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Der Homus erlernte rasch die Vernunftsprache und traute sich sogar, mit Elektrina anzubändeln.Einmal fragte ihn die Prinzessin, was ihm so weiß in der Fresse schimmere.

„Ich nenne es Zähne“ — sagte er.“Gib mir doch einen Zahn durchs Gitter, einen einzigen!“ — bat die Prinzessin.

„Was gibst denn du mir dafür?“ — fragte er.“Mein goldenes Schlüsselchen. Aber nur für ganz kurze Zeit.“

„Was für ein Schlüsselchen?“„Mein persönliches, womit jeden Abend der Verstand aufgezogen wird. Du mußt ja auch eines haben.“

„Meines ist anders als deines“ — antwortete er ausweichend.“Wo hast du es denn?“

„Hier an der Brust, unter der goldenen Klappe.“„Gib es mir…“

„Und du gibst mir einen Zahn?“„Geb' ich… „

Die Prinzessin löste die goldene Schraube, öffnete die Klappe, nahm den goldenen Schlüssel und reichte ihn durchs Gitter. Gierig schnappte ihn der Bleichling und entfloh höhnisch wiehernd in die Mitte seines Geheges. Die Prinzessin bat und flehte, er solle ihn zurückgeben. Doch es half nichts. Niemandem wagte Elektrina zu verraten, was sie getan hatte. Schweren Herzens kehrte sie in die Palastgemächer zurück. Sie handelte unvernünftig, aber sie war ja noch ein halbes Kind. Diener fanden sie tags darauf besinnungslos im Kristallbett liegen. König und Königin liefen herbei, dann der ganze Hof. Sie aber lag, als schliefe sie, und doch war sie nicht zu wecken. Der König rief Sanitätsräte und Elektrizitätsräte, Kraftfeldscherer und den Doktor Eisenbart. Die ununtersuchten die Prinzessin und entdeckten, daß die Klappe offenstand und der Schlüssel samt der Schraube verschwunden war. Radau erhob sich im Schloß und großer Spektakel; alle rannten und suchten den Schlüssel, doch vergebens. Anderntags wurde dem zutiefst verzweifelten König gemeldet, sein Bleichling wünsche ihn zu sprechen; es handele sich um den verschollenen Schlüssel. Gleich eilte der König selbst in den Park. Dort sagte ihm der Alp, er wisse, wo die Prinzessin das Schlüsselchen verloren habe. Doch nur dann werde er die Stelle nennen, wenn ihm der König durch sein Königswort die Freiheit zusichere, und wenn er ihn überdies mit einem raumtüchtigen Schiff ausstatte, damit er zu den Seinen heimkehren könne. Der König sträubte sich lang. Den ganzen Park ließ er absuchen. Doch zuletzt willigte er in die Bedingungen. Ein Raumsegler wurde zum Flug gerüstet; die Wache führte den Bleichling aus dem Käfig. Der König wartete beim Schiff. Da versprach der Antrobus, das Versteck des Schlüsselchens zu verraten, aber erst von Bord aus.Als er aber an Bord war, beugte er den Kopf aus der Luke, zeigte den leuchtenden Schlüssel in den Händen und rief:

„Hier ist das Schlüsselchen! Ich nehme es mit, o König, damit deine Tochter nie wieder aufwacht! Denn mich verlangt es nach Rache für die Schande, die du mir angetan hast, als du mich zum Gespött im Eisenkäfig verwahrtest!“ Feuer schoß unter dem Heck des Raumseglers hervor. Inmitten allgemeiner Verblüffung hob sich das Schiff gen Himmel. Der König sandte schnellste stählerne Nebelspalter und Flügler auf Verfolgung aus. Aber die Mannschaften kehrten mit leeren Händen zurück. Denn der schlaue Bleichling hatte die Spuren verwirrt und war den Verfolgern entwischt.

