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So hockt jener Mäuler bis auf den heutigen Tag auf dem Grunde seiner Müllhaufen und Schutthalden, bedeckt mit Bergen von Papier, im Halbdämmer des Kellers aber zittert und vibriert der winzige Brillantschreiber und notiert alles, was der Dämon Zweiter Ordnung aus den atomaren Tänzen der Luft, die durch das kleine Loch im alten Faß strömt, herausfischt; und so erfährt der unglückselige Mäuler, genötigt durch die Streifenflut der Information, von den Pompons und von den Karakons und von seinem eigenen Abenteuer, das auf diesen Seiten ebenfalls geschildert wurde, wo es sich auf irgendeinem Kilometer des Papierstreifen befindet — auch noch andere Geschichten und Prophezeiungen der Geschichte aller Wesen bis zum Verlöschen der Sterne; und es gibt für ihn keine Rettung, denn so streng haben ihn die Konstrukteure für seinen räuberischen Überfall bestraft — es sei denn, daß schließlich das Band wegen Papiermangels zu Ende geht.

Die Reise Fünf A oder Wie man den berühmten Konstrukteur Trurl konsultierte

Nicht weit von hier, unter einer weißen Sonne, hinter einem grünen Stern, lebten die Stahlagmiten, etwas abgeschieden, doch glücklich und zufrieden mit ihrem Los hienieden, denn sie fürchteten nichts auf der Welt: weder traditionelle Normen noch kühne Reformen, weder helle Nächte noch finstere Mächte, weder Materie noch Antimaterie, denn sie hatten eine Maschine, einen Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern und über alle Maßen vollkommen; und sie lebten in ihr und auf ihr, unter ihr und über ihr, denn außer ihr besaßen sie nichts — sie hatten einfach all ihre Atome in einen großen Korb gesammelt und dann fein säuberlich zusammengebaut, und wenn eines nicht recht passen wollte, dann schnitten sie ein Stückchen ab — und alles war in bester Ordnung. Jeder Stahlagmit hatte sein eigenes Steckdöschen und einen dazu passenden winzigen Stecker, und jeder tat das Seinige, das heißt — was er wollte. Weder herrschten sie über die Maschine noch die Maschine über sie, man half sich gegenseitig, das war alles. Die einen waren Mechaniker, die anderen Mechanisten und wieder andere Mechanizisten, doch alle zeichneten sich durch eine ausgesprochen mechanische Mentalität aus. Langeweile kannten sie nicht, denn längst beherrschten sie das Licht, und es stand ganz in ihrer Macht, ob gerade Tag war oder Nacht; und so schufen sie eine partielle oder totale Sonnenfinsternis, wenn es ihnen zu hell war, doch dies nicht allzu oft, damit sie dessen nicht überdrüssig wurden. Eines Tages flog ein Komet zur weißen Sonne hinter dem grünen Stern, d.h. es war eigentlich eine Kometin, denn sie war weiblicher Natur, von wahrhaft höllischer Statur, Feuer und Schwefel spuckend, mit vier Schweifen zuckend, riesig, bedrohlich atomar, und zudem roch sie sonderbar, nach bitteren Mandeln, nach Zyan, schon setzte sie zur Landung an. „Zuerst“, sagte sie, „werde ich euch mit feurigen Flammen verschlingen, und dann werden wir weitersehen.“

Die Stahlagmiten schauen: Der halbe Himmel in Rauch gehüllt, die Luft von brennender Hitze erfüllt, Neutronen und Mesonen, es schießt wie aus Kanonen, jetzt setzt sie Laser und Maser ein, die Sterne erzittern im Feuerschein.

„Bald seid ihr alle tot, ich fresse euch zum Abendbrot!“ Sie aber antworten: „Hier muß ein Irrtum vorliegen, wir sind die Stahlagmiten, wir fürchten nichts auf der Welt, weder traditionelle Normen noch kühne Reformen, weder helle Nächte noch finstere Mächte, denn wir haben eine Maschine, einen Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern und vollkommen in jeder Beziehung, also geh lieber deines Weges, Kometin, sonst wirst du es noch bereuen!“

Sie aber war bereits heulend und zischend über den ganzen Himmel hergefallen, und ihr Gluthauch richtete solche Verwüstungen an, daß der Mond der Stahlagmiten zusammenschrumpfte, versengt von einem Horn bis zum anderen, und obwohl er schon alt und trübe war und in der Mitte einen Sprung hatte, war es doch schade um ihn. Daher verschwendeten sie keine weiteren Worte, sondern nahmen ihr stärkstes Geschütz, vertäuten es mit einem soliden Knoten an jedem Horn und drückten auf den Knopf: „Paß auf, Kometin, das kostet dich den Kopf!“ Ein Beben, ein Stöhnen, ein Ächzen und Dröhnen, der Himmel wurde taghell, zu Staub und Asche zerfiel die Kometin, ihr Ende kam so schnell — so ward der Kampf entschieden, es herrschte wieder Frieden.

Nach einiger Zeit erscheint etwas am Horizont, und niemand weiß, was es ist, doch es ist gräßlich, und ganz gleich, unter welchem Blickwinkel man es betrachtet, es wird nur noch gräßlicher. Was immer es sein mag, es fliegt empor, läßt sich auf dem höchsten Gipfel nieder, so schwer und massig, daß es einfach nicht zu glauben ist, macht es sich dort bequem und rührt sich nicht. Doch es ist ein Ärgernis und eine wahre Plage.

Daher sagten diejenigen, die in der Nähe waren: „Hallo, das muß ein Irrtum sein, wir sind die Stahlagmiten, wir fürchten nichts auf der Welt, wir leben auf keinem Planeten, sondern in einer Maschine, das aber ist keine gewöhnliche Maschine, sondern ein Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern, und vollkommen in jeder Beziehung, also geh deines Weges, garstiges Ungeheuer, sonst wird es dir schlecht ergehen!“

Doch nichts, keine Reaktion.

Um nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, entsenden sie zunächst keine große, sondern eine eher kleine Scheuchmaschine mit ferngesteuerten Schreckschrauben: Sie soll hingehen, dieses Ding da verscheuchen, und dann wird wieder Frieden herrschen. Die Maschine erhebt sich in die Luft, sämtliche Schreckschrauben sind in Alarmbereitschaft, und in ihrem Innern summen die Programme, eines schrecklicher als das andere. Sie nähert sich — hei, wie sie zischt, hei, wie sie faucht! Sie ist so furchteinflößend, daß ihr selbst ein wenig angst und bange wird — doch dieses Ding da zeigt keine Reaktion. Sie versucht es ein zweites Mal, jetzt auf einer anderen Frequenz, doch es will ihr nicht gelingen, denn sie schreckt und scheucht ohne das nötige Selbstbewußtsein.

Die Stahlagmiten sehen, man muß etwas anderes versuchen. Sie sagen: „Laßt uns ein größeres Kaliber nehmen, mit hydraulischem Getriebe, Differential aus härtestem Stahl, Rückkopplungen auf jeder Seite, unbegrenzter Schußweite, damit sie zuschlagen kann, und zwar kräftig. Doch wird sie es auch schaffen? Ruhig Blut, an Bord sind atomare Waffen.“