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Ben Bova

Mars

Für Florence und Jerry Nelson

Danksagung

Ohne die großzügige Unterstützung von Mark Chartrand, Stephen L. Gillet, Tony Hillerman, William R. Pogue, Kenneth Jon Rose und Paul Soderberg hätte dieser Roman nicht geschrieben werden können. Fred Doyle und R.M. Batson vom United States Geological Survey waren so freundlich, mir phantastisch detailgenaue Karten des Mars zur Verfügung zu stellen. Ihnen und all den zahllosen anderen, die mir über die Jahre hinweg viele wertvolle Einblicke und Ideen geliefert haben, danke ich von Herzen.

Durch ihre Hilfe ist dieser Roman eine weitgehend akkurate Darstellung des Planeten Mars, des technischen Materials, das die ersten Marsforscher benutzen werden, und der Navajo-Mythologie geworden. Hier und dort habe ich mir bei den grundlegenden Fakten dichterische Freiheiten herausgenommen, wie es jeder Autor tun muß. Der Roman verdankt den Genannten seine Authentizität; für alle Ungenauigkeiten bin allein ich selbst verantwortlich.

Zu guter Letzt gilt mein tief empfundener Dank auch Edgar Rice Burroughs, Stanley G. Weinbaum und ganz besonders Ray Bradbury. Die verschiedenen Versionen des Mars, über die sie geschrieben haben, existieren nur in der Phantasie — aber das ist mehr als genug.

DIE ROTE WELT UND DIE BLAUE

Hört die weisen Worte der Alten:

Die rote Welt und die blaue sind Brüder. Sie wurden gemeinsam in dem brodelnden Mahlstrom aus Staub und Gas geboren, der vom Herzen der riesigen Wolke ausging, die Vater Sonne werden sollte.

Für unermeßlich lange Zeiträume versanken beide Welten in endloser Gewalt. Ungeheuer kamen brüllend aus dem Himmel herab und schlugen in einem Inferno schrecklicher Explosionen erbarmungslos auf sie ein. Unter einem solch furchtbaren Bombardement konnte es keinen festen Boden geben; selbst das Gestein bestand aus flüssigem, blubberndem Magma, während unaufhörlich Feuer aus dem Himmel regnete und die neue, strahlende Helligkeit von Vater Sonne durch Dampfwolken verdunkelt wurde, die beide Welten von Pol zu Pol bedeckten.

Langsam, ganz langsam, mit der göttergleichen Geduld der Sterne selbst, kühlten sich ihre Oberflächen ab. Festes Land bildete sich heraus, nackter Stein, hart, rauh und leblos. Schlimmer als die Wüste, in der das Volk lebt; viel schlimmer. Es gab keinen Baum, keinen Grashalm, nicht einmal einen Tropfen Wasser.

Tief unter ihren Krusten waren beide Welten immer noch flüssig und heiß von der Energie ihrer gewaltsamen Erschaffung. Wasser, das unter der Oberfläche gefangen war, kochte empor, wurde von der Tiefe ausgeschwitzt wie die Tröpfchen an einem Flaschenkürbis in der Hitze des Sommers. Das Wasser verdunstete zu der dünnen Schicht der Atmosphäre, die beide neugeborenen Welten umhüllte. Kühlender Regen klatschte auf die nackten Felsen, sammelte sich zu Rinnsalen, Strömen und tosenden Sturzbächen, die die Felsen aus ihrem Weg räumten und tiefe Furchen in den Boden gruben.

Auf der größeren der zwei Welten wuchsen mächtige Ozeane heran; tiefe, felsige Becken füllten sich mit Wasser. Auf der kleineren Welt entstanden ausgedehnte, flache Seen, aber sie verdunsteten mit der Zeit in die dünne, kalte Atmosphäre oder versanken unter die Oberfläche.

Dank ihrer glänzenden, weiten Ozeane nahm die größere der zwei Welten eine tiefblaue Färbung an. Die kleinere Welt verwandelte sich langsam in eine staubige, windgepeitschte Wüste, als ihr Wasser im Boden versank. Sie wurde rostrot.

Leben entstand auf der blauen Welt, zuerst in den Meeren, später auch auf dem trockenen Land. Riesige Untiere durchstreiften Wälder und Sümpfe und verschwanden dann für immer. Schließlich kam das Volk auf die blaue Welt — der Erste Mann und die Erste Frau erschienen, standen groß und stolz im hellen Sonnenschein. Ihre Kinder vermehrten sich. Manche von ihnen machten sich Gedanken über die Welt, in der sie lebten, und über die Sterne, die die Nacht sprenkelten.

