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»Etwas ergriff mein Herz«, sagte Barasine und hob die Hand an die Brust, »drückte es fest zusammen. Ich wagte nicht zu sprechen.«

»Ichjüollte sprechen«, sagte Yukiri. »Meine Lippen wollten sich nicht bewegen.«

»Ta’veren«, sagte Saerin. »Aber ein so starker Einfluss … ich hatte das Gefühl, er zermalmt mich von innen.«

»Wie konntet Ihr dem widerstehen, Mutter?«, fragte Silviana.

Egwene runzelte die Stirn. Sie hatte nichts dergleichen verspürt. Vielleicht weil sie an ihn als Rand dachte. »Wir müssen über seine Worte sprechen. Der Saal der Burg wird in einer Stunde zusammentreten, um darüber zu diskutieren.« Diese Unterredung würde allerdings Versiegelt werden. »Und jemand soll sich vergewissern, dass er wirklich geht.«

»Gareth Bryne kümmert sich darum«, sagte Chubain von draußen.

Sichtlich erschüttert kämpften sich die Sitzenden auf die Füße. Silviana beugte sich vor. »Ihr habt recht, Mutter. Man darf ihm nicht erlauben, die Siegel zu brechen. Aber was sollen wir tun? Wenn Ihr ihn nicht gefangen nehmen wolltet…«

»Ich bezweifle, dass wir ihn hätten festhalten können«, sagte Egwene. »Da ist etwas an ihm. Ich … ich hatte den Eindruck, dass er die Abschirmung mühelos hätte durchbrechen können.«

»Und dann? Wie sollen wir ihn aufhalten?«

»Wir brauchen Verbündete«, sagte Egwene. Sie holte tief Luft. »Er könnte sich von Menschen überzeugen lassen, denen er vertraut.« Oder er könnte gezwungen werden, sich anders zu entscheiden, wenn er sich mit einer Gruppe konfrontiert sah, die groß genug war, um ihn aufzuhalten.

Jetzt was es noch entscheidender, mit Elayne und Nynaeve zu sprechen.

4

Das Muster stöhnt

Was ist das?«, fragte Perrin und versuchte den scharfen Geruch von verfaultem Fleisch zu ignorieren. Es waren keine Leichen zu sehen, aber seiner Nase nach zu urteilen, hätte der Boden mit ihnen übersät sein müssen.

Umgeben von der Vorhut, stand er neben der Jehannahstraße und schaute über eine hügelige Ebene mit wenigen Bäumen nach Norden. Wie an anderen Orten war das Gras braun und gelb, aber weiter von der Straße entfernt wuchs es dunkler wie von einer Krankheit befallen.

»Ich habe so etwas schon zuvor gesehen«, sagte Seonid. Die winzige hellhäutige Aes Sedai stand am Straßenrand und drehte das Blatt eines kleinen Busches in den Fingern. Ihr grünes Wollkleid war teuer, aber schlicht, ihr einziger Schmuck ihr Großer Schlangenring.

Leiser Donner grollte am Himmel. Hinter Seonid standen sechs Weise Frauen mit verschränkten Armen und unleserlichen Mienen. Perrin hatte gar nicht erst versucht, den Weisen Frauen – oder ihren beiden Aes Sedai-Lehrlingen – zu befehlen zurückzubleiben. Vermutlich hatte er Glück, dass er sie begleiten durfte.

»Ja«, sagte Nevarin, ging mit klappernden Armreifen in die Hocke und nahm Seonid das Blatt ab. »Ich habe als Mädchen die Große Fäule besucht; mein Vater hielt es für wichtig, dass ich sie sehe. Das sieht genauso aus wie dort.«

Perrin war nur einmal in der Fäule gewesen, aber diese dunklen Flecken waren unverwechselbar. Ein Rotkehlchen landete flatternd auf einem der fernen Bäume und fing an, an Zweigen und Blättern zu picken, fand aber nichts Lohnendes und flatterte wieder los.

Beunruhigend war, dass die Pflanzen hier besser aussahen als viele von denen, die sie unterwegs gesehen hatten. Fleckig, aber lebendig; sie schienen sogar zu gedeihen.

Beim Licht, dachte Perrin und nahm das Blatt entgegen, als Nevarin es ihm reichte. Es roch nach Verfall. Was für eine Welt soll das sein, wo die Fäule die gute Alternative ist?

»Mori hat die ganze Fläche umrundet«, sagte Nevarin und nickte einer Tochter zu, die in der Nähe stand. »Beim Zentrum wird alles dunkler. Sie konnte nicht erkennen, was dort ist.«

Perrin trieb Steher von der Straße. Faile folgte ihm; sie roch kein bisschen ängstlich, obwohl die Waffenmänner von den Zwei Flüssen zögerten.

»Lord Perrin?«, rief Will.

