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Währenddessen klangen die Ruderschläge weniger weit entfernt. Robert, der keinen Augenblick lang die Wasseroberfläche unbeobachtet gelassen hatte, unterschied eine schwarze Masse, die sich langsam der Küste näherte. Die Form nahm präzisere Umrisse an, wurde zur Schaluppe, die Schatten in ihr zu Ruderern.

»Ohé! Ihr in der Schaluppe!« rief der Bucklige.

Eine rauhe Stimme rief zurück: »Wer da?«

»Der die Feuer entfacht hat.«

Schweigen, dann erfolgte ein Kommando: »Legt an, Jungs.«

Ein letzter Ruderschlag, und das Boot stoppte etwa zehn Meter vom Strand entfernt, sein Kiel knirschte auf dem Sand. Sofort sprangen die Männer, die an den Ruderbänken gesessen hatten, ins Wasser, wateten zum Ufer, trugen zu zweit je einen Passagier bis zum Boot zurück. Beim Anblick Roberts zeigten sie keinerlei Erstaunen. Von den starken Armen der Seemänner hochgehoben, befand er sich bald auf der hinteren Bank der Schaluppe, zwischen seinen neuen Freunden sitzend.

Die Mannschaft hatte ihren Platz auf den Bänken wieder eingenommen. Die hochgehobenen Ruder zeigten an, daß man bereit war abzulegen.

»Leb wohl, Mora-Mora!« rief der Bucklige noch einmal; dann befahl er in befehlsgewohntem Ton: »Legt ab!«

Die Ruderblätter tauchten ins Wasser. Das Boot gewann langsam an Fahrt und entfernte sich von der Küste. Eine langgezogene Dünung bewegte die Oberfläche des Meeres; Wellen klatschten gegen die Bordwände des Bootes, das schnell vorankam; In wenigen Augenblicken verloren sich die Küste und die hohe Silhouette des Australiers, der unbeweglich am Strand stand, im Dunkeln.

Wie orientierten sich nur die Matrosen, wenn sie keinerlei Anhaltspunkt hatten? Diese Frage stellte sich der Franzose jetzt. Und da er sich das nicht erklären konnte, wandte er sich an James Pack.

»Wo ist das Schiff?« fragte er.

»Vor uns«, erwiderte der Bucklige. »Sehen Sie, es hat soeben seinen Scheinwerfer eingeschaltet, um uns zu leiten.«

»Was, ein Scheinwerfer?«

»Ein elektrischer dazu!«

Roberts erstaunter Ausruf war nur zu gerechtfertigt. Etwa eine Meile vor ihnen wurde die Wasseroberfläche plötzlich licht; aber anstatt in einer gewissen Höhe zu leuchten, wie es bei Bordlichtern üblich war, schien sich der Lichtschein wie eine Decke auf die Wasseroberfläche zu legen. Ja, dem Franzosen schien das Leuchten sogar aus dem Wasser selbst zu dringen.

Je näher sie kamen, desto sicherer war Robert, sich in letzterem nicht geirrt zu haben. Ein Scheinwerfer mit ungeheurer Leuchtkraft strahlte einige Fuß tief unter der Wasseroberfläche, aber ein anderer Gegenstand hatte inzwischen Roberts Aufmerksamkeit geweckt. Aus dem Meer erhob sich eine Kuppel inmitten der goldschimmernden Helligkeit. Man hätte sie für den Panzer einer Riesenschildkröte halten können. Und auf dieser Kuppel bewegten sich menschliche Wesen.

So phantastisch war diese Vision, daß Robert schon an eine Halluzination glaubte. Er rieb sich heftig die Augen, kniff sich in die Wange. Der Schmerz bewies ihm, daß er nicht träumte. Vor seinen Augen hatte er noch immer dasselbe Bild. Mit gepreßter Stimme murmelte er: »Was ist das bloß?«

»Das ist das Schiff, das ich Ihnen angekündigt hatte«, sagte James Pack.

»Ein Schiff …?«

»Ein Unterseeboot, das gerade aufsteigt, damit wir an Bord gehen können. Aber still jetzt, wir legen an; reißen Sie Augen und Ohren auf, dann kriegen Sie schon genug mit.«

Tatsächlich hatte die Schaluppe die Kuppel erreicht. Das war eine runde, abgeplattete Oberfläche von elliptischer Form, die an ihrer höchsten Stelle vier bis fünf Fuß über die Wasseroberfläche ragte. Das Gebilde mochte etwa zwanzig Meter lang und zehn Meter breit sein. In der Mitte konnte man ein Rechteck erkennen, in dem sich so etwas wie eine Türfüllung abzeichnete.

