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Der Oberst Peter und die Hauptleute lobten das Lied und reichten dem Spielmann zum Dank die Flasche; »Gott gesegne es euch«, sagte dieser, indem er die Flasche zurückgab; »viel Glück zu eurem Zuge; ihr seid wohl Obersten und Hauptleute des Bundes und ziehet wieder zu Feld? darf man fragen gegen wen?«

Die Männer sahen sich an und lächelten, der Oberst aber antwortete ihm: »Ganz unrecht habt Ihr nicht, wir haben früher dem Bund gedient, jetzt aber dienen wir niemand alz unz zelbst, und wer Leute braucht wie wir zind.«

»Die Schweizer werden heuer ein gutes Jahr haben, man sagt ja, der Herzog wolle wieder ins Land?«

»Aller Hund Krümmen komme auf die Schweizer«, rief der Oberst; »wie übel zind zie an ihm gefahren; der gute Herzog hat all zeine Hoffnung auf zie gesetzt, und diavolo maledetto wie haben zie ihn im Stich gelassen bei Blaubeuren!!«

»Sie haben ihn schändlich gelassen«, sagte der Hauptmann Muckerle mit heiserer Stimme; »aber doch so man's beim Licht b'sieht, so g'schieht ihm wohl halb recht, dann er sollt sie je wohl kennt haben; es leit doch am Tag, daß sie kein dick's Brittlein bohren. Der Tüfell hol sie all«

»Ja, der Herzog hat halt nichts Besseres haben können«, entgegnete der Spielmann; »freilich wenn er solche Herren gehabt hätte, wie ihr und eure tapfere Fähnlein, da wäre der Bund noch bei Ulm.«

»Du hast da ein wahrez Wort gesprochen, guter Gezell! Landsknecht' hätte er zollen haben und keine Schwyzer. Und hält er zich jetzt wieder zu ihnen, zo weiß ich waz ich von ihm halte. Landsknecht' hätt er zollen haben, ich zag's noch einmal. Nicht wahr, Magdeburger?«

»Dat well ich man och meenen«, antwortete der Magdeburger. »Landsknechte oder keener können den Heertog wieder eup den Stuhl setzen. Die Schweizer können man gar nichts als mit den Hellebarden in die Glieder stechen; dat ist all ihre Kunst. Aber Ihr solltet man sehen, wie wir die Donnerbüchsen laden, uf die Gabel legen un mit dem Lunden drauf, dat dich dat Wetter; dat Manäfer macht uns keener nich nach; Gott straf mir keener. Sie brauchen ein halve Stunde, um ihre Kugeln loszuschießen, und wir Landsknecht eene halbe Vertelstund.«

»Ja, alle Achtung vor den Herren Landsknechten«, sagte der Spielmann, und lüftete ehrerbietig die Mütze; »freilich euch Herren sollt er haben. Aber der Bund wird euch so gut belohnt haben, daß ihr dem armen Herzog nicht zu Hülfe ziehen möget.«

»Gelohnt, socht er?« rief der fünfte Hauptmann und lachte; »jo wenn er 's Geld von Blech schlagen könnt. Der schwäbisch' Hund! bei denen gilt's Sprichwort:

›Dien wohl und fordre keinen Sold,So werden dir die Herren hold.‹

Ich sog schlecht hot er uns bezohlt; und wenn Seine Durchlaucht der Herr Herzog mi hoben will, i steh 'nem z'Dienst wie jedem.«

»Staberl, du hast recht«, sagte der Oberst, und wichste den ungarischen Bart. »Mordblei, die Kaz ist gern, wo man sie strählet; wenn der Herr Ulerich gut zahlt, zo wird, Gott straf mein Zeel, unsere ganze Mannschaft mit ihm ziehen.«

»Nun, das werdet Ihr bald sehen können«, entgegnete der Bauer listig lächelnd, »habt Ihr noch keine Antwort vom Herzog auf Eure Botschaft?«

Der Oberst Peter ward feuerrot bis in die Stirne. »Mordelement! wer bist denn du, Menschenkind, daz du mein Geheimnuz weißt? wer hat dir gezagt, daz ich zum Herzog schickte.«

»Zum Herzog hob Er g'schickt, Peter? Wos hobt er denn für G'heimnis mitenonder, doß wir's nit wissen dörften? Sog es nur gleich!«

»Nun, ich hab gedacht, ich müsse wieder einmal für euch alle denken wie immer und hab einen Mann zum Herzog geschickt, ihm in unzerm Namen einen schönen Gruz entboten und fragen lassen, ob er unz brauchen könnt. Dez Monats für den Mann einen halben Dicktaler, uns Obersten und Hauptleut aber ein Goldgülden und täglich vier Maaz alten Wein.«

»Dat is keen bitterer Vorschlach, der Teiwel! eenen Goldgülden monatlich? ich bin dabei und es wird keener wat dagegen haben. Hast du Antwort von den Heertog?«

