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Eine leichte Erregung stieg in Reivan auf, und sie blickte suchend in die Wellen, konnte aber keine Spur von irgendwelchen Elai entdecken.

»Wissen sie, dass du weißt, dass sie da sind?«

Imenja lachte. »Was für ein Satz! Sie haben den Verdacht, dass ich sie gesehen haben könnte, aber sie sind sich nicht sicher.«

»Ist das der Grund, warum nur das Hauptsegel gehisst ist?«

»Ja. Ich möchte nicht, dass wir sie abhängen.«

»Und warum willst du das vermeiden?«

»Ich hoffe einfach, dass das Schicksal uns eine Chance schenken wird. Nun, um die Wahrheit zu sagen, haben Nachforschungen mit meinen Plänen ebenso viel zu tun wie das Schicksal. Bevor wir aufgebrochen sind, habe ich die Gedanken mehrerer Elai gelesen, die Plünderern begegnet waren. Ich habe in Erfahrung gebracht, an welchen Stellen die meisten Handelsschiffe angegriffen wurden.«

»Und diese Stellen fahren wir jetzt an?«

»Wir befinden uns bereits mitten in einem dieser Gebiete. Im Süden, hinter dem Horizont, befindet sich ein Plündererschiff. Ich habe die Gedanken seiner Mannschaft aufgefangen.«

»Du hoffst, dass man uns angreifen wird?«

»Nein. Ich bezweifle, dass die Plünderer das tun würden. Dies ist kein Handelsschiff. Selbst wenn ich ein einfaches Segel statt des unseren hissen ließe, wären die Plünderer doch in der Lage, ein Schiff an der Form seines Rumpfs zu erkennen.«

»Dann hast du also die Absicht, sie zu finden und anzugreifen? Ist das klug? Was wäre, wenn die Weißen hörten, dass wir ein Schiff zerstört haben? Sie werden vielleicht nicht erfahren, dass es sich um das Schiff von Plünderern handelte, und wenn doch, interessiert sie das vielleicht nicht.«

Imenja kniff die Augen zusammen. »Sie würden nichts davon erfahren, wenn es keine Überlebenden gäbe.«

»Aber falls die Elai noch immer bei uns sind, wird es Zeugen geben.«

»Genau das ist auch meine Absicht. Ich will den Elai wenn irgend möglich die Gelegenheit geben, an dem Angriff auf die Plünderer teilzuhaben.« Imenja runzelte die Stirn. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie das vonstattengehen soll. Wenn du ein Elai-Krieger wärst, was würdest du tun, um ein Plündererschiff anzugreifen?«

»Ich bin mir nicht sicher. Welche Vorteile haben sie ihren Feinden gegenüber? Sie können über einen langen Zeitraum den Atem anhalten, also könnten sie ihre Feinde mühelos ertränken.«

»Falls sie an die Plünderer selbst herankämen. Ich will wissen, ob sie einem Schiff Schaden zufügen könnten.«

Reivan zuckte die Achseln. »Die Elai kämen leicht an den Rumpf eines Schiffs heran, und nichts könnte sie an dem Versuch hindern, es zu beschädigen. Könnten sie durch den Rumpf brechen?«

»Nicht mit bloßen Händen.«

»Und auch nicht mit ihren Speeren. Sie brauchen eine Waffe, die eigens zu diesem Zweck geschaffen wurde. Oder Magie.«

»Wir können ihnen weder das eine noch das andere geben.«

»Ach nein?« Reivan grinste. »Es muss an Bord dieses Schiffes Werkzeuge für Holzarbeiten geben.«

»Aber würden die in einem Kampf schnell genug funktionieren?«

»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es würde davon abhängen, wie lange der Kampf dauert und wie viele Werkzeuge benutzt würden.«

»Wie sonst könnten sie gegen die Plünderer kämpfen?« Sie hatten inzwischen den Bug des Schiffes erreicht. »Vielleicht indem sie sie auf ein Riff locken?«, meinte Reivan. »Aber ich bezweifle, dass das funktionieren würde. Die Plünderer müssen diese Gewässer ziemlich gut kennen. Ich bin mir sicher, dass mir etwas Besseres einfallen würde, wenn ich nur Zeit hätte und…«

Imenja hob plötzlich die Hand, um Reivan zum Schweigen zu bringen. Mit geschlossenen Augen blickte die Zweite Stimme zum Horizont hinüber.

