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»Natürlich. Pass auf den Laden auf, während ich weg bin, Seltsam.«

»Bitte, nenn mich Ethel.«

»Nur über meine absolut tote Leiche.«

Ich schaffte es, die Hauptkorridore, die sich schon mit jubelnden Familienmitgliedern füllten, zu vermeiden, bis ich endlich in den hinteren Teil des Herrenhauses kam. Zu meiner Überraschung wartete Molly dort bereits auf mich. Sie begrüßte mich mit einer liebevollen Umarmung und einem selbstzufriedenen Lächeln.

»Woher wusstest du, dass ich hier sein würde?«, fragte ich.

»Ehrlich Süßer, ich bin eine Hexe, schon vergessen? Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber mit Penny zu reden, hat etwas mehr Zeit in Anspruch genommen. Aber ich glaube, ich hab's geschafft, etwas Verstand in ihren hübschen kleinen Kopf zu prügeln. Niemand ist sturer als ein heimlicher Romantiker. Besonders keiner, der es auf sich genommen hat, das Unerlösbare zu erlösen.«

»Also hat sie zugestimmt, Mr. Stich nicht mehr zu treffen?«

»Naja, nicht ganz«, sagte Molly. »Das Beste, was ich erreichen konnte, war das Versprechen, ihn nicht mehr allein zu treffen.«

Ich nickte widerwillig. »Penny ist schon immer halsstarrig gewesen. Ein Familienerbe. Ich habe sowieso keine Ahnung, was sie in ihm sieht.«

»Ich denke, es ist wie bei diesen traurigen, verzweifelten Frauen, die Serienkiller im Gefängnis heiraten wollen. Frauen glauben immer, sie können einen Mann ändern und mit der Kraft ihrer Liebe das Gute in ihm zum Vorschein bringen. Einige sehen das als Herausforderung, vermute ich. Und Mr. Stich hat dieses dunkle, gefährliche Verletzten-Ding, das für ihn spricht. Ich weiß, ich weiß, sieh mich nicht so an, ich weiß, dass er seit über einem Jahrhundert Frauen abschlachtet und zermetzelt - aber da ist mehr an ihm dran als nur das, Eddie. Ich habe ihn gute Dinge tun sehen. Und du auch.«

»Er ist Mr. Stich. Er tötet Frauen. Das ist, was er tut. Wenn er Penny etwas antut …«

»Das wird er nicht. Er hat nie einen meiner Freunde angerührt.«

»Wenn er sie tötet, dann töte ich ihn. Egal, ob er dein Freund ist oder nicht.«

»Wenn es so weit ist, dann helfe ich dir«, sagte Molly. »Also, warum sind wir hier, Eddie?«

Ich wies auf den langen Hangar aus Glas und Stahl, der groß und stolz hinter dem Herrenhaus stand, auch wenn er noch ein gutes Stück entfernt war. Es handelte sich um eine geräumige Konstruktion aus Stahlträgern mit einem gewölbten Glasdach, groß wie mehrere Fußballfelder. Die Familie macht keine halben Sachen, selbst wenn es um Museen geht, die kaum noch einer besucht. Ich hakte Molly unter und führte sie zum offenen Eingang.

»Ich habe einen sehr nützlichen Verbündeten in der Zukunft geortet«, sagte ich. »Unglücklicherweise ist er so weit von uns entfernt, dass wir ihn persönlich holen müssen. Und dafür brauchen wir den Zeitzug.«

»Nur wir beide?«, fragte Molly.

»Nun«, sagte ich. »Ich habe nach Freiwilligen gefragt, aber die Antwort war enttäuschend. Offenbar hatte jeder andere mehr Verstand. Zeitreisen sind immer gefährlich und keiner hat seit Ewigkeiten den Zeitzug benutzt. Wahrscheinlich aus gutem Grund. Es ist nicht gerade … das verlässlichste Gerät, das die Familie je gebaut hat. Wenn du also lieber hierbleiben willst, dann verstehe ich das ziemlich gut. Ich würde selbst hierbleiben, wenn ich jemanden fände, der bescheuert genug ist, das an meiner Stelle zu tun.«

Molly kuschelte meinen Arm fest an ihre Seite. »Glaubst du wirklich, ich würde dich ohne mich irgendwohin gehen lassen?«

Ich grinste. »Ich glaube, das hat eher etwas mit all den neckischen Sachen zu tun, die ich benutze.«

»Du romantischer kleiner Teufel, du. Sag mir mehr schmeichelhafte Sachen mit deiner Silberzunge, ja?«

»Für immer vereint, wie ist es damit?«

»Für immer und immer und immer.«

Ich führte sie in den langen Hangar hinein. Es ist ein riesiger Ort, vollgepackt mit all den frühen technologischen Wundern, die über die Zeitalter von den Waffenmeistern der Familie als fixe Ideen gebastelt wurden. Man musste es zugeben: Sowohl das Museum als auch seine Ausstellungsstücke hatten schon bessere Tage gesehen. Die inneren Wände waren zerbrochen und trübe, gedämpftes Sonnenlicht schien durch die Glasscheiben, die von Alter und Vernachlässigung düster und fleckig geworden waren. Es war nur mehr ein Lagerraum für Sachen, deren Zeit abgelaufen war.