Da begriff König Schlagenot, wie falsch es gewesen war, nicht auf die weisen Homologen zu hören. Doch er war nur durch Schaden klug. Erstrangige Elektrikaster oder Schlossergesellen versuchten den Schlüssel nachzuschaffen. Der Kronfügermeister, die Leibschnitzer, Leibplattner, Goldsessen, Stahlsessen und kunstreichen Kybergrafen, sie alle rückten an, um ihre Fertigkeiten zu erproben. Doch es half nichts. Der König begriff: es galt jenen Schlüssel wiederzugewinnen, den der Bleichling entführt hatte. Andernfalls mußte wohl ewige Finsternis Sinn und Sinne der Prinzessin umnachten.Der König gab also dem ganzen Reiche bekannt, dies und dies sei passiert, der antrobiale Homus Bleichling habe das goldene Schlüsselchen geraubt, und wer ihn einfange oder auch nur das lebenspendende Kleinod wiedergewinne und die Prinzessin wecke, der könne sie zur Frau nehmen und den Thron besteigen.

Bald erschienen in Schwärmen Draufgänger von unterschiedlichem Zuschnitt. Unter ihnen waren glorreiche Elektritter, doch auch manch ein hochstapelnder Schwindler, Astraldieb oder Sternenklau. Ins Schloß kam Ruhmraff Megawatt, der hochberühmte Fechter und Oszillator mit so schwindelschneller Rück-Zück-Kopplung, daß niemand gegen ihn im Zweikampf das Feld behaupten konnte. Da kamen Einzler aus fernsten Landen, wie Automax und Automoritz, durch Hunderte von Streichen erprobte Vorschneller, oder der ruhmreiche Konstruktionist Protheseus, der nie anders ausging als in zwei Funkenschluckern, einem schwarzen und einem silbernen. Da kam Arbitron Kosmosofowitsch, aus Urkristallen erbaut, von wundersam zügiger Gestalt. Da kam Kindbad der Intelektriker; der brachte auf vierzig Robochsen in achtzig Kisten eine alte Rechenmaschine mit. Sie war vom Denken verrostet, doch mächtig an Findigkeit. Es kamen drei Große aus dem Selektrergeschlecht: Diodes, Triodes und Heptodes. Die hatten so ideales Vakuum im Kopf, daß ihr Denken schwarz war wie die sternlose Nacht. Da kam Perpetuan, ganz in Leidener Rüstung; dreihundert Kämpfe hatten seinen Stromwender mit Grünspan überzogen. Da kam auch jener Held, der täglich jemandem einen Grenzübergang zufügte: Matrizius Löcherlich. An den Hof brachte er seinen unbesiegten Kybrack mit, den er Strombo rief. Alle fanden sich ein, und als der Hof schon voll war, da rollte vor seine Schwelle ein Fäßchen. Und daraus rieselte in einzelnen Quecksilbertropfen Erg Selbsterreg, der beliebige Gestalt annehmen konnte.Die Helden becherten, daß die Hallen des Schlosses erstrahlten und der Marmor der Gewölbe rosig durchscheinend wurde, wie ein Wölkchen, wenn die Sonne sinkt. Und jeder zog seines Weges, um den Bleichling zu suchen, ihn zum mörderischen Kampf zu fordern und nebst dem Schlüssel auch die Prinzessin zu gewinnen und Schlagenots Thron. Der erste Krieger, Ruhmraff Megawatt, flog auf die Koldäa, wo die Völkerschaft der Gallerter lebt. Dort wollte er sich erkundigen. Er tauchte denn auch in ihrer Schmiere umher, brach sich Bahn mit ferngesteuerten Degenstößen und richtete doch nichts aus. Denn als er sich gar zu stark erhitzte, zerbarst das Kühlwerk ihn ihm. Und so fand der unvergleichliche Fechter seine Grabstätte in der Fremde, und seine wackeren Kathoden verschlang auf ewig die unreine Gallerterschmiere.

