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»Nein, Eddie. Die Familie kann das bewältigen. Das haben wir schon früher getan. Lies die Chroniken. Ich schwöre, wir bringen euch nicht mehr genug Familiengeschichte bei. Die Kodex-Waffen sind für den Fall, dass alles andere, einschließlich Tränen, Schwüren und Gebeten, versagt hat. Nicht einfach nur, um deinen Stolz zu retten, weil du eine Niederlage im Feld erlitten hast.«

»Du warst nicht da«, sagte Molly scharf. »Du hast nicht gesehen, was wir gesehen haben. Gefühlt, was wir gefühlt haben - und es war übel, wirklich übel. Was auch immer das war, das sich einen Weg in unsere Realität erzwingen wollte, es war schlimmer als alles, was ich bis dahin erlebt habe. Und ich bin schon mit allen möglichen Dämonen und Teufeln fertiggeworden, mit Mächten über und unter unserer Realität, aber diese Invasoren … Sie haben mir richtig Angst eingejagt. Erinnerst du dich, Eddie, du hast gesagt, es gäbe zwei Arten von Feinden: Dämonen und Götter. Nun, die Abscheulichen sind vielleicht Dämonen, aber was auch immer sie beschwören wollten, war es ganz definitiv nicht.«

»Die Familie kann damit fertig werden«, sagte der Waffenmeister unbeirrt. »Ich habe Waffen entwickelt, die schlimmer sind als eure schlimmsten Albträume. Du hast keine Ahnung, Molly, was den Droods möglich ist, wenn es wirklich einmal zum Krieg kommt. Wir haben zu lange herumgetrödelt und uns in alten Siegen gesonnt. Es wird Zeit, dass wir uns wieder einmischen und uns die Hände schmutzig machen. Wir waren mal Krieger und das werden wir auch wieder sein.« Der Waffenmeister lächelte. Doch seine sonst so freundliche, etwas geistesabwesende Art war verschwunden und war durch eine kalte und konzentrierte Boshaftigkeit ersetzt. Ich hätte nie vergessen dürfen, dass dieser Mann zu der kältesten Zeit des Kalten Krieges ein erstklassiger Frontagent gewesen war, beinahe so gelobt wie sein berühmter Bruder James.

Mit der Lizenz zum Töten, heiß- oder kaltblütig, und so lange der Job getan werden musste.

Der Waffenmeister drehte sich zu Molly um und war auf der Stelle wieder sein altes, schroffes Selbst. »Mach dir keine Sorgen, meine Liebe, alles wird gut. Du wirst schon sehen. Also, Eddie, wie kamst du mit dem neuen Kurzstrecken-Teleportationsarmband zurecht, dass ich dir gegeben habe? Hat es gut funktioniert? Gab's Probleme?«

»Ah«, sagte ich. »Naja … um ehrlich zu sein, die Schlacht war so heftig und es war so viel los … ich hab irgendwie vergessen, dass ich es bei mir hatte.«

Der Waffenmeister seufzte schwer. »Beug dich mal vor, Eddie.« Ich tat es und er gab mir eine feste Kopfnuss.

»Hey! Verdammt, Onkel Jack, das hat wehgetan!«

»Gut. Vielleicht erinnerst du dich dann beim nächsten Mal. Ich gebe dir dieses Zeug, um dir einen Vorteil in einer Schlacht zu verschaffen! Um dich am Leben zu erhalten! Ich erwarte, dass du es benutzt. Ich erwarte, dass du …« In der Nähe begann beharrlich eine Kom-Konsole zu piepsen und der Waffenmeister unterbrach sich. »Was ist? Ich habe zu tun!«

Das Gesicht des Seneschalls erschien auf dem Monitor. Er nickte dem Waffenmeister kurz zu und sah dann an ihm vorbei Molly und mich an. »Ich dachte mir schon, dass ihr in der Waffenmeisterei untertaucht. Ich berufe den Inneren Zirkel ein, im Sanktum. Jetzt sofort. Wir müssen dringende Dinge besprechen.«

»Ach ja?«, fragte ich. »Und seit wann hast du die Autorität, den Inneren Zirkel zusammenzurufen?«

»Sei pünktlich«, erwiderte er. »Oder wir fangen ohne dich an.«

Er unterbrach die Verbindung, bevor ich antworten konnte. »Es ist immer was los«, sagte Molly. »Und ich dachte, meine Familie wäre schlimm.«

»Deine Familie?«, fragte ich.

