Выбрать главу

Androl fröstelte. »Er muss es sein, Norley.«

»Ist er aber nicht. Das kann ich Euch versichern.«

»Aber…«

»Er ist es nicht«, sagte der stämmige Mann. Androl holte tief Luft. Als Mezar vor ein paar Tagen zurückgekehrt war und erklärt hatte, es ginge Logain gut und mit Taim würde bald alles geklärt, hatte Androl die leise Hoffnung gehabt, dass es noch einen Ausweg aus diesem Schlamassel geben würde. Aber irgendetwas an dem Mann war seltsam erschienen. Darüber hinaus hatte der M’Hael Mezar mit einem großen Spektakel zum vollwertigen Asha’man gemacht; der Drache hatte ihn erhoben. Und jetzt verbrachte Mezar – der einst so unverbrüchlich loyal zu Logain gestanden hatte – seine Zeit mit Coteren und Taims anderen Laufburschen.

»Das wird übel, Androl«, sagte Norley leise und winkte einer anderen Gruppe trainierender Männer zu. »Ich sage, es ist Zeit für uns, hier zu verschwinden, ob wir nun damit gegen die Befehle verstoßen oder nicht.«

»Wir kämen nie an den Wachtposten vorbei«, erwiderte Androl. »Taim lässt nicht einmal diese Aes Sedai gehen; Ihr hättet mal den Aufstand erleben sollen, den die Dicke letztens am Tor machte. Nachts verdoppelt Taim die Wachen, und Wegetore funktionieren nicht.«

»Nun, aber wir müssen etwas unternehmen, oder? Ich meine … was ist, wenn sie Logain haben? Was dann?«

»Ich …« Ich weiß es nicht. »Sprecht mit den anderen, die loyal zu Logain stehen. Ich verlege uns in eine Unterkunft. Sie und ihre Familien. Wir sagen dem M’Hael, dass wir seinen neuen Rekruten mehr Platz geben wollen. Dann stellen wir nachts eine Wache auf.«

»Das dürfte etwas offensichtlich sein.«

»Die Spaltung ist bereits offensichtlich«, erwiderte Androl. »Tut es einfach.«

»Sicher. Aber was wollt Ihr machen?«

Androl holte tief Luft. »Ich werde uns ein paar Verbündete suchen.«

Norley bog nach links ab, aber Androl folgte weiterhin dem Weg durch das Dorf. Es hatte den Anschein, als würden ihn jeden Tag weniger Leute respektieren. Entweder hatten sie Angst, es zu tun, oder sie hatten sich auf Taims Seite geschlagen.

Gruppen von Männern im schwarzen Mantel standen mit verschränkten Armen da und beobachteten ihn. Androl versuchte sich gegen das aufsteigende Frösteln zu wappnen. Da bemerkte er Mezar, der mit einer Gruppe Gefolgsleute dastand. Der Mann lächelte ihn an. Mezar hatte nie zu den Leuten gehört, die schnell lächelten. Androl nickte ihm zu und erwiderte seinen Blick.

Und er sah, was Norley gesehen hatte. In diesen Augen lag etwas, das zutiefst verkehrt war, das nicht ganz lebendig war. Es schien kein Mensch zu sein, sondern nur seine Parodie. Ein in einen Menschenkörper gestopfter Schatten.

Das Licht stehe uns allen bei, dachte Androl und eilte weiter. Er ging zur südlichen Seite des Dorfes zu einer Gruppe kleiner Hütten mit weißen Holzwänden und Strohdächern, die geflickt werden mussten.

Androl zögerte vor der gesuchten Hütte. Was tat er hier überhaupt? Hier wohnten die Frauen der Roten Ajah. Angeblich waren sie gekommen, um mit Asha’man den Bund einzugehen, aber das hatten sie bis jetzt nicht getan. Das war offenkundig irgendeine List. Vielleicht waren sie gekommen, um eine Möglichkeit zu finden, den ganzen Haufen einer Dämpfung zu unterziehen.

Aber selbst wenn das der Fall war, dann konnte er sich zumindest darauf verlassen, dass sie sich nicht auf Taims Seite schlugen. Wenn man in den Rachen eines Löwenfischs starrte, dann erschien ein Piratenschiff gar nicht so schlimm. Androl hatte dieses Sprichwort aufgeschnappt, als er auf einem Fischerboot im Süden angeheuert hatte.

Tief Luft holend klopfte er. Die dicke Rote öffnete die Tür. Sie hatte das alterslose Gesicht einer Aes Sedai – es war nicht richtig jung, aber auch nicht alt. Sie musterte ihn.

»Wie ich höre, wollt Ihr die Schwarze Burg verlassen«, sagte Androl und hoffte, das Richtige zu tun.

