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»Genau wie du«, sagte Harry.

»Ach, halt die Klappe, Harry«, sagte ich. »Lass die Erwachsenen reden. Empfehlungen, Callan?«

»Stell eine schlagkräftige Kampfgruppe zusammen, bring sie sofort her und ich werde Truman mit ihnen da treffen, wo es wehtut. Jetzt sofort, wo wir noch das Überraschungselement nutzen können.«

»Nein!«, sagte ich schnell. »Ich kenne deine Vorstellung von Taktik, Callan; nach vorn stürmen und auf Gott vertrauen. Halt deine Position, beobachte weiter und sag Bescheid, wenn es etwas Neues gibt. Ich werde einen Angriffsplan ausarbeiten und mich dann wieder melden. Bis dahin bleibst du mit uns in Verbindung. Das ist ein Befehl.«

»Du kannst einen echt sauer machen, weißt du das?«

»Seltsam, unterbrich die Verbindung und dann rede mit mir.«

»Ja, Eddie. Callan spricht immer noch mit dem Lageraum. Er ist gar nicht glücklich.«

»Ich würde ihn nicht wiedererkennen, wenn er das wäre«, sagte ich. »Erzähl mir was über die Seele Albions, Seltsam.«

»Ich weiß nur, was die Familie weiß, Eddie. Nach euren Aufzeichnungen fiel vor Tausenden von Jahren ein andersdimensionaler Kristall von den Sternen herab auf die Erde. Vor sehr langer Zeit - so lange, dass die Geschichte schon zur Legende wurde - hat jemand mit der Seele ein Wirken durchgeführt und nutzte seine Macht, um sicherzustellen, dass England nie erobert würde … Solange die Seele an ihrer Stelle unter Stonehenge bliebe.«

»Könnten wir die Seele nicht benutzen, um die Eindringlinge zu stoppen?«

»Ich weiß nicht«, sagte Seltsam. »Die vollen Fähigkeiten des Kristalls wurden nie getestet. Es könnte England schützen, wenn er rechtzeitig wieder zurückgelegt würde.«

»Okay«, sagte ich. »Was ist mit dir, Seltsam? Könntest du sie aufhalten? Es gibt ein paar Hinweise in der alten Bibliothek, dass das Herz eingegriffen hat, um sie zu stoppen, damals, zu den Zeiten der Römer.«

»Nein. Das musst du verstehen, Eddie, es ist so wenig von mir hier, relativ gesehen. Selbst mit all der seltsamen Materie, die ich schon hergeholt habe, um eure Rüstungen zu machen. Wenn ich wirklich die Vielwinkligen aufhalten wollte, müsste ich mich hier ganz manifestieren und das wäre genauso katastrophal, als kämen die Eindringlinge. Seltsame Materie gehört nicht hierher, sie stört das natürliche Gleichgewicht. Du hast ja keine Ahnung, wie weit ich hier von dem entfernt bin, was du für Leben hältst.«

»Wie lange glaubst du, dauert es noch, bis die Abscheulichen so weit sind, die Eindringlinge zu rufen?«, fragte Molly, nur um zu zeigen, dass niemand sie aus der Diskussion heraushalten konnte.

»Drei, vielleicht vier Tage«, sagte Seltsam. »Ich kann den Druck fühlen, den die fertigen Türme auf die natürlichen Barrieren zwischen den Dimensionen ausüben. Ich kann die Hungrigen Götter fühlen, sie versammeln sich um dieses kleine Universum herum und machen ihre schrecklichen Pläne.«

»Ich fange an, mir zu wünschen, ich hätte dich nie gefragt«, sagte ich. Ich sah Giles an. »Wie ist es, Oberster Krieger? Kannst du eine Armee in drei, vier Tagen bilden?«

»Normalerweise nicht«, sagte Giles. »Aber das ist ganz eindeutig weder eine normale Familie, noch eine normale Welt. Ich mag sie. Sie ist so extrem. Wenn der Rest auch nur ansatzweise so ist wie ihr, dann kann ich in den nächsten paar Tagen etwas durchaus Interessantes schaffen.«

»Eigentlich habt ihr nicht mehr so lange«, sagte Sebastian.

Wir alle wandten uns um. Sebastian kauerte nicht mehr in seiner Ecke. Er stand allein und aufrecht vor uns, lächelte uns an und da war etwas in seinem Lächeln und seinen Augen, bei dem ich eine kalte Hand sich um mein Herz schließen fühlte. Er sah nicht mehr wie Sebastian aus.

