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»Also, die Mikrowelle ist schon verpackt, die Töpfe auch. Frisst du es auch kalt?«

Klaro! Immer her damit! Sie stellt mir das Schälchen vor die Füße, und ich mache mich gleich darüber her.

»Ach, hier steckst du!« Marc steckt seinen Kopf durch die Küchentür. Carolin dreht sich zu ihm herum und strahlt ihn an.

»Herkules hatte ein bisschen Hunger, und den Kühlschrank muss ich sowieso noch ausräumen. Hast du auch Appetit auf irgendetwas?«

Marc stellt sich neben sie.

»Hm, lass mal überlegen. Ja, es gibt tatsächlich etwas, worauf ich richtig Appetit habe.« Blitzschnell packt er Carolin, zieht sie in seine Arme und gibt ihr einen langen Kuss. Mir wird ganz warm und wohlig. Von wegen »kein Happy End« – die beiden sind glücklich miteinander, das sieht ein Blinder mit Krückstock. Selbst, wenn er ein Kater ist.

Carolin kichert und strampelt sich los.

»He, so werden wir hier nicht fertig! Also, möchtest du nun noch einen Joghurt oder vielleicht ein Stück Salami?«

Marc schüttelt den Kopf.

»Nein, danke! Ich wollte eigentlich nur schauen, wie weit ihr hier seid. Meinst du, ihr schafft den Rest in einer halben Stunde? Oder brauchen die Jungs noch länger? Denn dann würde ich jetzt schon mal Luisa von der Schule abholen. Sie war heute Morgen ziemlich aufgeregt, ich habe ihr versprochen, dass sie heute nicht in den Hort zu gehen braucht.«

Carolin nickt.

»Ja, das ist eine gute Idee, mach mal. Wenn sie auch nur ansatzweise so aufgeregt ist wie ich, braucht sie bestimmt ein bisschen väterlichen Beistand. Und ich glaube, wir kommen in der nächsten Stunde auch ohne dich aus.«

»Alles klar, dann düse ich mal los.« Er dreht sich, um zu gehen, überlegt es sich dann aber anders und nimmt Carolin wieder in den Arm.

»Glaub mir, ich bin auch verdammt aufgeregt. Aber auch verdammt glücklich.« Dann küsst er sie noch einmal und verschwindet aus der Küche. Carolin schaut ihm eine ganze Weile versonnen hinterher, dann schüttelt sie kurz den Kopf.

»So, Herkules. Genug geträumt! Wenn wir in einer Stunde fertig sein wollen, gibt es noch einiges zu tun.« Sie öffnet wieder die Kühlschranktür und beginnt, diverse Flaschen und Schalen herauszuräumen. Einige verstaut sie in einem Karton, der neben ihr auf dem Boden steht, andere wirft sie in den großen Müllsack neben der Küchentür.

Gut, etwas zu fressen scheint es also nicht mehr zu geben, dann kann ich eigentlich auch wieder in den Garten. Menschen beim Aufräumen zuzusehen ist nicht wirklich interessant.

Unten angekommen, halte ich kurz Ausschau nach Herrn Beck, sehe ihn aber nirgends. Dafür komme ich an Marc vorbei, der offenbar noch nicht losgefahren ist, sondern zwei Möbelpackern irgendwelche Anweisungen gibt. Als er mich sieht, beugt er sich zu mir herunter.

»Sag mal, Herkules, hast du vielleicht Lust mitzukommen, wenn ich Luisa abhole? Ich glaube, sie würde sich freuen, dich zu sehen.«

Ich wedele mit dem Schwanz – natürlich habe ich dazu Lust! Luisa ist ein wirklich nettes Mädchen, und seitdem Carolin und ich so viel Zeit bei Marc verbringen, habe ich seine Tochter schon richtig ins Herz geschlossen. Schließlich hat sie auch noch Lust, mit mir spazieren zu gehen, wenn alle anderen Menschen längst streiken.

»Gut, Kumpel, dann mal ab ins Auto, die Schule ist gleich aus.«

Kurze Zeit später hält Marc vor einem großen Gebäude, das wie ein riesiger Schuhkarton mit Fenstern aussieht. Nein, eigentlich eher wie vier riesige Schuhkartons, von denen man zwei aufeinandergestapelt und die beiden anderen links und rechts davon platziert hat. Marc steigt aus und öffnet mir die Tür, ich hüpfe direkt auf den Bürgersteig. Wir laufen los und kommen auf eine große Wiese, die direkt vor dem Schuhkarton-Haus liegt. Ein paar Kinder spielen hier mit einem Ball, die Sonne scheint, eine Mutter sitzt mit ihrem Baby auf dem Arm auf einer Bank. Ein friedliches Bild. Das Leben mit Kindern muss einfach schön sein.