»Bis jetzt noch keine; aber Bassa manelka! wie kamst du zu meinem Geheimnuz, Bauer? Ich hau dir ein Ohr ab, Gott straf mein Zeel, zo tu ich, wie mein Patron der heilige Petruz, war auch ein Landsknecht, dem Malchuz, der war von den jüdischen Schwyzern, ein Hellebardierer. Zag schnell oder ich hau.«

»Langer Peter!« rief der kleine Hauptmann Muckerle, mit ängstlicher Stimme, »laß um Gotts willen den gehen; der ist fest und kann hexen; ich weiß noch wie heut, daß wir ihn in Ulm fangen sollten und in Herrn von Krafts des Ratschreibers Stall kamen, wo er sich aufhielt, denn er war ein Kundschafter, so machte er sich klein und immer kleiner, bis er ein Spatz wurde und über uns 'naus flog.«

»Waz?« schrie der tapfere Oberst und rückte von dem Spielmann hinweg, »der ist's? Wo dann der Magistrat auzrufen ließ, man zolle alle Spatzen totschießen, weil zich ein württemberger Spioner in einen verwandelt habe? Man heißt zie glaub ich, jetzt noch die Ulmer Spatzen!«

»Der ist's«, flüsterte Muckerle; »es ist der Pfeifer von Hardt, ich hab ihn gleich erkannt.«

Der Oberst und die Hauptleute hatten sich von ihrem Erstaunen noch nicht ganz erholt. Sie sahen den Mann, von welchem der Ruf so wunderbare Dinge erzählte, halb ängstlich, halb neugierig an. Er selbst hatte ein zu wohlgeübtes Ohr, als daß er nicht verstanden hätte, was diese Leute unter sich flüsterten; aber er tat, als bemerke er ihr Staunen und Verstummen nicht; er beschäftigte sich ruhig mit seiner Zither. Endlich faßte sich der lange Peter, wohlbestallter Oberst dieses Heeres ein Herz, zwirbelte den Bart einigemal, zog dann den ungeheuern Hut vom Kopf und sprach: »Verzeihet doch, lieber Gezelle, wertgeschätzter Pfeifer, daß wir zo ohne alle Umstände mit Euch verfahren zind; konnten wir denn wissen, wen wir da neben unz haben? Zeit vielmal gegrüßet, hab schon oft, Gott straf mein Zeel, gedacht, möchte nur einmal den fürtrefflichen Kerl zehen, den Pfeifer von Hardt, der in Ulm am hellen Tag alz Spatz auzgeflogen.«

»Ist schon gut«, unterbrach ihn der Spielmann unmutig; »lasset die alten Geschichten ruhen. Nun, von wegen des Herzogs kam mir die Nachricht zu, ich soll euch Herren auf den heutigen Tag aufsuchen, und wenn ihr noch geneigt wäret, mit ihm zu ziehen, so wolle er gerne zahlen, was ihr ihm vorgeschlagen.«

»Canto cacramento! daz ist ein frommer Herr! ein Goldgülden dez Monats und täglich vier Maaz Wein! Er zoll leben!«

»Und wann wird er kommen?« fragte der Hauptmann Löffler; »wo werden wir zu ihm stoßen?«

»Wenn kein Unglück geschehen ist, heute noch. Heute ist er auf Heimsheim losgebrochen, die Besatzung ist schwach, wenn er sie überwältigt hat, rückt er heute noch weiter.«

»Schaut! reitet dort unten nicht ein Geharnischter? Sieht aus wie ein Ritter!« Die Männer sahen aufmerksam nach dem Ende des Tales; dort sah man einen Helm und Harnisch in der Sonne blinken, auch ein Pferd wurde hie und da sichtbar. Der Pfeifer von Hardt sprang auf und klimmte auf die Eiche hinan; von diesem hohen Standpunkt konnte er das Tal besser übersehen; noch war der Reiter zu fern, als daß er seine Züge hätte unterscheiden können, aber er glaubte seine Feldbinde zu erkennen, er glaubte den Mann zu erkennen, den er in dieser Stunde erwartete.

»Was siehst du?« riefen die Hauptleute, »ist es einer, der zufällig durchs Tal reitet, oder glaubst du, er kommt vom Herzog?«

»Richtig, weiß und blau ist die Schärpe«, sprach der Pfeifer; »das ist sein langes Haar, so sitzt er zu Pferd, ei du Goldjunge, willkommen in Württemberg! Jetzt sieht er eure Wachen, jetzt reitet er auf sie zu, schau wie die Bursche ihre Lanzen vorstrecken und die Beine ausspreizen!«

»Ja, was Landsknechte sind, die verstehen den Kriegsbrauch; darf keiner vorbei, wo die Hauptleute liegen, ohne daß er Rede steht.«

»Halt! jetzt rufen sie ihn an; er spricht mit ihnen, sie deuten hieher; er kommt!« Der Pfeifer von Hardt stieg mit freudeglühendem Gesicht vom Baum herab.