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Ich habe sie ebenfalls bewundert, gab er zurück. Nur dass meine Bewunderung nicht groß genug war, um mich in einen liebeskranken Narren zu verwandeln.

Er stieß sich von der Plattform ab und zog sich zur nächsten hinüber. Schon bald war er außer Atem vor Anstrengung. Seine Hände schmerzten, wo er sie sich an dem rauen Seil wundgerieben hatte.

Es ist immer noch besser, als Tag und Nacht irgendwelche Seile hinauf- und wieder hinunterzuklettern, bemerkte Leiard.

Als Mirar die nächste Plattform erreicht hatte, streifte er die Schlinge ab und ging zu einem anderen Seil hinüber, bevor er sich auf eine kleinere Plattform hinabsinken ließ. Von dort aus war es schwieriger, zum Haus des Sprechers zu gelangen. Auraya beobachtete ihn, was ihm nur umso bewusster machte, wie unbeholfen und plump er wirken mochte. Schließlich legte er sich die dritte Schlinge um und zog sich daran entlang.

Plötzlich bewegte sich die Schlinge aus eigenem Antrieb. Als er aufblickte, sah er Auraya mit ausgestreckter Hand auf der Plattform vor ihm stehen.

Sie bewegt dich mit Hilfe von Magie. Warum bist du eigentlich nicht selbst auf diese Idee gekommen?, fragte Leiard.

Ich habe befürchtet, die Seile könnten Schaden nehmen, wenn ich mich um ein zu großes Tempo bemühe, erwiderte Mirar. Das weißt du genau.

Ob du dich schnell oder langsam bewegst, die Abnutzung der Seile wäre dieselbe, wandte Leiard ein. Ich weiß, dass du das weißt.

Mirar runzelte finster die Stirn. Du hast gewonnen. Daran habe ich nicht gedacht. Ich bin ein Idiot. Zufrieden?

Als er sich der Plattform näherte, stellte er fest, dass Auraya lächelte. Er spürte ein eigenartiges Ziehen im Magen.

Sie ist wundervoll, murmelte Leiard.

Fang nicht schon wieder damit an, warnte ihn Mirar.

Dann berührten seine Füße die Plattform, und Auraya half ihm aus der Schlinge. Ihr Lächeln war erloschen, und an seine Stelle war ein Ausdruck der Sorge getreten.

»Sein Körper kann einfach nicht dagegen ankämpfen«, sagte sie. »Dies könnte eine jener Gelegenheiten sein, bei der du zu deinem letzten Mittel greifen musst, von dem du gesprochen hast.«

Er nickte. »Ich bin deiner Meinung.«

»Ich…« Sie hielt inne, dann schüttelte sie den Kopf.

Er wandte sich zu ihr um. »Was ist?«

Sie schüttelte abermals den Kopf und seufzte. »Ich muss die Frage stellen. Wenn ich an die vielen Menschenleben denke, die dadurch gerettet werden könnten, kann ich einfach nicht zulassen, dass… andere Dinge… mir im Weg stehen.« Sie drückte die Schultern durch. »Würdest du mich lehren, wie man eine Krankheit in einem Körper töten kann?«

Er starrte sie an. Sie hielt seinem Blick stand.

Sie kann nicht um die Bedeutung des Heilens wissen, überlegte er.

Nein, sie muss denken, dass sie darum bittet, in eins der größten Geheimnisse der Traumweber eingeweiht zu werden, sagte Leiard. Ich glaube, sie würde es verstehen, wenn du ihre Bitte ablehnst.

Ja, stimmte Mirar ihm zu. Aber kann ich das tun? Wenn ich an die Zukunft denke… Die Zirkler werden hier in Si bleiben, ob es mir gefällt oder nicht. Es gibt nur einen wie mich auf der Welt, und mir steht es nicht frei, hinzugehen, wo immer ich benötigt werde. Sie hat recht, dass sie viele Menschenleben retten könnte. Außerdem würde ich nicht mehr über mich enthüllen, als sie bereits weiß.

Aber die Götter werden es gewiss nicht zulassen!

Warum nicht? Sie ist bereits unsterblich. Er hielt inne. Sie müssen über andere Möglichkeiten verfügen, um ihr die Bürde des Alterns abzunehmen. Wenn sie der Zeit trotzen kann, wie wir Unsterblichen es tun, dann sollte sie bereits imstande sein, mit Magie zu heilen.

