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Schließlich drangen die Worte der Hartlinge in ihr Bewußtsein. Losten war da, doch er sagte nichts. Ein fremder Hartling hatte das Wort ergriffen. Sie kannte ihn nicht; sie kannte überhaupt nur wenige Hartlinge.

Der Hartling: "Wer von euch ist kürzlich in den unteren Höhlen, den Hart-Höhlen, gewesen?"

Dua juckte der Trotz. Sollten sie doch über ihr Felsreiben Bescheid wissen! Sollte doch jeder davon erfahren! Ihr war es egal. Sie sagte: "Ich. Sehr oft sogar."

"Allein?" fragte der Hartling ruhig.

"Allein. Und sehr oft", schnappte Dua. Tatsächlich war sie nur dreimal unten gewesen, aber das war ihr gleichgültig.

Der Hartling ging darauf nicht ein. Er wandte sich an Tritt und fragte scharf: "Und du, Rechtsling?"

Tritt sagte mit zitternder Stimme: "Ja, Hart-Herr."

"Allein?"

"Ja, Hart-Herr."

"Wie oft?"

"Einmal."

Dua war wütend. Der arme Tritt stellte sich so an - dabei war überhaupt nichts! Sie hatte das Verbrechen begangen und wollte die Folgen nun auf sich nehmen. "Laß ihn in Ruhe", sagte sie. "Ich bin diejenige, die ihr sucht."

Der Hartling wandte sich langsam zu ihr um: "Weshalb denn?" fragte er.

"Na, was es eben ist." Und sie brachte es plötzlich nicht fertig, ihre Tat zu beschreiben, jedenfalls nicht vor Odeen.

"Na ja, ich spreche gleich noch mit dir. Zuerst der Rechtsling... Du heißt Tritt, nicht wahr? Warum bist du allein in die unteren Höhlen gegangen?"

"Um mit Hartling Estwald zu sprechen, Hart-Herr."

Daraufhin fragte Dua eifrig: "Bist du Estwald?"

"Nein", antwortete der Hartling knapp.

Odeen schaute sie verärgert an, als machte es ihn verlegen, daß Dua den Hartling nicht kannte. Dua war es egal.

Der Hartling fragte Tritt: "Was hast du aus den unteren Höhlen mitgenommen?"

Tritt schwieg.

"Wir wissen, daß du etwas genommen hast", fuhr der Hartling fort. "Wir wollen nur wissen, ob du weißt, was es war. Es könnte gefährlich sein."

Tritt sagte noch immer nichts. Daraufhin schaltete sich Losten mit freundlicher Stimme ein: "Bitte sag es uns, Tritt. Wir wissen ganz sicher, daß du es warst, und wir wollen nach Möglichkeit keine strengen Maßnahmen ergreifen."

"Ich habe einen Nahrungsball genommen", murmelte Tritt.

"Ah." Der erste Hartling ergriff wieder das Wort. "Was hast du damit gemacht?"

Da brach es aus Tritt hervor: "Er war für Dua. Sie wollte nicht essen. Er war für Dua."

Dua wurde durchscheinend vor Verblüffung.

Der Hartling wandte sich sofort an sie: "Du hast nichts davon gewußt?"

"Nein!"

"Und du auch nicht?" zu Odeen.

Odeen war so reglos, daß er fast erstarrt schien: "Nein, HartHerr."

Einen Augenblick lang, während sich die drei Hartlinge berieten, war die Luft von unangenehmen Vibrationen erfüllt.

Dua wußte nicht, woran es lag, und wollte auch nicht darüber nachdenken, ob etwa das mehrfache Felsreiben sie empfindsamer gestimmt hatte oder ob es an ihrem kürzlichen Gefühlsausbruch lag: jedenfalls erfaßte sie von dem Gespräch -nicht Worte, sondern ganze Begriffe, übergeordnete Bedeutungen.

Die Hartlinge hatten den Verlust schon vor einiger Zeit bemerkt und sich unauffällig umgesehen. Nur widerstrebend hatten sie schließlich die Weichwesen als mögliche Übeltäter in ihre Ermittlungen einbezogen. Zuletzt hatten sie sich mit noch größerem Widerstreben (warum eigentlich? Dua verstand das nicht) auf Odeens Triade konzentriert. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, daß Odeen so dumm war, die Nahrung zu nehmen, oder daß Dua Verlangen danach gehabt hatte. An Tritt dachten sie zuerst überhaupt nicht.

Dann hatte sich der Hartling, der bisher schweigsam gewesen war, an Tritt erinnert. (Natürlich, überlegte Dua, das war an jenem Tage, als sie zum erstenmal in das Gestein eindrang. Sie hatte ihn damals erspürt und völlig wieder vergessen.)

