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John Norman

Kampfsklave auf Gor

1

»Könnte ich mal allein mit Ihnen sprechen, Jason?« fragte sie.

»Selbstverständlich, Beverly«, gab ich zurück.

Wir saßen an einem kleinen Tisch in einer Ecknische. Das Restaurant befindet sich an der 128. Straße. Auf dem Tisch brannte eine kleine Kerze. Das Tischtuch war weiß, das Besteck schimmerte angenehm im Kerzenschein.

Sie wirkte ziemlich zerstreut.

Nie zuvor hatte ich sie so erlebt. Normalerweise gab sie sich intellektuell, zurückhaltend, gefaßt, abweisend.

Jetzt sah sie mich an.

Wir waren eigentlich nicht befreundet, eher nur miteinander bekannt. Ich wußte nicht, warum sie um die Zusammenkunft gebeten hatte.

»Nett, daß Sie gekommen sind«, sagte sie.

»Gern geschehen.«

Beverly Henderson war zweiundzwanzig Jahre alt und studierte an einer der größten Universitäten im Stadtbereich New York englische Literatur. Ich war an derselben Universität eingeschrieben, allerdings bereitete ich meine Doktorarbeit in Klassik vor, wobei griechische Historiker meine Spezialität waren. Beverly war ein nicht sehr großes Mädchen mit hübschen Brüsten, schmalen Fußgelenken und reizenden Kurven. Darin paßte sie recht wenig zu den großen formenlosen Frauen, die an ihrer Fakultät den Ton angaben. Allerdings gab sie sich große Mühe, dem allgemeinen Standard zu entsprechen. So hatte sie zwar das strenge Äußere ihrer Lehrer angenommen, ohne allerdings wirklich von ihnen akzeptiert zu werden. Dazu paßte sie zu wenig zu ihnen. Sie hatte sehr dunkles, beinahe schwarzes Haar, das zu einem engen Knoten zusammengebunden war. Ihre Haut zeigte sich hell, ihre Augen dunkelbraun. Ich heiße Jason Marshall. Ich habe braunes Haar und braune Augen, eine helle Haut, bin gut ein Meter achtzig groß und wiege etwa hundertundsiebzig Pfund. Zur Zeit des Treffens war ich fünfundzwanzig Jahre alt.

Ich versuchte zwar, ruhig zu erscheinen, doch schlug mein Herz auf das heftigste. Ahnte sie etwas von den Gefühlen, die in mir erblüht waren, seit ich sie vor einigen Monaten zum erstenmal gesehen hatte? Für mich war sie eine der aufregendsten Frauen, die ich je gesehen hatte. Es fällt schwer, solche Dinge zu erklären. Nicht daß sie ausgesprochen attraktiv war. Vielmehr hatte es wohl eher mit den in ihr schlummernden Kräften zu tun, die ich nicht gänzlich zu ergründen vermochte. Oft schon hatte ich davon geträumt, ihren nackten Körper in den Armen zu halten. Es kostete mich Mühe, mir solche Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. Natürlich hatte ich sie mehrfach gebeten, mich ins Theater oder in ein Restaurant zu begleiten, aber sie hatte stets abgelehnt. Doch solche Enttäuschungen bereitete sie anscheinend nicht nur mir. Offenbar gelang es auch keinem anderen, die Gunst der reizenden Miß Henderson zu erringen. Soweit ich es beurteilen konnte, ging sie nur selten aus. Einoder zweimal hatte ich sie in männlicher Begleitung gesehen – Erscheinungen, die wenig aufregend und gänzlich harmlos wirkten. Ihre Ansichten entsprachen vermutlich der erwarteten Norm. Von ihnen hatte sie wenig zu fürchten – außer vielleicht Langeweile. Heute abend aber hatte sie mich überraschend angerufen und vorgeschlagen, sie hier im Restaurant zu treffen. Ohne weitere Erklärung. Sie wolle mit mir reden. Verwirrt hatte ich die U-Bahn genommen und gedachte sie später mit dem Taxi nach Hause zu bringen.

Sie hatte mich allein sprechen wollen. Ich legte die Hand auf die ihre.

»Nicht«, sagte sie. »Ich mag das nicht. Versuchen Sie mir nicht männlich zu kommen. Ich mag die Männer nicht. Und ich gefalle mir nicht einmal selbst.«

»Dann verstehe ich nicht, was dieses Gespräch soll.« Ich machte Anstalten aufzustehen.

»Nein«, sagte sie. »Gehen Sie nicht. Ich muß dringend mit Ihnen sprechen, Jason.«

Ich setzte mich. Wir kannten uns kaum, dennoch war ich irgendwie besänftigt. Und neugierig. Sie war hübsch.

