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»Der Innere Zirkel will mit dir reden«, sagte Callan rundheraus.

»Es ist schön, wenn man etwas will«, sagte ich. »Ich will ein paar große Drinks und eine Fleischpastete, gefolgt von einem schönen Nickerchen und ich denke, genau das werde ich mir jetzt gönnen.«

»Lass mich das anders sagen«, sagte Callan. »Der Innere Zirkel muss dich auf der Stelle sehen. Und ich habe den Befehl, Nein, zur Hölle oder Verpiss dich und fall tot um nicht als Antwort gelten zu lassen.«

»Der Zirkel hat schon unter Beweis gestellt, dass er Entscheidungen auch ohne mich treffen kann«, sagte ich knapp. »Sollen sie doch so weitermachen.«

»Schmollen steht dir nicht«, meinte Callan. »Also hör auf damit oder ich verpass dir eine, wo's wehtut. Genau hier, wo alle es sehen können. Das hier ist wichtig.«

»Deine Bluff-und-trotzdem-ehrlich-Attitüde geht mir langsam richtig auf den Sack«, sagte ich. »Wie wichtig?«

»Den-Arsch-zusammenziehend-, Eier-schrumpfend-, Ende-der-Welt-und-alles-wird-richtig-scheiße-wichtig«, antwortete Callan. »Sie warten unten im Lageraum auf dich. Wahrscheinlich heulen sie und machen sich in die Hose und verstecken sich unter Tischen und so.«

»Oh«, sagte ich. »Doch so wichtig.«

Also gingen wir hinunter in den Lageraum, unterzogen uns brav allen Sicherheitskontrollen, bis wir schließlich durch die besonders verstärkten Türen ins totale Tollhaus kamen. Die üblicherweise gedämpfte Atmosphäre war von einer gespannten und aufgeladenen und sehr lauten abgelöst worden, in der Leute von Station zu Konsole rannten, schnell miteinander sprachen, die Hände in die Luft warfen und dann irgendwo anders hin rannten. Die gigantischen Displays und Bildschirme, die die schwarzen Basaltwände bedeckten und Karten von allen Ländern der Welt zeigten, waren mit kleinen, roten Punkten übersät, die Echtzeit-Notfälle und Katastrophen anzeigten. Die Hellseher und Computer-Techniker schrien in ihre Headsets und winkten mit Papierbögen voller Nachrichten, damit sie abgeholt und dorthin gebracht werden konnten, wo sie gebraucht wurden.

Für einen Moment blieb ich stehen und glotzte nur. Der Lageraum war immer das kalte, ruhige und gesammelte Herz der Familienentscheidungen gewesen. Ich hatte diesen Ort nie so verwirrt, so offensichtlich einer Panik nahe gesehen. Was sonst mein Innerer Zirkel war, stand jetzt um den Hauptlagetisch herum und wartete ungeduldig auf mich. Oder zumindest die meisten von ihnen. Es gab natürlich keine Spur von Jacob, oder von Molly oder Penny. Vermutlich waren die beiden immer noch privat unterwegs und hatten ihr kleines Frau-zu-Frau-Schwätzchen. Der Seneschall war da, der Waffenmeister, Harry und … Roger Morgenstern. Ich fragte mich, ob ich Einspruch dagegen erheben sollte, ein bekanntes Höllenwesen im Droodschen Lageraum zu dulden, aber das war ja eigentlich genau das Denken, dass ich ändern wollte. Wenn er irgendetwas Nützliches zur Situation beitragen konnte, würde ich ihm zuhören.

Wir konnten ihn später immer noch töten.

Trotzdem, ohne Molly und Penny und mit sowohl dem lebenden wie dem toten Jacob in eigener Sache unterwegs, war mein einziger Verbündeter im Zirkel der Waffenmeister. Der gute alte Onkel Jack. Der, so fair musste man sein, Roger böse Blicke zuwarf.

»Was macht dieses Dämonenhalbblut hier«, verlangte er zu wissen, als ich mit Callan an der Seite zum Lagetisch trat.

»Roger ist mit mir hier«, sagte Harry.

