Выбрать главу

Jamie stand an der Luftschleusenluke am hinteren Ende des Kommandomoduls des Rovers. Connors war ins Cockpit zurückgegangen, um alle Systeme zu überprüfen und Wosnesenski seinen Bericht zu erstatten.

»Laut Plan soll Ilona mitkommen«, sagte er.

»Sie fühlt sich nicht wohl«, entgegnete Joanna.

Jamie warf einen Blick auf Ilona. Sie saß bleich auf dem Rand der eingeklappten Liege und zitterte sichtbar.

In Jamies Gedärm rumorte es ebenfalls noch, und er war nach wie vor total verschwitzt von der qualvollen Abfahrt auf dem Hang. Aber Ilona sah richtig krank und elend aus.

»Okay«, sagte er zu Joanna. »Zieh dich an.«

Jamie ging zur mittleren Sektion zurück und beugte sich über Ilona. Sie blickte zu ihm auf. Ihre Augen waren feucht, ihr Gesicht war mit einem glänzenden Schweißfilm bedeckt.

»Warum gehst du nicht nach vorn und bittest Pete, dich mit Tony sprechen zu lassen? Ich glaube, du brauchst einen Arzt.«

»Das wird schon wieder«, sagte sie matt. »Ich komme mir blöd vor.«

»Ruf Tony an; hol seinen Rat ein.«

Sie nickte.

Jamie ging zur Luftschleuse zurück. Er hatte selber weiche Knie, und die Beine taten ihm weh. Er schob es auf die Anspannung der Abfahrt. Herrje, ich hoffe, wir haben uns nicht alle irgendwas eingefangen. Wenn einer von uns die Grippe hat, kriegen wir sie alle, und das wäre das Ende dieser Exkursion.

Joanna steckte schon halb in ihrem Raumanzug. Jamie machte sich an die mühselige Aufgabe, in seinen zu steigen. Es schien eine Stunde zu dauern, aber schließlich waren sie beide fertig angekleidet, die Tornister waren angeschlossen und die Helmvisiere heruntergeklappt und verriegelt. Connors kam nach hinten in die Luftschleuse und überprüfte sie beide. Zu dritt war es unerträglich eng darin, obwohl Connors nur seinen Overall trug.

»Bleiben Sie in Sichtweite des Rovers«, mahnte der Astronaut. »Ich beobachte Sie vom Cockpit aus, sobald ich meinen Anzug anhabe.«

Die Standardprozedur. Eine weitere Person mußte immer den Anzug tragen, damit sie sich bei einem Notfall sofort ausschleusen konnte. Es war eine sehr freie Auslegung der Vorschriften, wenn Wissenschaftler hinausgingen, ohne daß ein Astronaut bei ihnen war, aber Kaliningrad hatte die Änderung des Verfahrens abgesegnet – nur für diese eine Exkursion.

»Wir bleiben nicht lange draußen«, sagte Jamie. »Sieht so aus, als lägen hier in der Gegend massenhaft Steine herum. Joanna kann welche einsammeln, während ich ein paar Löcher bohre.«

»Lassen Sie’s nur ruhig angehen und überanstrengen Sie sich nicht«, sagte Connors.

Erst als der Astronaut die Luftschleuse verlassen hatte, kam Jamie zu Bewußtsein, daß Connors ebenfalls geschwitzt hatte.

Während die Luft abgepumpt wurde und die Außenluke aufging, fragte er sich, wie es kam, daß Pete am Lenkrad des Rovers derart ruhig und gelassen gewesen war und daß er jetzt schwitzte, wo sie sicher auf dem Boden des Canyons waren.

»Mikhail Andrejewitsch, ich muß dich unter vier Augen sprechen.« Mironow sagte es auf Russisch und beinahe im Flüsterton.

Wosnesenski blickte vom Kommunikationsmonitor auf. Er saß bereits seit einer Stunde dort und beobachtete Waterman und Brumado bei der Arbeit auf dem Boden des Canyons.

Mironows normalerweise fröhliches Gesicht sah sehr ernst aus.

»Was ist?« fragte Wosnesenski, ebenfalls auf Russisch.

