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»Iss einfach.«

Seufzend tat er wie ihm geheißen.

Teiti stand am Ufer des Kinderteichs, und ihre Beine zitterten. Seit Imis Verschwinden war jetzt eine Stunde vergangen. Ihr stand noch immer das letzte Bild vor Augen, das sie von der Prinzessin gesehen hatte, als diese ins Wasser getaucht war.

Sie und die Wachen hatten die anderen Kinder befragt, aber keines von ihnen hatte Imi fortgehen sehen. Teiti hatte Imis Wachen ausgesandt, einen jedoch dabehalten, um die Leute an den vielen Eingängen zu der Höhle zu fragen, ob sie die Prinzessin gesehen hätten.

»Sie wird schon zurückkommen«, besänftigte sie der verbliebene Wachmann. »Höchstwahrscheinlich ist sie uns entwischt, damit sie ein wenig ungestört mit diesem Jungen zusammen sein konnte.«

Das beruhigt mich ganz und gar nicht, dachte Teiti. Sie ist zu jung, um sich für Jungen zu interessieren. Wenn sie es wäre, wäre ich ebenso erschrocken, dass sie mit dem Sohn eines niederen Händlers zusammen ist.

»Meine Dame?«

Sie erblickte zwei Mädchen, die vor ihr standen.

»Ja? Was gibt es?«, fragte sie.

»Wir dachten nur, du solltest es wissen«, sagte eins der Mädchen. »Im tiefsten Teil des Teichs gibt es einen Tunnel. Er fließt aus der Stadt hinaus. Ich weiß, dass Rissi ihn schon einmal benutzt hat, als er einer Tracht Prügel von Kizz entgehen wollte.«

Einer Tracht Prügel? Teiti unterdrückte einen Fluch. Warum habe ich Imi erlaubt, mit diesem Halunken zu spielen?

»Wo ist dieser Tunnel?«

Die Mädchen zeigten in die Richtung, in der der Tunnel lag. »An der tiefsten Stelle.«

»Ich geh mir das mal ansehen«, erbot sich der Wachmann. »Wenn sie recht haben, werden wir die ganze Gegend absuchen müssen.«

Teiti seufzte. Die Hoffnungen, dass der König nichts von alledem erfahren würde, schrumpften immer schneller dahin. Je länger Imi fort war, umso weniger scherte es Teiti, was der Vater des Mädchens sagen oder tun würde. Am wichtigsten war die Frage, ob Imi in Sicherheit war.

»Geh«, sagte sie. »Finde diesen Tunnel. Finde heraus, wohin er führt. Ich werde dir zusätzliche Helfer schicken.«

Als er ins Wasser watete, wandte sie sich ab und ging zum Haupteingang hinüber. Einer der Wachmänner war dort und befragte die Leute. Sie würde ihn in den Palast schicken. Es war an der Zeit, den König vom Verschwinden seiner Tochter zu unterrichten.

13

Die beiden Veez umkreisten einander mit zuckenden Schwänzen. Auraya schüttelte seufzend den Kopf.

»Sie haben vergessen, dass sie inzwischen ausgewachsen sind.«

Mairae lachte. »Ja – sie spielen wie zwei Kinder, die sich nur miteinander in Verbindung setzen, indem sie ringen und einander beleidigen.«

Sternenstaub sprang auf Unfug, und in dem Gewirr von zuckendem Fell, Beinen und Schwänzen konnte man nicht mehr ausmachen, wer wer war.

Mairae kicherte. »Wie entwickelt sich denn Unfugs Ausbildung?«

»Gut.« Auraya verzog das Gesicht. »Es gibt kein mechanisches Schloss, das er nicht öffnen kann, und jetzt, da er ein wenig reifer geworden ist, ist es viel einfacher, sich mit ihm zu vernetzen. Außerdem kann ich seine Aufmerksamkeit tatsächlich für mehr als einige wenige Augenblicke festhalten. Und er spricht inzwischen auch in meine Gedanken.«

Die beiden Veez trennten sich voneinander und plapperten drauflos, dann heuchelten sie beide gleichzeitig Langeweile und begannen sich zu putzen.

»Hast du Keerim schon kennen gelernt?«, erkundigte sich Mairae.

»Nein.«

»Er ist ein berühmter Veez-Ausbilder aus Somrey, der gerade in der Stadt ist. Sieht auch nicht schlecht aus. Ich sollte ein Treffen arrangie…«

Auraya?

Der Ruf kam von Juran.

Ja?

Die Götter haben uns zum Altar gerufen. Ist Mairae bei dir? Ja. Ich werde es ihr sagen.

Gut. Ich werde euch beide auf dem Weg nach unten abholen.

Mairae sah sie erwartungsvoll an.