Sie hoben ihre intelligenten Augen zu dem roten Schimmer am Himmel, der ihre Bruderwelt kennzeichnete, und fragten sich, was das war. Sie beobachteten ihn aufmerksam, ebenso wie andere Sterne, und versuchten, die Himmelsmechanismen zu ergründen.

Für das Volk sprachen die Sterne von den endlosen Zyklen der Jahreszeiten, sie sagten ihm, wann es an der Zeit war, etwas zu pflanzen, und wann der Regen kommen würde. Die rote Welt interessierte sie nicht besonders. Sie nannten sie einfach nur ›großer Stern‹.

Die weißen Eroberer und Mörder hingegen dachten jedesmal zitternd an Blut und Tod, wenn sie ihre blassen Augen auf den roten Schimmer am Himmel richteten, der ihre Bruderwelt kennzeichnete. Sie benannten die rote Welt nach ihrem Gott des Krieges.

Mars.

SOL 1

MORGEN

»Touchdown.«

Es wurde zuerst auf Russisch ausgesprochen und dann sofort auf Englisch wiederholt.

Jamie Waterman spürte nicht, wann genau sie auf der Oberfläche des Mars aufsetzten. Das Abstiegsfahrzeug sank so langsam hinunter, daß Jamie und die anderen erst merkten, daß es endlich auf den Boden aufgesetzt hatte, als die Vibration der Bremsraketen erstarb. Neben allem anderen war Wosnesenski auch ein hervorragender Pilot.

Jedes Gefühl von Bewegung hörte auf. Es war völlig still. Durch die dicke Isolation seines Druckanzugs konnte Jamie nur sein eigenes aufgeregtes Atmen hören.

Dann kam Joanna Brumados Stimme durch seinen Kopfhörer, gedämpft und ehrfürchtig: »Wir sind da.«

Vor elf Monaten waren sie noch auf der Erde gewesen, und vor einer halben Stunde noch im Orbit um den Planeten Mars. Dann kam der fürchterliche Landeanflug, bei dem sie sich rüttelnd und mit heftigen Stößen ihren Weg durch die dünne Atmosphäre gebrannt hatten, ein künstlicher Meteor, der eine flammende Spur über den leeren Marshimmel zog. Nach einer Reise von mehr als hundert Millionen Kilometern hatten sie bei diesem Abenteuer, das bereits mehr als vier Jahre ihres Lebens in Anspruch nahm, endlich ihr Ziel erreicht.

Nun saßen sie in benommenem Schweigen da, auf dem Boden einer neuen Welt, vier Wissenschaftler in unförmigen, bunten Druckanzügen, in denen sie aussahen, als wären sie von überdimensionalen Robotern lebendig verschluckt worden.

Abrupt, ohne einen Befehl aus dem Cockpit über ihnen, begannen die vier Wissenschaftler ihre Gurte zu lösen und sich steif und ungelenk von ihnen Sitzen zu erheben. Jamie schob das Visier seines Helms hoch, während er sich zwischen Ilona Malater und Tony Reed durchzwängte, um zu der kleinen, runden Aussichtsluke zu kommen, dem einzigen Fenster in ihrem engen Abteil.

Er gelangte ans Fenster und schaute hinaus. Die anderen drei drängten sich um ihn. Ihre hartschaligen Druckanzüge prallten zusammen und glitten aneinander entlang, als wären sie ein Quartett unbeholfener Schildkröten, die ihre Schnäbel in ein und dieselbe winzige, lebensspendende Pfütze zu tauchen versuchten.

Draußen erstreckte sich eine rote, staubige Wüste, soweit das Auge reichte. Rostfarbene Felsblöcke lagen auf dem öden, leicht gewellten Land verstreut wie von einem unachtsamen Kind zurückgelassene Spielsachen. Der unregelmäßige Horizont schien viel zu nah zu sein. Der Himmel war von einem zarten Lachsrosa. Kleine, vom Wind geformte Dünen erhoben sich in präzisen Reihen, und an einigen der größeren Felsbrocken häufte sich der rötliche Sand auf.

Jamie katalogisierte die Szene professionelclass="underline" Auswürflinge von Impakten, möglicherweise auch vulkanischen Eruptionen, aber wohl eher Meteoriteneinschlägen. Kein Grundgestein zu sehen. Die Dünen sehen stabil aus, sind wahrscheinlich seit dem letzten Staubsturm da, vielleicht noch länger.

»Der Mars«, hauchte Joanna Brumado. Ihr Helm lag praktisch an seinem, als sie durch das Fenster spähten.

»Der Mars«, pflichtete Jamie ihr bei.

»Es sieht so trostlos aus.« Ilona Malater klang enttäuscht, als hätte sie ein Empfangskomitee oder zumindest einen Grashalm erwartet.