»Ich glaube, unsere Plünderer haben soeben ein Opfer gefunden. Ja, ein Handelsschiff auf dem Weg nach Westen. Du solltest dir besser schnell etwas ausdenken, Reivan.«

»Ich dachte, du wolltest nicht, dass die Weißen davon erfahren. Oder hast du die Absicht, auch das Handelsschiff zu versenken?«

»Nein, ich glaube, es könnte nützlich für uns sein, wenn einige Kaufleute dankbar dafür wären, wenn ein pentadrianisches Schiff sie vor ihren Angreifern gerettet hätte.«

Reivan kicherte. »Wir können also in einem einzigen Kampf gleich zwei Völker beeindrucken. Aber wird es überhaupt zu einem Kampf kommen? Sobald die Plünderer uns näher kommen sehen, werden sie fliehen.«

»Und wir werden Jagd auf sie machen. Ich werde dafür sorgen, dass wir sie einholen.«

Eine Welle der Begeisterung schlug über Reivan zusammen. Aber ich darf mich von der Aussicht auf ein wenig Magie und Gerechtigkeit nicht blind machen lassen für mögliche böse Konsequenzen. »Falls die Kaufleute uns genug hassen, wäre es vorstellbar, dass sie behaupten werden, wir seien die Angreifer gewesen.«

»Die Weißen können Gedanken lesen«, rief Imenja ihr ins Gedächtnis. »Sie würden die Wahrheit sehr schnell erfahren. Sieh nur.« Sie zeigte nach Süden, wo man am Horizont die ersten Segel ausmachen konnte. »Die Plünderer.« Dann wandte sie sich nach Osten und kniff die Augen zusammen. »Das Handelsschiff ist direkt vor uns.«

Sie drehte sich zum Steuermann um und befahl ihm, in den Wind zu drehen. Reivan sah Imenja fragend an.

»Die Kaufleute haben ihre Verfolger noch nicht bemerkt«, erklärte Imenja. »Und wir wollen die Plünderer noch nicht verschrecken. Die Elai brauchen ein wenig Zeit, um sich vorzubereiten.«

»Ach ja?«

»Ja. Wir werden ihnen zeigen, wie sie die Zimmermannswerkzeuge anwenden können.«

»So?«

»Ja.«

»Ich bin davon überzeugt, dass sie das bereits wissen. Unter den Geschenken, die der König dir gemacht hat, finden sich einige beeindruckende Schnitzereien.«

»Ja, aber nur weil sie über talentierte Handwerker verfügen, heißt das nicht, dass ihre Krieger wissen, wie sie mit Holzhammer und Meißel umgehen müssen.«

Imenja rief nach dem Kapitän und gab ihm Weisung, sich für eine Verfolgung und einen Kampf bereitzumachen. Dann blieb sie auf dem Achterschiff stehen und rief die Elai namentlich an. Kurze Zeit später erschienen einige Schrittlängen vom Schiff entfernt zwei Köpfe.

»Wie sehr hasst ihr Plünderer?«, fragte sie herausfordernd.

Die beiden tauschten einen Blick, sagten jedoch nichts.

»Vor uns befindet sich ein Plündererschiff, das im Begriff steht, ein Handelsschiff anzugreifen. Ich habe die Absicht, es aufzuhalten. Werdet ihr mir helfen?«

»Wie?«, fragte einer der Krieger.

»Lasst es euch zeigen.« Imenja winkte einen der Seeleute heran. »Bringt uns Zimmermannswerkzeug. Holzhämmer und Meißel. Alles, was man benutzen kann, um ein Loch in den Rumpf eines Schiffes zu schlagen.«

»Ist das klug, Zweite Stimme?«, fragte der Seemann. »Was ist, wenn sie beschließen, auch uns zu versenken?«

»Das werden sie nicht tun«, versicherte sie ihm.

Als der Mann davoneilte, betrachtete Reivan die Elai. Sie wirken eher argwöhnisch als begeistert, dachte sie. Es wird nicht leicht werden, sie von unserem Vorhaben zu überzeugen.

Zu Reivans Überraschung kehrte der Seemann mit mehreren Holzhämmern und Meißeln zurück. Wenn ein Schiff an einem abgelegenen Ort repariert werden musste, so vermutete sie, wurde wohl von der gesamten Mannschaft erwartet, dass sie bei der Arbeit half, daher musste stets genug Werkzeug für alle an Bord sein.

Die beiden Elai waren näher herangeschwommen. Ein wenig weiter entfernt tauchten jetzt vier weitere Köpfe auf.

»Zeig ihnen, wie man die Werkzeuge benutzt«, befahl Imenja.

Der Seemann sah sich suchend um, dann griff er nach einem Eimer, klemmte ihn sich zwischen die Knie und begann, auf das Holz einzuhacken. Imjena drehte sich zu den Elai um.

»Ich werde euch diese Werkzeuge geben. Benutzt sie, um den Rumpf des Plündererschiffs aufzubrechen. Dann wird Wasser eindringen, und das Schiff wird sinken.«