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"Oh, aber natürlich kommt sie heran." Losten zögerte und sagte: "Sie vergräbt sich im Höhlengestein, wo sie vor uns sicher ist."

Es dauerte eine Weile, bis Odeen die Bedeutung der Worte begriff. Er erwiderte: "Kein ausgewachsener Gefühlsling würde... Dua würde niemals ..."

"Sie würde. Sie tut es auch. Verschwende deine Zeit nicht mit Einwänden... Sie kann sich frei in den Höhlen bewegen. Nichts bleibt ihr verborgen. Sie hat die Botschaften studiert, die wir aus dem anderen Universum erhielten. Wir wissen das nicht bestimmt, doch es gibt keine andere Erklärung für die Vorgänge."

"Oh, oh, oh." Odeen ruckte vor und zurück, und seine Oberfläche war vor Scham und Kummer ganz undurchsichtig. "Weiß Estwald davon?" "Noch nicht; allerdings muß er es irgendwann erfahren", antwortete Losten grimmig.

"Aber was will sie mit den Botschaften?"

"Sie benutzt sie, um sich eine Methode auszudenken, selber Nachrichten in eine andere Richtung zu schicken."

"Aber sie kann sie doch unmöglich übersetzen und aussenden."

"Beides lernt sie bereits. Sie weiß sogar mehr über diese Botschaften als Estwald. Sie ist ein erschreckendes Phänomen, ein Gefühlsling, der logisch denken kann und der außer Kontrolle ist."

Odeen erschauderte. Außer Kontrolle? Was für ein maschinenhafter Ausdruck!

"So schlimm kann es nicht sein", sagte er.

"Aber doch. Sie hat bereits eine Nachricht abgesetzt, und ich befürchte, sie rät den Ander-Wesen, ihren Teil der Pumpe zu stoppen. Wenn sie das tun, ehe ihre Sonne explodiert, sind wir hier völlig hilflos."

"Aber dann..."

"Sie muß davon abgebracht werden."

"A-aber wie? Soll sie herausgeschmolzen..." Die Stimme versagte ihm den Dienst. Er hatte einmal davon gehört, daß die Hartlinge über Maschinen verfügten, mit denen sie Höhlen aus dem Gestein schneiden konnten; Geräte, die seit Abnahme der Weltbevölkerung selten benutzt worden waren. Wollte man Dua etwa im Gestein aufspüren und dann zerstrahlen?

"Nein", entgegnete Losten heftig. "Wir können Dua nicht schaden."

"Estwald aber vielleicht..."

"Auch Estwald will ihr nichts tun."

"Was können wir also machen?" "Nur du, Odeen, kannst etwas tun. Da wir ganz hilflos sind, müssen wir uns auf dich verlassen."

"Auf mich? Aber was kann ich tun?"

"Denk darüber nach", antwortete Losten eindringlich. "Denk darüber nach."

"Worüber?"

"Mehr kann ich dir nicht sagen", bemerkte Losten, sichtlich gepeinigt. "Denk nach! Wir haben so wenig Zeit."

Er wandte sich um und verließ das Zimmer, ungewohnt schnell für einen Hartling. Er eilte davon, als wollte er nicht länger bleiben, um nicht noch mehr zu enthüllen.

Odeen konnte ihm nur nachschauen, entsetzt, verwirrt - verloren.

5 c

Tritt war vollauf beschäftigt. Babies erforderten zwar viel Fürsorge, aber nicht einmal zwei junge Linkslinge und zwei junge Rechtslinge zusammen machten soviel Arbeit wie ein kleines Baby-Mitt - besonders kein so gelungenes Mitt wie Derola. Sie mußte trainiert und beruhigt, mußte davor bewahrt werden, in die Dinge einzudringen, die sie berührte, mußte dazu gebracht werden, sich zu verdichten und anschließend zu ruhen.

Es verging eine lange Zeit, ehe er Odeen wiedersah, und im Grunde machte es ihm nichts aus. Derola nahm ihn völlig in Anspruch. Er stieß in einer Ecke seiner eigenen Wohnhöhle auf Odeen, der völlig gedankenverloren schimmerte.

Da fiel es Tritt wieder ein. Er fragte: "War Losten böse auf Dua?"

Odeen fuhr auf. "Losten? - Ja, er war böse. Dua richtet großen Schaden an."

"Sie sollte nach Hause kommen, ja?"

Odeen starrte Tritt an. "Tritt", sagte er, "wir müssen Dua irgendwie zur Rückkehr bewegen. Vorher müssen wir sie aber finden. Du kannst das. Durch das neue Baby ist dein elterliches Wahrnehmungsvermögen geschärft. Du mußt es einsetzen, um Dua zu finden."

