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»Ich wurde freigelassen«, stellte ich fest.

Der Blick des großen Mannes richtete sich auf das Mädchen, das den Sklavenkragen trug. Sie erschauderte.

»Heb den Kopf, Jason«, forderte der Mann. »Halte die Laterne näher heran«, sagte er zu einem seiner Begleiter.

Ich kam dem Befehl nach.

»In der Tat«, sagte der Mann. »Dein Hals weist keinen Kragen mehr auf.«

»Meine Herrin ließ mich frei, noch ehe die Räuber das Anwesen verließen.«

»Ob das wohl stimmt?« fragte der Mann.

»Es ist die Wahrheit«, sagte ich. »Als Sklave wäre es mir doch sicher um meine Flucht gegangen, dann hätte ich mich auf keinen Fall hier länger aufgehalten.«

»Das stimmt«, sagte einer der Männer. »Er ist in dieser Gegend bekannt.«

»Du hast heute gut gekämpft, Jason«, sagte der Mann. »Du hast mich viele Tarsk-Münzen gekostet.«

»Du bist Miles aus Vonda, nicht wahr?« fragte ich.

»Ja.«

»Er hat mich zwanzig Kupfer-Tarsks gekostet«, sagte ein Mann.

»Und mich fünfzehn!« rief ein anderer.

»Es war ein großartiger Kampf«, meinte ein dritter bewundernd.

»Ja«, stimmte man ihm zu.

»Vielen Dank«, sagte ich mit einer gewissen Erleichterung. Ich hatte nicht das Gefühl, daß mir diese Männer sonderlich feindselig gesonnen waren. Wenn ich mich in acht nahm, hatte ich sicher nichts von ihnen zu befürchten.

»Warum bist du hier?« fragte ich Miles aus Vonda.

Er lächelte. »Das geht dich nichts an«, antwortete er. »Wo ist die Frau, die deine Herrin war?«

»Das weiß ich nicht«, antwortete ich. Das Mädchen neben mir zitterte. Miles aus Vonda erkannte sie natürlich nicht, hatte er sie doch bisher nur in den Roben einer freien Frau gesehen, dazu unter dichten, züchtigen Schleiern. Ich nahm nicht an, daß er die hochmütige Lady Florence aus Vonda, eine reiche hochwohlgeborene Frau aus Vonda, mit diesem kaum bekleideten, aufregenden Mädchen gleichsetzen würde.

»Ist sie geflohen?« fragte er.

»Ich glaube, sie konnte den Räubern entkommen«, sagte ich.

»Wo ist sie jetzt?«

»Vielleicht wohlbehütet in Vonda oder in der Nähe der Stadt«, äußerte ich. »Warum suchst du sie?«

»Wir haben schwere Zeiten«, sagte Miles aus Vonda. »Die alten Werte von Gesetz und Ordnung gelten nicht mehr.«

»Ich verstehe«, sagte ich. »Aber warum solltest du in solcher Zeit nach der Frau suchen, die bisher meine Herrin war?«

»Wer vermag zu sagen, was in solchen Zeiten einer Frau alles zustoßen kann?« fragte er und hielt mir die dünnen Sklavenketten hin. Sie rasselten in seiner Hand.

»Aha«, sagte ich.

»Sie ist nicht hier«, sagte Miles aus Vonda zu seinen Leuten. »Wir werden also anderswo suchen, in der näheren Umgebung, im Unterholz links und rechts der Straße nach Vonda.« Wieder wandte er sich in meine Richtung. »Viel Spaß mit deiner Dirne, Jason«, sagte er lächelnd. »Du hast sie dir verdient.«

»Vielen Dank«, antwortete ich, »Miles aus Vonda.«

Die Männer verließen die Scheune. Ich hielt das Mädchen mit einer Hand am Kragen fest und legte ihr die andere über den Mund. Sie sollte erst weitersprechen, wenn ich sicher war, daß die Männer fort waren. Mehrere Ehn später ließ ich sie los.

»Hast du das gesehen?« flüsterte sie. »Er hat mich gesucht und hatte Sklavenketten in der Hand!«

»Ja«, sagte ich und lächelte. Miles aus Vonda gehörte zum Kreis der bedauernswerten Freier, die von der hochmütigen Lady Florence aus Vonda abgewiesen worden waren. Er wie seine Mitbewerber hatte es nicht geschafft, sie für eine freie Gefährtenschaft zu gewinnen. Sie war der Meinung gewesen, zu gut für ihn zu sein – und jetzt wollte er sie zu seiner Sklavin machen.

24

Sie lag auf dem Bauch. »Warum fesselst du mich?« fragte sie.

Es war kurz vor Morgengrauen.

Sie mühte sich in eine sitzende Position hoch, die Hände auf dem Rücken gebunden. An ihrem Sklavenkragen hatte ich eine Leine befestigt.

