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Und Michel sprang. Direkt in die Arme von Alfred.

Dann gingen sie beide zum See hinunter und badeten.

Michel hatte es nötig.

»So einen Bengel wie den hab ich noch nie gesehen!«, sagte Lina und ging wutschnaubend hinein und legte sich ins Bett.

Aber im Katthult-See, zwischen weißen Seerosen, schwammen Michel und Alfred in dem kühlen Wasser herum und am Himmel hing der Julimond wie eine rote Laterne und leuchtete ihnen.

»Du und ich, Alfred«, sagte Michel.

»Ja, du und ich, Michel«, sagte Alfred. »So soll’s sein!«

Quer über dem See lag eine breite, blanke Straße aus Mondlicht, aber rings ums Ufer stand die schwarze Finsternis. Denn jetzt war es Nacht und jetzt war der 28. Juli zu Ende.

Doch es kamen neue Tage mit neuem Unfug. Michels Mama schrieb in das blaue Schreibheft, bis sie einen Schreibkrampf bekam. Schließlich war das Heft von vorne bis hinten voll geschrieben.

»Ich muss ein neues Heft haben«, sagte Michels Mama. »Aber bald ist ja in Vimmerby Jahrmarkt, und wenn ich schon einmal in der Stadt bin, will ich dran denken und ein Heft kaufen.«

Das tat sie auch, und das war ja ein Glück. Denn wo hätte sie sonst all den Unfug aufschreiben sollen, den Michel gerade am Markttag anstellte? »Möge Gott dem Jungen helfen«, schrieb sie, »dann wird er es weit bringen, wenn er am Leben bleibt, bis er groß ist, auch wenn sein Vater es nicht glaubt.« Aber da irrte sich Michels Papa und Michels Mama behielt Recht. Michel brachte es weit in seinem Leben und wurde Gemeinderatspräsident und der beste Mann in ganz Lön-neberga.

Jetzt aber halten wir uns an das, was auf dem Jahrmarkt in Vimmerby geschah, damals, als er noch klein war. Es war

Mittwoch, der 31. Oktober, als Michel sich ein eigenes Pferd anschaffte und Frau Petrell und ganz Vimmerby beinahe um den Verstand gebracht hätte

An jedem letzten Mittwoch im Oktober war Jahrmarkt in Vimmerby und da war etwas los in dieser Stadt, vom frühen Morgen bis zum späten Abend, das kann ich versichern. Alle Menschen aus Lönneberga und den anderen Gemeinden fuhren dorthin, um Ochsen und Kühe zu verkaufen oder zu kaufen, um Pferde zu tauschen und um Leute zu treffen und um sich einen Bräutigam zu besorgen und um Zuckerstangen zu lutschen und um Polka zu tanzen und um sich zu prügeln und um seinen Spaß zu haben - jeder auf seine Weise.

Einmal hatte Michels Mama Lina gefragt, ob sie die großen Feiertage des Jahres aufzählen könne, denn sie wollte wissen, wie schlau Lina war.

»Ja, das dürften Weihnachten und Ostern sein und dann der Jahrmarkt in Vimmerby, glaube ich!« Nun begreifst du, warum alle Menschen am 31. Oktober nach Vimmerby wollten und schon um fünf Uhr in der Frühe, als es noch stockfinster war, spannte Alfred die Pferde Markus und Julia vor den großen Wagen und dann ging es los mit ganz Katthult: Michels Papa und Michels Mama, Alfred und Lina, Michel und Klein-Ida. Nur Krösa-Maja sollte zu Hause bleiben und das Vieh versorgen.

»Arme Krösa-Maja, willst du nicht auch zum Jahrmarkt fahren?«, fragte Alfred, der eine freundliche Seele war.

»Ich bin doch nicht verrückt«, sagte Krösa-Maja.

»Heute, wo der große Komet kommt! O nein, danke! Ich will in Lönneberga sterben, wo ich gelebt habe.« Es war nämlich so: Die Leute in Smaland warteten auf einen großen Kometen, der kommen sollte, und jetzt hatte in der »Vimmerby-Post« gestanden, dass der Komet genau am 31. Oktober in rasender Fahrt kommen und vielleicht die Erdkugel rammen würde, sodass sie in tausend Stücke zerspringen musste.

Du weißt wohl nicht, was ein Komet ist, und ich weiß es auch kaum, aber ich glaube, das ist ein Stück von einem Stern, das sich gelöst hat und heruntergefallen ist und das ein bisschen hierhin und dahin im Weltraum herumsaust. Alle Smaländer hatten eine Riesenangst vor dem Kometen, der so plötzlich die ganze Erde in Stücke schlagen und Schluss machen würde mit allem, was schön war.

