Das Teststadium der I-200 schlossen im August 1940 die staatlichen Abnahmeflüge ab. Nach dem positiven Gutachten des Oberkommandos der sowjetischen Luftstreitkräfte wurde unverzüglich mit der Serienproduktion und mit der Einführung dieses Höhenjägers unter der Bezeichnung MiG-1 in den Truppendienst begonnen, obwohl während der Erprobung, die zwar ohne ernsthafte Komplikationen verlief, die I-200 eine Reihe von Schwachstellen offenbarte.
Die MiG-1 konnte nur von Piloten mit großer Flugerfahrung einwandfrei beherrscht werden, da sie eine relativ hohe Landegeschwindigkeit und eine unbefriedigende Längsstabilität besaß und sehr leicht in ein gefährliches Flachtrudeln geriet.
Das Eigengewicht des Triebwerkes AM-35A, das 230 bis 255 kg schwerer als das der anderen Jäger-Motoren war, senkte die Kampfzuladung. Es zwang zur Armierung mit drei kleinkalibrigen Maschinenwaffen, deren Gesamtmasse nicht 50 kg übersteigen durfte.
Die von den Ingenieuren konzipierte aerodynamische Güte des in den Formen optimal gestalteten Jägers verschlechterte sich durch Montagemängel, die einen Geschwindigkeitsabfall um 20 km/h gegenüber den Prototypen verursachten.
Die Serienherstellung der MiG-1 erstreckte sich nur auf einen Zeitraum von drei Monaten und endete im Dezember 1940, da man schon in der Testphase der I-200 an einer verbesserten Modifikation, der MiG-3, arbeitete und diese bereits im Herbst 1940 in die Produktion einführte. Insgesamt erhielten die Jagdfliegerstaffeln der UdSSR einhundert MiG-1. Obwohl die MiG-1 nur in einer Version gebaut wurde, gab es einige Unterschiede zwischen den ersten und letzten Serienmaschinen. Infolge eines technisch nicht ausgereiften und defektbehafteten Kabinenverschlusses verzichtete man bei den ersten Truppenflugzeugen auf das Schiebedach, zumal einige Testpiloten wegen der Sichtverhältnisse für eine halboffene Kabine plädierten. Um die Reichweite der MiG-1 zu vergrößern, wurden die letzten Serienmaschinen mit zusätzlichen Kraftstofftanks ausgerüstet.
Den flugtaktischen Mängeln der MiG-1 in geringen Höhen standen ihre hervorragenden Leistungen in Regionen über 6000 m gegenüber; in großen Höhen war sie allen sowjetischen und ausländischen Jagdflugzeugen des Jahrganges 1940/41 überlegen. Dort war zum Beispiel die MiG-1 um 115 km/h schneller als die Messerschmitt Me-109F und um 135 km/h schneller als die Me-109E.
Die MiG-1 wurde in den aus Testpiloten und Militärfliegern langjähriger Flugpraxis gebildeten Staffeln und Geschwader der PWO (russ. Abkürzung für Luftverteidigung) eingesetzt, die auf den Flugplätzen bei Moskau stationiert waren.
Ein wassergekühlter 12-Zylinder-Reihenmotor Mikulins AM-35A mit einer dreiblättrigen Verstell-Luftschraube der Marke WISch-22E, einem Wasserkühler unter dem Rumpf-Mittelstück und zwei Ölkühlern an den Rumpf-Vorderwänden.
990 kW Startleistung.
880 kW Leistung in 6000 m Höhe.
Masse des Triebwerkes: 830 kg.
Luftschrauben-Durchmesser: 3,00 m.
Stirnfläche des Wasserkühler-Tunnels: 0,23 m2.
Fassungsvermögen des Wasserkühlers: 40 l.
Trapezflügel-Tiefdecker mit Normalleitwerk in Gemischtbauweise (Dural- und Holzbeplankung und Leinwandbespannung, Rumpfgerüst aus Stahlrohr). Hauptfahrwerkbeine nach innen in die Tragflächen-Unterseiten einklappbar, Heckrad in den Rumpf einziehbar.
Nachtflug-Instrumentierung. Höhenatemgerät der Marke KPA-3bis. Funkanlage der Marke RSI-3. Panzerung der Kabinenrückwand aus 8-mm-Stahlplatten.
Ein 12,7-mm-Maschinengewehr der Marke UBS mit 300 Patronen und zwei 7,62-mm-Maschinengewehre der Marke SchKAS mit je 375 Patronen; wahlweise konnten unter den Tragflächen zwei 50-kg- oder 100-kg-Sprengbomben angebracht werden.
Tragflügel-Spannweite: 10,20 m;
Flügelfläche: 17,44 m2;
Flügelstrekkung: 5,97;
V-Stellung der Außenflügeclass="underline" 6°;
Höhenleitwerk-Spannweite: 3,70 m;
Länge: 8,16 m;
Spurbreite: 2,80 m;
Abmessungen der Hauptfahrwerk-Räder: 0,60x0,18 m.
