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Das Band lief so lange, bis die Batterie leer war. Nichts geschah. Aber ein paar Tage später, gerade als im Fernsehen die Abend-nachrichten begonnen hatten, erklang es aus dem Käfig: „Wer! Wer-wer! Werwerwer!"

Was „wer"? Wieso „wer"? Wer „wer"? Erst nach längerem Nachdenken kam ich dahinter, daß es sich nur um meinen Anrufer handeln konnte. Wieder ein kleiner Fortschritt. Wir beschlossen, unseren Papagei fortan Werwer zu nennen. „Man muß", erklärte ich meiner Familie, „dem Tier ein wenig entgegenkommen, ob es Schalom sagt oder nicht. "

Am folgenden Wochenende erweiterte Werwer sein Vokabular in eine gänzlich andere Richtung: „Wuff!" bellte er „grrr-wauwau. " Unser Hund Franzi bellte zurück, und seither plaudern die beiden oft stundenlang miteinander, es sei denn, daß wir Besuch haben. Dann verstummt Werwer sofort. Andererseits hat er tanzen gelernt. Wenn man ihm „Halleluja" vorsingt und sich dabei in den Hüften wiegt, schaukelt er mit, allerdings ohne zu singen. Er pfeift. Das macht er den Fußballschiedsrichtern nach, die im Fernsehen auftreten. Am liebsten übt er in den späten Nachtstunden, zwischen Sagsagsag und Werwerwer.

Ich ging zu Zlobnik und erhob Klage:

„Unser Papagei bellt bei Tag und pfeift bei Nacht. Was ist mit Ihrem Ehrenwort? Ich kann nicht schlafen. " „Natürlich nicht", erwiderte der erfahrene Tierhändler. „Sie müssen den Käfig bei Nacht zudecken. " Und er verkaufte mir eine dicke Plastikhülle, garantiert pfiffdicht. Ich ging nach Hause, stülpte bei Einbruch der Dunkelheit die Hülle über den Käfig, ging zu Bett und schlief wie ein Mehlsack bis 3 Uhr früh, als die beste Ehefrau von allen aufstand und die Hülle wieder entfernte.

„Soll das arme Tier im Gefängnis leben?" fragte sie. Ihr machte das alle Ehre.

Dem Papagei machte es Freude. Meinen Schlaf machte es zunichte. Als Renana sich eine Erkältung zuzog, begann Werwer prompt zu husten. Renana erfreut sich als einziges Mitglied unserer Familie der Zuneigung Werwers. Das zeigt sich immer wieder und hatte eines Tages böse Folgen.

Wenn das kluge Kind Renana allein zu Hause ist, öffnet sie niemals die Türe, ohne vorher mit ihrer lieben kleinen Kinderstimme zu fragen: „Wer ist da?" Einmal aber war Werwer allein zu Hause. An diesem Nachmittag geschah es. Der Mann von der Wascherei brachte unsere Wäsche und läutete an der Türe. Von drinnen kam eine liebe kleine Kinderstimme: „Wersda?" „Die Wäsche", antwortete der Wäschemann. „Wersda?" erklang es noch einmal. „Der Mann mit der Wäsche. " „Wersda?" „Die Wäsche!" „Wersda?" „DieWä-ä-sch-e!"

Wie lange das Drama dauerte, weiß niemand. Als wir gegen Abend nach Hause kamen, fanden wir den Garten voll mit Hemden, Unterhosen und Taschentüchern, überallhin verstreut. Der Mann von der Wäscherei, so hörten wir, war mit einem Schreikrampf und wild um sich schlagend von einem Krankenwagen weggebracht worden... Vorsichtig betraten wir die Wohnung. Ein heiserer Zuruf begrüßte uns:

„Wäsche! Wäsche! Wäschewäschewäsche!... " Zusammen mit Sagsag, Werwer, Wuffwuff, Wersda und verschiedenen Formen des Hustens ergab das einen recht ansehnlichen Wortschatz. Nur Schalom hat er nie gelernt.

Zahnschmerzen

In allen Städten der Welt ist es sehr schwierig, einen Parkplatz zu finden. In New York ist dies jedoch fast unmöglich. Ich bekam das am eigenen Leib zu spüren, als ich dort letzthin meine Tante Trude besuchte.

Eines Morgens erwachte ich mit Zahnschmerzen. Es waren ganz gewöhnliche, sehr schmerzhafte Zahnschmerzen in meinem linken Unterkiefer.

Ich fragte Tante Trude, ob es in der Nähe einen guten Zahnarzt gebe. Tante Trude kannte drei, alle in nächster Nähe, was in New York ungefähr soviel bedeutet wie eine Entfernung von circa 25 Kilometern.

