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»In wie vielen Kriegen hast du schon gekämpft?«, fragte ich ehrlich neugierig.

Sie zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Zu viele. Ein paar hab ich gewonnen, noch mehr verloren und währenddessen haben zu viele Freunde ins Gras gebissen. Ich bin viel älter, als ich aussehe, das kommt von den regelmäßigen Erneuerungen. Aber die halten das Gefühl, alt zu sein, nicht auf in dir. Ich hab mal gekämpft, weil ich an meine Sache geglaubt habe. Dann, weil ich Dämonen einfach hasse. Und jetzt tu ich's - weil ich sowas eben tue.«

»Trotzdem«, sagte ich. »Ein echtes Höllentor, eine direkte Verbindung zwischen einer materiellen Ebene und der Hölle an sich, das ist selten, oder?«

»Aber ja«, sagte Jane. »Oder die Menschheit wäre schon vor langer Zeit ausgelöscht worden. Wir hatten eine ganze Armee von erfahrenen Dämonenkämpfern, Helden und Kriegern und Soldaten, Veteranen aus Hunderten von Kriegen, aber alles, was wir tun konnten, war sterben. Wir hatten die Waffen und die Taktik, aber sie waren in der Überzahl. Ich habe Städte brennen sehen, Berge von abgeschnittenen Köpfen, bin durch Blut und Eingeweide gewatet … aber die Schreie haben nie aufgehört. Schließlich haben sogar die Gesetze der Realität sich geändert, sie wurden von der Gegenwart all der Dämonen einfach verzerrt. Wir haben um jeden Quadratzentimeter Boden gekämpft. Um sie zurückzudrängen, sind wir über die Leichen unserer Kameraden geklettert, nur um uns ihnen nochmal entgegenzuwerfen - und keiner von uns hat es geschafft. Wir töteten und töteten und sie kamen immer noch und haben uns ausgelacht.«

Sie hörte auf zu sprechen. Sie hob die Flasche zum Mund, aber ließ sie wieder sinken, als ob sie wüsste, dass das nicht half. Ihre kalten grauen Augen waren weit weg, versunken in Erinnerungen, die sie nicht vergessen konnte, egal wie sehr sie es versuchte.

»Was passierte dann?«, fragte Molly schließlich.

»Diese Dimension gibt es nicht mehr«, sagte Jane. »Die Dämonen gewannen, also haben wir sie in die Luft gejagt, um die Höllenwesen daran zu hindern, sie als Basis für Invasionen zu benutzen.« Sie lächelte säuerlich. »Um das Universum zu retten, mussten wir es zerstören. Einige Dinge ändern sich nie. Und nur ich bin entkommen, um davon zu erzählen. Spendier mir einen Drink, Shaman. Was Stärkeres.«

»Du musst dich uns nicht anschließen«, meinte Molly.

»Doch, das muss ich«, sagte Jane. »Ich brauche eine Schlacht, die ich gewinnen kann.«

»Ach du liebe Güte, du bist das«, hörte ich hinter mir eine bekannte Stimme sagen. Wir alle sahen uns um und da war der Blaue Elf. Er sah besser aus als das letzte Mal, das ich ihn gesehen hatte, aber das war auch nicht schwierig. Der Blaue Elf war auf dem Zahnfleisch gegangen, physisch und psychisch, und die Figur vor uns war schlanker, fitter und sehr elegant angezogen. Sein Gesicht hatte immer noch einen unglaublich lasterhaften Ausdruck, die paar hübschen Züge beinahe völlig unter den tiefen Falten der Erfahrung vergraben, aber das musste man beim Blauen Elf auch erwarten. Er hatte nie weise gelebt, aber gut, und das sah man. Er zog eine Grimasse bei unserem Anblick, aber besonders zu mir.

»Meine halbelbische Natur sagte mir, dass ich heute Abend im Wolfskopf jemanden Wichtiges treffen würde, aber wenn ich gewusst hätte, dass du es bist, dann wäre ich zu Hause geblieben und hätte mich unter der Bettdecke versteckt, bis ich zu zittern aufhöre.«

»Du siehst gut aus, Blue«, sagte ich freundlich. »Besonders, wenn ich an das letzte Mal denke, als ich dich gesehen habe. Du hast mit irgendeiner Monstrosität gekämpft, die du in einer anderen Dimension geangelt hast.«

Der Blaue Elf zuckte mit den Achseln. »Es hat sich ergeben, dass es genau das war, was ich brauchte. Irgendeine Art von Psycho-Vampir, der meine ganzen Süchte aufgefressen hat. Es ist möglich, dass ich ihn unbewusst angezogen habe.«

»Manche Leute haben eben immer Glück«, meinte Molly.

