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5. Der besagte Protozor hat die beiden Konstrukteure auf ihrer Rückreise zu begleiten, als Garantie für ihre körperliche Unversehrtheit und als Gewähr dafür, daß keinerlei Verfolgung stattfindet. Dabei wird er an Bord in einem Käfig der Größe drei mal drei mal vier Fuß sitzen und täglich ganz, ganz kleine Brötchen gefüllt mit Sägespänen essen; die Sägespäne aber müssen dieselben sein, welche die Erhabenen und Strahlenden Konstrukteure zu bestellen geruhten, als sie sich dazu herabließen, gegenüber den seltsamen Marotten des Königs Nachsicht zu üben, somit geht es um jene Sägespäne, die später mit einem Expreßballon in die Archive der Geheimpolizei verbracht wurden.

6. Nach seiner Befreiung braucht sich der König nicht demütig bei den Erhabenen und Strahlenden Konstrukteuren zu entschuldigen, weil ihnen die Entschuldigung solch eines Mannes absolut nichts bedeuten würde.

Unterzeichnet, ausgefertigt, datiert usw. usw.: Trurl und Klapauzius für die Hohe Bedingungen Stellende Partei sowie der Königliche Großkanzler, der Große Zeremonienmeister und Seine Durchlaucht, der Präsident der Geheimsten Geheimpolizei zu Wasser, zu Lande und zu Ballon für die Niedrige Bedingungen Entgegennehmende Partei.

Alle Höflinge und Minister ärgerten sich grün und blau und kochten vor Wut, aber was sollten sie tun? Sie hatten keine andere Wahl, als in aller Eile mit dem Bau des Raumschiffs zu beginnen. Nach einem gemütlichen Frühstück tauchten die Konstrukteure jedoch völlig unerwartet in der Montagehalle auf, um die Arbeit zu überwachen, und natürlich hatten sie an allem etwas auszusetzen: Dieses Material taugte nichts, jener Ingenieur war ein ausgemachter Trottel, dann brauchten sie in ihrem Salon unbedingt eine Laterna magica mit vier pneumatischen Orgelpfeifen und eingebauter Kuckucksuhr; und wenn die Eingeborenen nicht wüßten, was eine Kuckucksuhr ist, so sei dies um so schlimmer für sie, der König dürfte in seiner völligen Einsamkeit längst vor Ungeduld vergehen und würde mit denen, die seine Befreiung verzögern, sicherlich sehr gewissenhaft abrechnen. Diese harmlose Bemerkung löste allgemeines Herzklopfen, Nervenflattern und diverse Ohnmachten aus, doch die Arbeit kam voran. Schließlich war das Raumschiff fertig, und die königlichen Schauerleute begannen, die Ladung zu verstauen, an Bord verschwanden Diamanten, ganze Säcke mit Perlen und Gold in solcher Menge, daß es immer wieder aus der Einstiegsluke quoll.

