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»Nun gut«, sagte Perrin. »Grady, verausgabt Euch nicht zu sehr, aber fangt an, mit ihnen zu arbeiten. Schaut, ob ihr einen Zirkel bilden könnt.«

»Ja, mein Lord«, sagte Grady. Der Asha’man erschien immer etwas kühl. »Es könnte gut sein, Neald mitmachen zu lassen. Wenn er steht, wird ihm schwindlig, aber es juckt ihn in den Fingern, etwas mit der Macht zu tun. Das wäre eine Möglichkeit, ihn wieder in Form zu bringen.«

»Gut«, sagte Perrin.

»Wir sind noch zu keinem Ergebnis über die Späher gekommen, die wir nach Cairhien schicken«, sagte Seonid. »Ich möchte bei der Gruppe sein.«

Perrin nahm einen Schluck Tee. »Von mir aus. Nehmt Eure Behüter, zwei Töchter und Pel Aydaer. Verhaltet Euch nach Möglichkeit unauffällig.«

»Camaille Nolaisen geht auch mit«, sagte Faile. Natürlich würde sie einen der Cha Faile in der Gruppe unterbringen.

Balwer räusperte sich. »Mein Lord. Wir brauchen dringend Papier und neue Schreibfedern, ganz zu schweigen von anderen heiklen Materialien.«

»Das kann doch sicherlich warten.« Perrin runzelte die Stirn.

»Nein«, sagte Faile langsam. »Nein, mein Gemahl, ich halte das für einen guten Vorschlag. Wir sollten jemanden schicken, der einkauft. Balwer, wollt Ihr gehen und die Sachen selbst besorgen?«

»Wenn es meine Lady wünscht«, sagte der Sekretär. »Ich wollte mir schon immer einmal diese Schule ansehen, die der Drache in Cairhien eröffnete. Sie müssten die Dinge haben, die wir brauchen.«

»Dann könnt Ihr gehen«, sagte Perrin. »Aber sonst keiner. Beim Licht! Noch mehr, und wir könnten gleich das ganze verfluchte Heer durchschicken.«

Balwer nickte und machte einen zufriedenen Eindruck. Der Mann spionierte nun offensichtlich für Perrin. Würde er Aybara verraten, wer sie wirklich war? Hatte er es bereits? Perrin verhielt sich nicht so, als wüsste er es.

Sie sammelte Tassen ein; die Zusammenkunft war so gut wie zu Ende. Natürlich würde Balwer anbieten, für Aybara zu spionieren; sie hätte sich früher an den verstaubten Mann wenden sollen, um zu sehen, welchen Preis sein Schweigen kosten würde. Fehler wie dieser konnten einer Königin den Thron kosten.

Sie erstarrte, die Hand auf dem halben Weg zu einer Tasse. Du bist keine Königin mehr. Du musst aufhören, wie eine zu denken!

In den ersten Wochen nach ihrer verstohlenen Abdankung hatte sie gehofft, eine Möglichkeit zur Rückkehr nach Andor zu finden, damit sie Elayne eine Stütze sein konnte. Aber je mehr sie darüber nachgedacht hatte, desto mehr wurde ihr klar, dass sie fortbleiben musste. In Andor musste jedermann davon überzeugt sein, dass Morgase tot war. Jede Königin musste ihren eigenen Weg gehen, und bei einer Rückkehr Morgases würde man Elayne möglicherweise als Marionette ihrer Mutter betrachten. Davon abgesehen hatte sich Morgase vor ihrem Weggang viele Feinde gemacht. Warum hatte sie solche Dinge getan? Ihre Erinnerungen an diese Zeit waren nur verschwommen, aber ihre Rückkehr würde mit Sicherheit alte Wunden aufreißen.

Sie fuhr darin fort, die Tassen einzusammeln. Vielleicht hätte sie nobel handeln und Selbstmord begehen sollen. Falls Feinde des Throns sie entdeckten, konnte man sie gegen Elayne benutzen, genau wie es die Weißmäntel getan hätten. Aber im Moment stellte sie keine Bedrohung dar. Außerdem war sie zuversichtlich, dass Elayne Andors Sicherheit nicht riskieren würde, nicht einmal, um ihre Mutter zu retten.

Perrin verabschiedete alle Teilnehmer an der Besprechung und erteilte ein paar grundsätzliche Anweisungen für das abendliche Lager. Morgase kniete nieder und wischte mit einem Lappen Schmutz von einer Tasse, die umgekippt war. Niall hatte ihr verraten, dass Gaebril tot war und al’Thor Caemlyn hielt. Das hätte Elayne bestimmt zur Rückkehr veranlasst, oder nicht? War sie Königin? Hatten die Häuser sie unterstützt, oder hatten sie sich wegen ihrer Taten gegen sie gewandt?

Der Spähtrupp brachte vielleicht Neuigkeiten, nach denen sich Morgase verzehrte. Sie würde eine Möglichkeit finden müssen, bei jeder Besprechung dabei zu sein, bei denen dann die Berichte besprochen wurden, vielleicht indem sie anbot, Tee zu servieren. Je besser sie in ihrer Tätigkeit als Failes Dienerin wurde, je näher würde sie an die wichtigen Ereignisse herankommen können.

Als die Weisen Frauen das Zelt verließen, sah sie jemanden draußen stehen. Tallanvor, so pflichtbewusst wie immer. Hochgewachsen, mit breiten Schultern, trug er das Schwert am Gürtel und schaute besorgt drein.

Seit Maiden hing er praktisch an ihren Fersen, und obwohl sie sich darüber aus Prinzip beklagte, hatte sie nichts dagegen. Nach zwei Monaten der Trennung wollte er jede Gelegenheit nutzen, mit ihr zusammen zu sein. Bei dem Blick in seine wunderschönen jungen Augen konnte sie nicht an Selbstmord denken, nicht einmal zum Nutzen Andors. Deswegen kam sie sich wie eine Närrin vor. Hatte ihr Herz ihr nicht bereits schon genug Ärger eingebracht?

Aber Maiden hatte sie verändert. Sie hatte Tallanvor schmerzlich vermisst. Und dann war er zu ihrer Rettung geeilt, obwohl er sich nicht so einem Risiko hätte aussetzen sollen. Er war ihr mehr ergeben als Andor selbst. Und aus irgendeinem Grund war das genau das, was sie brauchte. Sie ging in seine Richtung und balancierte acht Tassen in der Armbeuge, während sie die Untertassen in der Hand hielt.

»Maighdin«, sagte Perrin, als sie den Pavillon verließ. Sie zögerte, drehte sich um. Bis auf Perrin und seine Frau waren alle weg.

»Kommt bitte her«, sagte Perrin. »UndTallanvor, Ihr könnt genauso gut reinkommen. Ich kann Euch da draußen herumlungern sehen. Also ehrlich.. Es ist ja nicht so, als würde sich jemand aus dem Himmel stürzen und sie stehlen, während sie in einem Zelt voller Weiser Frauen und Aes Sedai ist!«

Morgase hob eine Braue. Ihr war nicht entgangen, dass Perrin Faile in letzter Zeit fast genauso sehr hinterherlief.

Tallanvor schenkte ihr ein kurzes Lächeln, als er eintrat. Er nahm ihr ein paar Tassen ab, dann traten sie vor Perrin. Tallanvor verneigte sich förmlich, was sie ärgerte. Er gehörte noch immer der Königlichen Leibwache an – soweit sie wusste, das einzige loyale Mitglied.

»Als Ihr Euch uns damals angeschlossen habt, machte man mir einen Vorschlag«, sagte Perrin schroff. »Nun, ich glaube, es ist Zeit, dass ich ihn befolge. In letzter Zeit seid Ihr beide wie ein paar Halbwüchsige aus verschiedenen Dörfern, die einander in der Stunde vor dem Ende des Sonntags anschmachten. Es ist höchste Zeit, dass Ihr heiratet. Wir könnten Alliandre die Zeremonie durchführen lassen, ich könnte es vielleicht ebenfalls tun. Habt Ihr eine Tradition, die ihr befolgen möchtet?«

Morgase blinzelte überrascht. Sie verfluchte Lini, dass sie Perrin diese Idee ins Ohr gesetzt hatte! Plötzlich ergriff sie Panik, obwohl Tallanvor sie fragend ansah.

»Zieht Euch etwas Hübscheres an, wenn Ihr wollt«, sagte Perrin. »Holt alle zusammen, die Ihr als Zeugen dabeihaben wollt, und seid in einer Stunde wieder hier. Dann bringen wir diesen Unsinn hinter uns.«

Ihre Wangen wurden ganz heiß vor Zorn. Unsinn? Wie konnte er es wagen! Und dann noch auf diese Weise! Sie wie ein Kind loszuschicken, als wären ihm ihre Gefühle – ihre Liebe – lediglich lästig?

Er rollte seine Karte zusammen, aber als Faile ihm die Hand auf den Arm legte, schaute er auf und bemerkte, dass man seinem Befehl nicht gefolgt war. »Was?«, fragte er.

»Nein«, sagte sie. Sie hielt den Blick fest auf Perrin gerichtet; sie wollte die unausweichliche Enttäuschung und das Gefühl der Zurückweisung auf Tallanvors Gesicht nicht sehen.

»Wie bitte?«

»Nein, Perrin Aybara«, sagte sie. »Ich bin nicht in einer Stunde wieder da, um getraut zu werden.«

»Aber …«

»Wenn Ihr Tee serviert oder Euer Zelt gereinigt oder etwas gepackt haben wollt, dann ruft mich. Wenn Ihr Eure Kleidung gewaschen haben wollt, werde ich gehorchen. Aber ich bin Eure Dienerin, Perrin Aybara, und nicht Euer Untertan. Ich stehe loyal zur Königin von Andor. Ihr besitzt nicht die Autorität, mir diese Art von Befehl zu geben.«