Es war sehr unwahrscheinlich, aber nachdem alle anderen Möglichkeiten erschöpft waren und das fehlende Objekt mit der Zeit sehr gefährlich geworden war, mußten sie sich nun doch danach erkundigen. Sie hätten gern Estwald gefragt, doch als sich Tritt als möglicher Täter herausschälte, war er gerade nicht erreichbar.

All das erspürte Dua in wenigen Sekunden, und schon wandte sie sich an Tritt, hin und her gerissen zwischen Staunen und Wut.

Losten vibrierte besorgt, daß ja überhaupt kein Schaden angerichtet wäre, daß Dua gut aussähe und das Ganze eigentlich ein sehr nützliches Experiment abgäbe. Der Hartling, mit dem Tritt gesprochen hatte, stimmte ihm zu; der andere äußerte sich noch besorgt.

Dua teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen den Hartlingen und Tritt.

Der erste Hartling fragte: "Wo ist der Nahrungsball jetzt, Tritt?"

Tritt zeigte es ihnen.

Er war gut verborgen; die Verbindungen waren grob, aber wirksam.

"Hast du das selbst gemacht, Tritt?" fragte der Hartling weiter.

"Ja, Hart-Herr."

"Und woher wußtest du, wie so etwas geht?"

"Ich habe es mir unten in den Hart-Höhlen angesehen und machte es genauso."

"Weißt du nicht, daß du deinem Mittling sehr hättest schaden können?"

"Ich habe doch nicht ... Ich wollte nicht... Ich ..." Tritt schien nicht weitersprechen zu können. Dann sagte er: "Es sollte ihr nicht weh tun. Sie sollte doch nur essen. Ich habe es in ihr Eß-gerät geleitet und die Elektroden geschmückt. Ich wollte, daß sie davon kostet, und sie hat es getan. Sie hat gegessen! Zum erstenmal seit langer Zeit hat sie wirklich gut gegessen. Wir sind hinterher verschmolzen." Er hielt inne und sagte dann mit lautem Aufschrei: "Sie hatte endlich genug Energie für einen Baby-Gefühlsling! Sie nahm Odeens Samen und gab ihn mir. Er wächst jetzt in mir. Ein Baby-Gefühlsling wächst in nur."

Dua verschlug es die Sprache. Sie fuhr zurück und raste dann so überstürzt auf die Tür zu, daß ihr die Hartlinge nicht mehr ausweichen konnten. Sie berührte einen Ausläufer des ersten Hartlings, drang tief in ihn ein und zerrte sich mit unangenehmem Geräusch wieder frei.

Der Ausläufer des Hartlings fiel schlaff herab, und sein Ausdruck schien schmerzverzerrt. Odeen wollte ihm ausweichen und Dua verfolgen, doch der Hartling sagte gepreßt: "Laß sie laufen. Es ist schon genug Schaden angerichtet. Wir kümmern uns darum."

4 b

Odeen glaubte einen Alptraum durchzumachen. Dua war fort. Die Hartlinge waren fort. Nur Tritt war noch da; stumm.

Wie hatte das nur geschehen können? überlegte er gequält. Wie hatte Tritt allein in die Hart-Höhlen gefunden? Wie hatte eA nur eine Speicherbatterie nehmen können - eine Batterie, die an der Positronenpumpe aufgeladen war und eine weitaus konzentriertere Strahlung abgab als die Sonne. Wie hatte er es wagen können...

Odeen hätte diesen Mut nicht aufgebracht. Wie aber Tritt, der unsichere, unwissende Tritt? Oder war er auf seine Weise ebenso ungewöhnlich wie die anderen? Odeen, der schlaue Denkling. Dua, der neugierige Gefühlsling, und Tritt, der mutige Eiterung?

"Wie hast du das nur tun können?" fragte er schließlich.

Tritt erwiderte hitzig: "Was habe ich denn getan? Ich habe ihr zu essen gegeben. Sie hat besser gegessen als jemals zuvor. Jetzt haben wir endlich einen Baby-Gefühlsling. Haben wir nicht lange genug darauf gewartet? Wir hätten ewig warten können, wenn es nach Dua gegangen wäre."

"Aber verstehst du denn nicht, Tritt? Du hättest ihr weh tun können. Das war kein gewöhnliches Sonnenlicht. Es war eine Strahlenquelle aus dem Versuchslabor. Sie hätte leicht zu stark sein können."

"Ich verstehe dich nicht, Odeen. Wie kann das schädlich sein? Ich hatte die Nahrung der Hartlinge doch längst gekostet. Du auch. Sie schmeckte nicht gut, und sie tat auch nicht weh. Sie schmeckte so schlecht, daß Dua nichts davon wissen wollte. Dann fand ich den Nahrungsball. Er schmeckte gut. Ich aß davon, und es schmeckte köstlich. Wie kann etwas Köstliches weh tun? Dua hat dann ja auch davon gegessen. Es gefiel ihr. Und damit ist der Baby-Gefühlsling gezeugt. Wie kann ich da etwas Falsches getan haben?"