Währenddessen streiften Polizisten heimlich durch Wälder und Felder und stellten das ganze Land auf den Kopf. Doch den Konstrukteuren entlockten diese Aktivitäten nicht mehr als ein müdes Lächeln, ja sie ließen sich sogar herbei, all denen, die ihnen mit Angst und Schrecken, aber noch größerer Neugier zuhörten, bereitwillig zu erklären, wie sich alles zugetragen hatte, wie sie ihren ursprünglichen Plan völlig verworfen hatten, und wie ihnen die Erleuchtung gekommen war, das Ungeheuer auf gänzlich andere Weise zu konstruieren. Da sie absolut nicht wußten, wo und wie sie die Steuerungsmechanismen — d.h. das Gehirn — installieren sollten, hatten die Konstrukteure, um gänzlich sicherzugehen, kurzerhand überall Gehirn eingebaut und die Bestie somit befähigt, mit den Beinen, mit dem Schwanz oder auch mit dem Rachen zu denken, der selbstverständlich nur mit Weisheitszähnen ausgerüstet war. Doch das war nur der Anfang, die eigentliche Aufgabe bestand aus zwei Komponenten, der psychologischen und der algorithmischen. Zu nächst mußten sie entscheiden, was den König überwältigen und gefangensetzen sollte; zu diesem Zweck schufen sie durch nichtlineare Transmutation eine automorphe Polizeigruppe im Innern der Bestie, denn Polizisten, die einen lege artisausgestellten Haftbefehl vorlegen, vermag bekanntlich nichts und niemand im ganzen Kosmos zu widerstehen. Soviel zur Psychologie; fügen wir nur noch hinzu, daß der Generalpostmeister ebenfalls aus psychologischen Gründen in Aktion gesetzt wurde, denn ein Beamter niedrigeren Ranges hätte es vielleicht nicht geschafft, die Wachen zu passieren und den Brief zuzustellen, was die Konstrukteure den Kopf gekostet hätte. Der künstliche Minister aber, der die Rolle des Boten spielte, hatte außer dem Brief noch eine Menge Gold für den Fall in der Tasche, daß er gezwungen sein sollte, die Wachen zu bestechen. Kurz, es war einfach an alles gedacht. Was nun die Algorithmen anbelangte, so mußte man lediglich die Urbildgruppe der Ungeheuer auffinden, denn selbstverständlich bildet die Menge der n-dimensionalen Polizisten eine Untergruppe der eineindeutig linearen Ungeheuer. Der Algorithmus des Ungeheuers sah keinerlei Personalunion, sondern ausschließlich kontinuierliche Transformationen in wechselnde Personifikationen vor. Eingespeichert aber wurde er mit der im chemischen Sinn äußerst unsympathischen Tinte hinter dem Vorhang mit den Glasglöckchen, einmal in Gang gesetzt wirkte er später von allein auf die Wurzeln und Gleichungen, besonders natürlich dank der geradezu ungeheuerlich polizeilichen Selbstorganisation. Fügen wir sogleich hinzu, daß die Konstrukteure später in einer bekannten wissenschaftlichen Zeitschrift einen Artikel mit folgendem Titel veröffentlichten: „Generalrekursive Eta-Meta-Beta-Funktionen im speziellen Fall der Transformation polizeilicher in bestialisch-postalische Kräfte auf einem oszillierenden Feld von Glasglöckchen, unter besonderer Benicksichtigung einer zwei-drei-vier— sowie n-rädrigen Kutsche, grün lackiert, mit topologischer Petroleumlaterne, unter Verwendung einer reversiblen Matrix auf Rizinusöl, rosa gefärbt zur Ablenkung der Aufmerksamkeit, im Rahmen einer allgemeinen mathematischen Theorie der polizeilich-bestialischen Ungeheuristik.“ Keiner der Höflinge, Minister und Offiziere und erst recht keiner der an den Rand des Wahnsinns getriebenen Polizisten verstand auch nur ein Wort von all dem, aber was machte das schon aus? König Grausams Untertanen wußten ohnehin nicht mehr, ob sie die Konstrukteure nur noch bewundern oder auch ein wenig hassen sollten.

Schon sind die letzten Vorbereitungen für den Start getroffen. Trurl schreitet mit einem Sack in der Hand durch die Gemächer des Königs und packt in aller Seelenruhe und vertragsgemäß ein, was immer sein Wohlgefallen findet. Schließlich fährt eine Prunkkarosse vor und bringt die Sieger zum Kosmodrom; dort steht die jubelnde Menge dichtgedrängt, ein Kinderchor singt, Mädchen in Landestracht überreichen Blumensträuße, höchste Würdenträger lesen ihre Dankes— und Abschiedsreden vom Blatt, das Symphonieorchester spielt, und zartbesaitete Damen fallen in Ohnmacht. Plötzlich geht ein Raunen durch die Menge, eine atemlose Stille tritt ein. Klapauzius nimmt einen Zahn aus dem Mund, natürlich keinen gewöhnlichen Zahn, sondern einen Dentalkurzwellensender. Kaum hat er eine winzige Taste gedrückt, da bricht am Horizont ein Sandsturm los, nähert sich in höllischem Tempo, wirbelt schwarze Erdbrocken durch die Luft und kommt mit Donnergetöse in dem leeren Raum zwischen dem Raumschiff und der Menge zum Stehen. Die Menge weicht entsetzt zurück, schaut und erkennt — das Ungeheuer! Und es wirkt tatsächlich ungeheuerlich, ja geradezu bestialisch, wie es so dasteht, die kalten Sonnen seiner Laser-Augen aufblitzen läßt und mit dem schuppigen Drachenschwanz den Boden peitscht, daß die Funken sprühen.

„Laß den König frei!“ sagt Klapauzius, darauf das Ungeheuer mit ganz normaler menschlicher Stimme: