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"Was denn?" Das Gespräch war von seltsamer Faszination. Von abstoßender Faszination.

"Sie stellen sich künstliche Kinder her, die die ausbilden können. Du hast es selbst gesagt, Odeen. Nichts würdest du lieber tun als lehren - außer vielleicht lernen - und natürlich verschmelzen. Die Denklinge sind dem geistigen Bild der Hart-linge nachgebildet, die sich nicht verschmelzen. Außerdem fällt ihnen das Lernen überaus schwer, da sie schon soviel wissen. Was bleibt ihnen also anderes als das Vergnügen am Lehren? Die Denklinge wurden einzig und allein geschaffen, damit sie unterwiesen werden können. Gefühlslinge und Elterlinge entstanden, weil sie für die sich selbst fortpflanzende Maschine, die neue Denklinge hervorbringt, unerläßlich sind. Und neue Denklinge werden ständig benötigt, weil die alten schnell verbraucht sind, weil sie schnell alles wissen, was es da zu lernen gibt. Und wenn die alten Denklinge alles absorbiert haben, werden sie vernichtet. Vorher bekommen sie aber eingetrichtert, diese Vernichtung "Weiterziehen" zu nennen, damit ihre Gefühle auch geschont werden. Und natürlich ziehen Gefühls-linge und Elterlinge gleichzeitig weiter. Sobald sie dazu beigetragen haben, eine neue Triade zu bilden, hat man keine weitere Verwendung für sie."

"Aber das stimmt doch alles nicht, Dua", brachte Odeen endlich heraus. Er hatte keine Argumente gegen ihren Alptraum parat, doch er wußte mit absoluter Sicherheit, daß sie sich irrte. (Oder wollte ein winziger Zweifel tief drinnen etwa anzeigen, daß diese Gewißheit ihm von Anfang an eingepflanzt war? -Nein, gewiß nicht, denn würde dann nicht auch Dua mit der gleichen eingepflanzten Gewißheit ihren Irrtum erkennen? Oder war sie ein mißratener Gefühlsling ohne solche Einpflanzung und ohne... Ach, was phantasierte er da herum! Er war ja schon so verrückt wie sie.)

"Du siehst ganz entsetzt aus, Odeen", fuhr Dua fort. "Bist du ganz sicher, daß ich mich irre? Natürlich haben sie jetzt die Positronenpumpe und damit auch alle Energie, die sie brauchen - oder sie werden diese Energie bald haben. Bald werden sie auch wieder Babies bekommen. Und dann brauchen sie keine Weichwesen-Maschinen mehr, und wir werden alle vernichtet -oh, Verzeihung, wir werden alle weiterziehen."

"Nein, Dua", erwiderte Odeen zu sich selbst ebenso wie zu ihr. "Ich weiß nicht, wo du diese Ideen her hast, aber die Hartlinge sind nicht so. Wir werden nicht vernichtet."

"Mach dir nichts vor, Odeen. Sie sind so. Es ist ihnen gleichgültig, eine ganze Welt mit Ander-Wesen um ihres Vorteils willen zu vernichten, wenn es sein muß, auch ein ganzes Universum. Sollte es ihnen da etwas ausmachen, ein paar Weichwesen zu töten, wenn es ihnen gefällt? - Aber sie haben einen Fehler gemacht. Irgendwo hat sich die Maschine geirrt, und der Geist eines Denklings ist in den Körper eines Gefühls-lings geraten. Ich bin ein LinksG, weißt du das? Ich wurde schon so genannt, als ich noch ein Kind war - und das war richtig. Ich kann logisch denken wie ein Denkling, und ich empfinde wie ein Gefühlsling. Und mit dieser Kombination werde ich die Hartlinge bekämpfen."

Odeen schreckte auf Dua mußte verrückt sein - doch er wagte nichts zu erwidern. Er mußte sie irgendwie überreden, zur Triade zurückzukommen. Mühsam sagte er: "Dua, wir werden nicht vernichtet, wenn wir weiterziehen."

"O nein? Was geschieht statt dessen?"

"Ich - ich weiß es nicht. Ich glaube, wir kommen in eine andere Welt, in eine bessere und glücklichere Welt, und werden wie... wie ... na ja, viel besser als wir jetzt sind."

Dua lachte: "Wo hast du denn das her? Haben dir das die Hartlinge erzählt?"

"Nein, Dua. Ich selbst meine, daß es so ist. Ganz bestimmt. Seit deinem Verschwinden habe ich sehr viel darüber nachgedacht."

"Dann denk jetzt weniger und sei kein Narr. Armer Odeen! Leb wohl." Wieder schwebte sie davon, ein zarter Nebelschleier.

"Aber warte doch, Dua", rief Odeen. "Du willst doch bestimmt deinen neuen Baby-Mitt sehen?"

Sie schwieg.

"Wann kommst du nach Hause?"

Sie schwieg.

Und er folgte ihr nicht weiter, sondern schaute ihr elend nach, bis sie verschwunden war.

Er verschwieg Tritt, daß er mit Dua gesprochen hatte. Was hätte es genützt? Auch sah er sie nicht wieder. Er begann die bevorzugten Sonnenplätze der Gefühlslinge abzusuchen und ließ auch nicht davon ab, als einige Elterlinge ihn in dumpfem Mißtrauen zu beobachten begannen. (Im Vergleich zu den meisten anderen Eiterungen war Tritt noch ein kluger Kopf.)

Ihre Abwesenheit schmerzte ihn von Tag zu Tag mehr. Und mit jedem Tag wurde er sich auch einer steigenden Angst bewußt, einer Angst, die mit ihrer Abwesenheit zu tun hatte. Ihre Ursache kannte er nicht.

Losten wartete eines Tages auf ihn, als er in die Wohnhöhle zurückkehrte. Losten stand ernst und höflich da, während ihm Tritt das neue Baby zeigte und die Handvoll Nebel davon abzuhalten versuchte, den Hartling zu berühren. "Sie ist wirklich eine Schönheit, Tritt", sagte Losten. "Sie heißt Derala?"

"Derola", berichtigte ihn Tritt. "Ich weiß nicht, wann Odeen zurückkommt. Er wandert viel herum ..."

"Hier bin ich, Losten", sagte Odeen hastig. "Tritt, sei lieb und bring das Baby fort."

Tritt gehorchte. Losten wandte sich sichtlich erleichtert um: "Du bist bestimmt sehr glücklich, daß die Triade endlich komplett ist."

Odeen versuchte hierauf eine höfliche Bemerkung zu machen, brachte aber nur ein bedrücktes Schweigen zustande. In der Zeit vor dem Zwischenfall war ein Gefühl der Kameradschaft, der Gleichstellung mit den Hartlingen in ihm gewachsen, das es ihm ermöglichte, auf einer Stufe mit ihnen zu sprechen. Irgendwie hatte Duas Wahnsinn das zerstört. Obwohl Odeen wußte, daß sich Dua irrte, trat er Losten wieder so förmlich entgegen wie damals, als er sich noch für ein ganz minderwertiges Wesen hielt, für eine - Maschine?

"Hast du Dua gesehen?" fragte Losten. Hinter der Frage steckte eine Absicht; sie war nicht nur eine höfliche Floskel, das merkte Odeen sofort.

"Nur einmal, H ..." (Er hätte beinahe "Hart-Herr" gesagt, wie ein Kind oder Elterling.) "Nur einmal, Losten. Sie will nicht nach Hause kommen."

"Sie muß", sagte Losten leise.

"Ich wüßte nicht, wie ich das anstellen sollte."

Losten musterte ihn düster. "Weißt du eigentlich, was sie tut?"

Odeen wagte den anderen nicht anzuschauen. War er Duas wilden Theorien auf die Spur gekommen? Was wollte man dagegen tun?

Er machte ein Zeichen der Verneinung, ohne zu sprechen.

Losten fuhr fort: "Sie ist ein höchst ungewöhnlicher Gefühls-ling, Odeen. Das weißt du doch, nicht wahr?"

"Ja", seufzte Odeen.

"Auf deine Weise bist du ebenso außergewöhnlich, und bei Tritt ist es das gleiche. Ich bezweifle, daß es auf dieser Welt einen zweiten Elterling gibt, der den Mut oder die Initiative aufgebracht hätte, eine Energiebatterie zu stehlen, und dazu die perverse Schläue, sie so zu benutzen wie er. Ihr drei seid die ungewöhnlichste Triade aller Zeiten."

"Danke."

"Aber das hat natürlich auch seine unschönen Aspekte; Dinge, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Du solltest Dua unterweisen, weil wir das für den schönsten und besten Weg hielten, sie dazu zu bringen, freiwillig ihre Funktion zu erfüllen. Dabei kam uns im unvorhergesehenen Augenblick Tritt mit seinem verrückten Einfall in die Quere. Um ehrlich zu sein, rechneten wir auch nicht mit Duas wilder Reaktion auf die Tatsache, daß die Welt im anderen Universum vernichtet werden muß."

"Ich hätte ihre Fragen vorsichtiger beantworten sollen", meinte Odeen bedrückt.

"Das hätte auch nichts genützt. Sie hat es selbst herausgefunden. Auch damit rechneten wir nicht. Odeen, es tut mir leid, aber ich muß dir sagen, daß Dua zu einer tödlichen Gefahr geworden ist. Sie versucht die Positronenpumpe zu stoppen."

"Aber wie könnte sie das? Sie kommt doch nicht an das Gerät heran, und wenn sie es könnte, fehlt ihr das Wissen, überhaupt etwas zu unternehmen."