»Hat es sich Euer M’Hael anders überlegt?«, fragte sie hoffnungsvoll. Sie lächelte sogar. Für eine Aes Sedai eine seltene Geste.

»Nein«, erwiderte Androl, »soweit ich weiß, verbietet er noch immer, dass Ihr geht.«

Sie runzelte die Stirn. »Was …«

Androl senkte die Stimme. »Ihr seid nicht die Einzige, die diesen Ort gern verlassen würde, Aes Sedai.«

Sie musterte ihn, ihr Gesicht nahm einen Ausdruck perfekter Ruhe an. Sie vertraut mir nicht, dachte er. Schon seltsam, wie eine fehlende Gefühlsregung eine Bedeutung vermitteln konnte.

Verzweifelt machte er einen Schritt nach vorn und legte eine Hand auf den Türrahmen. »Hier stimmt etwas nicht. Etwas ist schlimmer, als Ihr verstehen könnt. Einstmals, vor langer Zeit, arbeiteten die Männer und Frauen zusammen, die Zugang zur Einen Macht hatten. Es machte sie stärker. Bitte. Hört mich an.«

Sie stand noch einen Augenblick lang da, dann öffnete sie weit die Tür. » Kommt rein, schnell. Tarna, die Frau, mit der ich diese Hütte teile, ist gerade nicht da. Wir müssen vor ihrer Rückkehr fertig sein.«

Androl betrat das Gebäude. Er vermochte nicht zu sagen, ob er das Piratenschiff betrat oder in den Rachen des Löwenfischs stieg. Aber es musste sein.

57

Einen Hasen zum Abendessen

Mat landete auf unebenem Boden, geblendet vom Blitz. Fluchend stützte er sich mit dem Ashandarei auf dem nachgiebigen Untergrund ab. Er roch Blätter, Erde und verfaulendes Holz. Insekten summten im Schatten.

Das Weiß verblasste, und er entdeckte, dass er vor dem Turm von Ghenjei stand. Zur Hälfte hatte er damit gerechnet, in Rhuidean zu landen. Anscheinend hatte ihn der Speer an den Ort in der Welt zurückgebracht, von dem er aufgebrochen war. Thom saß auf dem Boden und hielt Moiraine aufgerichtet, die sich blinzelnd umsah.

Mat fuhr zu dem Turm herum und zeigte darauf. »Ich weiß, dass ihr zuseht!«, rief er aufgeregt. Er hatte es geschafft. Er hatte es verdammt noch mal wieder lebend herausgeschafft! »Ich habe euch geschlagen, ihr Dreck unter meinen Stiefeln! Ich, Matrim Cauthon, habe eure Fallen überlebt! Ha!« Er hob den Ashandarei über den Kopf. »Und ihr habt mir den Ausweg geliefert! Kaut auf dieser bitteren Erkenntnis zum Mittagessen herum, ihr verfluchten, verdammten widerwärtigen Lügner!«

Strahlend rammte Mat den Speerschaft neben sich in den Boden. Er nickte. Matrim Cauthon konnte niemand hereinlegen. Sie hatten ihn angelogen, ihm vage Prophezeiungen erzählt und ihn bedroht, und dann hatten sie ihn aufgeknüpft. Aber am Ende hatte er den Sieg davongetragen.

»Wer war der andere?«, fragte Moiraines leise Stimme hinter ihm. »Den, den ich sah, aber nicht kannte.«

»Er hat es nicht herausgeschafft«, sagte Thom ernst.

Das versetzte Mats Hochgefühl einen Dämpfer. Ihr Sieg hatte einen Preis gekostet, einen schrecklichen Preis. Er war die ganze Zeit mit einer Legende gereist?

»Er war ein Freund«, sagte Thom leise.

»Er war ein großer Mann«, sagte Mat, drehte sich und zog den Ashandarei aus der Erde. »Wenn du die Ballade über all das schreibst, dann betone vor allem, dass er der Held war.«

Thom sah ihn an, dann nickte er begreifend. » Die Welt wird wissen wollen, was mit diesem Mann geschah.« Beim Licht! Wenn er so darüber nachdachte, hatte es Thom nicht besonders überrascht, dass Noal Jain Fernstreicher gewesen war. Er hatte es gewusst. Wann hatte er denn das herausbekommen? Und warum hatte er ihm nichts gesagt? Thom war ein schöner Freund.

Mat schüttelte bloß den Kopf. »Nun, wir sind draußen, egal wie. Aber Thom, wenn ich das nächste Mal die verdammten Verhandlungen übernehmen will, schleich dich von hinten an und hau mir etwas Großes, Schweres und Stumpfes über den Kopf. Und mach dann weiter.«

»Deine Bitte ist zur Kenntnis genommen.«

»Lasst uns ein Stück weitergehen. Es gefällt mir nicht, diesen verfluchten Turm über meinem Kopf zu haben.«