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»Möglich.«

Ich musterte sie.

»Ich wußte ja gleich, daß Sie mich für verrückt halten würden!«

»Erzählen Sie«, forderte ich.

»Vielleicht war es dumm von mir, aber ich machte kein Geheimnis aus meinen Nachforschungen in dieser Angelegenheit«, begann sie. »Auf die eine oder andere Weise müssen Dutzende von Leuten von meinem Interesse erfahren haben. Damit erklärt sich auch der Anruf, den ich erhielt«, sagte sie. »Es war eine Männerstimme. Sie forderte mich auf, eine bestimmte Anschrift aufzusuchen, wenn ich mich für goreanische Dinge interessiere. Ich habe die Anschrift hier.« Sie öffnete die Tasche und zeigte mir eine Adresse an der 55. Straße Ost.

»Haben Sie die Anschrift aufgesucht?« fragte ich.

»Ja.«

»Das war dumm von Ihnen. Was geschah?«

»Ich klopfte an die Wohnungstür.«

»Die Wohnung lag im fünften Stock«, bemerkte ich nach einem Blick auf die Nummer.

»Ja«, bestätigte sie. »Man hieß mich eintreten. Es war eine hübsch eingerichtete Wohnung. Auf einem Sofa hinter einem Couchtisch saß ein großer Mann. ›Treten Sie ein‹, sagte er. ›Seien Sie unbesorgt. Sie sind im Augenblick nicht in Gefahr.‹«

»›Im Augenblick?‹« fragte ich.

»Genau so hat er sich ausgedrückt.«

»Hatten Sie Angst?«

»Ja.«

»Was geschah dann?«

»Er sagte: ›Treten Sie näher. Stellen Sie sich hier vor den Tisch.‹ Ich gehorchte. ›Du bist wirklich hübsch‹, fuhr er fort. ›Vielleicht kann man etwas mit dir anfangen.‹«

»Was meinte er damit?« wollte ich wissen.

»Keine Ahnung«, erwiderte sie. »Ich wollte ihm meinen Namen sagen, aber er hob die Hand und sagte, er wisse, wie ich heiße. Verängstigt musterte ich ihn. Auf dem Couchtisch standen eine Weinkaraffe und ein schwerer, verzierter Metallkelch, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Irgendwie primitiv und barbarisch. ›Ich glaube zu wissen‹, sagte ich, ›daß Sie mir Informationen über Gor geben können.‹ ›Knie nieder, meine Liebe‹, erwiderte er.«

»Und was taten Sie?« fragte ich.

»Ich kniete nieder«, entgegnete sie und errötete. Plötzlich beneidete ich den Mann auf das heftigste um seine Macht über die wunderschöne Miß Henderson.

»Dann fuhr er fort: ›Gieß Wein in den Kelch, genau bis zum zweiten Ring.‹ An der Außenseite befanden sich fünf Ringe. Ich goß den Wein ein und stellte den Kelch auf den Tisch.«

»Warum taten Sie das alles?« fragte ich.

»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie zornig. »Nie zuvor war mir ein Mann wie er begegnet. Eine besondere Stärke schien von ihm auszugehen, wie ich sie zuvor bei keinem anderen gespürt hatte. Es ist schwer zu erklären. Ich hatte aber das Gefühl, daß ich ihm gehorchen müßte, daß daran kein Weg vorbeiführte.«

»Interessant«, bemerkte ich.

»Als er ausgetrunken hatte«, berichtete sie weiter, »stellte er den Kelch auf den Tisch und sagte: ›Dir fehlt es noch an Ausbildung, aber du bist hübsch und kannst vielleicht noch lernen. Du darfst aufstehen und gehen.‹«

»Und?«

»Na, ich gehorchte wieder. Dann sagte ich: ›Ich bin Beverly Henderson.‹ Vermutlich wollte ich damit meine Identität bestätigen. ›Dein Name ist mir bekannt‹, sagte er. ›Gefällt dir dein Name?‹ ›Ja‹, antwortete ich. ›Dann erfreue dich des Namens, solange du noch kannst‹, sagte er. ›Vielleicht besitzt du ihn nicht mehr lange.‹«

»Wie war denn das gemeint?« fragte ich.