»Warum wollen Sie mich sprechen?« fragte ich. »Bisher haben Sie mich doch kaum gegrüßt.«

»Es gibt Gründe.«

»Sie haben nicht einmal mit mir gesprochen.«

»Ich hatte Angst vor Ihnen, Jason.«

»Inwiefern?«

»Sie haben so etwas an sich«, gab sie zurück. »Ich weiß eigentlich nicht, was es ist. Eine Art Ausstrahlung, eine Männlichkeit.« Sie hob hastig den Blick. »Verstehen Sie das richtig, ich finde so etwas abstoßend.«

»Schon gut.«

»Aber ich fühle mich weiblich dabei, irgendwie schwach. Ich möchte aber nicht weiblich sein, nicht schwach.«

»Tut mir leid, wenn ich vielleicht etwas gesagt oder getan habe, das Sie beunruhigt.«

»Das war es nicht. Es ging eher um etwas, das nur zu ahnen war. Daß Sie nämlich anders sind als die anderen.«

»Inwiefern?«

»Na, eben ein Mann.«

»Das ist doch Unsinn!« erwiderte ich. »Sie müssen Hunderte von Männern kennen.«

»Keine wie Sie.«

»Wovor hatten Sie Angst?« wollte ich wissen. »Daß ich Ihnen befehlen würde, in die Küche zu gehen und zu kochen?«

»Nein«, erwiderte sie lächelnd.

»Oder daß ich Sie ins Schlafzimmer schicken würde, sich auszuziehen?«

»Bitte, Jason«, sagte sie und senkte errötend den Blick.

»Entschuldigen Sie«, sagte ich. Innerlich aber mußte ich lächeln. Es war sicher recht angenehm, der niedlichen Miß Henderson zu befehlen, das Schlafzimmer meiner kleinen Studentenwohnung zu betreten und sich dort ihrer Kleidung zu entledigen.

»Es gibt verschiedene Gründe, warum ich mit Ihnen sprechen wollte«, sagte sie.

»Ich höre.«

»Sie müssen wissen, ich mag Sie nicht.«

»Na schön.«

»Und wir Frauen haben vor Männern Ihres Schlages keine Angst mehr.«

»Gut.«

Aber sie sprach nicht weiter, sondern senkte den Kopf.

Heute abend trug sie Sachen, die ich an ihr noch nie gesehen hatte. Normalerweise hielt sie sich an die Uniform, die in ihren intellektuellen Studentenkreisen stillschweigend vorgeschrieben war – Hosen verschiedener Art, Blusen und Jacken, manchmal sogar Krawatten. Solche Imitation männlicher Kleidung wird interessanterweise oft gerade von solchen Individuen getragen, die am lautesten darauf bestehen, daß sie Frauen sind. Natürlich ist es möglich, daß diese Personen die am allerwenigsten weiblichen sind. Aber solche Erörterungen überläßt man am besten den Psychologen.

»Sie sehen heute abend sehr hübsch aus«, bemerkte ich.

Beverly trug ein schulterfreies weißes Satinkleid und dazu eine kleine silberbestickte Handtasche. Handgelenke und Hals lagen frei. Sie hatte hübsch geformte Arme und zarte, schmale Hände. An den Füßen trug sie goldene Pumps mit schmalen goldenen Riemchen.

»Vielen Dank«, bemerkte sie.

Ich musterte sie. Sie hatte aufregende Schultern. Ihre Brüste waren bestimmt sehr weiß.

»Das ist an Ihrer Fakultät aber bestimmt nicht der übliche Aufzug«, fuhr ich fort.

»Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, erwiderte sie niedergeschlagen und schüttelte den Kopf. »Ich mußte mit jemandem sprechen.«

»Warum aber mit mir?«

»Dafür gibt es Gründe. Zum Beispiel sind Sie anders als die anderen. Was die anderen sagen und denken, weiß ich. Ich aber brauche jemanden, der in seinem Denken auf eigenen Beinen steht, der objektiv sein kann. In unserem kurzen Gespräch ist mir bereits klar geworden, daß Sie nicht in Worten denken, sondern in greifbaren, realitätsbezogenen Begriffen.«

»Es gibt viele tausend Menschen, die in realistischen Kategorien denken – fest verwurzelt mit der Welt, ihrer Natur und ihren Versprechungen«, sagte ich. »Sie verabscheuen Schlagworte und Sprüche jeder Art. Und wer die Welt beherrscht, kann gar nicht anders denken. Er mag zwar leere Worte verwenden, um die Massen zu lenken, doch innerlich kann er sich nicht dermaßen einengen lassen, sonst wäre er gar nicht erst in seine Machtposition aufgestiegen.«

»Ich bin den Umgang mit Menschen gewöhnt, die nur in Schlagworten denken«, sagte sie.

»Die akademische Welt ist oft Refugium und Tummelplatz für Leute, die nicht anders können. In den Kreisen gelten nicht dieselben Erfolgs- und Versagenskriterien wie beim praktischen Denken. Macht der Flugzeugkonstrukteur einen Fehler, stürzt die Maschine ab. Veröffentlicht der Historiker aber ein dummes Buch, wird er womöglich in den Himmel gehoben.«