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»Ich bin sicher, er wird sich viel besser fühlen, sobald er wieder im Herrenhaus ist«, fügte ich etwas schwächlich hinzu.

»Verflucht!«, stieß der Waffenmeister barsch hervor. »Zu Stoßzeiten ist dieser ganze Laden ein Irrenhaus! Er wird perfekt hineinpassen.«

»Neue Waffen?«, warf ich ein, denn ich dachte mir, dass das die beste Möglichkeit war, den Waffenmeister auf andere Gedanken zu bringen.

Er schnaubte wieder. »Ich weiß nicht, ob ich dir irgendwas von meinem guten Zeug anvertrauen will. Der Bentley ist voller Kratzer zurückgekommen, und dass du mir meine einzigartige Umkehruhr kaputt gemacht hast, habe ich dir immer noch nicht verziehen. Und du hast den besonderen Richtungskompass verloren, den ich für dich angefertigt hatte!«

»Lass uns als gegeben annehmen, dass ich unachtsam und undankbar bin und nie etwas zu schätzen weiß, was du für mich tust … und dann weitermachen. Wie wär's damit?«, schlug ich geduldig vor. »Den Repetiercolt habe ich noch, aber ich könnte was Dramatischeres gebrauchen.«

»Ich hätte da noch diese Nuklearhandgranate …«

»Nein!«, lehnte ich äußerst bestimmt ab.

»Na schön, wie wär's dann mit einem tragbaren Schallgenerator, der die Hoden deiner Feinde in Zeitlupe anschwellen und explodieren lassen kann?«

»Au ja, bitte!«, sagte Molly.

»Verlockend, aber nein«, entschied ich. »Ich würde etwas weniger Auffälliges bevorzugen.«

»Du warst auch bei deinem Essen schon immer sehr mäkelig.«

»Weitermachen bitte.«

»Ich habe da einen Kurzstreckenteleporter, an dem ich herumgebastelt habe«, sagte der Waffenmeister und wühlte in dem Gerümpel herum, das sich vor ihm auf dem Arbeitstisch häufte. »Lässt einen auf der Stelle eine halbe Meile springen, in jede beliebige Richtung. Denk einfach an einen Ort, sprich die Worte, und ab geht's. Lässt sich nicht zurückverfolgen. Und im Gegensatz zu Merlins Spiegel überhaupt nicht aufspüren.«

»Das hört sich doch schon besser an«, meinte ich. »Wieso nur eine halbe Meile?«

»Weil man bei allem, was darüber hinaus geht, in einer willkürlichen Anzahl von Stücken anzukommen tendiert«, gab der Waffenmeister widerstrebend zu.

»Das klingt für mich gar nicht gut«, bemerkte Molly.

»Da bist du nicht die Einzige«, sagte ich.

»Ach, kommt schon!«, ermunterte uns der Waffenmeister. »Probiert's doch mal! Ah, da ist er ja!« Er hielt ein schlichtes Kupferarmband hoch, hauchte darauf, polierte es am schmuddeligen Ärmel seines Kittels und hielt es mir hin. Es sah sehr nach einem dieser Armreifen aus, die Leute tragen, um Rheumatismus abzuwehren. Der Waffenmeister grinste. »Ich habe schon nach jemandem gesucht, der es im Einsatz für mich ausprobieren könnte. Und betrachtet man mal eure Situation, dann kann es nur von Vorteil sein, plötzlich ganz woanders sein zu können.«

»Er ist vielleicht gruselig, aber er hat recht«, meinte Molly.

Widerwillig schob ich das Kupferarmband über mein Handgelenk. »Bei meinem Glück kriegt meine Haut sicher Grünspan ab. Und du hast mir immer noch keine anständige Waffe angeboten.«

»Du brauchst keine Waffe«, antwortete Molly. »Du hast mich.«

»Da hat sie nun wieder recht«, sagte der Waffenmeister.

Molly und ich benutzten Merlins Spiegel, um uns zu unserem ersten Ziel zu bringen: dem berüchtigten Sauftempel, dem neutralen Boden und der Lasterhöhle schlechthin - dem Wolfskopfklub. Alles, was ich tun musste, war, an dem silbernen Rahmen des Spiegels zu zupfen und die richtigen Worte zu murmeln, und der Spiegel dehnte sich wie Knetmasse zu Türgröße. Unsere Spiegelbilder verschwanden und wurden von einem schattigen und düsteren Bild unseres Ziels ersetzt. Molly und ich gingen hindurch, und auf einmal standen wir in einer bekannten, aber verlassenen Straße, tief im Herzen des Londoner Stadtteils Soho. Der Spiegel schnurrte zu seiner ursprünglichen Größe zusammen und ich steckte ihn weg.

