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»Gut«, sagte der Waffenmeister.

»Das Wichtigste«, sagte ich schnell, bevor er wieder mit einer seiner Jammertiraden begann, »ist rauszufinden, warum Sebastians Torques ihn gar nicht erst vor den Abscheulichen beschützte. Selbst, wenn es passiert wäre, bevor er seinen neuen Torques bekam; die Rüstung hätte die Infektion in ihm erkennen und daran arbeiten müssen, sie zu zerstören. Stattdessen scheint es so, dass Sebastian in der Lage war, den Torques dazu zu benutzen, seine Infektion vor deinem Test und dem Rest der Familie zu verstecken.«

»Sieh mich nicht so an«, sagte der Waffenmeister steif. »Die Familienrüstung war immer ein Rätsel. Keiner war je ganz sicher, was sie eigentlich kann. Das gilt für die alte und für die neue. Das Herz wollte nicht darüber reden. Vielleicht würde Seltsam … du solltest ihn fragen, Eddie.«

»Das habe ich schon«, sagte ich. »Er war keine große Hilfe.«

»Hmmm.« Der Waffenmeister lehnte sich in seinem Stuhl zurück und runzelte nachdenklich die Stirn. »Na ja, theoretisch … Die Infektion ist sowohl mental als auch geistig und körperlich. Wenn der Verstand sich ändert - oder wenn du willst, neu programmiert wird -, dann passt sich der Körper an die Bedürfnisse des Verstandes an. Die Torques haben uns immer vor telepathischen Angriffen und dämonischen Besessenheiten bewahrt, aber das hier ist etwas anderes. Die Abscheulichen sind nun mal nichts weiter als dreidimensionale Ausbuchtungen weit mächtigerer Wesenheiten in unsere Realität. Die Vielwinkligen oder Hungrigen Götter kommen von einem Ort, wo die Regeln der Realität ganz anders sind - und vielleicht sogar den unseren überlegen. Wenn die Abscheulichen wirklich aus einer höheren Realität stammen, kann ihre Gegenwart vielleicht ausreichen, um unsere Naturgesetze mit ihren eigenen zu überschreiben, wenn auch selbstverständlich nur begrenzt. Man könnte jede Infektion als einen neuen Brückenkopf in unsere Realität sehen. Jede neue Drohne hilft dabei, die örtlichen Gesetze zugunsten ihrer eigenen außer Kraft zu setzen. Hmmm, ja … Ein sehr besorgniserregender Gedanke, das. Aber er bringt mich auf ein paar Ideen, mit denen ich meinen Test modifizieren kann. Jetzt weiß ich, wonach ich suchen muss.«

»Wir haben nicht viel Zeit, Onkel Jack.«

»Ich weiß, ich weiß! Du erwartest immer Wunder in einer unmöglichen Zeit von mir! Es ist kaum zu glauben, dass ich überhaupt noch dunkle Haare habe. Ich hätte wahrscheinlich auch ein Magengeschwür, wenn ich nur genug Zeit hätte, eines zu entwickeln. Also, du hast den neuen Test Ende des Tages. Und jetzt geh weg und geh jemand anderem auf die Nerven.«

»Eigentlich«, sagte Seltsam und seine Stimme dröhnte auf einmal ganz in der Nähe, »kann ich jetzt, wo ich weiß, wonach ich suchen muss, den Test für dich durchführen.«

»Du lieber Gott, Seltsam, lass das!«, sagte ich, als wir alle zusammenzuckten. »Hast du schon wieder gelauscht? Nach dieser langen Unterhaltung, die wir beide über menschliche Konzepte wie Privatsphäre, Gute Manieren und Kümmer' dich um deine Angelegenheiten, wenn du niemanden mordsmäßig verärgern willst geführt haben?«

»Aber das ist wichtig, Eddie, ist es wirklich, ich versprech's! Ich habe schon deine ganze Familie gecheckt und ihre Gäste und ich habe eine Menge Drohnen gefunden!«

»Wie viele?«, fragte ich und eine plötzliche Vorahnung schickte mir einen Schauer den Rücken herunter.

»Siebenundzwanzig«, sagte Seltsam.