Auf meine Frage, welcher von den drei Zahnärzten der beste sei, dachte Tante Trude lange nach. Dann meinte sie: „Das kommt darauf an. Der erste hat seine Praxis in einer Hauptgeschäftsstraße. Dort wimmelt es von Zeitungsreportern, die jeden sofort ansprechen. Ich weiß nicht, ob du das mit deinen Zahnschmerzen riskieren willst. Der zweite hat zwar eine direkte Busverbindung vor seinem Haus zum nächsten Parkplatz, aber er ist kein sehr angenehmer Arzt. Ich würde dir zu Dr. Blumenfeld raten. Er wohnt in einem Viertel mit Einfamilienhäusern und hebt in seinen Zeitungsanzeigen immer hervor, daß es nicht allzu schwierig sei, in der Nähe einen Parkplatz zu finden. " Das war für mich entscheidend. Meine Backe war mittlerweile so stark angeschwollen, daß ich schnellstens etwas unternehmen mußte.

Ich borgte mir Onkel Harrys Wagen aus und fuhr los. Bald hatte ich Dr. Blumenfelds Haus gefunden. Aber ein Parkplatz war nirgends zu sehen. An beiden Straßenseiten standen die geparkten Autos so dicht hintereinander, daß man nicht einmal mehr dazwischen durchgehen konnte. Eine Zeitlang fuhr ich suchend durch die Gegend. Dann geschah ein Wunder. Das heißt, ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Ein Mann machte sich an der Tür eines Autos zu schaffen.

Schnell hielt ich neben ihm an und fragte ihn: „Fahren Sie vielleicht weg?"

„Wie bitte? Ob ich wegfahre? Sie sind wohl verrückt! Ich habe auf diesen Parkplatz drei Jahre lang gewartet und ihn erst im letzten

Herbst erobert. Damals hat ein Wirbelsturm alle geparkten Autos weggefegt!"

Jetzt fiel mir auf, daß sein Wagen, genau wie alle anderen, mit einer dicken Staubschicht bedeckt war. Es gab also keine Hoffnung für mich.

Ob er denn wüßte, wo ich für kurze Zeit einen Parkplatz finden könnte, fragte ich ihn noch.

Er dachte nach und kratzte sich am Hinterkopf. Dann sagte er zögernd:

„Einen Parkplatz? Einen freien Parkplatz? Ich habe keine Ahnung. Im Umkreis von dreißig Kilometern finden Sie hier sicher keinen. Am besten, Sie machen es so wie ich. " Mit diesen Worten öffnete er seinen Kofferraum und zog einen kleinen Motorroller heraus. Dann brauste er los, ohne sein Auto abzuschließen.

„He", rief ich ihm nach, „Sie haben Ihren Wagen nicht abgesperrt!" „Wozu", antwortete er mir, „den stiehlt sowieso niemand. Wo sollte er ihn denn parken?"

Meine Zahnschmerzen wurden immer schlimmer, aber es war anscheinend sinnlos weiterzusuchen. Wohin ich auch schaute, entweder standen Autos dicht hintereinander geparkt, oder es war irgendein Verbotsschild zu sehen.

Nachdem ich eine weitere Stunde herumgeirrt war, schien ich endlich Glück zu haben. Vor einem großen Gebäude mit einem ganz leeren Parkplatz stand ein Schild: „Kostenloses Parken für unsere Kunden. " Schnell stellte ich meinen Wagen ab und betrat das Haus. Hier packte mich ein Mann von hinten an den Schultern, drückte mich auf einen Stuhl nieder. Offenbar war ich im Büro einer Versicherung gelandet.

„Guten Morgen, mein Herr", begrüßte mich der Mann. „Wie lange wollen Sie denn parken?" Ungefähr eineinhalb Stunden" antwortete ich mühsam. Der Zahn schmerzte immer mehr und erschwerte mir das Sprechen. Per Versicherungsagent blätterte in seinen Akten. Dann müssen Sie eine Feuerversicherung in Höhe von 10 000 Dollar abschließen", sagte er endlich. Ich erklärte ihm, daß der Wagen bereits versichert sei. „Das sagen alle, aber darauf können wir keine Rücksicht nehmen. " „Und ich kann keine Versicherung in dieser Höhe abschließen!" „Dann müssen Sie eben wieder wegfahren!" „Das werde ich auch tun!"

Ich irrte weiter in der Gegend herum, hatte aber keinen Erfolg. Als es bereits anfing dunkel zu werden, ging mir das Benzin aus. Ich fuhr zu einer Tankstelle. Während der Tankwart Benzin einfüllte, erkundigte ich mich nach der Toilette. Dort kletterte ich durch das Fenster, kroch durch einen Schacht und kam in das Magazin. Von hier aus stieg ich durch eine Tür in einen dunkeln Raum, in dem es nach Leder roch. Es war mein Auto, das die Tankwärter hier abgestellt hatten. Anscheinend hatten sie Ähnliches schon öfter erlebt. Verzweifelt fragte ich: