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Die Wölfe heulten ihren Sieg hinaus, und einen kurzen Augenblick lang ließ er los, um nach der Vorderseite des Halses zu beißen und zu töten. Anderes existierte nicht mehr. Der Wald war verschwunden. Das Heulen verblich. Da war nur noch das Töten. Das süße Töten.

Eine Gestalt krachte in ihn hinein und schleuderte ihn ins Unterholz. Benommen schüttelte Junger Bulle den Kopf, knurrte. Ein anderer Wolf hatte ihn aufgehalten. Springer! Warum?

Der Hirsch sprang auf die Füße und raste weiter in den Wald hinein. Junger Bulle heulte vor Wut und Zorn, wollte ihm hinterherjagen. Wieder machte Springer einen Satz und warf sein Gewicht gegen Junger Bulle.

Wenn erstirbt, stirbt er den letzten Tod, übermittelte Springer. Die Jagd ist vorbei, Junger Bulle. Wir jagen ein anderes Mal.

Um ein Haar hätte Junger Bulle Springer angegriffen. Aber nein. Das hatte er schon einmal versucht, und es war ein Fehler gewesen. Er war kein Wolf. Er …

Perrin lag auf dem Boden und schmeckte Blut, das nicht ihm gehörte, das Gesicht schweißüberströmt. Er kämpfte sich auf die Knie, dann setzte er sich keuchend wieder hin und zitterte von dieser wunderbaren, erschreckenden Jagd.

Die anderen Wölfe setzten sich, schwiegen aber. Springer legte sich neben Perrin, den grauen Kopf auf die alten Pfoten gelegt.

»Das ist es«, sagte Perrin schließlich, »was ich fürchte.« Nein, du fürchtest es nicht. »Du sagst mir, was ich fühle?« Du riechst nicht nach Angst.

Perrin ließ sich wieder auf den Rücken fallen und starrte zu den Ästen hinauf; unter ihm zerfielen Zweige und Blätter. Sein Herz pochte von der Jagd. »Dann sorge ich mich eben deswegen.«

Sorge ist nicht dasselbe wie Furcht, meinte Springer. Warum das eine sagen und das andere fühlen? Sorgen, sorgen, sorgen. Das ist alles, was du tust.

»Nein. Ich töte auch. Wenn du mir beibringen willst, wie man den Wolfstraum meistert, wird das auf diese Weise geschehen?«

Ja.

Perrin sah zur Seite. Das Blut des Hirschbocks war auf einen trockenen Stamm gespritzt, Dunkelheit, die ins Holz eindrang. Auf diese Weise zu lernen würde ihn bis an den Rand der Verwandlung in einen Wolf bringen.

Aber er hatte dieses Problem zu lange vor sich hergeschoben, hatte Hufeisen geschmiedet, während er die schwierigsten und anspruchsvollsten Stücke nicht angerührt hatte. Er verließ sich auf die Macht der Witterung, die man ihm verliehen hatte, griff nach den Wölfen, wenn er sie brauchte – aber ansonsten ignorierte er sie.

Man konnte keinen Gegenstand schmieden, bevor man seine einzelnen Teile verstanden hatte. Er würde nicht wissen, wie er mit dem Wolf in seinem Inneren umgehen musste – oder ihn zurückweisen konnte -, bevor er den Wolfstraum verstand.

»Also gut«, sagte Perrin. »Dann soll es eben so sein.«

Galad ließ Stämmig durch das Lager traben. An allen Seiten errichteten Kinder Zelte und gruben Feuerstellen, bereiteten alles für die Nacht vor. Seine Männer marschierten jeden Tag fast bis zum Einbruch der Nacht, am nächsten Morgen standen sie in aller Frühe wieder auf. Je schneller sie Andor erreichten, umso besser.

Die vom Licht verfluchten Sümpfe lagen hinter ihnen, jetzt reisten sie durch offenes Gelände. Vielleicht wären sie schneller vorangekommen, wären sie nach Osten abgebogen und zu einer der großen Überlandstraßen in den Norden marschiert, aber das würde nicht sicher sein. Besser, sie gingen den Heeren des Wiedergeborenen Drachen und der Seanchaner aus dem Weg. Das Licht würde auf die Kinder scheinen, aber mehr als ein tapferer Held war in diesem Licht gestorben. Ohne Todesgefahr konnte es keine Tapferkeit geben, aber Galad wäre lieber weiterhin atmend im Licht gewandelt.

Sie hatten in der Nähe der Jehannahstraße gelagert und würden sie am nächsten Tag überqueren und weiter nach Norden ziehen. Er hatte eine Patrouille ausgeschickt, die die Straße im Auge behalten sollte. Er wollte wissen, wie stark die Straße frequentiert wurde, und er brauchte unbedingt Vorräte.

Galad machte mit seiner Runde durch das Lager weiter, begleitet von einer Handvoll berittener Gefolgsleute, und ignorierte die Schmerzen seiner diversen Wunden. Das Lager war schön ordentlich. Die Zelte waren nach Legionen gruppiert und bildeten konzentrische Ringe ohne gerade Durchgänge. Das sollte mögliche Angreifer verwirren und langsamer machen.

In der Mitte des Lagers klaffte eine Lücke. Ein Loch in der Formation, wo einst die Zweifler ihre Zelte aufgestellt hatten. Er hatte befohlen, dass man die Zweifler verteilte, zwei von ihnen jeder Kompanie zuteilte. Wenn die Zweifler nicht von den anderen getrennt waren, würden sie sich den anderen Kindern vielleicht kameradschaftlicher verbunden fühlen. Galad nahm sich vor, einen neuen Lagerplan zu erstellen und die Freifläche zu beseitigen.

Galad und seine Gefährten führten ihren Weg durch das Lager fort. Er ritt, damit man ihn sah, und Männer salutierten, wenn er sie passierte. Er erinnerte sich noch gut an die Worte Gareth Brynes: den größten Teil der Zeit lag die wichtigste Aufgabe eines Generals nicht im Treffen von Entscheidungen, sondern die Männer daran zu erinnern, dass jemand Entscheidungen treffen würde.

»Mein Kommandierender Lordhauptmann«, sagte einer seiner Gefährten. Brandel Vordarian. Er war schon ein älterer Mann, der älteste der Lordhauptmänner, die unter Galad dienten. »Ich wünschte, Ihr würdet es Euch noch einmal überlegen, was diese Botschaft angeht.«

Vordarian ritt direkt neben Galad, Trom befand sich auf der anderen Seite. Die Lordhauptmänner Golever und Harnesh ritten in Hörweite dahinter, gefolgt von Bornhaid, der heute als Galads Leibwächter diente.

»Der Brief muss überbracht werden«, sagte Galad.

»Es erscheint töricht, mein Kommandierender Lordhauptmann«, fuhr Vordarian fort. Glattrasiert und mit grauen Strähnen in seinem blonden Haar war der Andoraner ein wahrer Hüne von Mann. Galad war Vordarians Familie flüchtig bekannt, unbedeutende Adelige am Hof seiner Mutter.

Nur ein Narr weigerte sich, dem Rat von älteren und weiseren Männern nicht zuzuhören. Aber nur ein Narr befolgte sämtliche Ratschläge.

»Vielleicht ist es töricht«, erwiderte Galad. »Aber es ist richtig.« Der Brief war an die zurückgebliebenen Zweifler und Kinder gerichtet, die unter der Kontrolle der Seanchaner standen; viele würden Asunawa nicht begleitet haben. In dem Brief hatte Galad die Geschehnisse erklärt und ihnen befohlen, sich so bald wie möglich bei ihm zu melden. Es war unwahrscheinlich, dass jemand von ihnen kommen würde, aber sie hatten ein Recht zu wissen, was geschehen war.

Lord Vordarian seufzte, dann machte er Harnesh Platz, der an Galads Seite ritt. Der glatzköpfige Mann kratzte sich abwesend an der Narbenmasse, wo sein linkes Ohr gewesen war. »Genug von diesem Brief, Vordarian. Wie Ihr darauf herumreitet, nagt an meiner Geduld.« Es gab viel, das an der Geduld des Murandianers nagte, wie Galad fand.

»Ich nehme an, Ihr wünscht andere Dinge zu besprechen?« Galad nickte zwei Kindern zu, die Feuerholz hackten und in ihrer Arbeit innehielten, um ihm zu salutieren.

»Ihr habt Kind Bornhaid, Kind Byar und anderen gesagt, dass wir uns mit den Hexen von Tar Valon verbünden sollen! «

Galad nickte. »Mir ist klar, dass diese Vorstellung beunruhigend ist, aber wenn Ihr darüber nachdenkt, werdet Ihr sehen, dass es die einzig richtige Entscheidung ist.«

»Aber die Hexen sind das Böse!«

»Vielleicht«, sagte Galad. Einst hätte er das vielleicht abgestritten. Aber nachdem er anderen Kindern zugehört und darüber nachgedacht hatte, was Tar Valon seiner Schwester angetan hatte, war er zu dem Schluss gekommen, dass er möglicherweise zu nachsichtig mit den Aes Sedai war. »Aber selbst wenn sie böse sind, Lord Harnesh, sind sie doch verglichen mit dem Dunklen König bedeutungslos. Die Letzte Schlacht naht. Streitet Ihr das ab?«