»Keine Ahnung. Ich stellte ihm diese Frage. Aber er wiederholte nur, daß ich gehen könne. ›Was können Sie mir von Gor erzählen?‹ fragte ich zornig. ›In den letzten Minuten hast du doch bestimmt schon einiges über Gor gelernt‹, antwortete er. ›Ich verstehe nicht, wie Sie das meinen‹, erwiderte ich. ›Schade, daß du so dumm bist, sonst könnte man mit dir einen höheren Preis erzielen.‹ ›Preis!‹ rief ich. ›Ja, Preis‹, erwiderte er lächelnd. ›Du weißt doch sicher, daß es Männer gibt, die für deine Schönheit bezahlen werden.‹«

»Und weiter?«

»Ich war sehr aufgebracht«, fuhr Beverly fort. »›Noch nie bin ich so beleidigt worden!‹ rief ich. ›Ich hasse Sie!‹ Aber er lächelte nur. ›Bei einer freien Frau spielt es keine Rolle, wenn sie sich widerborstig und starrsinnig anstellt‹, sagte er. ›Genieße das, solange es noch geht. Später wird es dir nicht mehr gestattet sein.‹ Er grinste mich an. ›Bei richtigem Training und entsprechender Ernährung und Bewegung wirst du ein lohnendes Objekt sein. Du kannst jetzt gehen.‹ Weinend eilte ich davon.«

»Und wann geschah das alles?«

»Vorgestern. Was mag das wohl bedeuten?«

»Ich halte es für einen schlimmen Scherz.«

»Aber warum sollte sich jemand solche Mühe damit machen? Glauben Sie, ich habe etwas zu fürchten?« wollte sie wissen.

»Nein, bestimmt nicht.« Dann hob ich die Hand, um den Ober herbeizurufen.

»Ich übernehme die Hälfte«, sagte sie.

»Ich erledige das schon«, widersprach ich.

»Nein!« brauste sie auf. »Ich will in nichts von einem Mann abhängig sein!«

»Na schön«, sagte ich. Miß Henderson würde sich auf Gor, wenn es diese Welt wirklich gab, sehr schnell umstellen müssen.

»Um eins kommt man bei allem Diskutieren nicht herum: Sie sind eine sehr reizvolle, aufregende junge Frau.«

»Sie sind schrecklich!« erwiderte sie und senkte lächelnd den Blick.

»Ich kann die Sklavenhändler Gors verstehen, wenn sie sich für Sie interessieren.«

»Was für ein Ungeheuer Sie sind!« lachte sie.

Es freute mich zu sehen, daß ich sie wenigstens in dieser Beziehung von ihren Sorgen abgebracht hatte.

»Und Ihre Aufmachung heute abend«, fuhr ich fort, »ist wie Sie selbst entzückend weiblich, ob es Ihnen gefällt oder nicht.«

Sie blickte an sich herab und streifte unbewußt das Kleid glatt. Es war eine sehr natürliche Geste. Ich fand mein Gegenüber sehr aufregend. Unwillkürlich fragte ich mich, ob es so etwas wie natürliche Sklaven gab. Wenn ja, dann gehörte die liebliche Miß Henderson bestimmt in diese Kategorie.

»Bisher habe ich Sie nie in wirklich weiblicher Kleidung gesehen«, fuhr ich fort. »Wie kam es zu diesem plötzlichen Sinneswandel? Hat es mit dem Erlebnis in jener Wohnung zu tun?«

»Ja«, antwortete sie nickend. »Es ist seltsam. Ich war mir noch nie so feminin vorgekommen wie in dem Augenblick, als er mich ganz selbstverständlich zu seiner Dienerin machte.«

»In dem Augenblick wurde Ihre Weiblichkeit geboren?« fragte ich.

»Ja«, sagte sie. »Es ist seltsam. Ich habe keine Erklärung dafür.«

»Sie wurden unter die männliche Vorherrschaft gestellt«, sagte ich. »Wahrscheinlich geschah es zum erstenmal in Ihrem Leben, daß Sie sich in einer ganz natürlichen biologischen Beziehung sahen.«

»Diese Analyse kann ich nicht anerkennen«, sagte sie.

»Außerdem waren Sie sexuell erregt.«

»Woher wollen Sie das wissen?« fragte sie. »Ich habe nichts davon gesagt.«

»Das brauchten Sie auch nicht. Ihr Gesicht, ihre Stimmlage, die Art und Weise, wie Sie den Vorfall schilderten, verriet mir alles.«

»Ich hasse Sie!« rief sie.

Kurze Zeit später standen wir vor dem Lokal auf dem Bürgersteig und warteten auf ein Taxi. Ich beobachtete sie und stellte mir vor, wie sie als Sklavin aussehen mochte, im Sklavenkragen auf den Fliesen eines Palastes. Wie seltsam erschien es mir in diesem Augenblick, daß die Gesellschaft solchen entzückenden, begehrenswerten Geschöpfen jemals die Freiheit gegeben hatte. Ihr Platz war zu den Füßen eines Mannes.

Beverly spürte meinen Blick, sah mich aber nicht offen an. Vielmehr warf sie den Kopf in den Nacken. Es war eine hübsche Geste, die Bewegung eines Mädchens, das sich dem Blick des Mannes ausgesetzt weiß, die Geste einer Sklavin.

»Woran denken Sie?« fragte sie schließlich.

»Ich habe mir eben vorgestellt, wie Sie sich auf einem Sklavenblock machen würden.«

»Wie können Sie es wagen, so etwas zu sagen!« rief sie.

»Wäre Ihnen eine unehrliche Antwort lieber gewesen?«