»Klar, dass dieses Ekel von einem Kometen sich gerade die Zeit aussuchen muss, wenn Jahrmarkt in Vimmerby ist«, sagte Lina wütend. »Aber egal, vielleicht kommt er erst gegen Abend, sodass man das meiste doch noch mitmachen kann.«

Sie lächelte pfiffig und gab Alfred, der neben ihr auf dem hinteren Sitz saß, mit dem Ellenbogen einen Stoß. Lina erwartete sich viel von diesem Tag.

Vorn saß Michels Mama mit der kleinen Ida auf dem Schoß und Michels Papa mit Michel auf dem Schoß.

Rate mal, wer kutschierte! Natürlich Michel. Ich habe vergessen zu erzählen, was für ein tüchtiger Kutscher Michel war. Von klein auf hatte ihm Alfred alles beigebracht, was man über Pferde wissen muss, und schließlich wusste Michel mehr als irgendjemand in ganz Lönneberga und konnte mit Pferden besser umgehen als Alfred. Jetzt saß er bei seinem Papa auf dem Schoß und fuhr wie der tollste Kutscher - ja, der Bengel wusste, wie man die Zügel halten musste! In der Nacht hatte es geregnet, Dunkelheit und Nebel lagen wie eine Decke über Lönneberga und ganz Smaland an diesem trüben Oktobermorgen. Noch war kein Licht über den Baumspitzen zu sehen und der Wald stand an beiden Seiten des Weges schwarz und regenschwer, als die Katthulter in ihrem Wagen dort entlangfuhren. Aber sie waren trotzdem alle fröhlich und Markus und Julia trabten dahin, dass der Schlamm auf dem lehmigen Weg unter ihren Hufen aufspritzte.

Julia war sicherlich nicht so besonders froh. Sie war alt und kraftlos und wollte am liebsten zu Hause im Stall stehen. Michel hatte seinem Papa schon lange in den Ohren gelegen, er solle sich ein Jungpferd anschaffen, das besser mit Markus zusammen laufen konnte, und jetzt wäre doch die beste Gelegenheit, wo nun schon einmal Markt war, meinte Michel.

Aber Michels Papa sagte: »Du glaubst wohl, wir könnten uns alles und noch mehr leisten? Nein, nein, die alte Julia muss schon noch ein paar Jahre mitmachen, da hilft alles nichts.«

Und Julia machte mit, ganz gewiss. Tapfer trabte sie die Steigungen hinauf und Michel, der Julia gern hatte, sang ihr etwas vor, wie er es machte, wenn er sie ein bisschen aufmuntern wollte:

»Mein’ Mähre läuft nicht wie der Wind,  weil ihre Bein’ so klapprig sind. Was macht das? Sie trägt mich doch in guter Hut  und traben tut sie auch noch gut - auf geraden Wegen.«

Als die Katthulter nun nach Vimmerby gekommen waren und als Erstes einen guten Platz für Markus und Julia nicht weit von der Viehkoppel entfernt besorgt hatten, wollte jeder etwas anderes erledigen. Michels Mama, die kleine Ida an den Rockschößen, ging ein blaues Schreibheft kaufen. Außerdem wollte sie auf dem Markt Wolle und Eier verkaufen, die sie mitgebracht hatte. Lina wollte sofort mit Alfred in eine Konditorei gehen, um Kaffee zu trinken, und sie kriegte ihn wirklich mit, obwohl er anfangs zog und zerrte und loszukommen versuchte, weil er mit Michel und Michels Papa zur Viehkoppel gehen wollte.

Wenn du einmal an einem Jahrmarktstag in Vim-merby gewesen bist, dann weißt du, was das ist, eine Viehkoppel, nämlich der Platz, wo man Kühe und Pferde kauft und verkauft. Um diese Zeit war das lustige Treiben auf der Koppel bereits in vollem Gang. Dorthin wollte Michel sofort und sein Vater hatte nichts dagegen ihm zu folgen, wenn er auch nicht gerade daran dachte etwas zu kaufen - er wollte nur gucken.

»Aber denk daran, dass wir um zwölf Uhr bei Frau Petrell zum Mittagessen eingeladen sind«, sagte Michels Mama, bevor sie mit der kleinen Ida verschwand.

»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich eine solche Sache vergesse«, sagte Michels Papa und dann ging er mit Michel los.

Michel war noch keine fünf Minuten auf der Koppel, da sah er schon das Pferd! Das Pferd, das er haben wollte und das sein Herz hüpfen ließ, wie es nie zuvor gehüpft hatte. Was für ein Pferd! Es war ein kleiner prachtvoller brauner Dreijähriger. Angebunden am Zaun stand er da und schaute Michel so sanftmütig an, als hoffte er, Michel würde ihn kaufen. Das wollte