»Wohl kaum«, sagte der Blaue Elf. »Dann würde ich euch nicht ständig über den Weg laufen. Wie auch immer, ich habe meine Gesundheit wieder und meinen Stolz und so sehr ich es hasse, es zuzugeben, suche ich nach einer anständigen Arbeit für mich, um mein missbrauchtes Karma etwas aufzupolieren. Da mich mein Schicksal hergeführt hat - ihr braucht nicht zufällig Hilfe?«

»Zwei Fliegen mit einer Klappe«, sagte ich. »Ich suche grade eine Truppe zusammen, mit der wir ein für alle Mal gegen die Abscheulichen vorgehen können. Sowas wie ein Familienausflug. Wir könnten deine Hilfe brauchen, Blue.«

»Ist die Bezahlung gut?«

»Natürlich.«

»Na, dann muss es wohl sein.« Der Blaue Elf schüttelte trübsinnig den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass mal der Tag kommen würde, an dem ich deiner berüchtigten Sippschaft mal Schützenhilfe leisten würde.«

»Hier bin ich Shaman Bond«, erinnerte ich ihn schnell. Der Blaue Elf war auch einer derjenigen, denen ich auf meiner Flucht letzthin gezwungenermaßen meine wahre Identität hatte enthüllen müssen. Es schien mir, dass es schon viel zu viele gab, die davon wussten, aber so kurz vor dem Keulen überflüssiger Dämonenbestände sah ich keine andere Möglichkeit.

»Jaja, das hab ich nicht vergessen. Ich bin nicht ganz sicher, was ich abgesehen von meiner jahrelangen Erfahrung darin, aus alarmierenden Situationen rauszukommen, beitragen kann, aber ich bin dabei.«

Molly warf mir einen bedeutsamen Blick über ihre Brillengläser zu und ich wusste, was sie dachte. Du kannst ihm nicht trauen. Er ist halb Elb und einem Elben kannst du nie trauen. Sie haben immer irgendeinen eigenen Plan und hinter dem noch einen anderen.

»Hey, hey, hey, seht mal, wen wir hier haben«, sagte eine laute und fröhliche Stimme hinter uns in einem starken russischen Akzent. »Wenn das mal nicht unser alter Freund und Kunde, der Blaue Elf, ist. Du siehst ja aus wie das blühende Leben, muss ich sagen. Großartig, dass ich dich hier treffe, in diesem sehr teuren und hippen Klub, wo du doch so viele Schulden hast.«

Wir alle drehten uns um und da standen zwei sehr große Gentlemen vor uns, gekleidet in teure, schwarze Ledermäntel, mit rasierten Köpfen und einem hässlichen Grinsen auf den unangenehmen Gesichtern. Der Blaue Elf warf nur einen Blick auf sie und versuchte sofort, sich hinter mir zu verstecken.

»Blue«, sagte ich. »Kennst du diese Jungs etwa?«

»Unglücklicherweise ja«, sagte der Blaue Elf. »Darf ich dir die Vodyanoi-Brüder vorstellen? Russische Mafiabrüder, die hier in London die Zelte aufgeschlagen haben, nachdem ihnen in Moskau das Pflaster zu heiß wurde. Ich habe scheißviel Geld von ihnen geliehen, als ich dachte, ich müsste sterben und habe es für Wein, Drogen und zwei sehr hübsche Callboys ausgegeben. Ich dachte echt, ich wäre schon lange tot, bevor die wieder auftauchen, aber unglücklicherweise lebe ich immer noch und das Geld ist immer noch weg. Und diese beiden Gentlemen wollen es wiederhaben. Zusammen mit ganz exorbitant hohen Zinsen.«

»Ja wirklich. Sind wir die Vodyanoi-Brüder«, sagte der Schlägertyp auf der linken Seite. »Bin ich Gregor Vodyanoi und habe ich hier kleinen Bruder Sergei Vodyanoi! Und wir sehr gefährliche Leute sind.«

»Wirklich sehr gefährliche Leute!«, sagte Sergei und starrte uns alle der Reihe nach an. »Auf mein Wort, das sind wir.«

»Zeig ihm, wie gefährlich wir sind, Bruder«, sagte Gregor.

Sergei zog eine sehr lange Handfeuerwaffe aus seiner Manteltasche, hielt sie an seine linke Schläfe, zeigte uns allen grinsend seine sehr großen Zähne und schoss sich selbst in den Kopf. Er erbebte von Kopf bis Fuß, aber er fiel nicht. Es gab keine Blutspur, die aus der Wunde an seinem Kopf rann und das Loch schloss sich schnell wieder. Um uns herum zogen sich Leute still zurück. Sergei würgte ein paar Mal, dann spuckte er die deformierte Kugel auf seine Hand. Er zeigte sie uns und Gregor schlug seinem kleinen Bruder stolz auf den Rücken.