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Karlsson vom Dach fliegt wieder

Die Welt ist so groß, und es gibt so viele Häuser. Große Häuser und kleine Häuser gibt es, hübsche Häuser und häßliche Häuser, alte Häuser und neue Häuser. Und dann gibt es ein ganz, ganz kleines Haus für Karlsson vom Dach. Es ist das beste Haus der Welt, findet Karlsson, und genau das richtige für den besten Karlsson der Welt. Das findet Lillebror auch.

Lillebror wohnt mit Mama und Papa und mit Birger und Betty in einem ganz gewöhnlichen Haus in einer ganz gewöhnlichen Straße in Stockholm. Aber oben auf dem Dach gleich hinter dem Schornstein, da steht das kleine Karlssonhaus. Auf dem Türschild steht:

KARLSSON VOM DACH

Der beste Karlsson der Welt

Man findet es vielleicht sonderbar, daß jemand auf dem Dach wohnt, aber Lillebror sagt:

„Was ist denn da Komisches dran? Die Leute dürfen doch wohnen, wo sie wollen!"

Mama und Papa finden ebenfalls, die Leute dürften wohnen, wo sie wollen. Anfangs glaubten sie nicht, daß es den Karlsson gäbe. Birger und Betty glaubten es auch nicht. Sie konnten nicht glauben, daß da oben ein kleiner dicker Mann wohnte, der einen Propeller auf dem Rücken hatte und fliegen konnte.

„Du schwindelst, Lillebror", sagten Birger und Betty. „Karlsson ist nur eine Einbildung."

Lillebror fragte sicherheitshalber Karlsson, ob er eine Einbildung sei, aber da sagte Karlsson:

„Die sind selber 'ne Einbildung."

Mama und Papa meinten, Karlsson sei nur ein erdachter Spiel-gefährte von Lillebror, wie ihn sich manche Kinder zulegen, wenn sie sich einsam fühlen.

„Der arme Lillebror", sagte Mama. „Birger und Betty sind so viel älter. Er hat niemand zum Spielen. Deshalb phantasiert er von diesem Karlsson."

„Ja, wir werden ihm wohl einen Hund schenken müssen", sagte Papa. „Den hat er sich schon so lange gewünscht. Und wenn er den erst hat, wird er Karlsson völlig vergessen."

So ging es zu, daß Lillebror Bimbo bekam. Er bekam einen Hund, der ihm ganz allein gehörte. Und zwar an dem Tag, als er acht Jahre alt wurde.

Es war auch genau der Tag, an dem Mama und Papa und Birger und Betty endlich Karlsson mit eigenen Augen sahen. Wahrhaftig, sie sahen ihn mit eigenen Augen! Und das ging so zu: Lillebror feierte in seinem Zimmer Geburtstag. Er hatte Krister und Gunilla eingeladen. Die gingen mit ihm in dieselbe Klasse. Als nun Mama und Papa und Birger und Betty hörten, wie drinnen bei Lillebror gelacht und geplappert wurde, da sagte Mama:

„Hört nur, wie lustig sie da drinnen sind! Kommt, wir schauen mal hinein!"

„Ja, das machen wir", sagte Papa.

Und was sahen sie, als sie die Tür öffneten und in Lillebrors Zimmer hineinguckten? Wer saß da an der Geburtstagstafel mit Sahnetorte im ganzen Gesicht und futterte, daß er schier platzen wollte? Wer anders als ein dicker kleiner Mann, der juchzte und schrie:

„Heißa hopsa, mein Name ist Karlsson vom Dach. Ihr habt wohl noch nicht die Ehre gehabt, mich kennenzulernen, glaube ich."

Es fehlte nicht viel, und Mama wäre ohnmächtig umgesunken.

Und Papa wurde ganz unruhig.

„Erzählt das bloß keinem Menschen", sagte er. „Unter gar keinen Umständen."

„Weshalb denn nicht?" fragte Birger.

Und Papa erklärte es ihnen:

„Stellt euch vor, was es hier für einen Trubel gäbe, wenn die Leute das mit Karlsson merkten. Bestimmt käme er dann ins Fernsehen. Wir würden im Treppenhaus über Fernsehdrähte und Filmkameras stolpern, und alle halbe Stunde würde ein Presse-fotograf kommen und Karlsson und Lillebror fotografieren wollen. Der arme Lillebror, er würde ,der Junge, der Karlsson vom Dach entdeckt hat', werden - wir hätten in unserem ganzen Leben keine ruhige Stunde mehr."

Das sahen Mama und Birger und Betty ein, und darum ver-sprachen sie sich gegenseitig in die Hand, keinem jemals von Karlsson zu erzählen.

