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»Ich verstehe nicht…«

»Ich bin nicht sicher, daß ich es selber verstehe. Im Erdlicht war ein kleines Blitzen zu bemerken, als ob etwas durch die Luft huschte. Ich weiß nicht, was das hätte sein können.«

»Ich auch nicht«, meinte Denison.

»Sie haben keine Erklärung dafür, die sich aus dem Experiment ergeben würde?«

»Nein.«

»Was hat Miß Lindstrom also gemacht?«

»Ich weiß es immer noch nicht.«

Einen Augenblick lastete die Stille im Zimmer. Dann sagte der Hochkommissar: »Wie ich die Sache sehe, machen Sie jetzt den Versuch, die Durchfluß-Instabilität zu korrigieren, und gehen dann an die Vorbereitung Ihrer Abhandlung. Ich bringe die Dinge am anderen Ende ins Rollen und werde bei meinem bevorstehenden Erdbesuch alle Vorbereitungen zur Veröffentlichung der Abhandlung treffen und die Regierung alarmieren.«

Es war ein deutlicher Schlußpunkt. Denison stand auf, und der Hochkommissar sagte leichthin: »Und denken Sie mal über Dr. Neville und Miß Lindstrom nach.«

17

Der Energiestern war diesmal schwerer, dicker und heller. Denison spürte seine Wärme auf der Helmscheibe und trat einige Schritte zurück. Deutlich war die Röntgenstrahlung herauszuspüren, und obwohl seine Abschirmung ausreichen mußte, war es sinnlos, sie unnötig zu belasten.

»Es läßt sich wohl nicht mehr bestreiten«, murmelte er. »Der Durchfluß ist stabil.«

»Ganz bestimmt«, sagte Selene knapp.

»Schalten wir’s also ab, und dann nach Hause.«

Sie bewegten sich sehr langsam. Denison war seltsam entmutigt. Es gab keine Ungewißheit mehr, keine Aufregung. Von jetzt an war ein Fehlschlag ausgeschlossen. Die Regierung interessierte sich für die Versuche; und es konnte nicht mehr lange dauern, bis ihm alles aus der Hand genommen war.

»Ich kann wohl jetzt mit der Abhandlung beginnen«, sagte er. Selene nickte.

»Hast du noch einmal mit Barron gesprochen?«

»Ja.«

»Und hat er seine Einstellung geändert?«

»Nicht im geringsten. Er will nichts damit zu tun haben.

Ben…?«

»Ja?«

»Ich bin wirklich der Meinung, es hat keinen Sinn mehr, mit ihm zu sprechen. Er wird auf keinen Fall an einem Projekt mitarbeiten, mit dem auch die Erdregierung zu tun hat.«

»Aber du hast ihm die Lage doch auseinandergesetzt?«

»Von A bis Z.«

»Und er will nicht mitmachen?«

»Er hat nach einem Gespräch mit Gottstein verlangt, und der Hochkommissar ist nach seiner Rückkehr von der Erde mit einer Zusammenkunft einverstanden. Bis dahin müssen wir uns schon gedulden. Vielleicht kann ihn Gottstein noch umstimmen, aber ich möchte es eigentlich bezweifeln.«

Denison zuckte die Achseln — eine sinnlose Geste im Raumanzug. »Ich verstehe ihn nicht.«

»Aber ich«, erwiderte Selene leise.

Denison ging nicht darauf ein. Er schob den Pionisator und die Anschlußgeräte in eine Felsspalte und fragte: »Fertig?«

»Fertig.«

Schweigend betraten sie Oberflächen-Ausgang P-4, und Denison stieg die Leiter hinab. Selene huschte an ihm vorüber, wobei sie sich mit schnellem Griff hier und da an den Sprossen abbremste — ein Kniff, den Denison längst beherrschte. Trotzdem stieg er nur langsam hinterher, seltsam lustlos, seine fortschreitende Eingewöhnung unter Beweis zu stellen.

In den Vorräumen legten sie die Raumanzüge ab und verstauten sie in den Schränken. Denison fragte: »Kommst du mit essen, Selene?«

Selene erwiderte bedrückt: »Du scheinst ganz durcheinander zu sein. Stimmt etwas nicht?«

»Ist wohl die Reaktion. Mittagessen?«

»Ja, natürlich.«

Sie aßen in Selenes Unterkunft. Selene hatte darauf bestanden. »Ich muß mit dir sprechen, und das geht in der Cafeteria nicht.«

Und als Denison langsam auf etwas herumkaute, das entfernt an Kalbfleisch mit Erdnußbuttergeschmack erinnerte, sagte sie: »Ben, du hast bis jetzt kein einziges Wort gesagt. So geht das schon eine Woche.«

»Das stimmt nicht«, entgegnete Denison stirnrunzelnd.

