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»Möchtest du die Peitsche zu spüren bekommen?«

»Nein, Jason.«

Ich stieß sie zur Scheunentür, und nach kurzer Zeit überquerten wir die Wiese hinter den geschwärzten Ruinen mehrerer Gebäude. Die Sonne stand zu unserer Linken.

»Das ist nicht die Richtung nach Vonda«, stellte sie fest. »Du gehst nach Süden.«

»Ich weiß«, antwortete ich und schaute zum Himmel. Wieder versetzte ich ihr einen Stoß, damit sie vor mir blieb.

»Wir haben Krieg«, sagte sie. »Vielleicht näherst du dich den Lagern der Kämpfer aus Ar.«

»Durchaus möglich«, sagte ich.

»Aber ich stamme aus Vonda!«

»Ja.«

»Du weißt doch sicher, welches Schicksal mich erwartet, wenn ich in die Hände von Ar-Soldaten falle!«

»Ja.«

Abrupt blieb sie stehen und fuhr zu mir herum. Sie begann an ihren Fesseln zu zerren. »Warum führst du mich von meinen Besitzungen fort, Jason?« fragte sie. »Welche Rolle spiele ich in deinen Plänen?«

»Hast du das nicht längst erraten?«

»Warum wandern wir nach Süden?« fragte sie. »Was suchst du dort?«

»Erinnerst du dich an das Mädchen, das einmal Lady Melpomene war?« fragte ich.

»Natürlich!« erwiderte sie. »Diese schamlose Dirne!«

»Ich fand sie nicht mehr und nicht weniger erregbar als dich«, stellte ich fest.

Lady Florence errötete. »Ich habe sie als Sklavin verkauft.«

»An wen?«

»An Tenalion aus Ar.«

»Sein Lager«, stellte ich fest, »dürfte in Anbetracht der Zeit, die er für die Anreise und Rückkehr benötigte, nicht weiter als zwei Tageswanderungen von hier entfernt sein.«

Sie starrte mich entsetzt an. »Mach bitte keine Scherze, Jason«, bat sie.

»Die Sklavenhändler«, sagte ich, »richten sich nach den Routen und vorgesehenen Aktionen der Armeen. In Anbetracht der allgemeinen Lage halte ich es nicht für einen Zufall, daß sich Tenalion aus Ar in der Nähe Vondas aufhielt. Als Sklavenhändler dürfte er außerdem Kontakte in beide Richtungen unterhalten. In seinem Lager, so möchte ich vermuten, landen nicht nur die Gefangenen von Räubern und die entkleideten Frauen aus den Vororten der Salerianischen Städte, erobert von den Angreifern aus Ar, sondern auch Frauen, die von Kriegern aus Cos und anderen Salerianischen Städten erbeutet worden sind. Ein solches Lager ist in der Praxis eine Art Waffenstillstandszone, in der alle Parteien ihre Kriegsbeute in Ruhe losschlagen können.«

»Tenalion kennt mich«, sagte sie. »Er würde mich sicher schnell befreien.«

»Zweifellos hat er dich längst mit den Augen des Sklavenhändlers gemustert. Für ihn macht das doch keinen Unterschied!«

»Bring mich nicht zu Tenalion!« bat sie. »Ich habe Angst vor ihm!«

»Und dazu hast du guten Grund, Frau aus Vonda!« sagte ich.

»Du erlaubst dir mit mir doch einen grausamen Scherz!« lachte sie plötzlich.

»Und doch trägst du den Sklavenkragen und bist gefesselt«, sagte ich.

»Du behältst mich zunächst als Geisel«, sagte sie. »Das ist alles.«

»Und dann?«

»Dann wirst du mich freilassen.«

Wieder stieß ich sie weiter.

»Wohin gehen wir?«

»Ins Lager des Tenalion!«

»Du kannst mich nicht verkaufen!« schluchzte sie. »Ich bin keine Sklavin!«

»Wir haben schlimme Zeiten, Lady Florence«, antwortete ich. »Weitergehen!«

Plötzlich machte sie kehrt und kniete schluchzend im Gras vor mir. »Bring mich nach Vonda zu zurück!« bat sie. »Ich werde dir eine andere Frau beschaffen, die wirklich Sklavin ist.«

»Meinst du, du könntest eine finden, die deinen Platz einnimmt?«

»Ja, ja!« rief sie eifrig.

»Es gab da einmal ein Mädchen, das mich interessiert hätte«, sagte ich. »Anscheinend gehörte sie zu deinen Sklavinnen.«

»Ja?« fragte sie begierig.

»Du ließest sie mir netterweise in den dunklen Tunnel schicken. Soweit ich mich erinnere, hatte sie noch keinen Namen, sondern wurde ›neue Sklavin‹ genannt.«

Sie erbleichte.

»Sie machte sich sehr gut in meinen Armen und war hübsch unterwürfig und sinnesfreudig«, fuhr ich fort.

