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Die Hartlinge konnten nicht alle Stellen zugleich überwachen. Dua war der Meinung, daß sie auch das schwache Wahrnehmungsvermögen der Wesen gänzlich ausschalten konnte.

Sie wirbelte aus dem Gestein und studierte die Duplikate der Botschaften aus dem anderen Universum. Die Hartlinge wußten nichts von ihren Plänen. Wenn sie die Platten versteckten, spürte Dua sie mühelos wieder auf. Wenn sie sie vernichteten, war es auch egal. Dua hatte sie memoriert.

Sie verstand die Symbole zuerst nicht, doch je länger ihr Aufenthalt in den Felsen dauerte, desto mehr wurden ihre Sinne geschärft, und sie schien bald zu begreifen, ohne wirklich zu begreifen. Ohne daß die Symbole ihr im einzelnen bekannt waren, lösten sie Empfindungen aus.

Sie wählte Zeichen aus und plazierte sie so, daß sie in das andere Universum geschickt werden mußten. Die Zeichen ergaben ANGT. Sie hatte keine Ahnung, was das bedeuten konnte, doch die Form vermittelte ihr ein seltsames Gefühl der Angst, und sie versuchte nach besten Kräften, den Symbolen dieses Gefühl mit auf den Weg zu geben. Vielleicht würden die Ander-Wesen beim Studium der Nachricht ebenfalls Angst empfinden.

Als die Antworten eintrafen, spürte Dua die Erregung aus ihnen heraus. Nicht alle Reaktionen, die auf ihre Sendungen eintrafen, erhielt sie auch, denn manchmal waren die Hartlinge schneller, die also von ihrem Treiben wußten. Doch sie konnten die Nachrichten nicht lesen, konnten nicht einmal die Gefühle ausmachen, die mit den Symbolen kamen.

Es war ihr also egal. Was die Hartlinge auch herausfanden -sie ließ sich nicht von ihrem Ziel abbringen.

Sie wartete auf eine Nachricht, die das gewünschte Gefühl enthielt. Und schließlich kam sie: PUMPE SCHLECHT.

Diese Zeichen enthielten endlich Angst und Haß, wie sie es sich vorgestellt hatte, und sie sandte sie in erweiterter Form zurück mehr Angst, mehr Haß. Jetzt würden die Ander-Wesen verstehen. Jetzt würden sie die Pumpe stoppen. Die Hartlinge mußten dann einen anderen Weg finden, eine andere Energiequelle; sie durften ihre Energie nicht aus dem Tod jener unzähligen Ander-Wesen beziehen.

Sie machte lange Pausen im Gestein, verfiel in eine Art Dämmerzustand. Sie sehnte sich nach Nahrung und wartete auf eine günstige Gelegenheit, die Felsen zu verlassen. Noch sehnlicher wünschte sie sich, daß die Batterie dann keine Energie mehr enthielt. Sie wollte das letzte Quantum Nahrung heraussaugen, sich überzeugen, daß keine neue Energie heranfloß, daß ihre Aufgabe erfüllt war.

Schließlich kam sie heraus und blieb, den Inhalt der Batterie schlürfend, unvorsichtig lange draußen. Sie wollte sie bis zum letzten ausschöpfen, wollte sie leeren, wollte sehen, daß keine Energie nachfloß - doch es war ein endloser Strom - endlos -endlos...

Sie wich angewidert zurück. Die Positronen-Pumpen liefen also noch immer. Hatte ihre Botschaft die Ander-Wesen nicht dazu gebracht, die Pumpen zu stoppen? Hatten sie sie vielleicht nicht bekommen? Hatten sie ihre Bedeutung nicht erspürt?

Sie mußte es noch einmal versuchen. Sie mußte ihre Absicht deutlich machen, so daß kein Zweifel bleiben konnte. Jede Kombination von Signalen, die ihr das Gefühl von Gefahr zu vermitteln schienen, wollte sie verwenden; jede Kombination, die ihr Flehen verdeutlichte, die Pumpe zu stoppen.

Verzweifelt begann sie die Symbole in das Metall zu schmelzen; rückhaltslos setzte sie die Energie ein, die sie eben erst aus der Batterie gesaugt hatte; zehrte davon, bis nichts mehr übrig war und sie sich erschöpfter fühlte denn je: PUMPE NICHT STOPPEN NICHT STOPPEN

WIR NICHT STOPPEN PUMPE WIR NICHT HÖREN GEFAHR NICHT HÖREN NICHT HÖREN SIE STOPPEN BITTE STOPPEN SIE STOPPEN DAMIT WIR STOPPEN BITTE SIE STOPPEN GEFAHR GEFAHR GEFAHR STOPPEN STOPPEN SIE STOPPEN PUMPE.

Mehr konnte sie nicht tun. Sie war völlig ausgepumpt; nur einbeißender Schmerz erfüllte sie. Sie legte die Botschaft an die Stelle, wo sie ausgeschickt werden mußte, und wartete auch nicht darauf, daß die Hartlinge sie unabsichtlich mit übermittelten. Durch einen schmerzhaften Nebel bediente sie die Kontrollen, wie sie es so oft beobachtet hatte; irgendwie brachte sie die Energie dazu auf.

Die Botschaft verschwand - ebenso wie die Höhle, die in einem purpurnen Hauch unterging. Sie - zog - weiter - aus - reiner Erschöpfung.

