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„Pech!“ — sprach Kreazius. „Da hilft nichts, ich muß meinen eigenen Verstand annagen…“Und er öffnete sich den Kopf. Das Gehirn darin war nämlich nicht aus Materie gemacht, sondern aus Antimaterie, und fortbestehen konnte es lediglich dank der feinsten Feinschicht magnetischer Abstoßung zwischen den Schädelwänden und den denkenden Kristallhalbkugeln. Kreazius schnitt ein Loch in die Eiswand, bestieg die Rakete, schloß es hinter sich zu, goß Wasser darauf, damit die Tür zufröre, setzte sich auf den eisigen Grund, brach aus dem Kopf einen Krümel, so klein wie ein Sandkorn, und schleuderte dies unter sich auf das Eis.

Sogleich durchblendete den Eiskerker ein furchtbarer Blitz, die Rakete erbebte durch und durch, und aus dem Loch, aus dem durchstoßenen Boden, schossen Flammen. Doch nicht für lang reichte dieser Schwung. Kreazius mußte sich nochmals den Kopf zerbrechen, und sogar ein drittes Mal und ein viertes, schon beunruhigt, weil das Hirn spürbar kleiner und demzufolge ein wenig schwächer wurde. Doch just zu diesem Zeitpunkt erreichte die Rakete die Planetenatmosphäre und begann zu sinken.Die Luftreibung taute die Rakete auf, so daß sie immer kleiner wurde, aber auch immer langsamer fiel. Zuletzt blieb von ihr ein verrußter Eiszapfen übrig, doch in ebendiesem Augenblick trat Kreazius mit beiden Beinen auf festen Grund, verschloß sich den Kopf, rückte ihn zurecht und ging schnell zum Königsschloß, denn die Zeit drängte schon, und die Uhren schickten sich an, zwölf zu schlagen.

Der König erstarrte. Seine Wangen und Augen sprühten Funken. Von siedender Wut enthärtet, verdunkelte sich seine Stirn. Denn er hatte fest geglaubt, es gebe keine Rückkehr für Kreazius, dem er ja die hilfreichen Fünkchen geraubt hatte. Er selbst hatte sie samt dem Döschen in die Schatzkammer sperren lassen.“Gut!“ — sprach er. „Mir soll's recht sein! Nun die dritte Probe. Die scheint mir ziemlich leicht… Ich werde die Stadttore öffnen, du sollst hinauslaufen, und auf deine Spur hetze ich eine Meute von Jagdrobotern. Die sollen dich einholen und mit ihrem Stahl in Stücke reißen. Bringst du es zuwege, ihnen allen zu entwischen, und stehst du morgen um diese Zeit hier vor mir, dann sollst du frei sein!“

„Gut“ — erwiderte der Konstrukteur. „Aber vorerst bitte ich um eine Stecknadel…“Da lachte der König.

„Mir soll's recht sein, damit du nicht sagst, ich hätte dir eine Gnade verweigert! Gebt ihm sofort eine goldene Stecknadel!“„Nein, Majestät“ — entgegnete Kreazius. „Ich bitte um eine gewöhnliche, eiserne…“

Und als er eine bekommen hatte, lief er aus der Stadt hinaus, so schnell, daß ihm davon der Wind um die Ohren pfiff. Boshaft lachte der König, der von der Befestigungsmauer herab diese große Eile beobachtete. Denn er war überzeugt, die werde dem Konstrukteur nichts nützen. Der aber rannte, daß die Fußsohlen Sandwolken aufwirbelten, und richtete sich immerfort nach Westen. Solcherart schnitt er die magnetischen Kraftlinien des Planeten, und bald war die Stecknadel magnetisiert.Als Kreazius sie an einen Faden hängte, den er aus seinem Gewand getrennt hatte, da drehte sie sich und wies nach Norden.

„Einen Kompaß hätten wir schon. Immerhin etwas!“ — sprach der Konstrukteur und spitzte die Ohren, denn der Wind trug schon das Geräusch wilden Galoppierens herüber. Ja, aus den Stadttoren stürmte das Rudel der eisernen Roboter, laut schnappten sie und schlugen an und jagten hinter Kreazius drein. Er sah die Staubwolke am Horizont aufsteigen.“Wenn ich meine Fünkchen bei mir hätte“, — sprach Kreazius — „dann käme ich schnell mit euch zu Rande, ihr regsamen Nägelchen. Doch so oder so werde ich mit euch fertig! Und du verhilfst mir dazu, liebe Stecknadel.“ Und er lief weiter, so schnell er konnte, und sah achtsam nach den Ausschlägen der Nadel.