»Der Eingang zu meinem Schiff«, erklärte der Bucklige. »Kommen Sie.«

Lavarède gehorchte. Er war von dem Abenteuer ganz behext. Er stellte den Fuß auf die Oberfläche des rätselhaften Bootes und merkte, daß er auf Metall stand. Hinter seinem Führer näherte er sich der Öffnung, stieg hinter ihm eine kleine Leiter hinab, die ebenfalls aus Metall war, und befand sich in einem relativ großen Raum, der von elektrischen Lampen in Blumenform erleuchtet wurde. Zur Rechten und Linken gingen Flure ab.

»Außerordentlich!« rief er aus.

Was den Buckligen veranlaßte, nicht ohne Ironie zu bemerken: »O ihr Franzosen! Ihr wundert euch stets, wenn ihr seht, was Fremde aus den Erfindungen eurer Landsleute machen!«

Zweites Kapitel

Robert wird dividiert, was geschrieben so aussieht: Robert = Korsar Triplex / 3

Der junge Mann öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen. Doch dazu ließ ihm James Pack keine Zeit. Er ergriff ihn am Arm, öffnete eine Tür und zog seinen Begleiter mit sich, nachdem er dem Jungen den bizarren Satz zugeflüstert hatte: »Du kannst wieder du selbst werden.«

Das Zimmer, in das er Robert führte, war ein luxuriös eingerichteter Salon. Wertvolle Möbel, erlesene Stoffe, Statuen und Bilder befanden sich hier in schönster pittoresker Unordnung – was schließlich die höchste Form von Ordnung ist – und wechselten mit Schauvitrinen ab, in denen Schätze vom Grund des Ozeans lagen: herrliche Perlen, blutfarbene Korallen, seltene Algen. Aber was Robert am meisten faszinierte, das war die seltsame Dekoration zweier Wände. In diese nämlich waren runde Luken eingelassen, mit dicken Scheiben versehen und solide von bronzenen Beschlägen umrahmt. James hatte den Blick seines Begleiters bemerkt.

»Das sind meine Fenster. Gegenwärtig sind sie von Blechtafeln, die mir als Vorhänge dienen, verschlossen. Sie werden später die Nützlichkeit dieser Öffnungen kennenlernen. Im Augenblick möchte ich Ihnen etwas anderes zeigen.«

Er ging, während er das sagte, auf ein Klavier zu, das an einer Wand stand. Über dem Instrument hingen zwei große Gemälde nebeneinander. Das eine stellte einen blonden, eleganten und würdevollen Mann dar, das andere eine junge Frau im zauberischsten Zauber von Jugend und Schönheit.

Einen Augenblick betrachtete der Bucklige die beiden Bilder schweigend, dann sagte er mit weicher, sanfter Stimme, in der ein tiefes Gefühl mitschwang: »Lord Green, Mylady Joan, bald werde ich meinen Auftrag erfüllt haben. Dann werde ich Ihnen adieu sagen, Ihnen … und allen, ohne anderen Dank als die Erinnerung. Ich stelle Ihnen heute ebenfalls einen unglücklichen Mann vor. Ich habe ihn hergeführt, um ihn an mich zu binden, wie ich mich seiner widmen will.«

Er hatte Roberts Hand ergriffen, ihn zu sich herangezogen und schien ihn den beiden Bildern vorzustellen. Plötzlich schüttelte er den Kopf, als ob er einen unsinnigen Gedanken verscheuchen wollte, und öffnete den Deckel des Klaviers.

Die Tasten kamen zum Vorschein, aber es war eine rätselhafte Klaviatur – abwechselnd weiße und rote Tasten, die jede ein für den Franzosen undeutbares Zeichen trugen. James blickte Robert an.

»Das«, sagte er, »ist ein besonderes ›Klavier‹. Es ist mein Steuerpult. Indem ich eine der Tasten herunterdrücke, übermittle ich dem Mann am Steuerruder meine Befehle. Er hat ein ähnliches ›Klavier‹ vor sich. Jede Bewegung hier wird auf jenes Instrument übertragen. Die Zeichen, die Sie auf den Tasten sehen, sind insgesamt zwölf. Sie bedeuten von links nach rechts: Vorwärts. Stop. Steuerbord. Backbord. Steigen. Sinken. Fahrt mit zehn, mit zwanzig, mit dreißig, mit vierzig, mit fünfzig und mit sechzig Knoten. Das ist alles.«

»Nichts einfacher als das«, erklärte Robert. »Diesen Apparat kann ja ein Kind bedienen. Aber Sie haben mir nur die weißen Tasten erklärt. Sind die roten ohne Bedeutung?«

Der Bucklige schüttelte den Kopf.