»Was ist los?«

Auraya erhob sich. »Wir sind zum Altar gerufen worden.«

»Zum Altar?« Mairae zog die Augenbrauen in die Höhe, dann stand sie auf und hob Sternenstaub vom Boden hoch. »Wie ungewöhnlich. Ich frage mich, ob die Götter eine Antwort für uns haben.«

»Was die Existenz der pentadrianischen Götter betrifft?« Auraya versuchte, Unfug einzufangen, aber er wich ihr geschickt aus. Sie ging zum Glockenseil hinüber und zog daran. Sie hatten keine Zeit, den Veez zu jagen. Ein Diener würde sich um ihn kümmern müssen.

Sie verließen den Raum und traten in das kreisförmig angelegte Treppenhaus in der Mitte des Turms. Auraya hörte Unfug telepathisch ihren Namen sagen, und irgendwie brachte er es fertig, ihr ungeheure Enttäuschung darüber zu vermitteln, dass sie so jäh aufgebrochen war. Mairae setzte Sternenstaub ab.

»Geh nach Hause«, befahl sie. Der Veez huschte die Treppe hinunter. »Braves Mädchen.« Mairae richtete sich auf und betrachtete das Treppenhaus. »Der Käfig ist bereits auf dem Weg nach unten.«

»Ja. Juran sagte, er würde uns abholen.«

Sie sahen zu, wie der Käfig näher kam. Als er auf der gleichen Höhe war wie ihre Augen, verlangsamte er die Fahrt. Dyara und Juran standen darin. Als der Käfig anhielt, öffnete Juran die Tür und trat beiseite, um sie einsteigen zu lassen.

Sein Gesichtsausdruck war ernst und vielleicht ein wenig nachdenklich, aber er brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Nein, ich weiß nicht, warum die Götter uns gerufen haben«, erklärte er, bevor sie danach fragen konnten. »Lasst uns hoffen, dass es gute Neuigkeiten gibt.«

Dyara sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. »Wir würden wohl kaum auf schlechte Neuigkeiten hoffen, oder?«

Der Anführer der Weißen lachte leise. »Nein.«

Der Käfig setzte sich wieder in Bewegung. Als er an Rians Räumen vorbeifuhr, sah Mairae Juran fragend an.

»Rian war in der Stadt. Er wird direkt zum Altar kommen«, erklärte Juran, dann sah er Auraya an. »Wie entwickelt sich das Hospital?«

Sie nickte. »Bemerkenswert gut. Es hat die eine oder andere Meinungsverschiedenheit gegeben, aber das war zu erwarten. Unsere Methoden werden nicht die gleichen sein.« Sie hielt inne und überlegte, ob das die Art von Informationen war, die er wirklich wollte. »Wir lernen viel von den Traumwebern«, fügte sie hinzu.

»Und sie von uns?«

»Gelegentlich.«

»Halten die Traumweber ihr Wissen zurück?«, fragte Dyara.

»Noch nicht«, antwortete Auraya.

»Das überrascht mich«, sagte die Frau. »Wer hätte gedacht, dass sie ihre Geheimnisse Priestern anvertrauen würden?«

»Sie haben ihre Kenntnisse niemals als etwas Geheimes angesehen«, erwiderte Auraya. »Das würde ihnen einen Grund geben, Einzelnen die Heilung zu verwehren, was gegen ihre Prinzipien verstößt. Sie helfen jedem, der zu ihnen kommt.«

»Ein bewundernswertes Prinzip«, bemerkte Juran. »Eines, das wir meiner Meinung nach übernehmen sollten.«

Dyara musterte ihn überrascht. »Selbst wenn das bedeutete, dass wir Pentadrianer heilen müssten?«

Juran lächelte schief. »Es ist möglich, dass überlegene Kenntnisse der Heilkunst uns eines Tages helfen könnten, die Völker des südlichen Kontinents für uns zu gewinnen.«

Der Käfig verlangsamte seine Fahrt. »Nicht wenn ihre Götter real sind«, sagte Auraya.

»Das ist wahr«, pflichtete Juran ihr bei.

Der Käfig hielt in der Mitte der Halle an.

»Dann wird es umso wichtiger sein, dass wir über eine große Zahl kenntnisreicher zirklischer Heiler verfügen«, erklärte Juran. »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass ein heidnischer Kult unsere Verletzten behandelt, wie groß seine Fähigkeiten auch sein mögen. Indem wir das täten, würden wir ihnen mehr Einfluss einräumen, als mir lieb wäre.«

Während er als Erster aus dem Käfig stieg, dachte Auraya über seine Worte nach. Er ging offenkundig davon aus, dass die Traumweber in hundert Jahren noch existieren würden – statt dahinzuschwinden, sobald sie ihren wichtigsten Vorteil den Zirklern gegenüber verloren hatten. Vielleicht waren seine Motive, sie um die Gründung des Hospitals zu bitten, doch ein wenig anders, als sie vermutet hatte.