Die königlichen Hatzmeister hatten die Meute so gut auf seine Fährte gehetzt, daß alle Roboter schnurstracks-meteorstracks voranstürmten. Als der Konstrukteur sich umblickte, sah er, daß sie ihn im Nu einholen mußten. Denn das waren Jagdroboter mit Hochspannung und hurtigem Gang, eigens für Verfolgungsjagden geschult. Die Sonne schaute rostrot durch das Sandgewölk, das unter ihrer aller Galopp emporwogte. Man konnte nur hören, wie sie blindwütig mit den Getrieben knirschten.“Die Gegend da ist eine rechte Wüste“ — sagte sich der Konstrukteur. „Aber mir scheint, hier in der Nähe muß irgendwo ein Eisenerzbergwerk sein…“

Die Stecknadel zeigte ihm dies. Denn sie wich ein wenig von der bisher eingehaltenen Nordrichtung ab. Er lief also in die angezeigte Richtung und erblickte bald einen Schacht eines längst aufgelassenen Bergwerks. Kein Stein kollert so schnell eine Felswand hinab, wie Kreazius in die dunkle Kluft kollerte. Nur den Kopf, den kristallenen, der leicht hätte zersplittern können, den hatte er noch rasch mit den Gewandschößen umwickelt.Die Roboter erreichten die leere Schachtöffnung, heulten einstimmig-eisenstimmig auf, weil sie die Fährte witterten, und plumpsten ihm nach.

Der Konstrukteur aber sprang auf die Beine und flitzte, der Nase nach, die in Magneteisenstein gehauene Strecke entlang, Dies tat er jedoch gar seltsam: bald trippelte er, bald hüpfte er, als wäre ihm fröhlich zumute, und stampfte auf, wie beim Tanzen; mit den Schuhbeschlägen schlug er Feuer, und ein entfaltetes Tuch schüttelte er gegen die Felsen. Da erhob sich rostiger Staub und füllte als einheitliche Wolke den Felsstollen aus. In dieses Gewölk platzten die Roboter hinein. Sogleich gerieten ihnen feinste Eienspäne in die Gliedmaßen, so daß die Gelenke knarrten, und drangen auch in die schweren Hirngehäuse, so daß Funken vor den Augen tanzten. Das Eisenpulver bestäubte Stromwender, Kontakte und Relais. Und so liefen die Roboter immer langsamer, von Kurzschlüssen geschüttelt, wie vom Schluckauf, und manch einer rannte völlig belämmert mit dem Kopf gegen die Wand, bis aus dem zerplatzten Visier die Drähte hervorschnellten. Und wo ein Roboter fiel, dort trampelte ein anderer über ihn hinweg, nur um selbst gleich holterdiepolter hinzupurzeln. Andere aber verfolgten Kreazius weiterhin, und er selbst wühlte unausgesetzt die eiserne Staubwolke auf. Noch keine Meile weit war er gelaufen, da rannten nur noch drei verbeulte Eiserne hinter ihm her. Doch auch diese torkelten, wie im Rausch, und prallten mit solchem Getöse zusammen, wie leere Eisentonnen, die jemand gegeneinanderrumpeln läßt.Im Dunklen blieb der Konstrukteur stehen. Er gewahrte, daß ihm zwei noch nachrannten. Offenbar hatten sie besser abgedichtete Köpfe, als die übrigen.

„Miserable Qualität, diese Meute!“ sagte er sich. „Nur zwei fürchten den Staub nicht! Doch auch sie müssen überwältigt werden…“Er warf sich zu Boden, wälzte sich über und über im Eisenpulver, lief den Jagenden entgegen und rief dröhnend:

„Halt, auf Befehl des Königs Biskalar!“„Wer bist du?“ — fragte der erste Roboter und sog Luft in die Stahlnüstern ein. Aber er roch nur Eisen, sonst nichts.

„Ein Roboter bin ich, gehärtet in Feuern, — stromdurchströmt und fernzusteuern, — voll Nieten und Verbindungen, — voll Wicklungen und Windungen. — Präsentiert euch, Niet an Niet — und nun wartet, was geschieht! — Mit den Gußeisen-Glotzaugen gafft — auf mich Helden voll Waffen und Kraft! — Ja, mein stählerner Geist sprudelt Licht, — so wie zweie aus Gußeisen nicht! — Eure Spulen strengt an, daß sie knacksen! — Bei mir gibt's keine Faxen! — Und wer mir aufs Wort nicht pariert, — das elektrische Leben verliert!“„Ja, was sollen wir denn eigentlich tun?“ — fragten die Roboter, denn die Worte des Konstrukteurs hatten sie ganz duselig gemacht.