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»Der Riesengorilla« – »Der weiße Pongo« – »Nabongo« – »Killer Gorilla«.

In Edgar Allan Poes »Mord in der Rue Morgue« war ich Old Man Pong, der Orang-Utan. Im Film war ich der Gorilla. Bela Lugosi. Armer, alter Bela Lugosi, der eine Rolle nach der anderen übernahm, lauter Rollen, in denen er nichts weiter zu tun hatte, als drohend zu

lachen. »Der Affe« – »Die Rückkehr des Affenmenschen« – »Das Affenmädchen« – »Gefangene wilde Frau«…

In »Slash Gordon« trug ich ein Horn am Kopf. Und dann »Konga«, »Unbekannte Insel«, »Der mächtige Joe Young«…

»King Kong«…

Ich dachte an Blanche, und ich träumte von Fay Wray. Auch wenn Blanche ihr gar nicht ähnlich sieht. Ich sehe Skull Island vor mir. Für sie kämpfe ich mit dem Tyrannosaurier. Ich reiße einem Flugsaurier die großen Schwingen aus. Ich stehe auf dem Empire State Building, brülle wütend die Menschen an, die da unten stehen.

Und dann stürze ich auf die Straße hinab.

Warum sind die Gorillas immer hinter schönen Mädchen her?

Warum? Warum?

Tuleg hatte mir wieder weh getan.

Ich zitterte und bebte, als Blanche nach mir sah.

Sie nahm einen Schlüssel von der Werkbank, öffnete meinen Käfig, kam zu mir herein. Stöhnend lag ich auf dem Boden.

»O Roger, Roger!« sagte sie und bettete meinen Kopf in ihren Schoß. »Ich töte ihn. Ja, ich werde ihn töten, wenn er dir noch einmal weh tut. Mein Vater muß ihn wegschicken.«

Sie wusch meine Wunden, strich Salbe darauf, streichelte mich.

Ich habe nicht gekämpft, schrieb ich auf ein Blatt Papier.

»Ich weiß«, sagte sie und wiegte mich sanft in ihren Armen, »ich weiß. Es ist ja alles wieder gut.«

Aber da irrte sie sich. Tuleg kam herein. Er blieb abrupt stehen, als er sie in meinem Käfig sah.

»Kommen Sie heraus!« schrie er dann und stürzte in den Käfig. Er zog sie von mir weg, zerrte sie hinaus, schlug die Tür des Käfigs hinter sich zu. Der Schlüssel fiel zu Boden, er schob ihn mit der Fußspitze beiseite. Ich versuchte aufzustehen. Aber ich hatte solche Schmerzen.

Endlich gelang es mir, mich aufzurappeln.

»Ihr Vater ist tot«, sagte Tuleg. »Er wurde völlig verrückt, tobte wie ein Wilder, und dann starb er.«

»O nein!« rief sie und rannte aus dem Labor.

Tuleg folgte ihr.

Wenige Minuten später höre ich einen Schrei. Den Schrei einer Frau, und dann noch einen – und noch einen.

»Nein, nein!« schreit Blanche, als sie zur Tür hereinstürzt. Die Kleider hängen ihr in Fetzen vom Leib. Draußen klingt Tulegs Gelächter auf. Dann kommt auch er herein. In einer Hand hält er einen Stoffstreifen. Einen Streifen ihres Kleides.

Ich werfe mich brüllend gegen die Gitterstäbe. Tuleg lacht, er packt Blanche und schleift sie hinter die Werkbank.

Ich schmettere meine Fäuste gegen die Tür des Käfigs, schiebe meine Schulter zwischen die Gitterstäbe. Ich stemme mich dagegen.

Immer wieder…

Immer wieder…

Ich muß den Mord mit ansehen. Und dann die Vergewaltigung.

Erst dann sehe ich den Schlüssel. Ich kann ihn nicht erreichen. Ich versuche es. Blanche spürt nichts mehr. Tuleg stöhnt.

Der Bleistift… Ich packe ihn, schiebe ihn zwischen zwei Stäbe hindurch. Tuleg hört das Klirren, als ich den Bleistift durch den Schlüsselring aus Messing stecke. Aber er ist zu beschäftigt, um darauf zu achten.

Jetzt habe ich den Schlüssel, und ich stecke ihn ins Schlüsselloch.

Ich drehe den Schlüssel herum. Das Schloß knirscht.

»Nein«, sagt Tuleg und richtet sich hinter der Werkbank auf. Seine Züge, die zuvor grotesk verzerrt waren, sind jetzt entspannt. Er reißt sich von der Leiche los.

Er geht zu seiner Maschinenpistole.

Doch ich bin schneller, schneide ihm den Weg ab. Er ist halbnackt. Er stürzt zur Tür hinaus, wirft sie hinter sich zu. Ich höre, wie er die Treppe hinaufläuft.

