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"Nun, du hast mir erzählt, daß sie uns mit Energie versorgt. Aber ich wußte nicht, daß sie mit einem anderen Universum zu tun hat...Wie ist denn das andere Universum? Hat es auch Sterne und Welten wie wir?"

"Das ist eine ausgezeichnete Frage, Dua." Nachdem er nun die offizielle Sprecherlaubnis hatte, machte Odeen das Lehren viel mehr Spaß. (Vorher hatte er immer das Gefühl gehabt, einer heimlichen Perversion Vorschub zu leisten, indem er einem Gefühlsling solche Dinge zu erklären versuchte.)

Er fuhr fort: "Wir können das andere Universum nicht sehen, aber wir können aus seinen Gesetzen schließen, wie es aussieht. Siehst du, was die Sterne zum Leuchten bringt, ist der allmähliche Übergang von einfachen Partikelkombinationen zu komplizierteren Formationen. Wir nennen das Atomverschmelzung."

"Gibt es das im anderen Universum auch?"

"Ja, aber weil die Atomkraft dort geringer ist, erfolgt die Verschmelzung auch viel langsamer. Das bedeutet, daß die Sterne im anderen Universum viel, viel größer sein müssen, weil es sonst nicht genügend Verschmelzung geben würde, um sie zum Leuchten zu bringen. Ein Stern, der im anderen Universum so groß wie unsere Sonne wäre, müßte dort kalt und tot sein. Wenn andererseits die Sterne bei uns größer wären, als sie es sind, würde die Verschmelzung sofort zur Explosion führen. Daraus folgert, daß es in unserem Universum tausendmal mehr kleine Sterne geben muß, als es größere Sterne im anderen Universum gibt ..."

"Wir haben doch nur sieben..." begann Dua und fügte dann hinzu: "Oh, ich hatte vergessen .. ."

Odeen lächelte nachsichtig. Man vergaß leicht die unzähligen Sterne, die nur durch Spezialinstrumente zu sehen waren.

"Schon gut. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, daß ich dich mit all dem Zeug langweile."

"Du langweilst mich nicht", sagte Dua. "Ich finde das alles großartig. Dabei schmeckt es mir sogar." Und sie erschauderte wohlig zwischen den Elektroden.

Odeen, der Dua noch niemals hatte positiv über das Essen sprechen hören, war von ihren Worten sehr angetan. Er sagte: "Natürlich lebt unser Universum nicht so lange wie das andere. Die Verschmelzung läuft so schnell ab, daß nach einer Million Lebensspannen alle Partikel miteinander verbunden sind."

"Aber da gibt es doch noch so viele andere Sterne."

"Ah, die entwickeln sich doch alle gleichzeitig fort! Das ganze Universum stirbt. Im anderen Universum, das viel weniger Sterne hat und größere dazu, geht die Verschmelzung so langsam vor sich, daß die Sterne tausendmal, millionenmal länger leben als die unseren. Es läßt sich kaum vergleichen, weil vielleicht auch die Zeit in den beiden Universen unterschiedlich abläuft." Er fügte widerstrebend hinzu: "Das verstehe ich übrigens auch nicht ganz. Es gehört mit zur Estwald-schen Theorie, doch ich habe mich damit noch nicht weiter befaßt."

"Hat Estwald das alles herausgefunden?"

"Jedenfalls einen großen Teil."

"Es ist wunderbar", sagte Dua, "daß wir Nahrung aus dem anderen Universum bekommen. Ich meine, dann ist es ja egal, ob unsere Sonne verlöscht. Wir könnten uns dann aus dem anderen Universum ernähren." "Richtig."

"Aber ergibt sich dabei denn gar nichts Schlimmes? Ich habe das das Gefühl, daß etwas Schlimmes passieren könnte."

"Nun", antwortete Odeen, "mit der Positronenpumpe transportieren wir Materie hin und her, und das heißt, daß sich die Universen ein wenig vermischen. Unsere Atomkraft wird etwas abgeschwächt, so daß sich die Verschmelzung in unserer Sonne verlangsamt und die Sonne ein wenig schneller abkühlt... Aber nur ein wenig, und wir brauchen sie ja sowieso nicht mehr."

"Das ist es nicht, das Schlimme. Wenn die Atomkraft um eine Winzigkeit kleiner wird, nehmen die Atome doch mehr Platz ein, richtig? Was wird dann aus dem Verschmelzen?"

"Das würde ein wenig erschwert. Aber es müßte viele Millionen Lebensspannen dauern, bis sich das irgendwie bemerkbar macht. Selbst wenn das Verschmelzen eines Tages unmöglich wäre und die Weichwesen aussterben müßten, geschähe das doch sehr lange nach dem Zeitpunkt, da wir alle verhungern - wenn wir uns nicht das andere Universum zunutze machen."