Die beiden Vorschnellen Automax und Automoritz gelangten ins Reich der Radomanten. Die errichten Gebäude aus lichtvollen Gasen und betreiben die Radioaktivität. Sie selbst aber sind so geizig, daß sie jeden Abend alle Atome ihres Planeten abzählen. Gar übel empfing das radomantische Knauservolk die zwei Vorschneller. Es zeigte ihnen einen Abgrund voll edler Onyxe, Malachite, Citrine und Spinelle. Und als es die Elektritter nach dem Schatz gelüstete, da wurden sie gesteinigt. Denn die Radomanten schleuderten aus der Höhe eine Edelsteinlawine auf sie herab. Und als sie fiel, da loderte ringsum die egend so hell wie beim Absturz hundertfarbiger Kometen. Die Radomanten waren nämlich insgeheim mit den Bleichlingen verbündet, und niemand wußte davon.Die dritte Fahrt unternahm der Konstruktionist Protheseus. Nach langer Reise durch die Zwischensternnacht gelangte er bis ins Land der Algonken. Dort wirbeln steinerne Meteorstürme. In ihre unversiegliche Mauer bohrte sich das Schiff des Protheseus. Mit zerschmetterten Steuerrudern trieb es weiter durch die Tiefen. Manchmal nahte es fernen Sonnen, und dem unglücklichen Abenteurer irrten die Lichter sichtlos tappend in den Augen umher. Der vierte, Arbitron Kosmosofowitsch, hatte anfangs mehr Glück. Er durchlief die Enge der Andromeda, überwand die vier Spiralwirbel der Jagdhunde und geriet nun in ruhigen Weltraum, wo die Lichtfahrt gedeihen kann. Er selbst aber drückte aufs Steuer wie ein hurtiger Strahl, und ein Flammenschweif zeichnete die Spur hinter ihm. An den Ufern des Planeten Maestrizia legte er an. Zwischen Meteoritklumpen erblickte er dort das Wrack des Schiffes, worin Protheseus ausgeflogen war. Gewaltig, glänzend und kalt wie zu Lebzeiten war die leibliche Hülle des Konstruktionisten. Arbitron begrub sie unter Basaltgeröll. Doch beide Funkenschlucker nahm er an sich, den schwarzen und den silberen. Die sollten ihm als Schilde dienen. Und er wanderte weiter. Wild und gebirgig war die Maestrizia. Steinlawinen umdröhnten sie oder auch Blitze; denn die wucherten als silbernes Unkraut in den Wolken, über den Abgründen. Der Ritter kam ins Gebiet der Felsentäler. Dort überfielen ihn die Palindromiten in einer Malachitschlucht. Aus der Höhe schwangen sie Blitze gegen ihn. Aber mit dem funkenschluckenden Buckelschild warf er alle zurück. Da schoben die Palindromiten einen Vulkan herbei, brachten den Krater an den Rücken des Ritters, stellten die Richtung ein und spien Feuer. Da stürzte der Ritter. Siedende Lava drang in seinen Schädel, so daß alles Silber herausrann. Der fünfte Sucher, Kindbad der Intelektriker, flog nirgendshin. Gleich jenseits der Schlagenotschen Reichsgrenze hielt er an. Die Robochsen entließ er auf die Sternenweide. Er selbst aber schaltete die Maschine zusammen, stimmte und programmierte sie und klapperte ihre achtzig Kisten ab. Und als sich alle mit Strom vollgesogen hatten, so daß die Maschine von Verstand strotzte, da begann ihr der Intelektriker exakt zurechtgelegte Fragen zu stellen: wo der Bleichling wohne; wie sich der Weg zu ihm finden lasse; wie man ihn nasführen müsse und wie in die Enge treiben, damit er den Schlüssel zurückgebe. Als nur undeutliche und ausweichende Antworten fielen, da ereiferte sich Kindbad gar grimmig und züchtigte die Maschine, bis sie nach erhitztem Kupfer stank. Und er drosch und prügelte sie und schrie sie an: „Jetzt aber heraus mit der Wahrheit, du verdammte alte Rechenmaschine!“ So trieb er es, bis ihr die Fugen aufschmolzen und das Zinn in silbrigen Tränen herausrann. Knallend zerbarsten die überhitzten Röhren, er aber stand wütend vor ausgeglühtem Schrott und hielt den Stock in der Hand.