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»Sie hat um zwei Uhr Arbeitsschluß«, antwortete der Taxifahrer. »Ich werde sie abfangen.«

»Die Zeit wird knapp werden, aber mach nur. Wir können sie im Wagen ausziehen, betäuben und in die Kiste packen.«

Ich spürte, wie sich die Schlinge zusammenzog.

»Bitte nicht!« flehte ich.

»Es wird schnell vorüber sein«, sagte der Massige.

»Bitte töten Sie mich nicht!«

»Flehst du um dein Leben?«

»Ja, ja, ja!«

»Aber was sollen wir mit dir anfangen?«

Der massige Mann betrachtete mich, wie ich hilflos vor ihm kniete. »Da seht, ein typischer Erdenmann!« sagte er.

»Wir sind nicht alle so schwach und feige«, sagte einer der Männer mürrisch.

»Das stimmt«, sagte der massige Mann. »Aber gibt es für ein Männchen wie dich denn überhaupt eine Hoffnung?«

»Ich verstehe nicht, was Sie eigentlich meinen«, stammelte ich.

»Wie sehr ich deinen Typ verachte!« rief er. »Narren, Feiglinge, Schwächlinge, von Schuldgefühlen geplagt, verwirrt, selbstgefällig, sinnlos lebend, Vorspiegelungen nachhängend, weich – Männchen, die sich die UrPrivilegien ihres Geschlechts haben nehmen lassen, des Geburtsrechts ihrer eigenen Männlichkeit, Kreaturen, die sich die Bedürfnisse des eigenen Blutes nicht einzugestehen wagen, Männchen, die zu schwach, zu verängstigt, zu beschämt sind, um als Männer aufzutreten.«

Seine Worte gingen mir durch und durch, denn ich hatte geglaubt, in meiner Männlichkeit etwas Besonderes zu sein. Oft hatte man mich verspottet, weil ich angeblich zu maskulin wäre. Dieser Mann sprach nun aber über mich, als ahnte ich bisher nicht einmal, was wahre Männlichkeit bedeute. Ich war erschüttert. Ich begann zu zittern. Was mochte diese biologische Männlichkeit sein, in der Fülle ihrer Durchdachtheit und Stärke? Ich ahnte bereits, daß eine solche Männlichkeit keine bloße Vorspiegelung war, wie man mich gelehrt hatte, sondern eine Art Auslese in der langen, harten Realität einer brutalen Evolution – wie das Wesen des Adlers und des Löwen. Jetzt aber ging mir auf, daß meine Vorstellung von Männlichkeit, so fortschrittlich ich sie gefunden hatte, die Pracht einer bisher unterdrückten, verzerrten, gefolterten Realität nicht einmal im Ansatz erahnen konnte, einer Realität, die in jeder Körperzelle des Mannes genetisch angelegt ist, einer Realität, die von einer anti-biologischen Kultur gefürchtet und ausgemerzt worden war. Ich kam von einer Welt, in der die Adler nicht fliegen können. Ich senkte den Kopf. Löwen gedeihen nicht in einem Land voller Gifte.

»Schau mich an!« forderte der massige Mann.

Ich hob den Kopf.

»Ich weiß nicht recht, ob es für ein fehlgeleitetes Wesen wie dich überhaupt Hoffnung gibt.«

»Er hat den Tod verdient«, sagte einer der anderen Männer.

»Ist er nicht ein typischer Erdenwicht?« fragte der Massige.

»Ja, ja«, sagten die Männer im Chor.

»Aber darüber hinaus scheinen seine Züge symmetrisch zu sein, und sein Körper, wenn er sich auch weich und schwach darstellt, ist groß.«

»Ja?« fragte einer der Männer.

»Ob eine Frau wohl Gefallen an ihm finden könnte?« fuhr der große Mann fort.

»Vielleicht«, lächelte einer der anderen.

»Werft ihn auf den Bauch und fesselt ihm die Beine!« befahl der massige Mann.

Ich spürte, wie sich der Draht von meinem Hals löste. In Sekundenschnelle wurden mir die Fußgelenke zusammengebunden. Dann riß man mir auf der linken Seite die Kleider vom Leib, ich spürte die kalte Berührung des alkoholgetränkten Wattebauschs und den Einstich der Nadel.

»Was haben Sie mit mir vor?« fragte ich entsetzt.

»Man wird dich auf den Planeten Gor schaffen«, antwortete er. »Ich glaube, ich kenne dort einen kleinen Markt, wo man Interesse an dir hat.«

»Gor gibt es doch gar nicht.«

Er stand auf und warf den Wattebausch und die zweite Injektionsspritze fort.

»Gor gibt es nicht!« rief ich.

»Schafft ihn in den Wagen«, sagte er zu den Männern.