»Seb?«, fragte Freddie, der immer noch in der Ecke saß. »Was machst du da, Schätzchen? Jetzt ist nicht gerade die richtige Gelegenheit, um auf sich aufmerksam zu machen. Das sieht dir wirklich nicht ähnlich.«

»Du kennst mich nicht«, erwiderte Sebastian. »Keiner von euch kennt mich wirklich. Aber auf der anderen Seite war Sebastian am einfachsten zu spielen. Unglücklicherweise ist seine Zeit jetzt vorbei. Genau wie eure.«

»Mein Gott«, sagte Harry. »Er ist infiziert. Er ist ein Abscheulicher. Wie konnten wir das übersehen? Er ist der Verräter in der Familie!«

»Nicht der Einzige«, sagte Sebastian mit seinem immer noch unmenschlichen Lächeln. »Es tut mir leid, aber ihr wart alle sehr naiv. Und jetzt ist es für euch alle an der Zeit zu sterben.«

Er schauderte und schüttelte sich, während sein ganzer Körper konvulsivisch zuckte und in plötzlichen Schüben zu wachsen schien. Er ragte schließlich über zweieinhalb Meter hoch auf, mit breiten Schultern und einem mächtigen Brustkorb, und sein Torso war mit dicken Muskelsträngen bepackt. Seine unnatürlich rote Haut schien bis zum Bersten gespannt. Zwei weitere Arme brachen aus seiner Seite und alle vier Hände wuchsen zu stark gekrümmten Klauen. Sein Gesicht war breit und monströs, ohne eine Spur von Menschlichkeit.

»Die Hungrigen Götter verurteilen dich zum Tode, Eddie Drood!«, sagte er in einer fürchterlich normalen Stimme.

»Erschießt ihn«, sagte ich.

Harry, der Seneschall und ich rüsteten sofort hoch und warfen uns dem entgegen, was einst Sebastian gewesen war. Wir droschen mit unseren goldenen Fäusten auf ihn ein, aber er stand nur da und nahm das hin. Harry und ich ließen lange Klingen aus unseren Händen wachsen und hieben damit auf ihn ein, aber die Schnitte heilten so schnell wir sie schlugen. Das Ding, das einmal Sebastian gewesen war, lachte uns aus und schlug nur einmal mit seinen vier schweren Fäusten auf uns ein, und es war selbst mit der Geschwindigkeit unserer Rüstungen schwierig, ihnen auszuweichen. Es war der Torques, wissen Sie. Sebastian hatte seinen immer noch. Er konnte die Rüstung nicht über seinem monströsen Körper tragen, aber sie beschützte ihn dennoch. Warum hatte sie ihn dann aber nicht vor einer Infektion der Abscheulichen bewahrt? Warum hatte sie stattdessen die Infektion vor dem Rest von uns verborgen?

»Tötet ihn nicht!«, schrie ich zu anderen hinüber. »Wir brauchen ihn lebend, damit er Fragen beantworten kann!«

»Ihn nicht töten?«, fragte Harry. »Ich kann den Bastard nicht einmal verletzen.«

Giles trat aus dem Nichts vor und schwang sein Schwert. Die lange Klinge kam in einem breiten Bogen angerauscht und rammte sich in Sebastians dicken, muskulösen Nacken. Die Stahlklinge prallte wirkungslos ab und ließ den Nacken unverletzt. Der Schwung riss Giles fast das Schwert aus der Hand. Er zuckte mit den Achseln, steckte das Schwert in seine Scheide und zog seine Energiewaffe. Er schoss Sebastian aus nächster Nähe in den Kopf. Es gab ein grelles Aufblitzen der abgefeuerten Energien und als wir wieder etwas erkennen konnten, war die Hälfte von Sebastians Kopf weggeplatzt. Er taumelte zur Seite und fiel beinahe. Stücke von verkohltem Hirn fielen aus seinem Schädel. Der Seneschall, Harry und ich schnappten ihn uns und rangen ihn nieder. Wir verwendeten alle Kraft, die die Rüstungen uns gaben, um ihn fest und auf dem Boden zu halten. Er bäumte sich immer noch auf und zuckte unter uns, obwohl sein halber Kopf weg war. Molly und Roger traten vor und tauchten ihn in beruhigende Zaubersprüche und lähmende Beschwörungen. Sebastian entspannte sich mit einem tiefen Seufzer und lag still.

Und nur ich sah, was als Nächstes geschah.

Molly, die sich auf ihre Zaubersprüche konzentriert hatte, kam ihm zu nahe, und eine Klauenhand schoss vor. Sie streifte Mollys Seite nur. Es schnitt oder verletzte sie nicht, aber durch meine goldene Maske sah ich, wie etwas zwischen ihnen ausgetauscht wurde. Etwas kam aus Sebastian heraus und drang in Molly ein, und es dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Molly schrie auf, eher vor Schreck als vor Schmerz und fiel, sich die Seite haltend, hintenüber. Ich schrie ebenfalls, weil ich wusste, was gerade passiert war, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte. Ich lehnte mich vornüber und schlug Sebastian direkt in sein offenliegendes Gehirn. Blut und verkohltes Hirn flogen aus seinem Kopf und er heulte fürchterlich auf vor Schmerz. Ich holte wieder aus, um erneut mit meiner goldenen Faust zuzuschlagen, aber der Seneschall packte meinen Arm mit seiner gerüsteten Hand.