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Ein beifälliges Murmeln folgte der Erklärung dieser einfachen wie beispiellosen Erfindung.

»Warten Sie, ich bin noch nicht am Ende«, sagte Maudlin. »Sir James ist ein wirklich verdienstvoller Erfinder, er hat aus den Taucheranzügen wissenschaftliche Schmuckstücke gemacht.« Und stolz fuhr sie fort: »Atmen, darin besteht die Hauptaufgabe, die der Taucheranzug erfüllen muß. Gewöhnlich ist man mit der Erde durch Gummischläuche verbunden, die durch die Metallkapsel in Kopfhöhe eingelassen sind. Durch einen Schlauch erhält man frische Luft, die verbrauchte wird durch eine an der Erdoberfläche befestigte Pumpe abgesaugt. Der Taucher war in seiner Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt und ständig auf die Versorgung von Land angewiesen.«

»Olala«, unterbrach sie der Journalist. »Gestatten Sie mir, Ihnen meinen Glückwunsch auszusprechen. Sie reden von diesen Dingen wie ein richtiger Gelehrter.«

»Sir James hat mir das alles beigebracht«, sagte die junge Dame, während eine leichte Röte ihre Wangen überzog. »Ihm gebührt Ihr Dank.«

Doch schnell ging sie wieder zu ihrem Vortrag über.

»Ich fahre fort. Später ersetzte man die Pumpe mit Behältern, die komprimierte Luft enthielten und die die Taucher auf dem Rücken trugen. Ein Schlauch verband den Behälter mit ihrem Mund. So gewann der Taucher zwar mehr Bewegungsfreiheit, aber es war immer noch mühsam und ermüdend, Luft zu holen. Sir James hat das geändert. Ein auf dem Rücken befestigter Behälter enthält Luft für zwölf Stunden. Sauerstoff gelangt dabei direkt in die Kugelhaube, er wird durch einen Hahn dosiert, der am Austritt angebracht ist. Man atmet also genauso wie an der frischen Luft, ohne sich weiter darum zu kümmern. Die verbrauchte Luft ist mit Kohlensäure angereichert und sinkt. Nun, im Inneren des Anzuges sind ab Brusthöhe bis zu den Beinen Behälter angebracht, die kaum zu erkennende kleine Löcher haben und mit Ätzstein gefüllt sind. Die Löcher sind zu klein, als daß sie Flüssigkeit eindringen ließen, aber Gas lassen sie ohne weiteres hindurch. Nun, Sie wissen vielleicht aus der Chemie, daß Pottasche bereitwillig Kohlensäure aufnimmt. Unaufhörlich bildet sich so Pottaschenkarbonat, dadurch wird die Atemluft gereinigt, und der Anzug ist eine ideale Atemkammer.«

»Bravo, bravo«, murmelten ihre Zuhörer.

Doch Maudlin gebot ihnen mit einer Handbewegung Schweigen.

»Einen Augenblick noch. Ihr versteht, daß man in der unterirdischen Prärie hundertmal besser umherspazieren kann als auf der Erde. An frischer Luft fehlt es auch nicht. Es gibt aber noch etwas. Man muß in der Lage sein, sich gegen Haie und andere fleischfressende Tiere, von denen meine Mutter vorhin gesprochen hat, zu verteidigen.«

Lavarède konnte sich nicht zurückhalten.

»Hat Sir James etwa auch dieses Problem gelöst?«

»Perfekt.«

»Womit? Ich brenne vor Neugier.«

»Durch ein ganz einfaches Mittel.«

»Das bezweifle ich auch nicht, aber welches?«

»Hier. Unter dem Sauerstoffbehälter befindet sich ein sehr wirksamer Elektroakkumulator, der fähig ist, etwa fünfhundert Funken von einer Länge von ein Meter fünfzig zu erzeugen, das heißt den robustesten Tieren einen elektrischen Schlag zu versetzen. Ein Kabel verbindet ihn mit einer hohlen, fünfundneunzig Zentimeter langen Klinge, die der Taucher wie einen Degen an der Seite trägt. Falls sich ein Hai, ein Rochen, eine Muräne nähert, nimmt man die Waffe in die Hand, drückt auf drei Knöpfe an der Klinge, die den Kontakt herstellen, und richtet die elektrische Entladung auf den Gegner, ohne sich selbst einer Gefahr aussetzen zu müssen. Jetzt«, schloß die liebenswürdige Erklärerin, »kennt ihr euer Reisekostüm genausogut wie ich. Hat noch jemand eine Frage?«

»Ja«, sagte Aurett, die schon einige Zeit prüfend über einen der Taucheranzüge gestrichen hatte. »Das alles muß doch entsetzlich schwer sein.«

»So schwer«, antwortete Maudlin, »daß du, würdest du es hier anlegen, keine Bewegung mehr machen könntest; aber einmal im Wasser, verliert der Anzug an Gewicht. Dieser Verlust ist gleich dem Volumen an verdrängtem Wasser …, entsprechend dem Archimedesschen Prinzip«, fügte sie mit einem Seitenblick zu Armand hinzu, »wirst du in der Lage sein, dich mit der größten Leichtigkeit bewegen zu können.«

»Also, wann geht es los?« fragte Aurett.