Am Tage nach seinem Geburtstag sollte Lillebror zu seiner Großmutter aufs Land fahren und dort den ganzen Sommer bleiben. Darauf freute er sich sehr, aber er machte sich Sorgen wegen Karlsson. Was konnte Karlsson nicht unterdessen alles einfallen! Man stelle sich vor, wenn er verschwände und weg-bliebe!

„Lieber, lieber Karlsson, es ist doch ganz sicher, daß du noch auf dem Dach wohnst, wenn ich von meiner Großmutter zurückkomme?" fragte Lillebror.

„Das kann man nie wissen", sagte Karlsson. „Ich fahre auch zu meiner Großmutter. Die ist viel großmuttriger als deine, und sie findet, ich bin der beste Enkel der Welt. Man kann daher nie wissen ... Sie wäre ja dumm, wenn sie den besten Enkel der Welt weglassen würde, nicht wahr?"

„Wo wohnt deine Großmutter?" erkundigte sich Lillebror.

„In einem Haus", erwiderte Karlsson. „Glaubst du, sie rennt nachts immer draußen herum?"

Mehr erfuhr Lillebror nicht. Und am nächsten Tag reiste er zu seiner Großmutter. Bimbo nahm er mit. Auf dem Lande war es schön. Lillebror spielte den ganzen Tag. An Karlsson dachte er nicht so häufig. Als aber die Sommerferien zu Ende waren und er nach Stockholm zurückkehrte, da fragte er nach Karlsson, kaum daß er zur Tür hereingekommen war.

„Mama, hast du Karlsson mal gesehen?"

Die Mutter schüttelte den Kopf.

„Nein, ich habe ihn nicht gesehen. Er ist sicher weggezogen."

„Red doch nicht so", sagte Lillebror. „Ich will, daß er immer weiter auf dem Dach wohnt, er muß zurückkommen."

„Du hast doch aber Bimbo", sagte Mama. Sie hoffte, ihn damit zu trösten. Sie fand es ganz schön, Karlsson los zu sein.

Lillebror streichelte Bimbo.

„Ja, gewiß. Und er ist so ein guter Hund. Aber er hat keinen Propeller und kann nicht fliegen, und mit Karlsson kann man besser spielen."

Lillebror lief in sein Zimmer und machte das Fenster auf.

„Karlsson, bist du da oben?" schrie er so laut, wie er konnte. Es kam aber keine Antwort. Und am nächsten Tag fing die Schule wieder an. Lillebror ging jetzt in die zweite Klasse. Jeden Nachmittag saß er in seinem Zimmer und machte seine Schulaufgaben. Er hatte das Fenster geöffnet, damit er hören könnte, ob irgendein Motor brummte, der wie Karlssons klang.

Das einzige Brummen aber, das er hörte, kam von den Autos unten auf der Straße und manchmal von einem Flugzeug oben über den Dächern. Nie hörte er das Brummen von Karlssons Motor.

„Ja, er ist sicher weggezogen", sagte Lillebror betrübt vor sich hin. „Er kommt wohl nie mehr zurück."

Wenn er abends ins Bett gegangen war, dachte er an Karlsson, und mitunter weinte er leise ein bißchen unter der Bettdecke, weil Karlsson nicht mehr da war. So vergingen die Tage mit der Schule und den Schularbeiten und keinem Karlsson.

Eines Nachmittags saß Lillebror in seinem Zimmer und beschäftigte sich mit seinen Briefmarken. Er hatte schon eine ganze Menge in seinem Briefmarkenalbum, aber ziemlich viele warteten noch darauf, eingeklebt zu werden. Lillebror machte sich an die Arbeit und war fast fertig mit dem Einkleben. Nur eine Briefmarke war noch übrig, die allerschönste, die hatte er sich bis zuletzt aufgehoben. Es war eine deutsche Marke mit Rotkäppchen und dem Wolf darauf, oh, Lillebror fand sie so hübsch. Er legte sie vor sich auf den Tisch.

Im selben Augenblick hörte er ein Brummen draußen vor dem Fenster. Ein Brummen, das so klang wie ja, tatsächlich, es klang wie Karlsson. Und es war Karlsson. Er dröhnte geradewegs zum Fenster herein und schrie:

„Heißa hopsa, Lillebror!"

„Heißa hopsa, Karlsson!" rief Lillebror. Er sprang auf und stand ganz glücklich da und sah zu, wie Karlsson ein paar Runden um die Deckenlampe machte, bis er mit einem kleinen Bums vor Lillebror landete. Sobald Karlsson den Motor abgestellt hatte -