(Prototyp I-200)
Leermasse: 2600 kg;
Kraftstoffzuladung: 266 kg;
Startmasse: 3071 kg.
(Serienmodell MiG-1)
Leermasse: 2630 kg;
Kraftstoffzuladung: 266 kg;
Startmasse: 3100 kg.
(Prototyp I-200)
Flächenbelastung: 176,09 kg/m2;
Leistungsbelastung beim Start: 3,09 kg/kW;
Leistungsbelastung in 6000 m Höhe: 3,42 kg/kW.
(Serienmodell MiG-1)
Flächenbelastung: 177,75 kg/m2;
Leistungsbelastung beim Start: 3,12 kg/kW;
Leistungsbelastung in 6000 m Höhe: 3,45 kg/kW.
(Prototyp I-200)
Höchstgeschwindigkeit: 651 km/h in 7000 m Höhe, 508 km/h in Bodennähe;
praktische Gipfelhöhe: 12 000 m;
Steigzeit bis auf 5000 m Höhe: 5,3 min;
Reichweite: 730 km.
(Serienmodell MiG-1)
Höchstgeschwindigkeit: 628 km/h in 7000 m Höhe, 480 km/h in Bodennähe;
praktische Gipfelhöhe: 12 000 m;
Steigzeit bis auf 5000 m Höhe: 5,3 min;
Reichweite: 730 km.
МиГ-3
MiG-3
Einsitziger Abfangjäger — Weiterentwicklung der MiG-1, vorgesehen für die Massenproduktion und ausgewählt als Standardtyp für die sowjetische Luftverteidigung.
Die MiG-3, im Sommer 1940 entstanden und im Herbst desselben Jahres wenige Wochen nach der MiG-1 in den Serienbau überführt, war das schnellste Jagdflugzeug der UdSSR vor Kriegsbeginn. Die MiG-3, äußerlich kaum von der MiG-1 zu unterscheiden, übertraf bei nahezu identischen geometrischen Parametern — lediglich der Rumpf war um eine Handbreite verlängert — das Ausgangsmuster beträchtlich in den flugtaktischen Daten. Durch die Installierung eines weiteren Kraftstofftanks von 250 l Fassungsvermögen unter der Kabine im Mittelrumpf und eine höhere Oberflächengüte der Zellen-Außenhaut wurde die Reichweite im Vergleich zur MiG-1 um 127 bis 520 km, von 730 km auf 857 km bei normaler Startmasse und auf 1195 bis 1250 km bei maximaler Startmasse gesteigert. Eine sorgfältige Fertigungstechnologie führte zu einer aerodynamisch sauberen Flugzeug-Oberfläche und damit zu einem Geschwindigkeitszuwachs von 12 km/h gegenüber dem Basismodell.
Die MiG-3 verlor das nachteilige Flugverhalten der MiG-1; durch die Versetzung des Triebwerkes um 9,5 cm und des Wasserkühlers um 20 cm nach vorn wurde der Schwerpunkt verlagert und die Längsstabilität erhöht.
Eine Erhöhung des Munitionsvorrates und teilweise der Waffenzahl sollte die schwache Feuerkraft der MiG-1 überwinden; mehrere Hundert MiG-3 wurden mit sechs Startschienen für Raketengeschosse des «Katjuscha»-Typs der sowjetischen Artillerie (Kaliber 82 mm) und mit zwei weiteren 12,7-mm-Maschinengewehren armiert. Bei fünf Maschinengewehren nahm die Feuerkraft der MiG-3 auf mehr als das Doppelte zu, auf eine Sekundensalve von 3,56 kg gegenüber 1,36 kg.
Das von Mikojan und Gurewitsch für die MiG-1 und MiG-3 gewählte Bauschema zeichnete sich durch «technologische Freundlichkeit» aus und erleichterte die Massenfertigung bei geringen Herstellungskosten durch Verwendung preisgünstiger Werkstoffe. So wurden 1940 bereits 200 MiG-3 ausgeliefert und 1941, bei einer Steigerung der Tagesquote bis auf 25 Maschinen, 3100 MiG-3. Anfang Januar 1942 wurden die letzten 22 Exemplare dieses Höhenjägers an die Luftstreitkräfte ausgeliefert, da durch die Einstellung der Produktion des Motors AM-35A und die vorrangige Herstellung von Triebwerken für Iljuschins Schlachtflugzeug Il-2 der Serienbau der MiG-3 aufgegeben werden mußte. Insgesamt wurden 3322 MiG-3 montiert, für die Zeit 1940/41 bedeutete das einen Produktionsrekord der sowjetischen Luftfahrtindustrie.