»Doch.« Sie blickte ihn besorgt an. »Ich weiß nicht, wie gut meine Intuition ist, wenn es nicht um die Physik geht, aber ich habe das Gefühl, da ist etwas, das du mir nicht sagen möchtest.«

Denison zuckte die Achseln. »Die Leute auf der Erde machen einen Riesenzirkus. Gottstein hat alle Hebel in Bewegung gesetzt. Dr. Lamont wird gefeiert, und ich soll zurückkehren, wenn die Abhandlung fertig ist.«

»Zurück zur Erde?«

»Ja. Sieht so aus, als wäre ich ein richtiger Held.«

»Das ist wohl das mindeste.«

»Völlige Rehabilitation wird mir geboten.« Denisons Miene war nachdenklich. »Kein Problem mehr, bei jeder geeigneten Universität oder Regierungsstelle unterzukommen.«

»Hast du das nicht gewollt?«

»Ich kann mir vorstellen, daß Peter Lamont das will und daran seine Freude hätte und daß er es auch bekommt. Aber ich will es nicht.«

»Was willst du dann?« fragte Selene.

»Ich will auf dem Mond bleiben.«

»Warum?«

»Weil hier die Entwicklungsfront der Menschheit liegt und ich ein Teil dieser Front sein möchte. Ich möchte bei der Installation der Kosmei-Pumpen mitwirken, was nur hier auf dem Mond möglich ist. Ich möchte an der Paratheorie arbeiten — und zwar mit Instrumenten, wie nur du sie dir ausdenken und bedienen kannst, Selene… Ich möchte bei dir sein, Selene. Aber — hast du den gleichen Wunsch?«

»Ich interessiere mich ebenso für die Paratheorie wie du.«

»Aber wird dich Neville jetzt nicht abberufen?«

»Barron mich abberufen?« Sie fragte gepreßt: »Willst du mich beleidigen, Ben?«

»Nicht im geringsten.«

»Dann mißverstehe ich dich also. Willst du andeuten, ich arbeite nur mit dir, weil Barron es mir befohlen hat?«

»Hat er’s dir nicht befohlen?«

»Doch. Aber deshalb bin ich nicht hier. Ich sitze hier aus eigener freier Entscheidung. Er denkt vielleicht, er kann mich herumkommandieren, aber das klappt nur, wenn seine Befehle meinem Willen entsprechen — wie es bei dir der Fall war. Ich habe etwas dagegen, daß er sich für meinen Vorgesetzten hält, und auch, daß du offenbar der gleichen Meinung bist.«

»Ihr beide seid doch Sex-Partner.«

»Das waren wir, ja, aber was hat das damit zu tun? So gesehen, müßte ich ihn ebenso kommandieren dürfen wie er mich.«

»Dann kannst du also mit mir arbeiten, Selene?«

»Aber natürlich«, sagte sie kühl, »wenn ich mich dafür entscheide.«

»Und tust du das?«

»Hiermit tu ich’s — ja.«

Und Denison lächelte. »Daß du dich gegen mich entscheiden könntest oder vielleicht gar keine Entscheidung treffen durftest, hat mir in der letzten Woche wohl am meisten zu schaffen gemacht. Ich fürchtete den Abschluß des Projektes, wenn damit auch unser Zusammensein zu Ende wäre. Es tut mir leid, Selene, ich möchte dich nicht mit den sentimentalen Gefühlen eines alten Erdchens plagen…«

»Also, dein Köpfchen hat nichts Altes oder Erdchenhaftes, Ben.« Es gibt andere Bindungen als die geschlechtliche. Ich bin gern mit dir zusammen.«

Es folgte ein Schweigen, und Denisons Lächeln verschwand, um dann — vielleicht ein wenig mechanisch — zurückzukehren. »Bin ich froh über mein Köpfchen!«

Er blickte zur Seite, schüttelte leicht den Kopf und wandte sich wieder zurück. Sie beobachtete ihn besorgt.

Denison sagte: »Selene, bei den Durchflüssen zwischen den Universen geht es nicht nur um die Energie. Das ist dir sicher längst durch den Kopf gegangen.«

Das Schweigen dehnte sich unangenehm in die Länge. Schließlich sagte Selene: »Ach, das…«

Eine Zeitlang starrten sich die beiden an — Denison verlegen, Selene fast verstohlen.