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Okay. Mir bleiben also drei Wochen, um das Problem mit dem Haus zu regeln. Oder eine andere Lösung zu finden. Oder eine Jurte zu kaufen.

Mein Gott, sind Jurten teuer. Ich habe gerade mal online nachgesehen. Mehrere tausend Pfund für ein bisschen Plane. Ich weiß also nicht, ob wir das machen sollen. Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, was wir machen sollen.

Aber darüber will ich jetzt nicht weiter nachdenken, denn mein erster Tauschhandel steht bevor. Mum und Dad sind unterwegs, Luke hat ein Geschäftsessen, und Minnie liegt im Bett, also habe ich freie Bahn. Ich bin echt aufgeregt. Das ist der Beginn eines gänzlich neuen Lebens. Null-Konsum, grün, fairer Tauschhandel mit Leuten, die in der näheren Umgebung wohnen. So, wie es eben sein sollte. Wahrscheinlich werde ich nie wieder shoppen gehen. Die Leute werden mich Die-Frau-Die-Niemals-Shoppen-Geht nennen.

Meine erste Tauschpartnerin - namens Nicole Taylor kommt um sieben mit einem Festzelt vorbei, und ich gebe ihr dafür zwei Marc-Jacobs-Taschen, was ein fairer Tausch ist, besonders da ich sie nie benutze. Ich habe sie in Seidenpapier eingewickelt, in die Originalschachteln gelegt und großzügigerweise sogar noch einen Marc-Jacobs-Schlüsselring oben draufgelegt. Problematisch könnte nur werden, das Festzelt in die Garage zu kriegen, falls es richtig groß ist. Aber das kriegen wir bestimmt irgendwie hin.

Danach kommt ein Feuerschlucker namens Daryl, der seine Dienste für ein Luella-Täschchen anbietet (was mir etwas komisch vorkommt, aber vielleicht will er es ja für seine Freundin oder so). Und ein Jongleur, der ein Paar Gina-Sandalen bekommt. Und eine Frau, die Kanapees zubereitet und dafür einen Missoni-Mantel möchte. (Es tut mir etwas leid, dass ich den weggeben muss, aber den von Banana Republic, den ich anfangs angeboten habe, wollte kein Einziger haben.)

Am aufgeregtesten bin ich wegen des Feuerschluckers. Er hat gesagt, er würde es mir vorführen. Ich frage mich, ob er wohl im Paillettenkostüm erscheint! Es klingelt an der Tür, und begeistert laufe ich hin. Das muss das Festzelt sein!

»Hallo!« Ich reiße die Tür auf und erwarte mehr oder weniger ein großes, hochzeitsmäßiges Festzelt vorn auf dem Rasen, voll beleuchtet.

»Hi.« Ein dürres Mädchen steht auf der Stufe und mustert mich schräg. Sie ist nicht älter als sechzehn, mit glatten Haaren, die zu beiden Seiten ihres blassen Gesichts herabhängen, und sie scheint kein Festzeit dabeizuhaben, es sei denn, sie hätte es ganz klein zusammengefaltet.

»Du bist Nicole?«, sage ich unsicher.

»Yeah.« Sie nickt, und ich rieche Kaugummi.

»Du bist gekommen, um ein FestzeIt gegen zwei Marc Jacobs-Taschen einzutauschen«

Es folgt eine lange Pause, als müsste sie darüber nachdenken.

»Kann ich die Taschen sehen?«, sagt sie.

Das läuft nicht ganz so wie erwartet.

»Kann ich denn das Festzeit sehen?«, erwidere ich. »Wie groß ist es? Kriege ich da zweihundert Leute rein? Ist es gestreift?« Es folgt eine weitere, längere Pause. »Mein Dad hat ne Zeltfirma«, sagt sie schließlich. »Ich kann Ihnen eins besorgen, echt jetzt.«

Sie kann mir eins besorgen? Was ist denn das für ein bescheuerter Tauschhandel? »Du solltest es doch mitbringen!«, sage ich genervt. »Na ja, konnte ich ja wohl schlecht, oder?«, sagt sie schmollend. »Aber ich besorg Ihnen eins. Wann brauchen Sie es denn? Sind das da die Taschen?« Begehrlich hat sie die Marc-Jacobs Tüten zu meinen Füßen ins Auge gefasst.

»Ja«, sage ich zögernd.

»Darf ich mal sehen?«

»Na gut.«

Sie packt die erste Tasche aus -eine große, graue -und schnappt nach Luft, mit leuchtendem Gesicht. Unwillkürlich fühle ich mit ihr. Ich sehe, dass sie wie ich ein echter Handtaschenfan ist.