Odeen - Tri

6 b

Odeen kam. Er schwebte schneller als je zuvor in seinem Leben. Zunächst hatte er sich durch Tritts klare Neu-Baby-Empfindung leiten lassen, doch nun war er so nahe, daß auch seine stumpferen Sinne ihre Nähe ausmachten. Schon ganz allein nahm er das zuckende, nachlassende Bewußtsein Duas wahr, und er raste dahin, während Tritt nach besten Kräften neben ihm herstapfte und rief: "Schneller, schneller!"

Odeen fand sie zusammengebrochen, kaum noch lebendig, winziger, als er jemals einen erwachsenen Gefühlsling gesehen hatte.

"Tritt", sagte er, "bring mir die Batterie. Nein, nein, versuch sie nicht zu tragen. Dazu ist sie zu dünn. Beeil dich. Wenn sie in den Boden sinkt..."

Die Hartlinge begannen sich zu versammeln. Sie waren natürlich zu spät dran, unfähig, andere Lebensformen auf Distanz zu fühlen. Wenn es von ihnen abgehangen hätte, wäre Dua nicht mehr zu retten. Sie wäre nicht weitergezogen; sie wäre wirklich vernichtet worden und - und zugleich manches andere, von dem sie keine Ahnung hatte.

Die Hartlinge rückten stumm heran, während sie langsam aus der Batterie neue Energie schöpfte.

Odeen stand auf; ein neuer Odeen, der endlich wußte, was geschah. Mit herrischer Geste scheuchte er die Hartlinge zurück - und sie gingen. Stumm. Ohne Einwände.

Dua regte sich.

"Geht es ihr gut, Odeen?" fragte Tritt.

"Sei ruhig, Tritt", antwortete Odeen. "Dua?"

"Odeen?" Sie begann sich zu rühren und flüsterte: "Ich dachte, ich wäre weitergezogen."

"Noch nicht, Dua. Noch nicht. Zuerst mußt du essen und dich ausruhen."

"Ist Tritt auch da?"

"Hier bin ich, Dua", rief Tritt.

"Bringt mich nicht zurück", sagte Dua. "Es ist aus. Ich habe erreicht, was ich wollte. Die Positronenpumpe wird - wird bald bald gestoppt, ich bin sicher. Die Hartlinge sind dann weiter auf die Weichwesen angewiesen und werden sich um euch beide kümmern - oder wenigstens um die Kinder."

Odeen schwieg. Er gab Tritt ein Zeichen, sich ebenfalls zurückzuhalten. Langsam flößte er Dua die Strahlen ein, sehr langsam. Von Zeit zu Zeit hielt er inne, damit sie sich ein wenig ausruhte, dann ging es weiter.

Sie begann zu murmeln: "Genug, genug." Ihre Substanz regte sich schon wieder kräftiger. Doch er fütterte sie weiter.

"Dua, du hast dich geirrt", sagte er schließlich. "Wir sind keine Maschinen. Ich weiß jetzt, was wir sind. Ich wäre längst zu dir gekommen, wenn ich nur Bescheid gewußt hätte - aber dazu kam es erst, als Losten mich zum Nachdenken aufforderte. Und ich habe nachgedacht, intensiv sogar - trotzdem kommt die Erkenntnis fast noch zu früh."

Dua stöhnte, und Odeen unterbrach die Energie für eine Weile.

"Hör mir zu, Dua", sagte er. "Es gibt tatsächlich nur eine einzige Spezies. Die Hartlinge sind die einzigen Lebewesen auf dieser Welt. Das hattest du längst herausgefunden, und insoweit hattest du ganz recht. Aber das heißt nun nicht, daß die Weichwesen nicht leben, es heißt nur, daß wir ein Teil derselben Spezies sind. Die Weichwesen sind die unausgereifte Frühform der Hartlinge. Zunächst sind wir Weichwesen-Kinder, dann Weichwesen-Erwachsene und schließlich Hartlinge. Verstehst du mich?"

Tritt fragte verwirrt: "Was? Was?"

"Jetzt nicht, Tritt", antwortete Odeen. "Auch du wirst es noch begreifen, aber zuerst ist Dua an der Reihe." Er hielt den Blick auf Dua gerichtet, die langsam an Schimmer gewann.

Er fuhr fort: "Schau mal, Dua, jedesmal, wenn wir verschmelzen, wenn die Triade vereint ist, sind wir ein Hartling. Der Hartling vereint drei Wesen auf sich und ist deshalb auch so hart. Während der Zeit der Bewußtlosigkeit im verschmolzenen Zustand sind wir ein Hartling. Aber das ist nur eine vorübergehende Erscheinung, und wir können uns hinterher nicht mehr daran erinnern. Wir können niemals lange Hartling bleiben; wir müssen uns zum Schluß zurückverwandeln. Aber unser ganzes Leben hindurch setzt sich die Entwicklung fort, und bestimmte Schlüsselmomente zeigen den Fortschritt an. Jedes neue Baby kennzeichnet ein solches Stadium. Mit der Geburt des dritten Kindes, des Gefühlslings, rückt die Möglichkeit der letzten Stufe in greifbare Nähe: die Stufe, auf der sich der Denkling - ganz allein, ohne die anderen beiden - an die kurzen Momente bisheriger Hartling-Existenz erinnert. Dann, und nur dann kann er ein vollkommenes Verschmelzen einleiten, aus dem der beständige Hartling hervorgeht, ein Hartling, in dem die Triade ein neues gemeinsames Leben des Intellekts und des Lernens finden kann. Ich habe dir einmal gesagt, daß das Weiterziehen wie eine Neugeburt sei. Damals versuchte ich etwas zu formulieren, das ich noch nicht ganz begriff, doch jetzt weiß ich es."