Die Tür teilt sich vor mir wie ein Vorhang, Splitter fliegen nach allen Seiten.

Es ist ein schönes Haus. Tuleg hat das Telefon erreicht, schreit eine Adresse in die Sprechmuschel. Er wirbelt herum, seine Augen verengen sich, als er versucht, mit einem Messer nach mir zu stechen.

Ich spüre nichts. Ich packe ihn und werfe ihn zu Boden. Ich bin vierhundert Pfund schwer und bestehe fast nur aus Muskeln und Sehnen, und er ist ein Papierpüppchen. Das Telefon prallt gegen das Treppengeländer. Tuleg versucht zu schreien.

Ich stehe auf seinem Kopf, auf seinem Nacken. Als er nach mir treten will, halte ich mit beiden Händen seine Beine fest. Ein Sprung – noch einer. Dann ist er tot.

Ich trage Blanche Hudsons Leiche auf den Armen, und die Luft ist erfüllt vom Klang der Sirenen, die auf mich zukommen.

Ich trage sie in den Garten, in dem ein Aussichtsturm steht. Von da oben kann man sicher den ganzen Canyon überblicken. Wahrscheinlich kann man auch die Stelle sehen, wo sich mein Auto überschlagen hat.

Ich habe auch die Thompson-Maschinenpistole mitgenommen.

Ich lege Blanches Leiche in einen Laubengang, bedecke ihren nackten Körper mit den Fetzen ihres Kleides, so gut es geht. Sie ist schön im Tod – wenn man von den Blutflecken absieht.

Das Haus beginnt zu brennen. Tuleg wird in der Hölle schmoren, wie der Doktor es ihm gewünscht hat.

Fünf Lastwagen, Polizeiautos, Zuschauermengen…

Ah…

Zwei Polizisten laufen schreiend auf mich zu… Der eine biegt um die Ecke des Garagenhäuschens, sieht die Leiche und bleibt stehen. Seine Augen weiten sich, als ich ihm die Kehle durchbeiße.

Eine Banane, zwei Bananen, drei Bananen, vier…

Der zweite Polizist entdeckt mich und zieht seine Pistole. Ich breche ihm den Arm, schlage ihm mit dem Griff der Maschinenpistole den Schädel ein. Ein brennender Schmerz in meiner Wange, eine Biene scheint vorbeizufliegen. Kugeln – so viele Kugeln. Pop pop pop pop…

Sie sind hinter mir her. Ich werde es ihnen zeigen. Sie fürchten sich vor der Gestalt, in der mein Geist wohnt. Ich werde ihnen zeigen, wie ähnlich sie mir sind. Ich werde ihnen meine Zähne zeigen.

Ich habe die Maschinenpistole. Lebend werden sie mich nicht kriegen. Ihr habt mich hinter den »Three Stooges« hergejagt. Ihr habt meine Alptraumgestalt in so vielen Filmen gesehen. Und ihr habt mich auf eine Brücke geschickt, wo ich Laurel und Hardy anknurren mußte.

Ich bin komisch. Gorillas sind ja so komisch.

Ich werde euch zeigen, wie komisch ich bin.

Dieser Affe kann denken. Er kann Schlösser aufbrechen und eine M-16 benutzen. Los, Kong, beeil dich, sonst schnappen sie dich.

Vorsichtig! Ich laufe fast geduckt. Das darf ich nicht.

Nicht auf allen vieren. Das ist gegen das Gesetz.

TEIL II.

ANWÄRTER AUF DEN THRON 

DER ANGRIFF DES RIESENBABYS

von Kit Reed

New York City, Samstag, 16. September, 199-, 9 Uhr.

Dr. Jonas Freibourg ist bei seinem Experiment mit Elektrolyten, gewissen Schimmelpilzen und menschlichen Zellen an einem besonders delikaten Punkt angelangt. Außerdem muß er auf das Baby Leonard aufpassen, da seine Frau Dilys einen Kochkursus besucht. Dr. Freibourg ist mit seinem Söhnchen von New Jersey nach New York gefahren, und nun sitzt Leonard auf einer rosa Decke in einer Ecke des Laboratoriums. Das vierzehn Monate alte Baby wurde mit einer Keksschachtel und ein paar Plastikrasseln versorgt und soll nun möglichst ruhig spielen, während Daddy arbeitet.

9 Uhr 20.

Leonard hat die Kekse aufgegessen, und die Rasseln interessieren ihn nicht mehr. Er verläßt die Decke und kriecht auf dem Boden des Laboratoriums umher. Statt sich auf allen vieren vorwärtszubewegen, zieht er sich mit den Armen nach vorn, verlagert das Gewicht auf die Hände und nimmt eine halb sitzende Position ein.