Выбрать главу

»Langsam, Junge«, sagte er. »Ich versteh's ja, aber du wolltest ihn lebend, erinnerst du dich?«

Ich nickte kurz. Ich traute meiner Stimme nicht. Sebastian war jetzt still und der Seneschall und Harry hielten ihn ohne Mühe fest. Er war wieder zu normaler menschlicher Größe zusammengeschrumpft und sein verletzter Kopf heilte schon wieder langsam. Giles stand mit seiner Knarre in der Hand da und war bereit, jederzeit wieder zu schießen, wenn nötig. Ich schrie zu Seltsam hinüber, einige Sicherheitsleute herzuholen und dann ging ich nach Molly sehen. Sie stand etwas abseits und hatte ihre Arme um ihren Körper geschlungen, als versuche sie, sich selbst oder etwas in sich zusammen zu halten. Ich sprach sie an, aber sie schien mich nicht zu hören.

Sebastian lachte und ich wandte mich zu ihm. Er kämpfte nicht, aber er hatte sein zerstörtes Gesicht zu mir gedreht.

»Mein Torques ist echt, Eddie«, sagte er in einer hohen, höhnischen Stimme. »Er konnte Sebastian nicht beschützen und deiner wird dich nicht beschützen. Deine Leute auch nicht. Ich habe unerkannt unter euch gelebt, und keiner hat irgendetwas vor mir versteckt. Oh, was ich für Geheimnisse kenne! Und welche ich schon ausgeplaudert habe! Die Droods, die wegen mir in den Tod gingen!« Harry schlug ihn ins Gesicht und brach mit einem trockenen Knacken seine Nase. Sebastian hielt inne, um Blut zu spucken, aber er grinste mich immer noch an. »Die Hungrigen Götter kommen, und es gibt nichts, was sie noch aufhalten kann!«

»Bringt ihn hier weg«, sagte ich. »Sperrt ihn in einen Käfig, der sicher ist und holt die Wahrheit aus ihm heraus. Nehmt ihn auseinander, bis auf die genetische Ebene, wenn es sein muss, aber findet raus, wie er tickt. Ich will alles wissen, was es über ihn zu wissen gibt.«

»Genehmigst du auch extreme Maßnahmen?«, fragte der Seneschall. »Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber … das sieht dir nicht ähnlich, Eddie.«

»Tu's einfach«, sagte ich.

Sebastian hatte Molly infiziert. Etwas Außerirdisches und Abscheuliches wuchs jetzt in ihr, fraß an ihrem Verstand und ihrer Seele, um auch sie in eine Abscheuliche zu verwandeln. Ich wusste es, aber ich konnte es niemandem sagen, ich wagte es nicht. Sie würden sie auch in einen Käfig sperren und sie auseinandernehmen und das konnte ich nicht zulassen. Nicht Molly. Also sagte ich es niemandem. Interessanterweise tat Sebastian das auch nicht. Vielleicht dachte er auch, dass niemand es gesehen hätte.

Die zusätzlichen Sicherheitsleute kamen herbeigeeilt, bereits in Rüstung, und der Seneschall und Harry übergaben ihnen Sebastian. Er wehrte sich nicht, aber als sie ihn davonzerrten, schrie er zurück zu uns, seine Stimme war voller schrecklichem Gelächter.

»Wenn wir in unserer ganzen Pracht kommen, werdet ihr uns lieben! Wir werden euch dazu bringen, uns zu lieben! Und uns anzubeten und für uns zu arbeiten, obwohl wir euch und eure ganze Welt verschlingen werden! Ihr werdet uns lieben und anhimmeln und willig in unser Schlachthaus gehen! Alles, was lebt, wird uns gehören!«

»Wer hat dich infiziert?«, fragte der Seneschall. »Du weißt, dass wir es letztendlich aus dir herausholen werden. War es jemand aus der Familie?«

Aber Sebastian lachte und lachte nur, bis sich die Türen mit einem Rumms hinter ihm schlossen.

Für eine Weile sagte keiner von uns im Sanktum etwas. Wir waren alle geschockt, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Freddie kam aus seiner Ecke, mit blassem und abgespanntem Gesicht und sah uns an, als hätten wir Antworten für ihn.

»Er war mein Freund«, sagte er. »Wir haben zusammengearbeitet. Wie konnte er nur infiziert werden, ohne dass ich es gesehen habe? Wie konnte er Sebastian so gut spielen, dass ich es nicht bemerken konnte?«

»Die Berührung der Abscheulichen korrumpiert«, sagte der Seneschall. »Ein Teil von ihm war immer noch Sebastian und wollte mit uns zusammenarbeiten. Aber gegen Ende war Sebastian vielleicht nur noch der Mantel, den die Drohne an- und ausziehen konnte.«

Ich sah Molly an. Ich sagte immer noch nichts.