Wenn sie ihre Unsterblichkeit auf anderem Weg erlangt hat als wir, kannst du nicht davon ausgehen, dass sie in der Lage ist, mit Magie zu heilen, erklärte Leiard. Vielleicht ist das der Grund, warum die Götter ihr diese Gabe nicht bereits geschenkt haben. Was eigenartig ist. Es müsste doch ein großer Vorteil für eine Weiße sein, Menschen heilen zu können. Vielleicht gibt es einen Grund, warum die Götter es nicht wollen, und wenn du Auraya in dieser Kunst unterweist, könnte es die Götter erzürnen und

Auraya runzelte jetzt die Stirn. Ihm wurde klar, dass er sie lange Zeit angestarrt hatte, und er wandte den Blick ab.

»Ich… ich werde darüber nachdenken«, erklärte er.

Sie nickte. »Vielen Dank.«

Dann wandte sie sich der Laube zu und führte ihn hinein zu Sprecher Veece.

31

Der Besuch in Aime war für sie als Heilerin recht profitabel gewesen. Emerahl hatte nicht erwartet, dass es so sein würde, da es dort reichlich Priester gab. Außerdem war der Tempel nicht weit vom Markt entfernt, und sie hatte sogar einige Traumweber in der Stadt gesehen. Anscheinend waren jedoch nur wenige von ihnen Frauen. Ihre Kunden waren Frauen aller Altersklassen gewesen, die zu scheu oder zu verlegen waren, um mit ihren persönlichen Beschwerden zu einem männlichen Heiler zu gehen.

Sie hatte den Hafenmeister von dem Gerinnsel in seinem Bein befreit, wo Narbengewebe den Blutfluss gehemmt hatte, und der Mann war ihr so dankbar gewesen, dass er ihr ein Zimmer vermietet hatte. Nach einigen Tagen war ihre Börse schwer von Münzen gewesen, aber der Mond hatte abgenommen und war als dünne Sichel wieder aufgetaucht, und sie hatte aufbrechen müssen, um es rechtzeitig zurück zum Hort zu schaffen.

In der vergangenen Nacht hatte ein Sturm sie gezwungen, in einer Bucht Zuflucht zu suchen. Sie war groß genug, um Platz für ein ansehnliches Fischerdorf zu bieten, wo Emerahl sich ein Zimmer gemietet hatte. Sie war gerade auf dem Rückweg zu ihrem Boot, als jemand an ihrem Ärmel zupfte.

Sie drehte sich um und erwartete, einen Kunden vorzufinden. Der magere, schmutzige Junge in den gut geflickten Kleidern war nicht das, womit sie gerechnet hatte.

»Wie kann ich dir helfen?«, fragte sie, während sie sich bemühte, ihren Unwillen zu verbergen. Dies war offensichtlich ein Straßenkind, und es war zweifelhaft, ob es oder derjenige, in dessen Auftrag es an sie herangetreten war, sie würde bezahlen können.

»Komm und sieh«, sagte er und zupfte weiter an ihrem Ärmel.

Sie lächelte. »Was soll ich sehen?«

»Komm und sieh«, wiederholte er mit einem unnatürlichen Glanz in den Augen.

Alles, was sie von ihm wahrnehmen konnte, war ein Gefühl äußerster Dringlichkeit und Entschlossenheit.

»Ist jemand verletzt?«, fragte sie.

»Komm und sieh.« Er zog noch immer an ihrem Ärmel. Sie richtete sich auf. Er war vielleicht ein zurückgebliebenes Kind, das jemand auf die Suche nach einem Heiler geschickt hatte. Der Beutel mit Medizinen an ihrem Gürtel war ein offenkundiger Hinweis auf ihr Gewerbe, den selbst ein unterentwickeltes Kind erkennen würde.

Sie nickte. »Also gut. Zeig mir den Weg.«

Er griff nach ihrem Arm und führte sie davon.

Es war nur gut, dass sie mit ihm ging. Wer immer das Kind geschickt hatte, hatte wahrscheinlich kein Geld, würde aber vielleicht eine andere Möglichkeit finden, sie zu entlohnen. In der Vergangenheit hatte sie ungezählte Male die Erfahrung gemacht, was geschah, wenn sich herumsprach, dass sie die Armen und Hilflosen ohne Entgelt behandelte: Ganze Horden kranker und armer Menschen fanden irgendwie den Weg zu ihr. Kurze Zeit später verlangten Kunden, die sie hätten bezahlen können, dass sie auch sie kostenlos heilte. Es spielte keine Rolle, wie klein oder groß die Stadt war, die Situation konnte binnen weniger Stunden schwierig werden.

Der Junge hatte sie in eine Gasse geführt, die so schmal war, dass Emerahl sich an manchen Stellen seitwärts hindurchzwängen musste. In den Hauseingängen sah sie hagere Gesichter und Augen, die sie aufmerksam beobachteten. Sie zog Magie in sich hinein und umgab sich mit einer leichten Barriere.