»Mein Gott, ist die scharf! Die muss ich haben.« Sie hat sie sich schon umgehängt und wendet sich hin und her. »Wo ist die andere?«

»Hör mal, du kannst sie aber nur haben, wenn ich ein Festzelt bekomme ... «

»Hey, Daryl.« Nicole hebt eine Hand zum Gruß, als ein weiterer schlaksiger Teenager über die Auffahrt kommt. Diesmal handelt es sich um einen Jungen in knallengen Jeans mit schwarz gefärbten Haaren und einem Rucksack auf dem Rücken.

Ist das der Feuerschlucker?

»Kennst du den?«, frage ich etwas ungläubig.

»Wir sind beide am College und machen den Kurs »Fashion Studies.« Nicole kaut ihr Kaugummi. »Da haben wir auch Ihre Anzeige gelesen, online.«

»Hi.« Daryl schlurft heran und hebt eine schlappe Hand zu einer Art Gruß. »Ich bin Daryl.«

»Bist du wirklich Feuerschlucker?« Zweifelnd sehe ich ihn mir an. Ich hatte mir eher so einen Macho vorgestellt, braungebrannt, mit weißen Zähnen und Suspensorium. Aber vielleicht sollte ich nicht so voreingenommen sein. Vielleicht ist dieser Daryl in einem Zirkus aufgewachsen oder so.

»Yeah.« Er nickt mehrmals. Seine Augen zucken.

»Und du willst im Tausch mein Luella-Täschchen?«

»Ich sammle alles von Luella.« Er nickt begeistert. »Ich liebe Luella!«

»Daryl entwirft Taschen«, sagt Nicole. »Er ist echt vollbegabt. Wo haben Sie die gekauft?« Sie ist immer noch ganz fasziniert von der Marc-Jacobs-Tasche.

»Bei Barneys in NewYork.«

»Barneys?«, stöhnt sie. »Sie waren da? Wie ist es da?«

»Ich habe sogar da gearbeitet.«

»Gibt's ja nicht.« Sprachlos starrt Daryl mich an. »Ich bin am Sparen, um nach NewYork zu fliegen.«

»Wir beide.« Nicole nickt mit Nachdruck. »Vor Weihnachten hatte ich schon hundertsechzig Pfund zusammen. Aber dann kam der Schlussverkauf. Und ich war bei Vivienne Westwood.« Sie verzieht das Gesicht.

»Ich war bei Paul Smith«, seufzt Daryl. »Jetzt hab ich nur noch dreißig Pfund.«

»Und ich nur noch minus achtzig«, sagt Nicole bedrückt. »Hab Schulden bei meinem Dad. Und er so: »Wozu brauchst du denn noch eine Jacke?«, »und ich so: »Dad! Die ist von Vivienne "Westwood.( Aber er hat mich nur angeguckt, so: « Hä?«

»Ich weiß genau, wie du dich fühlst.« Ich nicke mitfühlend. »Die begreifen es einfach nicht. Welche Jacke war es denn? Doch nicht die tolle Rote mit dem Futter?«

»Yeah!« Sie strahlt mich an. »Genau die! Und dazu diese total scharfen Schuhe ... irgendwo hab ich ein Foto ... « Sie fängt an, in ihrem Handy herumzuscrollen.

Sie ist genau wie ich! Ich habe Fotos von allen meinen Lieblingssachen.

»Darf ich das Luella-Täschchen mal halten?«, fragt Daryl, während ich Nicoles Westwood-Schuhe bewundere.

»Natürlich! Hier, bitte.« Ich reiche es ihm, und Daryl betrachtet es einen Moment lang ehrfurchtsvoll. »Also ... vielleicht sollten wir langsam zum Geschäft kommen. Könntest du mir mal demonstrieren, wie du Feuer schluckst? Es ist für eine Party. Ich möchte eine echt coole Show.«

Es folgt eine winzig kleine Pause, dann sagt Daryclass="underline" »Ja. Klar. Ich zeig's Ihnen.«

Er stellt seinen Rucksack ab, wühlt einen Moment darin herum, dann holt er einen langen Holzstock hervor, den er mit seinem Zippo anzündet.

Das sieht kein bisschen wie ein normaler Feuerschluckerstock aus. Es sieht aus wie ein Bambusrohr aus dem Garten. »Komm schon, Daryl.« Nicole lässt ihn nicht aus den Augen. »Du schaffst es.«

Daryl wirft seinen Kopf in den Nacken, legt seinen dürren Hals frei und hebt den Stock an. Mit zitternder Hand hebt er die Flamme bis direkt über seinen Mund, dann zuckt er zurück und reißt sie weg.