»Heute noch«, versprach Robert. »Wir werden euch die Perlenbänke vor den Anambasinseln zeigen. Unser Ausflug hat also ein Ziel.«

»Kann man denn Perlen sammeln?«

»Wenn ihr wollt, meine Damen, gern. Es gibt dort wirklich unerschöpfliche Perlenbänke. Diese Perle hat zwar weniger Wert als ihre weiße Verwandte von Ceylon, aber mit ihrer azurblauen Nuance ist sie für Liebhaber von raffiniertem Reiz.«

»Blaue Perlen …«, sagte Aurett mit einem glockenhellen Lachen. »Wir werden damit unsere Taucheranzüge schmücken.«

»Wie du willst. Aber jetzt erst einmal zu Tisch, damit wir genügend Kräfte für unterwegs haben.«

Wie ein Hühnerschwarm bewegten sich unsere Freunde in Richtung Speisesaal. Freude blitzte in allen Augen, sogar Lotia schien ein wenig angeregt, obwohl ihr sanftes Gesicht nichts von seiner Melancholie verloren hatte. Robert schaute sie traurig an. Dachte er an seinen eigenen Schmerz, so ahnte er, was sie leiden mußte. Der Besuch einer Perlenbank würde nur eine vorübergehende Zerstreuung für sie sein.

Dennoch wurde die Mahlzeit mit einer Hast eingenommen, die genug über die Neugier der Passagiere aussagte. Wie die anderen, so schlugen auch Robert und Lotia den Weg zu dem Raum ein, in dem die Taucheranzüge hingen. Jeder wählte sich einen aus. Mehrere Matrosen eilten herbei und luden sich die Atemgeräte auf die Schultern. Dann begaben sie sich in den Raum, der neben dem Kiel lag.

»Wo sind wir denn jetzt?« fragte Armand, als er den Raum betrat, der nunmehr nur noch von den elektrischen Handlampen der Matrosen erleuchtet wurde.

»In einer der Wasserschleusen«, erklärte Maudlin. »Wenn Sie Ihre Kugelhaube aufgesetzt haben, öffnet man die Verbindungshähne zum Meer, und wenn genug Wasser in der Schleusenkammer ist, haben Sie genug Bewegungsfreiheit, um von selbst ins Meer zu schwimmen. Eine Klappe öffnet sich dann unter Ihnen, während über Ihnen eine andere Klappe zuschnappt, und. Sie sind draußen. Aber verlieren wir keine Zeit.«

Die Passagiere kletterten in ihre Ausrüstungen.

»Das ist ja wunderbar«, sagte der Journalist, dessen Körper, Beine und Arme schon in dem Anzug steckten, »ich bin unfähig, die geringste Bewegung zu machen, und in diesen Schuhen kann ich keinen Schritt tun.«

»Bleischuhe«, erwiderte Maudlin lachend.

»Oh, ich bin mir ein einziger Ballast, verstehe, aber«, fügte er hinzu, wobei er den Matrosen, der ihm den Taucherhelm aufsetzen wollte, zurückhielt, »bevor man mir meinen Helm überstülpt, möchte ich doch noch etwas wissen.«

»Reden Sie.«

»Ich verstehe sehr gut, daß Wasser in die Kammer gelangen kann, der Druck von außen hilft dabei, doch wie entweicht es wieder? Wenn zum Beispiel sich das Schiff in dreihundert Meter Tiefe befindet, müssen Sie gegen einen Druck von dreihundert Atmosphären ankämpfen. Ich weiß nicht, ob es derartig leistungsstarke Pumpen gibt, um einen solchen Widerstand zu brechen.«

»Wir haben auch keine Pumpen«, erwiderte Maudlin.

»Sondern?«

»Wir verwenden eine hydraulische Presse.«

»Und wenn die kaputtgeht …, eine Havarie …, das U‑Boot würde auf den Meeresgrund sinken.«

»Nein, Sie können beruhigt sein. Wir haben ein Sicherheitsgewicht. Das ist ein Kiel aus Gußeisen, der sich bewegen läßt und am festen Kiel des Schiffes verankert ist. Im Fall einer Havarie genügt es, die Greifer, die ihn festhalten, zu lösen. Er würde sinken, und das Resultat davon wäre, daß unser Schiff an die Wasseroberfläche steigt.«