Lady Florence musterte mich aufgebracht.

»Sie war eine echte Sklavin, meinst du nicht auch?« fragte ich weiter.

»Ja«, antwortete sie ärgerlich.

»Glaubst du, du könntest sie mir besorgen?«

»Nein, das geht nicht.«

»Und warum nicht?«

»Ich habe sie verkauft!«

»Das kann nicht stimmen – hier schau! Dieses Haar riß ich vor einigen Tagen dem Mädchen im Tunnel aus, der ›neuen Sklavin‹. Nun schau dir dein eigenes Haar an – schau dir an, wie groß die Übereinstimmung ist. Du warst das Mädchen im Tunnel!«

Sie schaute mich bedrückt an.

»Sei gegrüßt«, sagte ich, »neue Sklavin.«

»Sei gegrüßt«, antwortete sie angstvoll.

»Sei gegrüßt – was?«

»Sei gegrüßt – Herr«, antwortete sie. »Aber ich habe doch wirklich nur so getan, als wäre ich Sklavin!« sagte sie weinend.

»Diese Einbildung wird dir im Lager des Tenalion abrupt ausgetrieben werden«, sagte ich, »wenn das Brandeisen deinen Schenkel berührt, wenn sich Tenalions Sklavenkragen um deinen Hals schließt!« Wir lagen zusammen auf dem weichen Boden, auf einem Bett aus Laub, im Schutze einer kleinen Baumgruppe auf einer weiten Wiese. Auf dem Rücken liegend, starrte ich durch das Gewirr der Äste zu den goreanischen Monden auf. Die Sterne strahlten am schwarzen Himmel. Zum wiederholten Male preßte sie sich an mich.

»Morgen«, flüsterte sie zuversichtlich, »wirst du mich auf meinen Besitz zurückbringen und freilassen.«

»Nein«, antwortete ich.

»Du kannst mich doch nicht ernsthaft verkaufen wollen«, fuhr sie fort. »Das ist ja Wahnsinn.«

»Mit Wahnsinn hat das nichts zu tun«, antwortete ich. »Du wirst Gegenstand einer einfachen geschäftlichen Transaktion sein.«

»Nach allem, was ich gestern und heute nacht für dich getan habe«, flehte sie schluchzend, »kannst du mich unmöglich verkaufen! Ich habe für dich alles getan, was auch eine Sklavin tun würde!«

Ich zog sie an der Fessel zu mir, und sie begann zu stöhnen. Dann drehte ich sie auf den Rücken und legte ihr die Hand unter das Kinn. Ich küßte sie auf die vollen Lippen. »Und du wirst es wieder tun«, flüsterte ich. Sie lag zuckend und stöhnend in meinen Armen. Begierig reckte sie mir ihren Körper entgegen.

»Du wirst deinen künftigen Herren eine heiße Sklavin sein«, sagte ich.

»Ich trage Fesseln«, sagte sie. »Ich muß gehorchen.«

»Dein Zustand ist der einer Sklavin«, sagte ich. »Das geht über die Tatsache der Fesselung mit Schnüren und Sklavenkragen weit hinaus.«

»Hör nicht auf, mich zu berühren!« flehte sie und preßte sich an mich.

»Du bist großartig, Lady Florence«, sagte ich.

»Ich will … ich will …«, flüsterte sie entsetzt.

»Ja?«

»Ich möchte schreien wie eine unterworfene Sklavin!«

»Dann tu es!«

»Ich bin Sklavin!« schluchzte sie. »Ich gebe es zu!« Dann lag sie erschaudernd in meinen Armen, und ich vermochte sie kaum noch zu halten, und sie weinte und schluchzte freudvoll.

»Danke, Herr«, flüsterte sie schließlich. »Ich bin Sklavin, nicht wahr?« fragte sie.

»Ja.«

»Das habe ich immer befürchtet.«

»Es ist nichts, was man fürchten muß«, gab ich zurück. »Fürchten mußt du vielmehr den eigentlichen Zustand der Unterwerfung und jene, die deine Herren sein werden.«

25

»Dort«, sagte ich. »Das ist es.« Ich deutete auf das Blau und Gelb der fernen Zelte, die in einem flachen Tal sichtbar wurden, etwa einen halben Pasang von der Südstraße entfernt. Daneben standen Käfige und von Palisadenzäune umschlossene Gehege und Sklavenwagen. Am späten Vormittag hatten wir uns bei einem mürrischen Bewaffneten nach dem Weg erkundigt. Er führte zwei gefesselte Mädchen in die Richtung, die auch wir eingeschlagen hatten. Wenig später war ein Tarnflieger über uns dahingehuscht, vier Sklavinnen an den Sattelringen. Nun standen wir auf einem Hügelkamm im Schatten mehrerer Ka-la-na-Bäume. »Das Lager Tenalions.«