Seltsame und wunderliche Artefakte, die einmal ihrer Zeit voraus gewesen und jetzt überholt und vergessen waren.

Wie zum Beispiel die 1880er Mondlanderakete, die nur einmal benutzt worden war. Und das überdimensionale Grabschiff, eigentlich nur eine Stahlkabine mit einem verdammt großen diamantenbesetzten Bohrer, der sich an der Nase des Schiffs erhob. Es war konstruiert worden, um das Innere der Erde in jener Zeit zu erforschen, als die Leute noch daran glaubten, dass die Erde hohl sei. Das riesige Schiff vor uns war eigentlich Gräber II, das gebaut worden war, damit die Familie nach Gräber I suchen konnte. Am Ende war es nie benutzt worden, weil wir den Tunnel, den es gegraben hatte, wieder hatten zuschütten müssen, als etwas wirklich Großes und Widerliches aus den Tiefen versucht hatte, es als Ausgang zu benutzen.

»Und wir hatten mal so eine riesige mechanische Spinne«, erzählte ich, als ich Molly die Exponate zeigte. »Wir bekamen sie von einem verrückten amerikanischen Genie, damals im Wilden Westen. Ich bin aber nicht ganz sicher, was damit passiert ist. Ich glaube, sie ist weggelaufen.«

»Jungs und ihre Spielzeuge«, sagte Molly und lächelte entzückt. »Als Nächstes wirst du mit der Größe deiner Maschinen angeben. Warum behaltet ihr all das Zeug, wenn ihr es doch nie wieder benutzt?«

»Weil die Familie nichts mehr loslässt, was ihr einmal gehört. Außerdem: Das ist Geschichte. Es ist interessant, um nicht zu sagen, lehrreich. Und man weiß nie, wann man so etwas wieder brauchen kann. Besser, etwas zu haben und nicht zu gebrauchen, als etwas zu brauchen und nicht zu haben. Wie den Zeitzug. Ich erinnere mich nur daran, dass er hier ist, weil ich gern von solchen Dingen gelesen habe, als ich noch ein Kind war.«

Wir waren nicht allein im Hangar. Ungefähr ein Dutzend Männer und Frauen in dreckigen Overalls wuselten zwischen den Exponaten hin und her, bastelten daran herum oder polierten und säuberten sie so gründlich, dass sie wahrscheinlich nur einen Zentimeter im Leben schafften. Keiner von ihnen achtete auf uns, solange wir einen respektvollen Abstand einhielten. Molly wies auf sie und hob eine Augenbraue.

»Enthusiasten«, sagte ich. »Sie alle melden sich freiwillig, um hier in ihrer Freizeit zu arbeiten. Alle sind besessen von einer bestimmten Periode oder einem Gerät. Sie halten die Exponate aus Spaß an der Freud' in Ordnung. Wenn du auch nur das leiseste Interesse am Objekt ihres Stolzes oder ihrer Freude zeigst, kauen sie dir ein Ohr ab.«

»Also, dann lass mich mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte Molly. »Dieser Zeitzug, den du benutzen willst: Seit Ewigkeiten hat ihn keiner aus diesem Hangar geholt, er ist verdammt gefährlich, selbst wenn er super funktioniert und die einzige Garantie, dass er überhaupt funktioniert, sind irgendwelche Amateurtechniker? Hab ich noch was vergessen? Das erfüllt mich nicht gerade mit vollem Vertrauen, Eddie.«

Wir hatten den Zeitzug erreicht, und die schiere Größe des Dings ließ alle anderen Ausstellungsstücke zwergenhaft klein erscheinen. Der Zeitzug selbst bestand aus einer großen, schwarzen, altmodischen Dampflok, glänzend und schimmernd wie die Nacht, mit luxuriösen Silber- und Messingbeschlägen, die alle zu einem warmen Glänzen gewienert und poliert worden waren. Ein halbes Dutzend Pullmann-Waggons, in warmem Schokoladenbraun und Sahneweiß angestrichen, waren hinter den Kohlewagen gehängt. Ein schneller Blick hinter die zugezogenen Fenster der Luxus-Waggons enthüllte eine völlig andere Sitzwelt, deren Qualität den Orientexpress zu seinen besten Zeiten beschämt hätte. Die Familie hatte noch nie an halbe Sachen geglaubt.