»Du hast mich mißbraucht«, sagte sie. »Aber ich bin tolerant, ich kann verzeihen.«

»Lady Florence ist sehr großzügig«, sagte ich.

»Ich bin bereit, dich großzügig zu behandeln«, sagte sie, »und in gewissem Maße deine Zudringlichkeit des gestrigen Tages und dieser Nacht zu vergessen.«

»Sehr großzügig«, wiederholte ich und war insgeheim amüsiert über ihre Wortwahl.

»Ich bin sogar bereit, mir zu überlegen, ob ich dich weiter auf meinen Besitzungen behalten möchte.«

»Warum solltest du das tun?« fragte ich.

»Du hast mich immerhin vor den Räubern gerettet«, antwortete sie, »und vor dem unsäglichen Schicksal der Sklaverei.« Sie lächelte. »Ohne dich würde ich jetzt vielleicht das Sägemehl einer Auktionsbühne für Sklavinnen unter den Füßen spüren. Und zum Lohn für diesen Dienst bin ich nicht nur bereit, deine gelegentliche und rücksichtslose Mißachtung meiner Würde zu vergessen, sondern dir auch eine gut bezahlte Stelle zu bieten.«

»Das ist wirklich beinahe überwältigend«, sagte ich. »Und die Bedingungen?«

»Es gibt deren zwei«, sagte sie. »Erstens darfst du niemals etwas verlauten lassen über meine Schwäche, über meine Nachgiebigkeit als Weib.«

»Aber das ist unmöglich!« rief ich. »Du bist auf das augenfälligste und entzückendste ansprechbar für diese Dinge. Das ist eine Tatsache, die dein Körper immer wieder selbst verraten wird.«

Sie erschauderte.

»Und deine zweite Bedingung?«

»Daß du, als mein Angestellter, mir in allen Dingen gehorchst.«

»Ich soll also gewissermaßen dein Mietsklave sein?«

Sie warf den Kopf in den Nacken. »Ja«, sagte sie.

»Ich lehne das Angebot ab«, sagte ich.

Ich ging zum Tor der Scheune und öffnete es. Die Morgendämmerung hatte eingesetzt. Ich mußte mich schleunigst auf den Weg machen. Obwohl ich mit der Ankunft der Stadtwächter erst in einigen Stunden rechnete, wollte ich kein Risiko eingehen.

»Ich werde dich gut bezahlen«, sagte die Frau.

»Nein«, beharrte ich. Ihr Angebot interessierte mich wirklich nicht; aber Lady Florence war vermutlich ohnehin nicht in der Lage, mir den Lohn zu garantieren. Haus und Nebengebäude waren niedergebrannt. Die Tharlarions waren freigelassen. Obwohl sie sicher noch Vermögenswerte besaß, stand sie vermutlich doch am Rande des Ruins.

»Willst du vor den Wächtern fliehen?« fragte sie.

»Auf jeden Fall.«

»Laß es sein«, forderte sie. »Ich werde mit ihnen reden. Ich lasse es nicht zu, daß sie dir etwas tun. Bleib bei mir hier auf dem Besitz.«

»Als dein Mietsklave?«

»Ja.«

»Nein!«

»Du hast kein Ziel«, sagte sie. »Außerdem hast du kein Geld!«

Mein Blick streifte ihren Körper, und sie zuckte zusammen.

»Schau mich nicht so an«, sagte sie. »Ich bin keine Sklavin!«

Ich lächelte nur.

»Das ist doch Wahnsinn!« rief sie. »Du kannst nicht ernsthaft beabsichtigen, mich mitzunehmen!«

Ich schaute sie nur ein wenig an, und sie begann zu zittern.

»Es wäre schwierig, für mich ein Lösegeld zu erpressen«, fuhr sie fort.

»Das ist zweifellos richtig«, sagte ich.

»Dann gib den Gedanken auf!«

»Ich hatte nie die Absicht«, stellte ich fest.

»Ich verstehe dich nicht.«

»Ich suche ein Erdenmädchen«, sagte ich. »Sie heißt Beverly Henderson. Sie wurde zusammen mit mir nach Gor gebracht, als Sklavin. Soweit ich weiß, gehört sie einem gewissen Oneander aus Ar.«

»Es ist möglich, daß sie seither viele Herren gehabt hat«, sagte Lady Florence.

Damit hatte sie recht. Sklavinnen wechseln oft den Besitzer.

»Ich muß sie finden«, sagte ich.

»Um sie als Sklavin zu unterwerfen?« fragte Lady Florence.

»Natürlich nicht!« erwiderte ich. »Es ist meine Absicht, sie von ihrem Sklavenkragen zu befreien.«

»Aber sie ist ein Mädchen von der Erde«, sagte sie. »Erdenmädchen sind natürliche Sklavinnen. Sie gehören in den Kragen.«

»Nein!« sagte ich. »Nein!«

»Das ist doch allgemein bekannt«, sagte sie.