Der Kosmonaut zog sich einen der zierlichen Plastikstühle heran und sagte: »Es geht mir nicht gut. Ich fühle mich krank.«

»Hast du es Reed gesagt?«

»Noch nicht. Ich wollte dich fragen, ob ich es tun soll. Es könnte einen schlechten Eindruck machen, wenn einer von uns krank wird.«

Wosnesenskis Gesicht zog sich in einem Stirnrunzeln zusammen. »Dann geht es dir also offenbar noch nicht so schlecht, daß du zum Arzt gehen würdest.«

Mironow schaute unglücklich drein. »Mir tut alles weh. Ich fühle mich schwach. Es ist, als bekäme ich eine Grippe.«

»Laß dich von Reed untersuchen. Wir können es uns nicht leisten, daß sich eine Infektionskrankheit in der ganzen Gruppe ausbreitet.«

»Aber was werden sie in Kaliningrad sagen?«

Wosnesenski schlug bewußt einen sanfteren Ton an. »Wenn du krank bist, ist das nicht deine Schuld. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, daß Kaliningrad dich in das Schiff im Orbit hinaufholt und Iwschenko als Ersatzmann herunterschickt.«

Mironow stöhnte. »Genau das hatte ich befürchtet.«

»Wenn es sein muß, muß es sein. Zum Wohl der Mission.«

Wosnesenski streckte die Hand aus und klopfte ihm grinsend auf die Schulter. »Außerdem kann Doktor Yang viel besser mit Kranken umgehen als der Engländer.«

»Meinst du?«

»Während des Trainings hatten wir einmal ein sehr interessantes Gespräch über die russisch-chinesischen Beziehungen

– im horizontalen Bereich. Ich kann mich für ihr Mitgefühl und ihre ausgesprochen zärtliche Fürsorge verbürgen.«

Mironows niedergeschlagene Miene hellte sich beträchtlich auf. »Wahrscheinlich brauche ich nur ein bißchen Aspirin.«

»Mal sehen, was Reed empfiehlt. Ich weiß, daß du nicht aus dem Bodenteam ausscheiden willst, aber wenn es sein muß –

nun, es gibt Entschädigungen.«

Der Kosmonaut hievte sich mit unübersehbarer Mühe aus dem Stuhl und begab sich mit einem tiefen Seufzer zum Krankenrevier. Wosnesenski wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Kommunikationsbildschirm zu. Er fuhr sich mit einem Finger innen am Kragen entlang, dann rief er die Anzeige für die Klimasteuerung auf den Bildschirm. Die Zahlen zeigten, daß in der Kuppel alles normal war; nur einer der Luftzirkulationsventilatoren war zu Wartungszwecken abgeschaltet worden. Die Temperatur der Kuppel lag ganz knapp unter den üblichen einundzwanzig Grad Celsius. Merkwürdig, dachte Wosnesenski. Es kam ihm wärmer vor als sonst.

Jamie war völlig erschöpft. Er sackte in den Cockpitsitz und streckte die Hand nach dem Kommunikationsschalter aus.

»Meine Güte, Sie sehen ja schrecklich aus«, sagte Connors.

»Ich fühle mich lausig. Hatte gerade noch genug Kraft, um aus dem Anzug zu steigen.«

»Sie waren zu lange draußen.«

»Kann sein.«

»Was Sie brauchen, ist eine warme Mahlzeit und eine ordentliche Mütze Schlaf.«

Jamie hätte beinahe gelacht. »Sie hören sich an wie meine Mutter.«

Connors erwiderte das Grinsen. »Jetzt, wo Sie’s sagen – ich klinge wie meine Mutter.«

Jamie schaltete das Kommunikationssystem ein. Wosnesenskis mürrisches Gesicht füllte den winzigen Bildschirm an der Kontrolltafel.

»Herrgott, Mikhail, machen Sie denn nie eine Pause?«

Der Russe grunzte. »Auf dem Rückflug kann ich mich neun Monate lang ausruhen.«

»Da haben Sie recht«, gab Jamie zu. Er holte tief Luft und fuhr fort: »Okay, hier ist unser vorläufiger Bericht über die heutige EVA.«

»Ich bin bereit. Das Band läuft.«

»Wir haben acht Steine mit an Bord gebracht, um sie zu untersuchen. Doktor Malater und Doktor Brumado sind gerade in der Laborsektion und versuchen, aus ihnen schlau zu werden. Drei von ihnen haben irgendwelche orangefarbenen Intrusionen, die wir noch nie gesehen haben. An den Felswänden laufen hier und dort ähnliche orangefarbene Streifen entlang. Wir haben etwas davon abgekratzt.«

»Schmitt hat eine orange Färbung auf dem Mond gefunden«, sagte Wosnesenski. »Eine Art Glas, wenn ich mich recht entsinne.«

»Das ist kein Glas«, sagte Jamie. »Da bin ich sicher.«

»Was dann?«

»Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Schwefelverbindung. Wir müssen es erst noch analysieren.«

Wosnesenski machte mit einer Hand eine Geste, daß Jamie mit seinem Bericht fortfahren sollte.

»Ich habe vier Bohrungen bis in eine Tiefe von zehn Metern niedergebracht. Hier unten auf der Talsohle scheint es keine Permafrostschicht zu geben, oder wenn, dann liegt sie tiefer als zehn Meter.«