"Das ist immer noch nicht das schlimme Gefühl, das ich habe ..." Duas Worte wurden undeutlich. Sie zappelte zwischen den Elektroden herum, und Odeen stellte erfreut fest, daß sie merklich größer und kompakter geworden war. Es war, als ob nicht nur die Nahrung, sondern auch seine Worte zu ihrer Energiebildung beitrugen.

Losten hatte recht! Das Lernen gab ihr größere Lebensfreude. Odeen spürte eine Art Sinnlichkeit, die Dua bisher selten gezeigt hatte.

"Es ist so nett von dir, daß du mir das alles erklärst, Odeen", sagte sie. "Du bist ein guter Linksling."

"Soll ich weitermachen?" fragte Odeen, der geschmeichelter war, als er es für möglich gehalten hätte. "Hast du sonst noch eine Frage?"

"Oh, viele Fragen, Odeen, aber - aber nicht jetzt. Nicht jetzt, Odeen. Odeen, weißt du, was ich gern möchte?"

Odeen erriet es sofort, doch er wagte es nicht offen auszusprechen. Duas erotische Momente waren zu selten, als daß sie durch eine unvorsichtige Reaktion gefährdet werden durften. Er hoffte, Tritt hatte sich nicht so weit mit den Kindern eingelassen, daß die gute Gelegenheit ungenutzt verstreichen mußte.

Doch Tritt war bereits im Zimmer. Hatte er vor der Tür gewartet? Egal. Zum Nachdenken war jetzt keine Zeit.

Dua war zwischen den Elektroden hervorgeschwebt, und Odeens Sinne waren von ihrer Schönheit bezaubert. Sie hing zwischen ihnen, und durch sie schimmerte Tritt, dessen Umrisse eine unglaubliche Färbung angenommen hatten.

Noch niemals war es so gewesen. Niemals.

Odeen hielt sich verzweifelt zurück, ließ seine Substanz nur Atom um Atom durch Dua hindurch in Tritt hineinfließen, versuchte mit aller Kraft die überwältigende Durchdringung Duas zurückzuhalten, gab sich der Ekstase nicht hin, sondern ließ sie sich abringen, klammerte sich bis zum letzten Augenblick an sein Bewußtsein und verging dann in einer Explosion des Entzückens, die so intensiv war, daß sie endlos in ihm widerhallte.

Noch nie hatte die Triade eine so lange Periode des Verschmelzens erlebt.

3 c

Tritt war glücklich. Das Verschmelzen war so befriedigend gewesen! Im Vergleich dazu erschienen frühere Erlebnisse fad und leer. Er war auf das höchste entzückt. Trotzdem sagte er nichts. Er hielt es für besser, zu schweigen.

Audi Odeen und Dua waren glücklich. Tritt spürte das. Sogar die Kinder schienen zu schimmern.

Aber Tritt war der glücklichste - ganz natürlich.

Er hörte Odeen und Dua zu. Er verstand kein Wort, aber darauf kam es nicht an. Es machte ihm nichts aus, daß sie offenbar so gut miteinander auskamen. Er hatte seine Freude und war mit seiner Rolle als Zuhörer vollauf zufrieden. "Und bemühen sie sich wirklich um Kommunikation?" fragte Dua.

(Tritt bekam nie heraus, wer diese "sie" sein mochten. Er vermutete, daß "Kommunikation" ein anderes Wort für "Kontakt" war. Warum sagten sie dann nicht "Kontakt"? Manchmal war er versucht, sich in das Gespräch einzuschalten. Aber wenn er Fragen stellte, sagte Odeen nur immer: "Also, Tritt", und Dua wirbelte ungeduldig herum.)

"O ja", antwortete Odeen. "Die Hartlinge sind ganz sicher. Da sind manchmal Zeichen auf der Materie, die uns geschickt wird, und man könnte sich damit wohl ohne weiteres verständigen. Vor langer Zeit wurden solche Zeichen sogar auf umgekehrtem Wege verwendet, als wir den Ander-Wesen erklären mußten, wie sie ihren Teil der Positronenpumpe bauen sollten."

"Ich möchte gern wissen, wie diese Ander-Wesen aussehen. Was meinst du, wie sehen sie aus?"

"Von den Naturgesetzen können wir die Eigenschaften der anderen Sterne ableiten, das ist einfach. Aber wie ließen sich Form und Eigenarten der Lebewesen bestimmen? Nein, das erfahren wir niemals."

"Könnten sie uns nicht sagen, wie sie aussehen?"