»Wir müssen genau wissen, wann er infiziert wurde«, sagte Harry. »Damit wir genau wissen, seit wann er hier für den Feind spioniert hat. Wie viel er ihnen gesagt hat. Wie viele unserer Pläne er verraten hat.«

Ich warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich hatte den Waffenmeister gebeten, einen Test auszuarbeiten, um herauszufinden, wer von uns infiziert wurde!«

»Das hast du«, sagte Harry. »Und der Waffenmeister hat einen Test entwickelt. Wir alle haben uns ihm unterzogen und bestanden. Also wurde Sebastian infiziert, nachdem er getestet wurde, oder …«

»Oder der Test ist verdammt nutzlos«, sagte ich. »Der Waffenmeister hat im Laufe der Jahre so viele Wunder für uns entwickelt, dass wir dazu tendieren zu vergessen, dass er von Zeit zu Zeit versagt. Sebastian deutete an, dass noch mehr in der Familie infiziert sind. Vielleicht sogar hier im Herrenhaus. Vielleicht sogar der Original-Verräter, der damals auch dafür gesorgt hat, dass die Abscheulichen sich überhaupt erst auf unserer Welt etablieren konnten. Und er sagte, dass sein Torques für ihn arbeitet, und ihn beschützt und nach der Infektion vor Entdeckung schützt. Seltsam?«

»Guck mich nicht an«, sagte Seltsam. »Es hätte nicht möglich sein dürfen. Ich habe eure neuen Torques und Rüstungen nach dem genauen Vorbild und den Fähigkeiten der alten entworfen, die euch das Herz zur Verfügung gestellt hat. Ich kann nur vermuten, dass er schon infiziert war, bevor ich die neuen Torques ausgeteilt habe und dass seiner von der Infektion verändert wurde. Vergesst nicht, die Abscheulichen sind in unserer Realität nur Vorboten der Hungrigen Götter selbst. Und sie sind riesig und mächtig und schrecklich genug, um sogar mir Angst zu machen.«

»Wir müssen wieder jeden von uns testen«, sagte ich. »Ich werde mit dem Waffenmeister sprechen und sehen, ob wir den Test etwas aufpeppen können.«

»Jeden testen?«, fragte Harry. »Selbst dich?«

»Jeden«, antwortete ich. Ich sah Molly nicht an. »Wir müssen wissen, wer wer ist.«

»Sebastian sagte, dass es viele seiner Art unter uns gibt«, sagte Freddie. »Sie verstecken sich hinter vertrauten Gesichtern und beobachten uns …«

»Der Teufel lügt immer«, sagte ich.

»Außer wenn einen die Wahrheit mehr treffen kann«, sagte Molly.

»Bist du in Ordnung, Molly?«, fragte Seltsam. »Du scheinst irgendwie …«

»Sie ist in Ordnung«, sagte ich.

»Ja«, bestätigte Molly. »Ich bin in Ordnung.«

»Also«, sagte ich. »Truman hat die Seele Albions. Dafür muss er aktiv mit jemandem aus der Familie zusammengearbeitet haben. Seneschall, irgendwelche Ideen?«

»Es gibt immer noch Mitglieder der Null-Toleranz-Fraktion, die offen innerhalb der Familie agieren«, sagte der Seneschall langsam. »Einige könnten auch immer noch Verbindungen zu Truman unterhalten. Innerhalb der Fraktion gibt es solche, die mit seiner Hilfe wieder an die Macht und an eine Position innerhalb der Familie kommen wollen.«

»Einschließlich der Matriarchin?«, fragte ich und er nickte widerwillig.

»Und auf welcher Seite stehst du in diesem Fall, Seneschall?«, fragte Harry.

Der richtete sich zu voller Größe auf, sein pockennarbiges und verunstaltetes Gesicht war kalt und verschlossen. »Ich beschütze die Familie, gegen alles, das sie bedroht.«

»Die Matriarchin«, sagte ich nachdenklich. »Liebe Großmutter Martha. Sie hätte Truman mit den notwendigen Worten versehen können, um die Schutzzauber um die Seele zu öffnen.«

»Das hätte sie tun können«, erwiderte der Seneschall. »Aber ich habe keine Hinweise darauf, dass das passiert ist oder ich hätte etwas unternommen. Meiner Meinung nach sieht Truman die Seele als sein As im Ärmel, das ihn vor den Eindringlingen beschützt, wenn sie sich gegen ihn wenden.«