Der Wolfskopfklub ist ein sehr bekannter Treffpunkt für all die seltsamen und ungewöhnlichen Leute dieser Welt. Und für die, die nur mal kurz hier reinschauen. Keiner ist sich wirklich sicher, wo genau eigentlich dieser Klub liegt und das sehr anonyme Management will auch, dass das so bleibt. Es gibt jedoch ein paar Zugänge überall in der Welt, wenn Sie wissen, wo genau Sie zu suchen haben. Und wenn Ihr Name auf der Liste steht. Das ist nicht die Art Klub, in den man hineinkommt, indem man den Türsteher besticht. Entweder sind Sie ein Mitglied im besten Sinne, oder Sie sind tot.

Ich sah mich schnell um, ob wir unbeobachtet waren. Die Straße war verlassen, abgesehen von dem üblichen Müllsortiment und einer Hand voll Ratten mit starkem Magen. Das einzige Geräusch war der ferne Autoverkehr. Es war sehr früh am Abend, doch die Schatten waren bereits da, dunkel und undurchdringlich. Die fleckigen Ziegelmauern rundherum waren mit den üblichen Graffitis beschmiert: DAGON ERHEBE DICH ERNEUT!, VAMPIRE SIND SCHEIßE! sowie das deutlich stärker Besorgnis erregende SUPERSEXUELLE DIESER WELT - VEREINIGT EUCH!

Ich ging hinüber zur nächsten Wand, sprach die richtigen Worte und in der Wand erschien eine massiv silberne Tür, als würde sie die schwächere Realität auf der anderen Seite auffangen wollen. Das solide Silber war übersät mit tief eingravierten Drohungen und Warnungen in angelischer und dämonischer Sprache. Es gab keine Klinke. Ich legte meine linke Hand flach gegen das irritierend warme und schwitzige Silber. Einen Moment später erkannte mich die Tür und ging langsam auf. Ich finde diesen Teil der Prozedur immer ein klitzekleines bisschen beunruhigend. Wenn nämlich Ihr Name nicht auf der Liste steht, beißt Ihnen die Tür sofort die Hand ab.

Ich sah zu Molly. »Bitte vergiss nicht, dass mein Name hier Shaman Bond lautet. Wenn dir was anderes rausrutscht, dann könnte das uns beide umbringen.«

Sie lächelte mich süß an. »Weißt du, es ist irgendwie niedlich, dass du mich ständig an die Hand nimmst und meinst, mir alles erklären zu müssen. Aber wenn du damit nicht auf der Stelle komplett aufhörst, dann schlage ich dich in die nächste Woche hinein.«

»Nach dir«, sagte ich und folgte ihr in den Wolfskopf.

Wir kamen in ein heftiges Stroboskoplichtgewitter und eine ausgesprochene Lärmexplosion hinein. Musik spielte, die Leute tranken, tanzten und schlossen in den Ecken Geschäfte ab. Im ganzen Klub war die Hölle los. Grelles Licht badete die dichte Menge in ständig wechselnde Farben und unablässig dröhnte Musik. Molly und ich bahnten uns mithilfe unseres Lächelns, unseres Charmes und der unbedingten Bereitschaft, gewaltsam und unnötig die Ellbogen zu benutzen, einen Weg durch die wogende Menge. Wir gingen zur Hightechbar am anderen Ende des Klubs, einem Art-Deco-Albtraum aus Stahl und Glas, vollständig ausgerüstet mit computerisiertem Zugang zu mehr Arten von Alkohol, als den meisten Leuten als existierend bekannt ist. Sie wünschen ein Strontium-90-versetztes Wasser mit einem Spritzer Jod? Oder einen giftigen Eisenhut-Cocktail mit einem silbernen Schirmchen? Oder vielleicht Engelsurin mit etwas Weihwasser? Dann ist es kein Wunder, dass Sie hier im Wolfskopfklub sind.

Gerüchte besagen, dass der Wolfskopfklub seinen ganzen Stolz darein setzt, immer ganz up to date zu sein, wenn nicht sogar noch ein Stück weiter. Die riesigen Plasmabildschirme an der Wand zeigen kurze Einblicke in die Bettgeheimnisse der Reichen und Berühmten, aufgelockert durch die Börsennachrichten von morgen, während Gogo-Girls, die nur ein paar Federreste tragen, in goldenen Käfigen tanzen, die von der Decke herabhängen. Für die, die es mehr mit der Tradition haben, wirbeln Lack-und-Leder-Stripper auf Showbühnen ihre Stahlstangen in die Unterwerfung. Heute Abend feierten einige Satanshuren ihren Junggesellinnenabschied, indem sie einen Line Dance auf einem langen Stahltresen tanzten.