»Ihr seid ja verrückt, ihr alle!« rief ich. Zwei Männer hoben mich vom Boden auf. »Gor gibt es nicht!« rief ich. Man trug mich zur Tür. »Gor existiert nicht!« rief ich.

Dann verlor ich das Bewußtsein.

3

Ich erwachte von meinem eigenen Schmerzensschrei und versuchte mich aufzurappeln. Aber ich kam nicht auf die Füße. Hand- und Fußgelenke schienen irgendwo festzusitzen. Etwas beschwerte mir den Hals. Ich stemmte mich auf Hände und Knie empor und wollte meinen Sinnen nicht trauen. Ich war nackt angekettet und trug einen Eisenkragen. Wieder traf mich die Peitsche, und ich schrie auf, wobei ich mich auf den Bauch fallen ließ. Ich lag auf großen Steinquadern, die ein Pflaster ergaben. Von meinen Händen führte eine Kette zu einem Eisenring, meine Füße waren mit einem anderen verbunden. Feuchtes Stroh lag unter mir. Der Raum war fensterlos. Die matte Beleuchtung ging von einer winzigen Lampe in einer kleinen Nische aus. Es war ein feuchter, übelriechender Ort, der vermutlich tief unter der Erde lag. Der schwere Halskragen wurde mir überaus deutlich bewußt.

Und die Peitsche traf mich immer wieder und trieb mir die Tränen des Schmerzes in die Augen.

»Bitte aufhören!« flehte ich. »Bitte aufhören!«

Die Schwerkraft dieser Welt war geringer als die meiner Heimat – eine grausame Bestätigung, daß ich mich nicht mehr auf der Erde befand.

Erschrocken drehte ich mich in den Ketten, um zu sehen, wer mich peitschte.

Eine kräftige Frau stand hinter mir; sie war etwa eins siebzig groß und mochte an die hundertunddreißig Pfund wiegen. Sie atmete schwer. Mit beiden Händen umklammerte sie die Peitsche. Sie hatte dunkle Haare und dunkle Augen und eine ausgeprägte Muskulatur, ihre Figur aber war großartig. Sie trug einen ledernen Büstenhalter und schwarzlederne kurze Hosen; gegen diese Kleidung hob sich die Haut von Bauch, Armen und Beinen bleich ab. Um ihren linken Arm lag ein goldener Reif. Ein Lederband hielt ihr Haar zusammen. Um die Hüfte lag ein schwerer, eng gezogener Gürtel mit massivem Metallbesatz; die Füße waren von schweren Sandalen geschützt. Am Gürtel hingen ein Schlüsselring und eine zusammengelegte Kette mit Schnappverschluß. An der rechten Hüfte baumelten stählerne Handfesseln.

Ich versuchte mich von ihr abzuwenden, denn ich war nackt, doch sie hob die Peitsche und hieb erneut zu.

»Sie sind eine Frau«, sagte ich, als mir die Tränen in die Augen schossen.

»Laß die Beleidigung!« erwiderte sie und schlug wieder zu. Dann wechselte sie die Position und baute sich vor mir auf. Wieder versuchte ich mich zur Seite zu drehen, um nicht so schamlos entblößt vor ihr zu hocken.

»Knie vor mir nieder«, befahl sie. »Die Beine auseinander.«

Verlegen gehorchte ich.

»Freie Personen können dich anschauen, wie es ihnen gefällt«, sagte sie.

»Sie sprechen Englisch«, stellte ich fest.

»Ein wenig«, sagte sie, »nicht viel. Vor etwa vier Jahren fanden es meine Vorgesetzten praktisch, mich die Sprache lernen zu lassen. Eine weibliche Gefangene, die ein abgeschlossenes Sprachstudium hatte, wurde gekauft, um mich auszubilden. Als ich genügend gelernt hatte, entledigte man sich ihrer.«

»Sie wurde getötet?« fragte ich.

»Nein«, antwortete sie lächelnd. »Sie war intelligent und attraktiv. Deshalb machten wir sie zur Sklavin und verkauften sie. Ein starker Herr erwarb sie. Sie wird ihm gut dienen.«

»Aber Sie gebrauchen Ihr Englisch nicht oft?«

»Nicht mehr«, sagte sie. »Eine Zeitlang kam es uns zupasse beim Training von Erdenfrauen als Sklavinnen. Neuerdings aber werden die Neuzugänge von diesem wie von anderen Lagern gleich weitergeschickt, kaum daß sie zwei oder drei Tage ausgebildet wurden, um auf den verschiedensten Märkten verkauft zu werden. Die Sklavinnen müssen dann die Sprache direkt von ihren neuen Herren lernen wie ein Kind – nicht durch das Medium ihrer alten Sprache. Eine wirksame Methode. Die Mädchen gewöhnen sich in einer einsprachigen Umgebung schnell an Ketten und Kragen.«