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Auraya seufzte.

Dann sollte ich besser zurückkehren.

Du wirst vielleicht einen kleinen Umweg machen wollen, fügte er hinzu. Gerade eben ist ein Siyee vom Nordwaldstamm eingetroffen. Er hat berichtet, dass auch sein Stamm erkrankt ist. Ich konnte bisher noch nicht feststellen, ob es sich um die gleiche Krankheit handelt oder nicht.

Das ist es, was ich befürchtet habe. Also gut. Ich werde diesen Stamm auf dem Rückweg besuchen. Werdet ihr beide, du und Danien, mit dem Ausbruch der Krankheit im Offenen Dorf fertigwerden?

Wir werden es versuchen.

Ich danke dir, Magen.

Sie wandte sich wieder Sprecher Veece zu und brachte ein grimmiges Lächeln zustande. »Ich muss fortgehen«, sagte sie. »Die Krankheit ist abermals im Offenen Dorf aufgetaucht, und sie hat sich auch im Nordwaldstamm ausgebreitet.«

Der alte Mann erbleichte. »Was wirst du tun?«

»Mit Leiard reden – ich meine Wilar. Ich werde zurückkehren.«

Sie drehte sich um und sprang von der Plattform. Während sie nach Leiard Ausschau hielt, sandte sie einen geistigen Ruf aus.

Juran?

Auraya. Wie geht es den Siyee?

Der Stamm vom Nordfluss ist beinahe wieder genesen, aber ich habe soeben von zwei weiteren Ausbrüchen der Krankheit erfahren. Ich hoffe, dass Leiard sich bereiterklären wird, einen der Fälle zu übernehmen.

Dann ist es ein glücklicher Umstand, dass ihr beide dort seid – obwohl ich mich noch immer frage, welche Gründe er für seine Reise nach Si hatte. Hast du einmal darüber nachgedacht, dass er dort hingegangen sein könnte, weil er hoffte, sich heimlich mit dir treffen zu können?

Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte es so lange wie möglich vermieden, Leiard Juran gegenüber zu erwähnen, da sie mit genau diesen Fragen nicht konfrontiert werden wollte.

Er hat mich nicht gerade herzlich begrüßt, und er hat nicht versucht, irgendetwas… wieder aufzufrischen.

Gut. Ich muss Schluss machen.

Leiard war soeben aus einer Laube getreten. Sie landete neben ihm, und er zuckte überrascht zusammen.

»Ich habe schlechte Nachrichten erhalten«, begann sie.

»Was ist passiert?«

»Der Stamm vom Nordwald ist erkrankt. Es steht noch nicht fest, ob es die Herzzehre ist oder nicht.«

Seine Miene war grimmig. »Und du möchtest, dass ich dort hingehe.«

»Ja. Die Krankheit ist auch im Offenen Dorf wieder ausgebrochen, trotz aller Bemühungen Sirris und der Priester.«

Er runzelte die Stirn. »Dann möchtest du also, dass ich dich lehre, mit Magie zu heilen?«

Sie zögerte. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, noch einmal danach zu fragen, bevor sie Chaias Erlaubnis hatte. Trotzdem, wenn Leiard dazu bereit war und sie die Zeit fand, um Chaia noch einmal zu fragen… »Ja.«

»Hast du die Möglichkeit bedacht, dass die Götter dir diese Fähigkeit deshalb nicht geschenkt haben, weil sie dir nicht bestimmt ist?«, fragte Leiard.

Sie blinzelte überrascht. Hatte er nicht nur gelernt, seinen eigenen Geist zu verbergen, sondern auch in den Gedanken anderer zu lesen?

»Das ist möglich. Ich müsste mich mit ihnen beraten.«

Er nickte. »Wenn sie einverstanden sind, werde ich dich unterweisen.«

Ihr wurde ein wenig leichter ums Herz, und sie lächelte. »Gib mir nur einen Augenblick Zeit.«

Chaia?

Sie wartete auf eine Antwort. Leiard war einen Schritt zurückgetreten, und über seine Züge war ein Ausdruck des Entsetzens geglitten, das jedoch schnell von Resignation abgelöst wurde. Sie rief abermals und spürte, wie eine machtvolle Präsenz die Magie der Welt aufrührte.

Auraya.

Es war nicht Chaia, sondern Huan.