»Frag besser nicht.«

Molly und ich verließen die Waffenmeisterei und gingen ins Sanktum. Ich hätte uns beide mit Merlins Spiegel dorthin bringen können, aber ich hatte es ausnahmsweise nicht eilig. Ich wollte Zeit haben nachzudenken, und planen, was ich sagen wollte. Der Waffenmeister hatte gesagt, er würde gleich nachkommen, und ich hoffte wirklich, dass Jacob sein Geistergesicht diesmal zeigen würde. Ich wusste, dass ich bei diesem Treffen alle Unterstützung gebrauchen konnte, die aufzutreiben war. Und dann blieb Molly ganz plötzlich wie angewurzelt stehen und verkündete, dass ich ohne sie weitergehen musste.

»Tut mir leid, Eddie. Aber ich kann nicht mehr länger in diesen bedrückenden vier Wänden bleiben. Ich kann einfach nicht. Ich muss raus an die frische Luft, bevor ich anfange, zu vertrocknen.«

»Aber … das ist eine Sache des Inneren Zirkels, Molly. Das ist wichtig. Ich brauche dich da, neben mir.«

»Das kann ich nicht ändern. Ich muss hier raus, bevor ich anfange zu schreien. Du hast keine Ahnung, was dieser Ort mir antut, Eddie. Du kannst ja kommen und mich draußen im Park suchen, wenn ihr fertig seid. Ich brauche Zeit für mich, um meine Batterien wieder aufzuladen und die Kräfte wiederzuerlangen, die ich auf der Nazca-Ebene verbraucht habe. Im Moment habe ich keinen Funken Magie mehr in mir. Und so kann ich nicht leben.«

Ich packte sie an beiden Schultern und zwang sie, mich anzusehen. »Ich brauche dich dieses Mal wirklich, Molly. Sie werden mich da drin kreuzigen. Ich kann ihnen nicht allein gegenübertreten.«

»Doch, du kannst. Du brauchst mich nicht annähernd so sehr, wie du denkst. Du bist stärker als du glaubst, Eddie. Stärker als du dir selbst erlaubst. Ich sehe dich später.«

Sie entzog sich meinem Griff und hastete den Korridor hinunter in Richtung des Haupteingangs und der Freiheit des Parks. Ich rief ihr nach, aber sie sah sich nicht einmal um. Also ging ich allein ins Sanktum und fragte mich, was zum Teufel ich sagen sollte.

Als ich dort ankam, hatte der Waffenmeister es irgendwie fertiggebracht, vor mir dort zu sein. Er hob eine Hand, um sein Teleportarmband zu zeigen und winkte mir damit bedeutungsvoll zu. Ich ignorierte ihn absichtlich und sah mich um. Im sanften Leuchten von Seltsam waren Penny, der Seneschall - und Harry versammelt. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte mich selbstzufrieden an. Der Seneschall stand neben Harry, um seine Unterstützung für ihn zu demonstrieren. Penny sah mich nachdenklich an. Von Jacob war nichts zu sehen. Das scharlachrote Glühen von Seltsam fühlte sich nicht annähernd so besänftigend an wie sonst. Ich erwiderte die Blicke der anderen so fest ich nur konnte.

»Na, das ist ja eine Überraschung. Harry Drood bei etwas, das eine private Versammlung meines Inneren Zirkels sein sollte. Was machst du hier, Harry?«

»Ich bin eingeladen worden«, sagte er leichthin. Seine Lippen waren von dem Schlag immer noch angeschwollen und gerissen. Er hätte das leicht heilen können, aber so war es jetzt nützlicher: ein sichtbarer Beweis meines Temperaments und meiner Brutalität. Es hinderte ihn zumindest nicht daran, mich triumphierend anzulächeln.

»Harold hat ein Recht, gehört zu werden«, sagte der Seneschall.

»Ich verstehe«, sagte ich. »Und das denkt ihr alle?«

»Er war bei dir, als alles schieflief«, erwiderte Penny. »Wir brauchen einen unabhängigen Zeugen, um genau herauszufinden, was passiert ist. Das musst du verstehen, Eddie.«

»Oh, ich verstehe eine ganze Menge«, sagte ich. »Ich hätte mich daran erinnern sollen, dass Betrug und Hintenrum in dieser Familie ganz normal sind.«

Der Waffenmeister wand sich unbehaglich. »Sei nicht so, Eddie. Du weißt, ich bin auf deiner Seite. Aber wir brauchen Fakten über die Geschehnisse. Und wir müssen zusammenhalten. Es kann ja sein, dass Harry uns Dinge über die Schlacht erzählen kann, die du nicht wahrgenommen hast. Wir werden jede Information brauchen, die wir kriegen können, wenn wir mehr Abscheuliche in ihren Nestern erwischen wollen. Wir sind nicht hier, um über dich zu urteilen.«

»Ach nein?«, fragte ich. »Nun, du vielleicht nicht, Onkel Jack. Aber die anderen schon. Ihre Meinung steht fest. Ich habe dafür keine Zeit, Leute. Es müssen ganz andere Dinge erledigt werden. Zum Wohl der Familie.«