»Vermutlich ist es nicht gefährlich«, sagte Perrin. »Tiere gehen rein und raus.« Die Fäule war gefährlich wegen dem, was dort lebte. Und falls diese Bestien irgendwie nach Süden vorgedrungen waren, dann mussten sie das wissen. Die Aiel folgten ihm kommentarlos. Und da sich Faile ihm angeschlossen hatte, hatte Berelain natürlich ihrem Beispiel nacheifern müssen mit Annoura und Gallenne im Gefolge. Wenigstens hatte Alliandre sich einverstanden erklärt, in Perrins Abwesenheit zurückzubleiben und den Befehl über das Lager und die Flüchtlinge zu übernehmen.

Die Pferde waren bereits unruhig, und die Umgebung stimmte sie keineswegs friedlicher. Perrin atmete durch den Mund, um den Gestank nach Fäulnis und Tod abzuschwächen. Der Boden hier war auch feucht – wären doch bloß diese Wolken verschwunden, damit gutes Sonnenlicht den Untergrund trocknen konnte -, und die Pferde fanden keinen guten Halt, was sie langsam machte. Der größte Teil der Wiese war mit Gras, Kleeblatt und Unkraut bewachsen, und je weiter sie ritten, umso auffälliger wurden die dunklen Flecken. Nach einigen Minuten waren viele der Pflanzen eher braun als grün und gelb.

Schließlich kamen sie zu einem kleinen Tal, das sich an drei Hügel schmiegte. Perrin zügelte Steher, die anderen scharten sich um ihn. Hier erhob sich ein seltsames Dorf. Die Gebäude waren Hütten, die man aus einem merkwürdigen Holz erbaut hatte, das an große Schilfpflanzen erinnerte, und die Dächer bestanden ebenfalls aus Pflanzen – aber es handelte sich nicht um Stroh, sondern um gewaltige Blätter von der Breite von zwei Männerhänden.

Nichts Grünes wuchs hier, der Boden war sandig. Perrin glitt aus dem Sattel und bückte sich, um ihn zu befühlen, rieb das körnige Material zwischen den Fingern. Er sah die anderen an. Sie rochen nach Verwirrung.

Vorsichtig führte er Steher zur Dorfmitte. Die Fäulnis war von diesem Punkt ausgestrahlt, aber das Dorf selbst zeigte keine Spuren davon. Töchter verteilten sich verschleiert, Sulin an der Spitze. Sie führten eine schnelle Inspektion der Hütten durch und signalisierten einander mit schnellen Gesten, dann kehrten sie zurück.

»Niemand?«, fragte Faile.

»Nein«, antwortete Sulin und senkte vorsichtig den Schleier. »Der Ort ist verlassen.«

»Wer würde so ein Dorf bauen?«, fragte Perrin. »Und das ausgerechnet in Ghealdan?«

»Es wurde nicht hier gebaut«, sagte Masuri.

Perrin wandte sich der schlanken Aes Sedai zu.

»Dieses Dorf gehört nicht in diese Gegend«, sagte Masuri. »Solches Holz habe ich noch nie gesehen.«

»Das Muster stöhnt«, sagte Berelain leise. »Die wandelnden Toten, die seltsamen Todesfälle. In den Städten verschwinden Zimmer und verdirbt Nahrung.«

Perrin kratzte sich am Kinn und erinnerte sich an einen Tag, an dem seine Axt versucht hatte, ihn umzubringen. Wenn ganze Dörfer verschwanden und an anderen Orten wieder auftauchten, wenn die Fäule aus den Säumen wucherte, an denen sich das Muster auflöste … Beim Licht! Wie schlimm wurden die Dinge denn noch?

»Brennt das Dorf nieder«, befahl er. »Benutzt die Eine Macht. Vernichtet möglichst viele von den verseuchten Pflanzen. Vielleicht können wir verhindern, dass es sich ausbreitet. Wir bringen das Heer zu diesem Lager eine Stunde von hier und werden morgen dort bleiben, wenn ihr mehr Zeit braucht.«

Und ausnahmsweise hatten weder die Weisen Frauen noch die Aes Sedai etwas an dem direkten Befehl auszusetzen.

Jag mit uns, Bruder.

Perrin fand sich im Wolfstraum wieder. Undeutlich erinnerte er sich daran, müde beim schwindenden Licht einer offenen Lampe gesessen zu haben, deren einzelne Flamme flackerte, um darauf zu warten, dass die, die sich um das seltsame Dorf kümmern sollten, Bericht erstatteten. Er hatte in einer Ausgabe von Die Reisen des Jain Fernstreicher gelesen, die Gaul in Maiden gefunden hatte.

Jetzt lag er in der Mitte eines großen Feldes, dessen Gras bis Taillenhöhe wucherte. Er schaute auf; Gras strich gegen seine Wangen und Arme, als es im Wind erbebte. Am Himmel braute sich derselbe Sturm wie in der wachenden Welt zusammen. Hier war er gewalttätiger.