Keine drei Sekunden später ist es mit der Ruhe vorbei. Erst ertönt eine Klingel, und dann bricht ein wahrer Höllenlärm los: Durch die gläserne Eingangstür des Hauses kann ich sehen, wie Kinder geradezu rudelweise auf den Flur stürzen und sich ihren Weg Richtung Ausgang bahnen. Die Glastür schwingt auf, die Kinder schubsen und drängeln nach draußen, sie lachen und singen – und das alles in einer ohrenbetäubenden Lautstärke.

Das ist nun wirklich überhaupt nicht mein Fall, Dackelohren sind schließlich sehr empfindlich. Aber gerade, als ich überlege, schon mal allein zum Auto zurückzulaufen, kommt Luisa aus dem Gebäude. Sie sieht uns sofort und kommt herübergelaufen.

»Papa! Herkules!« Marc bekommt einen schnellen Kuss, dann beugt sich Luisa sofort zu mir herunter und krault mich unter der Schnauze.

»Herkules, mein Süßer! Das ist aber lieb, dass du mich abholst. Seid ihr denn schon fertig mit Packen?« Sie stellt sich wieder auf.

»Ich glaube, ein bisschen braucht Caro noch«, antwortet Marc, »aber heute Nachmittag sollte alles über die Bühne sein.« Luisa nickt, und ihre dunklen, lockigen Zöpfe wippen lustig hin und her.

»Dann können wir doch schnell nach Hause fahren. Ich habe eine Überraschung für Carolin gebastelt.«

Eine Überraschung? Das klingt gut. Aber warum eigentlich nur für Carolin? Schließlich zieht nicht nur sie bei Marc und Luisa ein – ich bin auch mit von der Partie.

»Was ist es denn für eine Überraschung?«, will Marc wissen.

»Das wird nicht verraten, Papa. Fahr uns einfach nach Hause, dann wirst du es gleich sehen.«

Marc lächelt.

»Na gut. Stets zu Diensten, meine Prinzessin.«

»Herr Dr. Wagner, da sind Sie ja endlich!« Die junge Frau, die Marc immer in seiner Tierarztpraxis hilft, stürzt sich gleich auf ihn, kaum dass wir das Haus betreten haben. »Frau Deithard hat schon dreimal angerufen, weil sie sich solche Sorgen um Caramel macht. Können Sie sie kurz zurückrufen? «

Marc rollt genervt mit den Augen.

»Ich habe doch gesagt, dass die Praxis heute geschlossen ist und Sie mir nur die absoluten Notfälle auf den Hals hetzen dürfen und sich ansonsten mal um die Buchhaltung kümmern sollen, Frau Warnke. Und wir wissen doch wohl beide, dass Caramel kein absoluter Notfall ist.«

Frau Warnke guckt schuldbewusst, aber nur circa drei Sekunden lang. Dann lächelt sie.

»Na ja. Aber wir wissen auch beide, dass immerhin Frau Deithard selbst ein absoluter Notfall ist. Ohne Sie, lieber Herr Doktor, ist diese Frau wirklich kreuzunglücklich. Also seien Sie nett und rufen Sie sie an.«

Böse Stimmen behaupten, dass einige Frauchen nur mit ihren Tieren in die Praxis kommen, weil Marc so gut aussieht. Und ganz offensichtlich ist auch diese Frau Deithard Marcs vollen, dunklen Haaren und blauen Augen verfallen. Aber nix da! Der gehört zu uns!

Luisa mischt sich ein.

»Nee, zuerst gehen wir nach oben in die Wohnung. Ich muss noch meine Überraschung auspacken, bevor Carolin kommt.«

»Sie hören es, Frau Warnke. Ich werde an anderer Stelle viel dringender benötigt. Denn falls hier nicht alles fertig ist, wenn der Möbelwagen meiner Freundin ankommt, dann habe ich gleich mit zwei Frauen Stress.«

Frau Warnke grinst.

»Aye, aye, Chef. Aber ich erinnere Sie später nochmal an Frau Deithard. Die bringt es nämlich sonst fertig und steht höchstpersönlich vor der Tür – geschlossene Praxis oder nicht. Und das wäre Ihnen dann bestimmt auch nicht recht.«

Marc seufzt.

»Okay, ich rufe sie nachher an. Versprochen. Und jetzt zeig mir mal, was es mit deiner Überraschung auf sich hat, Luisa.«