafen dichter als sonst, aber dasbereitete dem Fahrer kein Kopfzerbrechen. Der Container würde rechtzeitig anBord sein, und erbekam dafür fünfzigtausend Francs, genug für eine schöne Urlaubsreise mit seiner Frau und seinenbeiden Kindern.

Er schaute auf die Uhr am Armaturenbrett und lächelte in sich hinein. Kein Problem. Der Flughafen war knapp fünf Kilometer entfernt, und er hatte noch zehn Minuten Zeit.

Genau nach Plan erreichte er die Abzweigung, die zur gewaltigen Lagerhalle des Flughafens führte. Als er auf das eingezäunte Gelände zuhielt, gabes plötzlich einen lauten Knall. Das Lenkrad schlug aus, und ein Zittern durchlief den Lastwagen.

Scheiße! dachte der Fahrer. Eine Reifenpanne. Ausgerechnet jetzt.

Das riesige Transportflugzeug der Air France, eineBoeing 747, stand an der Laderampe. Die Fracht warbeinah komplett anBord. Ramon Vauban schaute zum x‑ten Mal auf seine