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»Einem unnützen Weg?«

»Ja. Niari ist nicht mehr in Mount Magnet.«

»Er ist weg!«

Es war ein Aufschrei der Enttäuschung, der über Roberts Lippen kam.

»Regen Sie sich nicht auf«, sagte der rätselhafte Bucklige. »Niari hat erfahren, daß Sie, als Sie nach Frankreich zurückkehrten, versicherten, den wirklichen Thanis in einem regulären Duell getötet zu haben.«

»In der Tat.«

»Er hat gleichsam gewußt, daß die englische Regierung, die daran interessiert war, einen Thanis in der Hand zu haben, um der ägyptischen Unabhängigkeitsbewegung ihren Kopf zu nehmen, Sie erfolgreich als Lügner bezeichnet und Ihnen den Namen Ihres Gegners eingebrannt hatte.«

»Ja, ja.«

»Die englische Regierung wollte verhindern, daß die Rebellen ein neues Oberhaupt wählten.«

»O Gott.«

»Klagen Sie nicht. Niari, der wegen Ergebenheit der Sache gegenüber geschwiegen hatte, wollte bei der Nachricht von dem Mord an dem Menschen, den er so verehrte, nicht länger schweigen. Er, der fanatische Ägypter, konnte nicht mit ansehen, daß ein dahergelaufener Franzose ›den Namen seines Meisters‹ trug. Er beichtete Mr. Parker die Wahrheit. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt auf der Farm. Auf meinen Ratschlag brachte der Farmer seinen Gefangenen zur Küste, schiffte ihn nach Sydney ein und schickte ihn zu Sir Toby Allsmine, dem Obersten Chef der Pazifikpolizei, der seine Aussage zu Protokoll nahm.«

Diesmal frohlockte Robert.

»In Sydney also. Aber in diesem Fall brauche ich ja nur dorthin zurückzukehren und bei Sir Toby vorstellig zu werden …«

»Hüten Sie sich! Er würde Sie einsperren lassen, wie er sicher auch diesen armen Teufel von Niari hat einsperren lassen.«

»Aber dann bin ich ja verlorener als jemals zuvor!« rief der Franzose verzweifelt aus. »Und Sie haben meine Situation verschlechtert … Und Sie sagen mir das auch noch so freiweg ins Gesicht.«

Der Bucklige zuckte bloß mit den Schultern.

»Quicker Franzose, der Sie sind«, sagte er, »versuchen Sie doch nur ruhig zu bleiben. Ihre Situation ist nicht schlechter als vorher. In Mount Magnet liegt ein Regiment, und man hätte Sie unweigerlich dort verhaftet und als Gefangenen nach Sydney gebracht, während Sie im Augenblick frei sind und das Vergnügen haben, bei mir zu sein.«

Der Buschläufer hatte sich bei diesen Worten erhoben. Seine ganze Person strahlte Autorität aus, die seinem Gast nicht entging.

»Sie …«, murmelte Robert, »Sie … Wer sind Sie?«

»Ein Engländer, der sein Vaterland leidenschaftlich liebt, der aber glaubt, daß Macht, die einzig auf Verleumdung und Lüge beruht, schwach ist. Ich wünsche nichts sehnlicher, als daß Großbritannien Beherrscherin der Welt sei – jedoch von allen geliebt. Ich verdamme die Ungerechtigkeiten, die gewisse Beamte begehen; ich leide, wenn ich das Wimmern der Opfer höre.«

Für einen Augenblick hielt er inne und schwieg.

»Ich war selbst einmal ein Opfer«, fuhr er nach einiger Zeit fort. »Im Augenblick verfolge ich ein Werk der Wiedergutmachung. Ich werde auch Sie beschützen, denn Sie müssen sehr viel Zuneigung zu Ihrer Geliebten im Herzen haben, wenn Sie allein den australischen Busch durchqueren. Es sind weder Hador noch Thanis, die Ägypten meinem Land entreißen werden; es wird England selbst sein, das sich schon zu dem Zeitpunkt von den Ufern des Nils wieder zurückzog, als es ihn verräterisch besetzt hatte. Der ist ein guter Bürger, der die Fehler seiner Landsleute erkennt und es sich zur Pflicht macht, sie auszulöschen. Jede getilgte Ungerechtigkeit gereicht einer Nation zur Zierde, läßt sie in hellerem Glanz erstrahlen. Deshalb wird Ihnen Ihr Name zurückgegeben werden; deshalb werden Sie die geliebte Frau ehelichen; deshalb werden Sie wieder Franzose werden.«

In dem Maße, wie er sprach, erlangte der Unbekannte in Roberts Augen eine majestätische Größe, so daß er mit Respekt in der Stimme seine eben gestellte Frage wiederholen mußte: »Wer sind Sie bloß?«

Der Bucklige machte eine wegwerfende Geste.