"Nein", erwiderte Tritt schockiert. "Es ist einzig und allein für Derola bestimmt. Außerdem: wenn sie von allein solange fortbleibt, obwohl sich ein Baby-Mitt nach ihr sehnt - und sie war selber mal ein Baby-Mitt , sollten wir vielleicht sehen, wie wir ohne sie auskommen."

"Aber Tritt, willst du denn nie wieder verschmelzen?"

"Nun, die Triade ist komplett."

"Aber beim Verschmelzen geht es doch um mehr."

"Wohin würde uns die Suche überhaupt führen?" fragte Tritt. "Die kleine Derola braucht mich. Sie ist noch so klein. Ich will sie nicht allein lassen."

"Die Hartlinge werden dafür sorgen, daß Derola in gute Obhut kommt. Du und ich gehen in die Hart-Höhlen und finden Dua."

Tritt dachte darüber nach. Dua war ihm egal. Irgendwie war ihm auch Odeen gleichgültig. Allein Derola zählte. Er sagte "Irgendwann einmal, irgendwann, wenn Derola älter ist. Jetzt noch nicht."

"Tritt", drängte Odeen, "wir müssen Dua finden. Sonst... sonst werden uns die Babies fortgenommen."

"Von wem denn?" fragte Tritt.

"Von den Hartlingen."

Tritt schwieg. Er wußte nichts zu sagen. So etwas hatte er ja noch nie gehört. Er konnte sich das überhaupt nicht vorstellen.

"Tritt, wir müssen weiterziehen. Ich weiß jetzt, warum. Ich habe darüber nachgedacht, seit Losten... Aber lassen wir das. Dua und du - ihr müßt ebenfalls weiterziehen. Da ich das jetzt weiß, wirst du es auch erkennen, und ich hoffe - ich glaube ,

Dua wird das gleiche Bedürfnis verspüren. Und wir müssen bald weiterziehen, denn Dua vernichtet die Welt."

Tritt wich zurück. "Sieh mich nicht so an, Odeen... Du ziehst mich ja nur auf. Du ziehst mich auf ..."

"Ich ziehe dich nicht auf, Tritt", erwiderte Odeen traurig. "Ich weiß nur Bescheid, und da mußt du auch... Aber wir müssen Dua finden."

"Nein, nein." Tritt wand sich gepeinigt, versuchte sich zu wehren. Etwas Fremdes hatte von Odeen Besitz ergriffen, und das Leben ging unaufhaltsam seinem Ende entgegen. Es würde keinen Tritt und keinen Baby-Mitt mehr geben. Während sich jeder andere Elterling lange an seinem Baby-Mitt freuen konnte, verlor Tritt das seine fast sofort.

Das war nicht fair. Oh, es war einfach nicht fair.

Tritt atmete heftig. "Daran ist nur Dua schuld. Soll sie doch zuerst weiterziehen."

Odeen sagte matt: "Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir drei müssen gemeinsam ..."

Und Tritt wußte, daß das so war - daß das so war - daß das so war...

6 a

Dua fühlte sich schwach und zittrig; außerdem war ihr kalt. Ihre Versuche, sich in aller Öffentlichkeit auszuruhen und neues Sonnenlicht aufzunehmen, hatte sie nach dem Gespräch mit Odeen nicht wieder aufgenommen. Und an den Batterien der Hartlinge kam sie nur sehr unregelmäßig zu einer Mahlzeit. Sie wagte sich niemals lange aus der Sicherheit des Gesteins und aß dann mit schnellen Schlucken und hatte niemals genug.

Ständiger Hunger begleitete sie, ein Hunger, der um so spürbarer war, als er ihre Fähigkeit, sich im Fels aufzuhalten, zu erschöpfen schien. Es war, als sollte sie jetzt bestraft werden für die lange Zeit, da sie immer erst bei Sonnenuntergang hinaufgegangen war und nur sehr spärlich gegessen hatte.

Wenn da nicht ihre Arbeit gewesen wäre, hätte sie Erschöpfung und Hunger nicht länger ertragen. Manchmal hoffte sie, daß die Hartlinge sie vernichten würden - doch erst, wenn sie wirklich fertig war.

Die Hartlinge waren hilflos, solange sich Dua im Gestein aufhielt. Manchmal erfühlte sie sie draußen in den Höhlen. Sie fürchteten sich. Manchmal meinte sie, die Angst gelte ihr; doch das konnte wohl nicht sein. Wie konnten sie Angst haben um sie; wie konnten sie befürchten, daß sie aus Nahrungsmangel oder vor Erschöpfung weiterziehen würde? Sie mußten wohl Angst vor ihr haben; Angst vor einer Maschine, die nicht so arbeitete, wie es vorgesehen war; Entsetzen angesichts eines solchen Wunders.

Sie mied die Hartlinge, wo sie nur konnte. Da sie immer wußte, wo sie sich aufhielten, war eine Gefangennahme unmöglich.