Der Waffenmeister schnaubte laut. »So weit ist es mit der Familie schon gekommen.«

»Hi, Jungs«, sagte ich. »Was ist los?«

Der Waffenmeister wandte seinen bösen Blick sofort mir zu. »Wo zur Hölle bist du gewesen, Eddie? Sieh dir die Weltkarten an! Die Informationen fluten seit eurem kleinen Manöver in Südamerika nur so herein, und alle sind schlecht. Überall auf dem Globus brechen Buschfeuer aus, weil es nicht genug Frontagenten gibt, die sie austreten. Die Jungs hier werden schon wahnsinnig, wenn sie nur versuchen, auf dem Laufenden zu bleiben.«

»Ich habe ein paar Leute extra hergeholt, vom Geheimdienst und dem Medienzentrum. Im Grunde von überall dort her, wo es nicht hektisch zuging, sowie all die, die nicht schnell genug weglaufen konnten«, meinte Callan eifrig. »Im Moment schaffen wir es, über alles informiert zu werden. Aber die Ereignisse auf der Welt nehmen zu - die Regierungen geben eine spektakuläre Vorstellung von Lemmingen mit einem ganz miesen Morgenkater und keinen Hemmungen ab.«

Ich musste ihm eine gehobene Augenbraue zeigen. »Seit wann befehligst du denn den Lageraum, Callan?«

»Seit du und dein kostbarer Innerer Zirkel entschieden haben, lieber zu quatschen als eure Hände mit dem täglichen Geschäft schmutzig zu machen, die Familie zu führen. Ich habe hier gearbeitet, bevor ich auf die Idee gekommen bin, Frontagent zu werden. Und als ich von dieser beschissenen Schlachtorgie in Südamerika zurückkam, hatte ich das Gefühl, etwas Nützliches tun zu müssen. Also habe ich hier mal reingeschaut und war entsetzt zu sehen, wie man die Dinge hier hat schleifen lassen. Ich bin reingekommen, habe die Ärmel hochgekrempelt und habe alles übernommen. Keiner sonst hat sich freiwillig gemeldet. Die Leute hier sind geradezu dankbar, dass jemand ihnen sagt, was sie tun sollen. Wenn ihr nicht mögt, was ich hier tue, dann bitte, werft meinen Hintern hier raus. Wenn ihr einen findet, der blöd genug ist, das hier zu übernehmen, heißt das. Ich wette, dass euer Haufen nicht einmal die Dringlichkeitsprotokolle kennt, oder? Was gibt es da zu lachen, Edwin?«

»Für einen winzigen Moment hast du mich an mich selbst erinnert.«

»Jetzt wirst du richtig fies«, sagte Callan.

»Diese Wir-coolen-Jungs-halten-zusammen-Rituale sind ja echt süß«, unterbrach Harry. »Aber Callan, könntest du dich als Herr und Meister des Lageraums vielleicht dazu herablassen, uns tatsächlich über das zu informieren, was gerade ansteht?«

Callans Nasenflügel bebten. »Leg es nicht drauf an, Noob. Du und dein Schwefeltyp seid hier nur geduldet. Also, für alle: Fangen wir unten an. Politiker jeder Couleur und jeden Geschmacks bedrohen einander gerade mit Krieg, Invasionen und allen Arten von wirtschaftlichem Terrorismus, weil sie glauben, die Familie sei nicht imstande, sie aufzuhalten. Das Gerücht fehlender Frontagenten und auch fehlender Torques hat sich ganz klar verbreitet. Also, überall in der Welt brechen alte Fehden, alter Hass und Vendetten zwischen jahrhundertealten Feinden aus, die sich auf ernsthaftes und lang aufgeschobenes Blutvergießen vorbereiten.

Dazu kommt, dass all die üblichen unüblichen Verdächtigen es kaum noch abwarten können, die Situation auszunutzen. Während also die Katze aus dem Haus ist, kriegen die Mäuse grade folgerichtig Oberwasser. All die üblichen ekelhaften Organisationen und Individuen operieren jetzt immer offener, und probieren einfach, ob wir eingreifen und sie aufhalten. Wir haben den Frieden so lange erzwungen, dass wir einfach vergessen haben, wie viel Übles unter der Oberfläche geblubbert hat.«

Er unterbrach sich, um mich vorwurfsvoll anzustarren. Alle anderen taten das Gleiche. Ich starrte zurück.

»Je mehr aus ihren Löchern kommen, desto einfacher wird es für uns, ihnen in den Hintern zu treten«, sagte ich. »Sie kriegen also nur, was sie verdienen. Noch mehr, Callan?«

»Oh, massenhaft. Alles mies, an der Grenze zu nervtötend. Elbensichtungen sind angestiegen. Signifikant angestiegen. Der Geheimdienst nimmt gegenwärtig an, dass die Schwächung der Dimensionsgrenzen durch die Eindringlinge die Elben planen lässt, aus ihrem langjährigen Exil zurückzukehren. Der Geheimdienst denkt auch, dass wir versuchen sollten, den Feenhof zu kontaktieren, um wenigstens zu versuchen, sie als Alliierte gegen die Eindringlinge auf unsere Seite zu ziehen. Weil es ja auch nicht im Interesse der Elben wäre, dass die Eindringlinge genau die Welt zerstören, die sie selbst ja unbedingt wieder erobern wollen.«