»Brauchen Sie etwa einen Namen, um Vertrauen zu mir zu haben? Ich habe mehrere davon, und keiner ist der richtige. In Sydney, wohin Sie mir folgen werden, bin ich James Pack, persönlicher Sekretär des Polizeichefs.«

»Von Sir Toby Allsmine?« rief Robert und wich einen Schritt zurück.

Mit einer Geste winkte der Bucklige ab.

»Nur keine Angst, meine Worte enthalten keine Drohung. Ich sage Ihnen etwas, was kein Mensch außer diesem Kind«, dabei legte er den Arm um die Schultern seines jugendlichen Begleiters, »weiß. Ist es nötig, daß ich weitere Erklärungen abgebe? Der wirkliche James Pack, der von England geschickt wurde, um Sir Toby zu überwachen, wurde von mir abgefangen; dank einiger Mittel, über die ich verfüge, habe ich ihn davon überzeugt, in meine Dienste zu treten; somit hatte ich Gelegenheit, stets an der Seite von Sir Toby zu weilen und endlich ein Fenster zu seiner Seele und seinem Gehirn zu haben, was für das Gelingen meiner Pläne unerläßlich war.« Und mit einem plötzlichen Wechsel im Tonfall schloß er: »Mehr kriegen Sie nicht zu erfahren. Also, sind Sie bereit, mir zu gehorchen und sich völlig meinem Willen unterzuordnen?«

»Ja«, erwiderte Robert. Diesmal zögerte er nicht.

Das Gesicht seines Gesprächspartners drückte Zufriedenheit aus.

»All right! In diesem Fall werden wir uns morgen auf den Weg zur Küste machen. Sie haben selbst bemerkt, daß dieser Weg alles andere als angenehm ist. Ruhen Sie sich aus. Schlafen Sie, wir werden wachen.«

Dieser Befehl war Robert mehr als angenehm. Er wickelte sich in eine Decke, warf sich auf ein Lager von trockenem Laub, das man ihm im Schuppen zurechtgemacht hatte, und war bald in tiefen Schlaf gefallen. Seine unbekannten Freunde, die ihm ein guter Stern mitten in seiner größten Einsamkeit zugeführt hatte, wachten über ihn.

Natürlich erwachte Robert ob soviel Fürsorge mit guter Laune. Seine Begleiter waren schon auf den Beinen, und der falsche James Pack sagte fröhlich zu ihm: »Nun, haben Sie sich Ihre Sorgen weggeträumt, Mr. Zero?«

»Ich weiß nicht mehr, was ich geträumt habe«, erklärte der junge Mann, »aber ich fürchte, ich habe unsere Abreise verzögert.«

»Ganz und gar nicht. Mora-Mora bereitet schon den Tee. Er ist darin genauso bewandert wie in der englischen Sprache. Es geht eben nichts über eine gute Bildung. Dank meiner Mühe kennt er von Shakespeare bis Oscar Wilde die gesamte englische Literatur. Und der Genuß von englischem Tee verjagt die morgendlichen Nebel im Kopf und auf dem Lande.«

Der Franzose machte Toilette. Eine halbe Stunde später verließ er frisch und ausgeruht und von wohliger Wärme durchdrungen, die nicht nur vom Tee, sondern auch vom Roastbeef herrührte, mit seinen Gefährten die zerstörte Farm, in der er die Nacht verbracht hatte.

Nicht ohne ein seltsames Gefühl legte er nun in entgegengesetzter Richtung den Weg zurück, den er am Vorabend gekommen war. Wie hatte sich doch seine Lage verändert! Gestern war er noch allein gewesen, ohne Nahrung und ohne Gewehr; heute begleiteten ihn zu allem entschlossene Männer; er hatte wieder Hoffnung geschöpft, und über seinem Rücken hing ein guter Karabiner.

Während der folgenden Tage sagte sich Robert immer wieder, daß die Rückkehr zur Küste unendlich angenehmer verlief als das Unterfangen, sich von ihr zu entfernen.

Abwechslungsreiche Mahlzeiten, ein interessantes Gespräch, Aufenthalte an gut gewählten Plätzen – all das war dazu angetan, ihn zu befriedigen. Wirklich, der Unbekannte, der erklärte, James Pack zu heißen, war ein Reisender der Extraklasse. Seine Route war im vorhinein festgelegt, ebenso wie die Übernachtungen. Zweifellos hatte er seinen Weg sorgfältig studiert, um nichts dem Zufall zu überlassen.

Auch der Bucklige schien seinerseits von seinem Gast sehr entzückt zu sein; und als ihm dieser mehrmals seine Dankbarkeit bekundete, sagte er nur: »Danken Sie mir nicht. Ich bin Ihnen zu Diensten, das ist richtig, aber Sie erweisen mir ebenso einen Dienst, so hoffe ich.«