Molly und ich sahen uns an und dann den Waffenmeister. Er schien in sich zusammenzusinken. »Das ist doch nicht möglich«, nuschelte er. »Ich kann doch nicht so viele übersehen haben.«

»Bist du sicher, Seltsam?«, fragte ich. »Du musst dir da wirklich sicher sein.«

»Das gehört nicht zu den Dingen, die ich falsch machen könnte«, sagte Seltsam traurig. »Die andersdimensionale Herangehensweise ist wirklich ziemlich eindeutig. Ein Torques konnte euch nicht beschützen, weil die Hungrigen Götter aus einer höheren Realität kommen, als es meine ist. Sie machen mir Angst, Eddie. Sie können mich einfach so als Partysnack verspeisen.«

»Hören jetzt bitte mal alle auf mit der Panik?«, rief ich. »Das geht mir ungeheuer auf die Nerven. Ich habe hier das Sagen, also bin ich auch der Einzige, der hier Panik haben darf. An alle anderen: Ich sage euch, wann ihr dran seid. Reiß dich mal zusammen, Seltsam, oder ich fange an zu glauben, dass du gar nicht so toll bist, wie du immer erzählst. Was zählt, ist, dass wir das Ganze immer noch gewinnen können. Also Seltsam, jetzt gehst du zum Seneschall, gibst ihm die betreffenden Namen und sagst ihm, er soll die betreffenden Drohnen in Verwahrung nehmen. In ganz sichere Verwahrung. Sag ihm, er soll das ruhig machen und diskret - keine öffentliche Gewalt, außer es ist absolut nötig. Wir wollen den Rest der Familie nicht aufregen. Ich will alle siebenundzwanzig lebend und in der Lage, Fragen zu beantworten.«

»Ja, Eddie. Und was Molly angeht -«

»Nicht jetzt, Seltsam«, sagte ich bestimmt. »Wir werden später darüber reden.«

»Ja, Eddie.«

»Ist etwas nicht in Ordnung mit dir, Molly?«, fragte der Waffenmeister. »Du siehst sehr blass aus. Und Seltsam klang, als mache er sich Sorgen um dich.«

»Oh, das ist nur etwas, das während unserer Zeitreise passiert ist«, sagte Molly leichthin. Sie lenkte ihn mit Details über den gelben Drachen und dem Sternenbogen ab, während ich ein wenig spazierenging, um meinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Ich hatte gehofft, irgendeinen Weg finden zu können, Mollys Problem mit Onkel Jack zu besprechen, aber dieser neue Notfall hatte Vorrang. Siebenundzwanzig infizierte Familienmitglieder, und alle arbeiteten sie im Geheimen, um uns zu untergraben und betrügen. Kein Wunder, dass der Krieg während meiner Abwesenheit so schlecht gelaufen war. Es musste einen eigentlichen Verräter geben, der tief in der Familie saß und seine Infektion weitergegeben hatte. Oder konnte es sein, dass derjenige vielleicht gar nichts davon wusste? Dieser Gedanke erinnerte mich an eine alte Sorge, um die ich mich seit meiner Rückkehr noch nicht gekümmert hatte. Ich sah mich um. Molly hatte Onkel Jack dazu gebracht, über ihre Geschichten zu kichern. Die Laborpraktikanten waren alle in ihre eigenen gefährlichen Dinge vertieft. Also suchte ich mir eine stille Stelle, versteckt hinter einem Explosionsschild und nahm Merlins Spiegel heraus.

»Zeig mir Penny Drood und Mr. Stich«, befahl ich ihm. »Wo sind sie gerade?«

Mein Spiegelbild verschwand und wurde von einem Blick in Pennys Zimmer ersetzt. Sie saß elegant auf der Kante ihres Bettes und eines ihrer langen Beine schwang leicht hin und her. Wie immer trug sie einen hautengen Pulli über schmalen grauen Hosen und sah so cool und beherrscht aus wie man sie kannte. Und dann schien sich die Sicht etwas zu erweitern und zeigte mir Mr. Stich, der auf der anderen Seite des Raums stand und Penny nachdenklich betrachtete. Er trug einen dunklen Anzug und sah beinahe aus wie jedermann - bis man ihm ins Gesicht und in die Augen sah. Selbst so ruhig erkannte man Mr. Stich als das, was er wirklich war. Er hätte genauso gut auch ein über die Augenbrauen tätowiertes Kainsmal tragen können. Aber Penny lächelte ihn an, als wäre er einfach ein Mann von vielen.

»Du solltest nicht so weit von mir weg stehen. Ich vertraue dir.«

»Das solltest du nicht«, sagte Mr. Stich.

»Nach all der Zeit, die wir miteinander verbracht haben? Wenn du mir hättest wehtun wollen, dann hättest du das schon vor langer Zeit tun können. Aber du bist schon seit über einem Jahr hier im Herrenhaus, und du hast niemanden verletzt. Du bist stärker, als du denkst, ich wünschte, ich könnte dich dazu bringen, das zu glauben.«

Mr. Stich lächelte kurz. »Wenn es jemand könnte, dann du.«

»Warum willst du mir deinen richtigen Namen nicht sagen? Mr. Stich ist doch kein Name, es ist ein Titel, eine Berufsbeschreibung.«