Huan, sagte sie überrascht. Danke, dass du meinen Ruf beantwortest.

Du hast den Wunsch, die Gabe der Heilung von diesem Traumweber zu erlernen, stellte die Göttin fest.

So ist es.

Ich wünschte, es wäre möglich, aber ich kann es nicht erlauben. Magie dieser Art bringt das Gleichgewicht von Leben und Tod in der Welt durcheinander. Wenn die Menschen begreifen würden, was diese Magie leisten kann, und wüssten, dass die Weißen sie auszuüben vermögen, würden ihre Forderungen an dich jedes vernünftige Maß übersteigen.

Aurayas Magen krampfte sich vor Enttäuschung zusammen.

Aber die Siyee…?

Sie werden nicht alle sterben. Es ist ein bedauerlicher Preis, den sie zahlen müssen, damit das Gleichgewicht von Leben und Tod erhalten bleibt. Du kannst nur so schnell wie möglich handeln, um die Ausbreitung dieser Krankheit zu verhindern.

Und Leiard? Bringt auch er das Gleichgewicht von Leben und Tod durcheinander?

Ja, aber er ist bloß ein Traumweber und bekleidet im Gegensatz zu dir keine Machtposition. Der Schaden ist nur gering.

Er könnte andere unterweisen.

Er würde scheitern. Nur wenige Menschen sind imstande, diese Gabe zu erlernen. Du könntest dazu in der Lage sein, aber die Konsequenzen wären erheblich schwerwiegender.

Sie seufzte. Dann muss ich sein Angebot also ablehnen.

Bedauerlicherweise ja.

Als die Göttin sich zurückzog, blickte Auraya zu Leiard auf.

»Sie haben abgelehnt«, stellte er fest.

»Ja.« Sie verzog das Gesicht. »Du hattest recht. Es ist mir nicht bestimmt, diese Gabe zu besitzen.« Sie schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich werde ins Offene Dorf gehen. Es wird einiger Autorität bedürfen, um zu verhindern, dass sich die Seuche von dort aus weiter ausbreitet. Der Stamm vom Nordwald ist diesem hier am nächsten. Am besten, du kümmerst dich darum.« Sie bemerkte, dass er beunruhigt wirkte. »Was ist los?«

Er wandte den Blick ab. »Ich hatte die Absicht, Si zu verlassen.«

Sie lächelte mitfühlend. »Die Herzzehre hat auch meine Pläne durchkreuzt.« Dann runzelte sie die Stirn, als sie den Argwohn in seinem Blick sah. »Du hast immer noch vor, fortzugehen? Oh… du wolltest meinetwegen fort.«

Er zog die Schultern hoch. »Ich habe den Befehl bekommen, mich von dir fernzuhalten.«

»Mach dich nicht lächerlich!« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Juran hätte nie gewollt, dass du die Siyee im Stich lässt, weil… und ich werde mich ohnehin nicht beim Nordwaldstamm aufhalten. Gewiss hat er dir nicht aufgetragen, jedes Land zu verlassen, in dem ich zufällig ebenfalls auftauche.«

Leiard schaute zu Boden, dann blickte er mit harten Augen zu ihr auf. »Nicht direkt. So genau waren seine Anweisungen nicht.« Er hielt inne. »Wenn ich zum Nordwaldstamm gehe – wenn ich in Si bleibe -, wirst du mir dann versprechen, dass mir nichts zustößt?«

Sie starrte ihn an. Hatte er wirklich solche Angst vor Vergeltung?

»Natürlich wird dir nichts zustoßen.«

»Versprich es mir«, sagte er. »Schwöre es bei den Göttern.«

Sie ließ einige Herzschläge verstreichen, bevor sie antwortete, zu entsetzt über sein Misstrauen, um zu sprechen. Wenn es dieses Versprechens bedarf, damit er hierbleibt und den Siyee hilft

»Ich schwöre im Namen von Chaia, Huan, Lore, Yranna und Saru, dass dem Traumweber Leiard kein Schaden widerfahren wird, solange er in Si verweilt, um den Siyee beim Kampf gegen die Herzzehre beizustehen.«

Jetzt war es an ihm, sie anzustarren. Langsam entspannten sich seine Züge, und er lächelte. »Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast«, sagte er. »Für mich.«